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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2010

Bahnstadt Heidelberg - Neubau Kindertagesstätte und Freiflächengestaltung Schwetzinger Terrasse

Model

Model

1. Preis

Behnisch Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Schwetzinger Terrasse

Die Schwetzinger Terrasse spannt sich als urbaner Platz zwischen Promenade und Langen Anger.
Ein einheitlicher Natursteinteppich, edle Zierkirschen und Wasserscherze suggerieren eine großzü-gige und vornehme Anmutung und machen die Schwetzinger Terrasse zu einer Art „Salon“ der neu-en Bahnstadt - hier treffen sich Bewohner und Beschäftigte, es werden Feste gefeiert und Veranstal-tungen abgehalten.
Die in Längsreihen verlegten Pflasterplatten halten einen Abstandsstreifen zum Sockelbereich der Gebäude frei und deuten so eine leichte Distanz des öffentlichen Bereichs zum intimeren Vorbereich der angrenzenden Wohn- und Mischbebauung an.
Der Anlieferverkehr führt ebenengleich über die Platzfläche. Fahrbahnmarkierungen (z.B. boden-bündige LED-Spots) begrenzen die Fahrgasse in der Mischfläche.
Ähnlich einer Insel liegt die KITA als solitäres Element im Salon. Auf dem umlaufenden Gebäudeso-ckel umspülen Wasserflächen die Einfassungsmauer. Der Sockel erhebt sich zuweilen bis 45 cm aus dem Belag, so dass er als Sitzelement genutzt werden kann.
An den Längsseiten rahmen Leuchtstelen und Baumreihen den Platz und stellen einen Bezug zu den nördlich anschließenden Strassen dar.
Am Stadtbalkon überlagern sich die linearen Strukturen der Promenade mit den Elementen und Ma-terialien des Platzes. Die Kirschbäume verdichten sich zu einem Baumhain, der die langgestreckten Sitzbänke und amorph geformten Staudenbeete überdeckt. Das Belvedere ist somit gleichzeitig ein schattiger, duftender Aufenthaltsort wie auch ein funktionaler Durchgangsraum.


Kindertagesstätte

Städtebauliche Einordnung

Die Nutzung des Gebäudes als Kindertagesstätte impliziert Öffentlichkeit und soziale Begegnung und nimmt dadurch eine besondere Stellung im städtebaulichen Kontext ein. Er ragt aus der Gebäu-deflucht in den Langen Anger hinein und ist durch eine eigenständige Gebäudeform als Solitär ge-kennzeichnet.
Die kompakte Kubatur folgt dem Bild einer Burganlage. Wassergraben, Zugangssteg und umlau-fender „Wehrgang“ sind bauliche Elemente, die diese Assoziation unterstützen und der KITA zu ei-ner prägnanten Identität verhelfen.

Organisation des Gebäudes

Betritt man das Gebäude, so findet man sich in einem Tageslicht durchfluteten Gemeinschaftsbe-reich wieder, der teilweise über eine doppelte Raumhöhe verfügt, und großzügige Blicke in die Au-ßenbereiche der Kindertagesstätte anbietet. Auf zwei Stockwerken sind zentral die Teeküchen, Essbereiche und der Mehrzweckraum untergebracht. Eine direkt zugängliche Treppe erschließt über eine Galerie die Gruppenräume des ersten Obergeschoßes. Der Gemeinschaftsbereich und alle Gruppenräume sind nach Süden orientiert. Auf dieser Seite des Gebäudes befindet sich auch der Spielgarten, so dass den Kindern die Außenbereiche über große Glasfassaden direkt zugänglich sind. Dennoch sind die einzelnen Gruppenräume mit ihren dazugehörigen Nebenräumen wie Schlaf-raum, Intensivraum und Sanitärbereich, für sich ausreichend separiert. Jedem ist seine eigene Gar-derobe zugeordnet, ein Ort, der als Filter zwischen der offenen Gemeinschaftswelt und den privaten Gruppen agiert. Diese Prinzipien werden auch für den zweiten Bauabschnitt umgesetzt. Alle weite-ren Nutzungen sind in einer Spange untergebracht, die sich schützend zwischen den Langen Anger und die Kinderbereiche legt. Die Küche ist für die Anlieferung direkt von außen zugänglich. Jedes Stockwerk hat einen eigenen Sanitärbereich für Eltern und Personal, so dass eine Mehrfachnutzung möglich ist. Leseraum, Wissenschaftsraum, Musikzimmer und Werkraum sind im Obergeschoß un-tergebracht und orientieren sich zu den offenen Gemeinschaftsflächen. Flexible Trennwände er-möglichen eine Umwandlung in Räume unterschiedlicher Größen. Auch zwischen den Intensivräu-men und den Gruppenräumen werden flexible Trennwände vorgesehen, um neuen Anforderungen und Wünschen gerecht werden zu können.

Nachhaltigkeit für Kinder

Der Entwurf geht auf die in der Auslobung beschriebene Idee ein, den Kindern über ihren Kindergar-ten als funktionierendes Gebäude in Ansätzen Nachhaltigkeit zu vermitteln und ein Bewusstsein für erneuerbare Energien zu entwickeln. Die klare Orientierung der offenen Bereiche in Richtung Süden und zusätzliche Oberlichter zeigen, wie sehr direktes Sonnenlicht die Stimmung in einem Raum ver-ändern kann, abhängig von Jahres-, Tageszeit und Wetter. Die kleinen Fenster mit Ihren Fensterlä-den schaffen auch durch ihre farbigen Innenseiten, welche in verschiedenen Winkeln das Licht ins Innere reflektieren können, entsprechend unterschiedliche Lichtsituationen. Die Fensterläden wer-den abends geschlossen und morgens wieder geöffnet, das Haus hat also zwei „Gesichter”, und zeigt, wie mit dem wertvollen Gut Wärme sparsam umgegangen werden kann. Der große Außenbe-reich mit seinem Umgang, der die Kinder des Obergeschoßes nach unten führt und den Garten be-schützend wirken lässt, ermöglicht eine Betrachtung der Bäume, Wiesen und Hügel aus unterschied-lichen Blickwinkeln. Dieses Bild des Gartens ändert sich jeden Tag und ist ständiger Begleiter des täglichen Ablaufs, da es von allen Gruppenräumen und von den Gemeinschaftsbereichen betrachtet werden kann. Ein zentral gelegener Aufzug erschließt das erste Obergeschoß barrierefrei.

Konstruktion

Das Haus wird als Leichtbau in Holz in Verbindung mit einer massiven Bodenplatte errichtet. Über vorgefertigte Fassadenelemente wird eine hohe Qualität insbesondere der Dichtheit sichergestellt. Die Materialität des Innenraumes zeichnet sich durch Warme erdige Farbtöne und sichtbare Holzflä-chen aus. Das Äußere wird durch das Fassadenbild der Fensterläden bestimmt, die sich durch ihre Farbigkeit von der vertikal angebrachten Holzschalung, die natürlich belassen bleibt, abheben.


Erweiterung

Die Erweiterung um zwei zusätzliche Gruppenräume erfolgt innerhalb der bereits im ersten Bauab-schnitt geschaffenen Struktur. Die Figur und Kubatur des Endausbaus ist durch die umlaufende Au-ßenmauer von Beginn an definiert. Die optionale Erweiterungsfläche wird im Garten zunächst als Rasenfläche gestaltet.


Garten

Der Außenbereich der KITA entspricht der Vorstellung eines Hortus conclusus – einem umschlosse-nen Garten, der den Kindern einen geschützten Raum bietet. Für die Gruppenräume der Kleinkinder ist ein intimerer Bereich im Garten vorgesehen. Der Kontakt zu den älteren Kindern ist möglich.
Die Topographie des Gartens ist stark modelliert und kann kraxelnd, purzelnd oder rutschend ge-nutzt werden und fördert so die Körpererfahrung der Kinder.
Auch der umlaufende Weg entlang der Einfassungsmauer bietet sich für Bewegungsspiele an. Durch seine erhöhte Lage kann er für die Kinder als Beobachtungsposten in die „Erwachsenenwelt“ der Schwetzinger Terrasse verstanden werden. In der Einfassungsmauer sind Flächen für Spielgeräte vorgesehen
Gehölzgruppen bieten Schatten, Verstecke und die Möglichkeit, die Jahreszeiten zu erleben.
Flächen unterschiedlicher Materialität (Sand, Tartan, Stein, Rasen) ermöglichen differenzierte Nut-zungen wie Konstruktionsspiele, fördern sinnliche Erfahrungen und die Begegnung der Kinder mit unterschiedlichen Elementen.


Energie- und haustechnisches Konzept

Gemäß den in der Auslobung definierten Vorgaben erreicht die Kindertagesstätte Passivhausstan-dard. Dies wird durch einen hohen Dämmstandard in Verbindung mit einer hocheffizienten, dezen-tralen Lüftung mit Wärmerückgewinnung erreicht.
Der dezentrale Ansatz für die Lüftungstechnik hat den großen Vorteil, dass systemimmanent auf unterschiedliche Belegungsszenarien reagiert werden kann. Die den einzelnen Gruppen zugeordne-ten Geräte ermöglichen eine individuelle automatisierte oder auch manuelle Nutzung. Dadurch können Luftmengen und Laufzeiten reduziert werden und mögliche Akzeptanzprobleme schon im Vorfeld entschärft werden. Zusätzliche Vorteile wie ein minimiertes Kanalnetz, geringe Druckverlus-te und dadurch geringe spezifische Ventilatorantriebsleistungen sprechen für diesen Ansatz.

Das Haus wird als Leichtbau in Verbindung mit einer massiven Bodenplatte errichtet werden.
Über vorgefertigte Fassadenelemente wird eine hohe Qualität insbesondere der Dichtheit sicherge-stellt.

Der hoch kompakte Baukörper weist einen geringen Verglasungsanteil auf. Die transparenten Flä-chen wurden so platziert und dimensioniert, dass eine gute Tageslichtversorgung erreicht wird aber auch der wichtige visuelle Kontakt von Innen nach Außen gegeben ist. Nach Süden orientierte Glas-flächen und Oberlichter sorgen für ein Licht durchflutetes Atrium als Kernzone des Kindergartens. Durch ihre Geometrie werden die solaren Gewinne im Sommer reduziert, um Überhitzungen zu vermeiden. Der effiziente, bewegliche, außen liegende Sonnenschutz minimiert die im Sommer un-erwünschten solaren Einträge. Bäume des Außenbereiches sind mit einem gewissen Abstand zur Fassade vorgesehen, um eine ausreichende Verschattungsfreiheit zu gewährleisten.

Im Sommer kann das Gebäude über Fenster und Oberlichter im „Atrium“ natürlich gelüftet werden. Nachts gewährt der geschlossene „Fensterladen“ die Möglichkeit geschützt durchzulüften und das Gebäude zu entwärmen.

Die transparenten Flächen können nachts durch gedämmte Läden, temporär geschlossen werden, so lassen sich die Wärmeverluste weiter minimieren.

Eine thermische Kollektoranlage deckt den Warmwasserbedarf in weiten Teilen des Jahres ab. Der geringe Restwärmebedarf für Raumheizung und Warmwasser kann über die vorhandene Fernwär-me gedeckt werden. Photovoltaik unterstützt zusätzlich den Strombedarf des Gebäudes.
Model

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Perspektive

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Lageplan

Lageplan

EG

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