modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener interdisziplinärer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil | 07/2009

Gartenschau "Natur in Tirschenreuth 2013"

1. Preis

KRP Architektur GmbH

Architektur

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Martin Eckardt

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Schels - Areal
Die Neugestaltung des Schels-Areals bietet für die Stadt Tirschenreuth die einmalige Gelegenheit, die Innenstadt mit dem neuen Stadtpark am Fischteich zu verbinden und die Lebensqualität in der Innenstadt entscheidend zu verbessern. Aus dieser Überlegung heraus entstand das Konzept eines „Platzes am Fischteich“. Wie ein Balkon verbindet der neue Platz die Innenstadt mit dem Stadtpark und öffnet die Perspektiven aus der Stadt in die Landschaft und auf den Fischhof.
Die vorgesehene Bebauung ist auf zwei Baukörper reduziert, die den Platz akzentuieren und ihn mit dem Stadtgefüge verzahnen. Zwischen den beiden thematisch verbundenen Baukörpern entsteht eine räumliche Spannung, die den Platz fasst und ihm eine innenstädtische Maßstäblichkeit verleiht.
Die städtebaulich wichtige Verbindung Bahnhofstraße-Marktplatz-Lehnertstraße findet hier einen Endpunkt und wird zum Fischhof und neuem Stadtteich weitergeführt.
An diese Sichtachse angebunden befindet sich ein Pavillon, der über die Platzkante hinaus Richtung Wasser geschoben angeordnet ist, und als Umlenkung in Richtung Fischhof funktioniert. Er reflektiert durch seine hervorgehobene Anordnung die Verbindung zwischen der Stadt und dem Wasser und beinhaltet das zukünftige Restaurant “Fischkasten“ für regionale Fischspezialitäten. Die Architektur des Pavillons wird aus den historischen Fischkästen in Tirschenreuth abgeleitet und spiegelt sich in seiner einfachen, „kastigen“ Form und der Verwendung von Holz als durchlässige, transparente Fassade. Für den Restaurantbesucher bietet sich ein einmaliger Blick auf den neuen Stadtteich und auf den Fischhof.
Der gegenüberliegende Baukörper verknüpft den Platz mit der Bebauung der Regensburger Straße und gibt ihm einen Rücken. Die Gestaltung beinhaltetet in freier Interpretation ebenfalls das Thema Fischkasten. Der Kopf des Gebäudes vermittelt in seiner Ausformung mit der Straßen begleitenden Bebauung der Regensburger Straße. Für die Nutzung ist ein Familienhotel mit 34 Zimmern vorgesehen, dass von der besonderen Lage zwischen Stadt und Park profitiert und für alle Zimmer einen Blick auf den Park mit dem Stadtteich, der Innenstadt und den Fischhof gewährt. Das Konzept für den Betrieb, ein flexibles, sportliches und modernes Ambiente im mittleren Preissegment, soll insbesondere Familien, Radsportler und Wanderer ansprechen, aber auch für den Kurzurlauber durch das sein besonderes Ambiente interessant sein.
Das Erdgeschoß des Hotels öffnet sich zum Platz und bietet weitere Angebote wie Café und kleinere Veranstaltungsräume für Hotelgäste, Besucher und die Einwohner von Tirschenreuth.
Die Realisierung dieses Teils ist aus Sicht der Verfasser erst nach Abschluss der Gartenschau wahrscheinlich, weil hierfür ein längererer Entwicklungsvorlauf notwendig scheint. Für die Zeit der Gartenschau sind in diesem Bereich die Ausstellungshallen vorgesehen, die eine hervorragende Überleitung und Eingangssituation zur Innenstadt bilden.


Verbindung Schels – Areal / Fischhof: Stadtteichbrücke

Gestaltung der Brücke
Dieses wesentliche Element der Gartenschau, die neue Verbindung zwischen Innenstadt und Fischhof, ist funktionales Element und Landmarke zugleich. Die bildlichen Assoziationen zu Wasser, Fischzucht und moderne Konstruktion bestimmen die Erscheinung der Brücke. Sie wird als einfacher Steg interpretiert, der in eleganter Linienführung den Übergang über den Stadtteich markiert. Sie setzt in ihrer Gestaltung ein individuelles Zeichen mit großer Signetwirkung ohne mit übertriebenen konstruktiven Gesten die Stadtsilhouette und den Stadtpark zu stören. Sie bildet einen wesentlichen Teil der Landschaft und schafft die selbstverständliche Fortsetzung der anschließenden Wege. Sie stört durch ihre minimierte Konstruktion keine Blickbeziehungen, sondern bietet ihrerseits einen interessanten Aufenthaltsort über dem Wasser. In ihrer Gestaltung und Duktus tritt sie selbstbewusst als moderne Konstruktion der historischen Fischhofbrücke gegenüber auf. Sie reflektiert Gestaltungsmerkmale der Fischhofbrücke wie Bogenform und Ausnutzung von Materialeigenschaften und eröffnet so einen Dialog zwischen Alt und Neu.
Der langgestreckte Brückenkörper schwingt sich leicht von Ufer zu Ufer und schafft durch seinen bauchigen Querschnitt einen beschützenden Brückenraum, der zum Aufenthalt einlädt.
In der Fernsicht ist die Linienführung bestimmend, die bei der nahen Betrachtung durch das schimmernde leicht transparente Geflecht, das die Brücke umhüllt, bereichert wird. Diese Umhüllung wird durch seine ständig wechselnde Oberflächentextur mit differenzierter Licht-Schattenwirkung charakterisiert.
Das Haupttragelement der Brücke bildet ein Stahlhohlkasten, der auf leichte Betonpfeiler mit elliptischen Querschnitt auflagert. Die Stützung basiert auf einen Abstand von 7,50m mit einem Mittelfeld als Durchfahrt für die Boote von 21,00m. Dieses Feld wird auch in der Erscheinung der Brücke besonders betont, hier befindet sich der Hochpunkt der Brücke mit der größten Konstruktionshöhe.
Die Brücke erhält einen Dünnschichtbelag, der sich in Struktur und Farbe weitestgehend an die Beläge der Wege angleicht und so optisch die Fortführung der Parkwege über die Brücke unterstreicht.

Zwischen der Bekleidung und dem Hohlkasten ist ein Rundrohr zur Aufnahme einer Illuminationsbeleuchtung eingefügt. Für die Fernwirkung wird sie einen geheimnisvollen Aspekt in die Ansicht bringen und die Brücke als einen besonderen Ort markieren. Eine Zweckbeleuchtung ist auf der Brücke nicht vorgesehen und könnte aber bei Bedarf im Geländer nachgerüstet werden.

Daten
Länge: 32,70 m
Einzelstützweiten: 4 x 7,50 m – 21,00 m – 4 x 7,50 m
Lichte Weite zw. den Widerlagern: 81,00 m
Lichte Weite in Brückenmitte: 8,90 m (im Fußpunkt)
Nutzbreite: 3,50 m
Bauhöhe: 0,30 bis 0,65 m

Die Widerlager werden in Ortbetonbauweise hergestellt und sind mit einer Flachgründung vorgesehen
In der Auslobungsunterlage zum Wettbewerb ist kein Bodengutachten enthalten. Es wurde aufgrund von Erfahrungswerten von einem gut tragfähigen Untergrund ausgegangen.
Die Montage der Brücke stellt sich unproblematisch dar. Nach Herstellung der Bohrpfähle und Widerlager wird der gesamte Stahlüberbau ausgeführt. Er wird als vorgefertigtes, mehrteiliges Element eingehoben und Montagefugen verschweißt.


Wartung und Unterhalt
Die Wahl der Materialien und Oberflächenbehandlung sowie des statisch- konstruktiven Systems lassen geringe Instandhaltungs- und Wartungskosten erwarten:
- kein Holz o.ä. als Belag oder in der Konstruktion
- kleinteilige, d.h. wartungsanfällige Konstruktionselemente nicht
witterungsexponiert sondern unter der Brückenplatte angeordnet
- Geländer geschraubt, dadurch einfache Wartung ggf. Austausch möglich
- keine horizontalen Flächen in der Konstruktion („Taubenrastplätze“)
- Widerlagerwände mit AGS als Permanentsystem auf Acryl-Copolymerbasis



Sonstige Brückenbauwerke
Für alle weiteren erforderlichen Brückenbauwerke soll das für die Stadtteichbrücke entwickelte Prinzip in angepasster Form angewendet werden. Die Vereinheitlichung der Gestaltung bewirkt einen Wiedererkennungseffekt und bindet den Park zu einer Einheit zusammen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Arbeit besticht durch ihre durchgängige intensive und sensible Bearbeitung aller
städtebaulich relevanten Teilbereiche. Dabei reagiert sie in jedem Fall kraftvoll und
gleichzeitig angemessen. Das Gelände der Schelsbrauerei wird freigeräumt, so dass
eine attraktive Sichtachse von der Altstadt Richtung Fischhof entsteht. Der damit
formulierte „Platz am See“ wird nordseitig ergänzt durch eine wohltuend ausgewogen
komponierte Hotelarchitektur und durch ein über die Uferkante auskragendes
Restaurantgebäude. Holzfassaden in zeitgemäßer Formensprache drücken eine
geglückte Hinwendung zum anschließenden Landschaftsraum aus.
Die rückwärtige Erschließung der Bebauung an der Regensburger und Dammstraße
ist denkbar, müsste aber genauer nachgewiesen werden.
Die Brück zum Fischhof setzt logisch am „Platz am See“ an und führt direkt auf
diesen zu. Eine einfachere und feingliedrigere Gestaltung wäre wünschenswert.
Beim Fischhof wird die an die historische Insellage erinnernde Umfeldgestaltung
positiv gesehen. Erschließung und Parkplätze in diesem Bereich sind angemessen
berücksichtigt.

Landschaftsarchitektur (Dauernutzungskonzept)
Die Verfasser formulieren als Leitidee die historische Abbildung der Fischhofinsel.
Des weiteren wird eine zentrale Achse mit Blickbezug vom Maximiliansplatz bis zum
Platz am See geschaffen.
Der Entwurf geht sehr sensibel auf die örtlichen Besonderheiten ein.
Die Gestaltung wirkt spannungsreich und dabei gleichzeitig sehr selbstverständlich.
Die Aussichtspavillons sind gut platziert, zweckorientiert und entsprechen in der
Formensprache der neuen Architektur im Bereich des ehemaligen Schelsgeländes.
Im Bereich der Storchenwiese werden durch die Wegeführung die ökologischen
Belange in hohem Maß berücksichtigt. Positiv ist dabei insbesondere, dass der
ökologisch wertvolle Bereich über die Storchenwiese hinaus nach Osten
weitergeführt wird. Im Bereich der Waldnaab-Auen ist das vorgeschlagene
Wegesystem hinsichtlich der naturschutzrechtlichen Belange zu überarbeiten.
Die öffentlichen Stadtgärten zwischen Uferpromenade und Altstadtkante geben eine
gute Antwort auf diesen besonders wichtigen Saumbereich. Sie gewährleisten
darüber hinaus attraktive Aufenthaltsbereiche, die im Norden den weiten Blick in die
Landschaft und auf die Fischerhofbrücke genießen lassen.
Im Mühlbühlgelände eröffnen die Sichtzäsuren im Gehölzbestand Ausblicke auf die
Stadt. Die sorgfältig eingefügten Pflanzflächen sind eine Bereicherung.
Das Freibadgelände wird mit den geplanten Ergänzungen gut abgerundet. Die
Abfolge – baumbestandener Parkplatz – Jugendspielplatz – überzeugt.
Die Arbeit liegt im wirtschaftlichen Bereich.

Brückenbau und Wehr
Die neun-feldrige Balkenbrücke besteht aus einem einzelligen stählernen Hohlkasten
mit veränderlicher Konstruktionshöhe und einer durchgehenden Fahrbahn.
Zusammen mit den gebogenen Geländern erscheint der Querschnitt Ellipsenförmig.
Die taillierten Pfeiler aus Stahlbeton haben elliptischen Querschnitt. Die für den Unterhalt notwendigen Korrosionsschutzarbeiten sind wegen des
geschlossenen Stahlkastens gering.
Wehr: Die Spundwand wird mit Granit-Mauerwerk verkleidet, der Überlauf bei
Niedrigwasser erfolgt über einzelne auskragende Rinnen. Nur bei Hochwasser wird
die Dammkrone in gesamter Breite überströmt.

Ausstellungskonzept
Thema des Entwurfs ist „Tirschenreuth – Inselstadt“. Sowohl im Dauerkonzept als
auch vor allem im Ausstellungskonzept wird das Thema durch die Herausarbeitung
der ehemaligen Insellage des Fischhofs gut umgesetzt.
Sehr positiv wird die Einbeziehung der Spielflächen neben den Kleingärten und die
Erweiterung des Freibades in das Ausstellungsgelände bewertet, da Gartenschauen
gerade für Familien ein begehrtes Ausflugsziel sind. Die rein temporären
Ausstellungsflächen befinden sich auf Standorten, die wenig Rückbau erfordern. Sie
sind konzentriert, gut über das gesamte Gelände verteilt und mit dem Dauerkonzept
kompartibel. Inhaltlich wird zwar nicht näher auf einzelne Ausstellungsthemen
eingegangen, aber die Flächennachweise sind vollständig erbracht.
Blumenhalle und Gastronomiezelt sind gut andienbar und als sinnvolle
Zwischenlösung auf dem Standort der späteren Bebauung an der Regensburger Str.
untergebracht.
Die Zufahrts- und Zugangsmöglichkeiten für das Amtsgericht und die
Privatgrundstücke „Am Fischhof“ liegen außerhalb des eingezäunten Bereichs und
sind gut gelöst. Die Eingänge Fischhof und Altstadt sind richtig angeordnet, die
Einzäunung ist logisch und wirtschaftlich.
Die geforderten Parkplätze für das Landratsamt für die Ausstellungszeit sind nicht
nachgewiesen.
Ingesamt ein schlüssiges und gutes Ausstellungskonzept.
Platz an See

Platz an See

Ausstellungskonzept

Ausstellungskonzept

Dauernutzungskonzept

Dauernutzungskonzept

Seepark

Seepark