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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2009

Parkhaus Jahrhunderthalle Bochum

2. Preis

reiser & partner architekten bda

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Nahe der Bochumer Innenstadt liegt an der Alleestraße die Jahrhunderthalle auf dem 35 Hektar großen ehemaligen Krupp-Gelände. Dieses Industriegelände ist zu neuem Leben erweckt worden und bietet als Westpark auf einem einstigen Stahlstandort Raum für Erholung und Industriekultur. Das Konzept ist einfach: Vorhandenes wird neu erschlossen und ergänzt. Ein Teil des Gesamtkonzept ist die Errichtung eines Parkhauses, sowie eine Parkfläche für Busse und PKW`s für die Besucher der Kulturveranstaltungen in der Jahrhunderthalle.
Ziel des Wettbewerbs ist es, einen Baukörper zu entwickeln, dessen Architektur einerseits innovative Ansätze im Parkhausbau zeigt, andererseits einen städtebaulichen Impuls in Richtung Jahrhunderthalle liefert.
Städtebau:
Betrachtet man die angrenzende Bebauung und die vorhandenen Achsen auf dem Gelände, so fällt auf, dass die Haupterschließung diagonal zu den Hauptgebäudekanten der Jahrhunderthalle verläuft. Es ergibt sich die prägnante Situation mehrer Dreiecke. Dieses thematisch aufgreifend, legt sich das Parkhaus in eines dieser Dreiecke. Der Parkplatz belegt die andere Dreiecksfläche vom geplanten Standort.
Der Autofahrer gelangt vom Kreisverkehr aus in diagonaler Achse in Richtung Parken. Ebenso prägend für den Ort sind die drei Geländeebenen. Ausgehend von der Ebene 2 als Grundfläche für das gesamte Parken, entwickelt das Parkhaus eine Verbindung zur Ebene 1, dem inneren Park, mit der Jahrhunderthalle.
Das Parkhaus legt sich von einer Seite parallel an den Bestand der Krupphallen, die zweite kurze Seite bildet einen Gegenpol in Richtung neuem Stadtplatz vor dem Colosseum. Die dritte Seite liegt diagonal zur Fläche des Parkplatzes und hat eine umlenkende Funktion für die Blickbeziehung und Wege in Richtung Jahrhunderthalle.
Die Erschließung des Parkhauses verbindet zugleich den Höhenversprung mit einer Aufzuganlage.
Gebäudeentwurf:
Das Parkhaus mit 329 PKW-Stellplätzen ist rampenförmig ausgebildet und wendelt sich über zweieinhalb Ebenen dreiecksförmig nach oben. Von der höchsten Spitze aus geht eine Rampe Richtung Ausfahrt. Eine größtmögliche Eindeutigkeit der Wegeführung und eine Minimierung des Parksuchverkehrs für den Autofahrer ist gegeben. Das Dach kann als Plateau genutzt werden. Von hier gelangt der Besucher ebenerdig in Richtung Vorplatz Jahrhunderthalle.
Unter städtebaulichen Gesichtspunkten sollte ein niedriges Parkhaus entstehen. Die Höhe ordnet sich der vorhandenen Bebauung unter. Die Grundform als Dreieck lässt eine dynamische Gebäudestruktur zu. Es entsteht eine expressive Form, die auf den ersten Blick keine Assoziation mit dem „profanen Parken“ zulässt. Die sich überschneidenden Rampen für Autos und Fußgänger bilden mit der Topographie ein spannungsreiches Bild der Fassade zum Busparkplatz.
Das Stahlskelett der Ebenen wird von einer Fassade aus Corten-Stahl umhüllt. Die Stahlplatten sind unregelmäßig perforiert und wirken durchlässig, lassen Licht und Luft eindringen. Die Strukturierung der Fassade durch zusätzliche Diagonalen unterstreichen ebenso die Dynamik des Gebäudes. Die Erschließung für die Fußgänger im Gebäude über Rampen und einen Aufzug befindet sich an der Fassade parallel zum Busparken. Zwei dreieckige Innenhöfe bringen Tageslicht in das Innere und lassen die Baumasse gegliedert erscheinen. Gleichzeitig werden die Gebäudetiefen auf ein Maß von 16,50m reduziert. Automaten und Haupterschließung liegen im Bereich der Spitze in Richtung Jahrhunderthalle. Pförtner und Haustechnik sind in der Spitze Richtung Einfahrt untergebracht.

Konstruktion Stahlbau/Fassade:
Großen Spannweiten, kurze Bauzeit und einen hohen Vorfertigungsgrad waren ausschlaggebend für die Wahl des Baumaterials Stahl. Das Konstruktionsraster für die Stützen wurde mit 4,80m (für die Deckenplatten 2,40m) auf 16,00m festgelegt. Die Deckenkonstruktion aus Stahlblechen wird mit untergeschweißten Stegen alle 75cm verstärkt. Der Belag der Stahlebenen ist aus Epoxidharz Bodenbeschichtung, das Erdgeschoss wird gepflastert.
Die Fassadenverkleidung aus Cortenstahlplatten, mit dreieckigen Perforierungen versehen, ist vorgehängt. Die 1,25/4,50m großen Platten sind an der Primärkonstruktion aufgehängt. Die von außen oder innen aufgeschweißten Profile sind aussteifend. Durch die handwerkliche Anmutung jeder einzelnen Platte mit ihren veränderlichen Rostschlieren als einem künstlerischen Bild wird die Geschichte des Ortes Kulturlandschaft-Stahl fortgeschrieben.
Die Überbauung des Kanalrohres wird durch die Ausbildung eines Tragwerks aus Fachwerkbindern gesichert. Die anfallenden Lasten werden mit einer Pfahlgründung abgetragen.
Technische Ausstattung:
Eine flexible Parkhauslogistig ist angedacht. Das interne Parkleitsystem (iPls) zeigt dem Benutzer an, wo sich noch freie Parkplätze befinden. Eine getrennte Signalisierung weist Stellplätze für Behinderte aus. Das Einzelplatzerfassungssystem könnte gleichzeitig mit einem Diebstahlschutz ausgerüstet werden. Das gesamt Gebäude wird mit Bild- und Videotechnik ausgestattet. Die Schranken werden mit einer Kennzeichenerfassung der Autos ausgerüstet. Dies ermöglicht unter anderem die genaue Identifizierung des Parkplatzes. Beim Bezahlen wird der Platz des Autos auf die Quittung gedruckt. Des weiteren kann bei Verlust des Tickets über Eingabe des Kennzeichens ein neues Ausfahrtsticket erstellt werden. Mit der flexiblen Reservierungsfunktionen können Parkflächen verwaltet und für Anwendungen zum Beispiel VIP-Kunden oder Reservierung über Internet genutzt werden. Die Schrankenanlage auf dem Parkplatz kann in beide Fahrtrichtungen geschaltet werden. Zusammen mit dem „Notüberlauf“ kann eine schnelle Befüllung und Entleerung zu Stoßzeiten gewährleistet werden.
Freiraumkonzept:
Die Freiflächen greifen den Gedanken der puristischen Gestaltung auf.
Sie bilden mit den Innenhöfen eine atmosphärische Wirkung. Der Innenhof mit Wasserbecken nimmt das Thema „Wasserwelten“ auf. Gleichzeitig dient er der Regenwasserrückhaltung des Daches. Der zweite Innenhof mit weißem Kies reflektiert das Licht.
Der Parkplatz mit 12-24 Busplätzen und 38 PKW-Stellplätzen bekommt eine homogene Asphaltdecke, frei von Stadtmobiliar. Lediglich Markierungen sind vorgesehen. Die Stufen in Richtung Jahrhunderthalle bilden einen Übergang vom Platz zum Gebäude. Sie sind ebenso aus Cortenstahl und sind analog zum bestehenden Lichtkonzept illuminiert.
Die Fortführung der Achse Richtung Jahrhunderthalle ist als Stützwand bzw. Bodenfuge im Fassadenmaterial gebildet. Der südliche Streifen ist eine Kies- bzw. Schotterfläche. Durch die Verlängerung des Gitterrostes über der Bestandstreppe wird die Erschließung verknüpft.