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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2010

Universitätsstadt Gießen, Landesgartenschau 2014

1. Preis / 1. Rang

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

KRP Architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Wieseckaue und Science-Gärten
In der alten Universitätsstadt Gießen übt die angewandte Wissenschaft und die Wissensvermittlung einen besonders prägenden Einfluss auf den Charakter der Stadt aus. Weltbekannte Forscher wie Justus Liebig oder Conrad Röntgen waren hier tätig. Weithin bekannt sind die einzigartigen Wissenschaftsmuseen „Mathematikum“ und „Liebig-Museum“ sowie die traditionsreichen Lehr- und Versuchsgärten wie der alte Botanische Garten oder der „Akademische Forstgarten“. Die Hochschulen sind die wichtigsten Identitätsträger der Stadt. Der Entwurf für die Erneuerung des Stadtparks Wieseckaue basiert auf der Idee, die räumlich gute Parkstruktur von Prof. Grzimek aus dem Jahr 1965, konzeptionell durch das Thema „Wissenschaftsgärten“ weiterzuentwickeln. In der Synthese entsteht ein neuartiger „Wissenschafts-Volkspark“ der die in der Stadt verwurzelte Tradition des Lernens und der Wissensvermittlung spielerisch kombiniert mit den klassischen Aufgaben eines Volksparks wie Sport, Spiel und Erholung.

Foyers
Das strukturelle Problem des Stadtparks war bisher seine räumliche Zurückgenommenheit gegenüber den angrenzenden Stadtquartieren aufgrund der trennenden Wirkung der am Rand angelagerten privaten Nutzungen. Die konsequente Öffnung der Wieseckaue zur Stadt erfolgt durch die Anordnung neuer, großzügiger Parkkorridore, die den Stadtpark bis an die Ringallee verlängern. Sie sind markante Park-Foyers, die den Besucher in der Stadt „abholen“ und ihn zum Parkzentrum führen. Die „Parkfinger“ verzahnen die Wieseckaue mit der Stadt.

Science-Gärten
Das Thema der spielerischen, interaktiven Wissensvermittlung zieht sich wie ein roter Faden durch neuen Park. In Zusammenarbeit mit den Universitätsfakultäten entstehen „Gartenlabore“, „Wissens-Folies“ und „Science-Gärten“. Sie verteilen sich über den gesamten Gartenschaupark. Die repräsentative Achse der Science-Gärten - in Verlängerung der Hauptverbindung zur Innenstadt - bildet den Auftakt zur LGS. Sie leitet die Besucher in den Park hinein bis zum Ufer des Neuen Sees.

Beltwalk am Neuen See
Das Rückgrat der Gartenschau bildet der blühende Beltwalk um den Neuen See. Er greift den organischen Verlauf des von Prof. Grzimek angelegten Rundwegs auf und variiert diesen durch Aufweitungen und Verengungen. Nach dem Prinzip der Beltwalks in den Englischen Landschaftsparks ensteht so eine Parkpromenade, die den Besucher über einen abwechslungsreich inszenierten Rundweg, mit wechselnden Szenerien durch den Park rund um dem den Neuen See führt: Offenen, sonnigen Abschnitte folgen dichte, schattige Gehölzgruppen. Beeindruckende Schilfpflanzungen wechseln mit attraktiven Staudenpflanzungen. Dazwischen öffnet sich der Weg zu sonnigen Plätzen am Wasser. Sichtachsen über den See wecken die Entdeckerlustder Besucher. Der breite Rundweg erschließt zugleich alle wichtigen Attraktionen wie die große Gastronomieterrasse mit Palmenhaus am südexponierten Nordufer, verschiedene Spiellandschaften, den Irrgarten und die über das Gartenschaugelände verteilten „Wissens-Folies“. Die Vereinbarkeit von Naturschutz und Erholungsnutzung erhält hierbei einen großen Stellenwert: Durch die gezielte Besucherführung im Bereich der ökologisch wertvollen Uferbereiche werden die Schilfzonen geschützt. Der vorhandene Baumbestand bleibt fast vollständig erhalten. Blickbeziehungen werden nur durch die partielle Entnahme von Ufergehölzen und behutsames Auslichten hergestellt. Lediglich im Bereich der Halbinsel sollte durch die Herausnahme von Bäumen eine sonnige Liegewiese entstehen. Eine intensive Wassernutzung ist am Neuen See nicht vorgesehen. Durch die Auslagerung der großräumigen, privaten Nutzungen wie dem Fußballplatz von „Blau Weiß Gießen e.V.“ und des Verkehrsübungsplatz gelingt es, die im Rahmen einer Gartenschau erforderlichen Raumprogramme umzusetzen, ohne dabei die landschaftliche Großzügigkeit der Wieseckaue zu gefährden.

Halbinsel
Die Halbinsel eignet sich aufgrund ihrer attraktiven, allseitig von Wasser umgebenen Lage als Ort der Entspannung und zwanglosen Begegnung. Farbige Holzdecks bieten komfortable Sitz- und Liegemöglichkeiten. Die große Wiese wird etwas von den Gehölzen freigestellt und lädt ein zum Sonnenbaden oder Picknick.

Kleiner Teich
Im Bereich des etwas verborgenen Kleinen Teichs herrscht eine ruhige, kontemplative Atmosphäre. Ein Rhododendronhain am östlichen Ufer unterstützt diese Stimmung. Ein Pavillon auf der Seemitte inszeniert mehrere Sichtachsen aus dem Park und rückt somit den Kleinen Teich subtil ins Blickfeld der Besucher.

Auwaldpark
Verschlungene Holzstege und markante Ruhe- und Beobachtungspavillons schaffen im urwaldähnlichen Auwald einen einzigartigen Ort des Naturerlebens. Die Holzpavillons sind Erlebnisraum und Informationsorte zugleich. Das Thema der Science-Gärten kommt auch hier wieder zum tragen.

Natura 2000-Gebiet
Aufgrund des hohen Schutzstatus befindet sich der Bereich außerhalb des eingezäunten LGS-Geländes. Der Naturschutz hat hier absoluten Vorrang. Über einen Holzsteg gelangt der Besucher zu Beobachtungs- und Ruhepavillons am Nordrand der Aue. Die Nutzung der Wieseckaue südlich des Waldbrunnenwegs sollte im Sinne der Biotopvernetzung ebenfalls extensiviert werden. Aus diesem Grund wäre eine Verlagerung des alten, sanierungsbedürftigen Tennisplatzes sinnvoll.

Schwanenteich und Eichengärtenallee
Der Schwanenteich bildet das Gelenk zwischen der Innenstadt und der freien Landschaft. Ein attraktiver Platz am See verbindet am Südufer die Stadt spektakulär mit dem benachbarten Hochschulcampus. Ein durchgängiger Fuß- und Radweg führt von hier aus weiter durch das Stadtzentrum bis zur Lahnaue. Die großzügige Seeterrasse bietet Platz für vielfältige Freizeitnutzungen wie Gastronomie, Ruderbootverleih und Rollschuhbahn. Im Gegensatz zum Neuen See ist hier eine intensivere Gewässernutzung möglich. Die markanten, Bauminseln werden als Blickfang und einzigartige Rückzugsorte inszeniert. Am Nordufer markieren Rasenstufen den Übergang zu den extensiven Wiesenflächen der Wieseckaue. Holzdecks entlang des besonnten Nord-Ost-Ufers laden zum entspannten Sonnenbad ein. Elegante Stege führen die Besucher von den markanten Eingangsplätzen an der Eichgärtenallee in den Park.

Kleingärten
Großzügige Verbindungskorridore zwischen dem Stadtteil Wieseck und dem Stadtpark gliedern die Kleingartenanlage „Erholung und Freizeit“ und „Sellnberg“. Die öffentlichen Korridore fungieren zugleich als Gemeinschaftsgärten und verweben so die Gartenkolonie mit dem öffentlichen Grünsystem der Stadt. Kleine Spielstationen beleben die Grünanlage. Einige Musterkleingärten ordnen sich im Eingangsbereich des Waldbrunnenweges an.

Freibad
Die Außenanlagen des Freibades aus den 50er-Jahren werden in ihrer zeittypischen Ausprägung grundsätzlich erhalten, bekommen jedoch eine funktionale Aufwertung. Neue Sitz- und Liegedecks sowie neue Spiel- und Beachvolleyballanlagen bereichern die Badelandschaft. In ihrer schlichten und sachlichen Formsprache ordnen sie sich in den vorhandenen Formenkanon der 50er-Jahre ein. Das Hallenbad bekommt einen eigenständigen Außenbereich der sich jedoch bei Bedarf zum Freibad hin öffnen läßt.