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Offener Wettbewerb | 08/2011

Neukonzeption des Plenarbereichs - Niedersächsischer Landtag

oben: Blick von Besuchergalerie. unten: Plenarsaal vom Platz der Göttinger Sieben

oben: Blick von Besuchergalerie. unten: Plenarsaal vom Platz der Göttinger Sieben

Anerkennung

MWY Yeger Niedziella Architekten + Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsziel

Die Verfasser der Arbeit gehen davon aus, dass die funktionalen Anforderungen des Landtages nicht zu erfüllen sind, ohne das Bauwerk von Prof. Dieter Oesterlen so stark zu verändern, dass seine Authentizität und die Legitimation für das Denkmal in seiner Gesamtheit in Frage gestellt werden muss. Um den Ansprüchen nach einem offenen, transparenten Parlamentsgebäude gerecht zu werden, schlagen die Verfasser einen Neubau vor, der den Abriss des Plenarbereiches sowie der Wandelhalle bedingt.

Das Konzept eines Plenarsaals innerhalb einer Wandelhalle nach dem „Haus im Haus“ Prinzip wird aufgenommen und zu einem für alle Bürger offenen Haus der politischen Kommunikation konsequent weiterentwickelt.

Leitbild des Entwurfs ist es, eine sinnbildliche, transparente, demokratische Wandelhalle zu entwickeln, die zum Platz der Göttinger Sieben orientiert ist und somit dem Landtag eine neue Gewichtung zum Bürger gibt. Ergänzend zum Raumprogramm wird am Platz ein 3 Geschosse hohes Bürgerforum innerhalb der neuen Wandelhalle angeordnet, das multifunktional für politische und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Das neue Bürgerforum soll ein Ort werden, der für Bürger täglich geöffnet sein kann. Teil des Bürgerforums ist das Landtagsrestaurant, das auch hierüber erschlossen wird.

Entwurfsziel ist es, dass durch die Struktur des Neubaus und sein innenräumliches Konzept, welches stark auf den Außenraum wirkt, die gesamte städtebauliche Situation des Umfelds umfassend verbessert wird und die Aufgabe des Denkmals zugunsten des Gesamtbauwerks aufwiegt.

Bürgerforum

Mit dem offenen Bürgerforum und der einladenden Wandelhalle auf dem Niveau des Platzes der Göttinger Sieben erhält dieser eine neue Bedeutung und Funktion und wird zum neuen Treffpunkt in der Mitte der Stadt. Es wird ein städtebaulicher Akzent zur Belebung der Innenstadt Hannovers gesetzt.

Verschiedene bürgernahe Nutzungen wie das Landtagsrestaurant mit Barbereich, ein Anhörungssaal, Medienbereiche und das großes Besucher-Foyer, das für Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann, tragen zur Urbanisierung des Platzes bei. Die Grenze zwischen öffentlichem Platz als Außenraum und dem Plenarsaal als Ort für politische Debatten soll aufgehoben werden und das Interesse der Bürger an der Politik gestärkt werden. Die Platzfläche soll „nahtlos“ in die Wandelhalle hineinlaufen und sich zum Bürgerforum entwickeln. Das wird räumlich ermöglicht indem das Sockelgeschoss deutlich (gegenüber dem Bestandsbau) verkleinert wird. Das Zurückschieben des Sockelgeschosses ermöglicht, dass das Bürgerforum sich auch nach Süden zum Leineufer öffnet und eine Verbindung zu den neu gestalteten Leine-Terrassen schafft.

Plenarsaal, Foyer und Politiker-Lobby

Als „Haus im Haus“ kragt der transparente Plenarsaal als eigenständiges Volumen in das Bürgerforum und ist vom Platz der Göttinger Sieben komplett einsichtig.Durch die Drehung der Ausrichtung Plenarsaals um 180° im Vergleich zum derzeitigen Zustand arbeiten die Abgeordneten zukünftig mit Blick zur Stadt. Es soll die Zuwendung der Politiker zu den Bürgern symbolisiert werden - das Gegenteil der introvertierten Architektur der Nachkriegszeit.

Der Haupteingang mit dem klassizistischen Säulenportikus wird als Abgeordneteneingang barrierefrei umgebaut. Die monumentale, von Prof. Oesterlen hinzugefügte Freitreppe vor dem Portikus soll abgebrochen und der Urzustand wieder hergestellt werden. Die Eingangshalle befindet sich dann auf dem Niveau der Leinestrasse. Das Foyer auf der Ebene des Hauptgeschosses lässt sich über eine neue, weniger monumentale Treppenanlage in Verlängerung des Portikus oder über Aufzüge erreichen. Das 2-geschossige Foyer erhält Tageslicht über einen Lichthof mit Wasserfläche und einem „hängenden Garten“.

Der Lichthof gegenüber des Säulenportikus wird kleiner als bei Prof. Oesterlen ausgeführt, um dem Foyer mehr Großzügigkeit zu geben und an der Rückseite weitere Räume mit Tageslicht zu versorgen. Hier werden an die Fassade des Lichthofes Besprechungsräume und darüber der Sitzungsraum der Landespressekonferenz angeschlossen. Der Lichthof dient der natürlichen Belüftung der angeschlossenen Räume. Der hängende Garten bietet einen vegetativen Sichtschutz für die Besprechungsräume in Richtung Foyer.

Vom Foyer in Richtung Süd-Osten hat man freien Blick durch die Politiker-Lobby auf den Plenarsaal. Der Plenarsaal wird als gläserner Kubus freigestellt. Dadurch entsteht eine Blickbeziehung von der Lobby bis auf den Platz der Göttinger Sieben und die Leine. Die Politiker-Lobby liegt L-förmig um den Plenarsaal, hat eine 2-geschossige Flanke entlang der Südseite mit Ausblick auf die Leine und endet als Galerie mit Blick ins Bürgerforum und zum Platz der Göttinger Sieben. Als Dachterrasse über dem Restaurant wird die Politikerlobby nach Außen fortgeführt.

Besuchergalerie

Ausgehend vom Bürgerforum werden die Besuchergalerien des Plenarsaals im ersten Obergeschoss über Aufzüge oder die einläufige, zwei Geschosse überwindende Treppe erreicht, die in der Fuge zwischen dem Plenarsaal bzw. dem Hallenbaukörper und dem Verwaltungstrakt liegt. Die Besuchertreppe erhält Tageslicht durch das in diesem Bereich durchgehende Glasdach. Wählt man als Besucher den Weg zum Plenarsaal über die Aufzüge, so läuft man im 1. Obergeschoß über eine parallel zur Treppe liegende Galerie, die Einblick in den Plenarsaal gewährt.

Innerhalb der großen Wandelhalle wird ein fließendes Raumkontinuum geschaffen, das sich sowohl horizontal als auch vertikal durch das Gebäude erstreckt und vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des Gebäudes und nach außen schafft und die unterschiedlichen Funktionsbereiche miteinander vernetzt.

Verwaltungsflügel

Um die Symmetrie an der Portikusfassade zur Leinestrasse wieder herzustellen, wird links vom Säulenportal in den Proportionen des bestehenden Seitenflügels ein neuer steinerner Verwaltungstrakt geplant. Im Gegensatz zu der geschlossenen Architektur von Prof. Oesterlen, wird eine Fassade entwickelt, die das Material, die Fensterproportionen und den Rhythmus des rechten klassizistischen Seitenflügels in extrem reduzierter Form aufnimmt.
Glasscheiben ohne sichtbare Rahmen sollen vor den tief liegenden Fensteröffnungen eine Bündigkeit zur glatten, schmucklosen Sandsteinfassade herstellen.
oben: Bürgerforum. unten: Politikerfoyer

oben: Bürgerforum. unten: Politikerfoyer

Entwurfskonzept

Entwurfskonzept

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Lageplan

Lageplan

Grundriss Hauptgeschoss

Grundriss Hauptgeschoss