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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

WohnKarree Elsässer Straße

2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

MoRe Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Vier Quartiersbausteine bilden das städtebauliche Grundgerüst des Entwurfs.
Die städtebauliche Grundrichtung folgt der Bebauung im Südosten an der Berliner Allee. In seiner Körnung stellt es jedoch ein Hybrid aus der Struktur von Einzelhäusern im Nordosten und den Zeilen im Nordwesten des Quartiers dar. Den angrenzenden Ordnungen wird somit Rechnung getragen, gleichzeitig entsteht ein Quartier mit einer eigenständigen Identität, aus raumbildenden Wohnzeilen und Punkthäuser als wichtige Orientierungspunkte innerhalb des Quartiers.
Drei der vier Baufelder sind von selbem Zuschnitt, das vierte im Südwesten des Quartiers an der Elsässer Straße bildet den Auftakt des Wohnkarrees.
Entlang der Elsässer Straße finden sich im Erdgeschoss soziale und kleingewerbliche Nutzungen – wie etwa eine Bäckerei und Gemüseladen – und die Kindertagesstätte, die ein Angebot für das ganze Viertel darstellen.
Die Konzeption des Quartiers als weitgehend autofreie Zone, sorgt nicht nur für eine Reduktion von Lärm- und Abgasemissionen, sondern führt auch zu einer Vergrößerung des Grünflächenanteils und der Entsiegelung der Flächen. Die Erschließung erfolgt ausschließlich an den Rändern. Eine Zufahrt zum Innenbereich ist nur für Notverkehr vorgesehen.
Zwei komplementäre Wohnformen bestimmen das Angebot in den Wohnhöfen
In den Punkthäusern sind die 2- und 3-Zimmerwohnungen als barrierefreie Flats organisiert, die über Aufzug erschlossen werden und somit auch für bewegungseingeschränkte Menschen attraktiv sind. In den Wohnzeilen dagegen formen sich die 4- und 5-Zimmerwohnungen zu gestapelten Maisonettes. Ein zusammenhängender Wohn-Essbereich über die ganze Tiefe des Gebäudes und in direkter Verbindung mit dem privaten Außenraum stellt ein besonderes Angebot dieses Wohnraumkonzepts dar. Der Schlafbereich mit Bad ist jeweils auf der zweiten Ebene untergebracht.
Die kompakten Baukörper in Massivbauweise werden mit einer Fassade in doppelschaliger Holzkonstruktion errichtet. Sämtliche Bauteile sind in Passivhausstandard gedämmt. Der massive Kern übernimmt Wärme-Speicherung, Schallschutz und passive Klimatisierung. Die Fassade aus nachwachsenden Rohstoffen ist variabel in der Gestaltung, schnell in der Montage und verfügt über optimale Dämmeigenschaften. Großflächige Fenster in den Wohnungen sorgen für eine optimale Tageslichtnutzung und solare Gewinne. Zusätzlich sind Fotovoltaikelemente zur Stromerzeugung an den Fassaden installiert.
Ziel ist ein weitgehend energieautarkes Quartier, mit Gebäuden als Nullemissionshäuser in Passivhausbauweise.
Gebäude und Haustechnik werden so konzipiert, dass sie sich weitgehend selbst mit Energie versorgen können. Dem Konzept zugrunde liegt ein eigenes virtuelles Energienetzwerk, das größtenteils aus der Sonne und regenerativen Energiequellen gespeist wird. Überschüsse werden gewinnbringend in das öffentliche Netz eingespeist. Die Haustechnik soll zudem möglichst viel Energie einsparen, indem die Exergie in den Gebäuden zurückgewonnen wird. Die Energieversorgung ist modular aufgebaut, so kann das Quartier in Bauabschnitten realisiert werden.
Ressourcenschonendes Wassermanagment und grüne Architektur vervollständigen das nachhaltige Konzept.
Die Konzeption des Quartiers als weitgehend autofreie Zone, sorgt nicht nur für eine Reduktion von Lärm- und Abgasemissionen, sondern führt auch zu einer Vergrößerung des Grünflächenanteils und der Entsiegelung der Flächen. Dadurch steigt der Erholungsfaktor innerhalb des Quartiers.

Die modulare Energieversorgung der Gebäude ist mit seinen Bausteinen dem individuellen Nutzerverhalten angepasst. Einer dieser Bausteine ist die thermische Solaranlage auf dem Dach, die einen gebäudezentralen Pufferspeicher mit Wärme versorgt. Ein wärmegeführtes Micro-BHKW je Haus sorgt für zusätzlich notwendige Wärmeerzeugung und Strom. Zusammen mit dem Strom der Fotovoltaikanlagen wird dieser in das öffentliche Netz eingespeist und vergütet. Durch den Betrieb der BHKW's mit Biogas, Pflanzenöl oder Holzpellets (z.B. als Pilotprojekt des EVU) kann die Energieerzeugung komplett regenerativ und klimaschonend erfolgen.

Die dezentrale Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung versorgt die Bewohner mit Frischluft und erwärmt die Wohnungen. Über kleine Niedertemperatur-Wandflächenheizung wird zusätzlicher Wohnkomfort erreicht. Die Wärme für die Nachheizregister der Lüftung, die Flächenheizungen und die Warmwasserversorgung wird aus dem gebäudezentralen Pufferspeicher mit Frischwassersystem bezogen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit vier Stadthöfen mittlerer Dichte bringen die Verfasser eine neue Typologie nach Freiburg Mooswald. Diese Zutat zur Stadtmorphologie wird überzeugend präsentiert, wie der Schwarzplan dokumentiert. Im Ergebnis entstehen maßstäbliche Gebäudegruppen mit gut geschnittenen Innenhöfen und einem differenzierten Angebot an wohnungsintegrierten und wohnungsnahen Freiräumen. Die Kindertagesstätte ist gut platziert und erhält einen gut abgeschirmten Außenbereich.
Der von den Verfassern dokumentierte Entwurfsprozess, in dem sich das räumliche Konzept aus der Addition von vier gleichen Stadtbausteinen entwickelt, hat jedoch entscheidende Nachteile. Den Rändern zu den angrenzenden Quartieren fehlt es an räumlicher Präzision. Sie präsentieren sich eher als Resträume ohne eigene städtebauliche Qualität. Besonders kritisch zeigt sich das an der Elsässer Straße, wo die Chance vertan wird, einen hochwertigen Stadtraum zu formulieren und lediglich zwei Dreiecksflächen – eine steinerne und eine begrünte – angeboten werden, deren Tragfähigkeit und Qualität in Zweifel gezogen werden muss.
Der zwischen den Stadthöfen angebotene Quartiersplatz liegt gut nachvollziehbar an der Schnittstelle der Wege durch das Quartier. Zuschnitt und Größe lassen erwarten, dass sich hier das Quartiersleben entfalten kann. Mit ihren gestalterischen Andeutungen treffen die Verfasser die Stimmung des Ortes – zu fragen wäre allerdings, ob die Fläche vollständig mit harten Belägen versehen werden müsste. Der Hoftypologie geschuldet ist ein direktes Aufeinandertreffen öffentlicher Platznutzung und privater Gartennutzung. Aus den Schnitten ist nicht eindeutig abzulesen, wie die Höhenverhältnisse und Übergänge zwischen öffentlichem Raum und Gebäudeeingängen gelöst sind.
Die angebotene Wohntypologie erlaubt die Realisierung der gewünschten Vielfalt der Wohnungen. Die Grundrisse überzeugen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Wunsch des Auslobers nach Barrierefreiheit erscheint das Angebot an Maisonetten etwas üppig. In ihren architektonische Aussagen versprechen die Verfasser ein differenziertes Bild des WohnKarrees Elsässer Straße geprägt von sorgfältig komponierten Lochfassaden und einer differenzierten Kubatur.
Die Erschließung des Gesamtquartiers über die Ränder und die dadurch erreichbare Beruhigung im Innenbereich wird positiv bewertet. Die erforderlichen Nachweise für Notverkehr und Belieferung sind aufgezeigt, jedoch im Detail zu konkretisieren. Die TG-Zufahrten ausschließlich über die Elsässer Straße sind nicht unproblematisch und bedingen gleichzeitig zwei langgestreckte Garagenkörper, die eine Reihenfolge der Realisierungsstufen zwingend festlegen und deshalb eine Differenzierung in kleinere Einheiten konsequenter wäre.
In ihrem Entwurf präsentieren die Verfasser ein vielfältiges Stadtquartier mit hoher Wohnqualität und attraktiven Innenräume. In den von der Jury kritisch gewürdigten Nutzungskonflikten an der Nahtstelle von öffentlichem Quartiersplatz und privaten Gärten und in den räumlichen Mängeln der Gebietsränder sind die Verfasser Gefangene ihrer Entwurfsphilosophie.