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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

Hannover City 2020+

1. Preis / Leibnizufer / Hohes Ufer

ksw | kellner schleich wunderling

Architektur

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

. . . . . . . auf alten Wegen zu neuen Ufern :

Hannovers Stadtzentrum definiert sich in allererster Linie über die innerhalb des Cityringes liegenden innerstädtischen Teilräume. Das Altstadtgefüge aus Altstadt und Neustadt, sowie die Anbindung der angrenzenden Stadtquartiere,
die unabdingbar zu einer lebendigen, erinnerbaren Stadtmitte dazugehören, sowie die über die Stadtgrenzen hinausgehende öffentliche Wahrnehmung der bis an die City reichenden Leineaue mit Maschsee und Maschpark rund um das neue Rathaus, leiden unter seinen monofunktional angelegten Strassen. Im Zuge der Wiederaufbauplanung als autogerechte Stadt angelegt, prägen sie entscheidend das Gesamtbild der Stadt.
Diesem für Jahrzehnte gültigen Ansatz, der Zergliederung des Stadtkörpers nach getrennten, funktionalen Flächen- und Nutzungszuweisungen, gilt es nun generell entgegenzuwirken und vor allem auch bei der verkehrlichen Planung zu berücksichtigen.
Wesentliches Ziel des Entwurfes ist es, den Landschaftsraum entlang der Leine als kontrastierendes Pendant zum merkantilen Zentrum zu begreifen, diesen Raum barrierefrei begeh- und benutzbar für alle zu gestalten und die einmalige,
signifikante Lage Hannovers an der Leine in den Köpfen der Menschen einsichtig und emotional zu verankern.

Denn : Wer immer in allen Jahrhunderten nur ein Notwendiges plante, hat auch das Notwendigste nicht erreicht. Die Menschheit
bedurfte des emotionalen Bezuges zu ihren Wohnstätten, sie forderte die ästhetische Überhöhung, eine Kultur der Gestaltung, die dem Alltag mehr als allein Glanz verleiht. Wolfgang Braunfels

Hannover Corso Goethestrasse - Georgsstrasse - Georgswall - Willy-Brandt-Allee - Bella Vista - Schützenplatz - Gustav-Bratke-Allee - Humboldtstrasse. Dem Cityring Hannovers wird mit der Anlage des Stadtcorso eine noch vorhandene,
jedoch nicht mehr wahrnehmbare Figur hinzugefügt, die sich aus der über jahrhunderte geprägten Entwicklungsgeschichte der Stadt herleitet und an ihren Knickpunkten stadtstrategisch wichtige Orte der Anknüpfung besetzt: Goetheplatz
- Brühlplatz - Steintorplatz - Bahnhofsplatz - Opernplatz - Georgsplatz - Aegidientorplatz - Planckplatz - Kurt-Schwitters-Platz - Schützenplatz - Waterlooplatz - Humboldtplatz, die das Entree in die sich anschliessenden Stadtteile
herstellen. Der Stadtcorso dient der besseren Orientierung rund um die Stadtmitte und schafft Platz für Fussgänger und Radfahrer durch das asymmetrisch angelegte Strassenraumprofil mit grosszügigen Fussweg- und Radfahrerbereichen auf
der Innenstadtseite.

Der Waterlooplatz erhält unterstützend dazu seine ursprüngliche Form zurück und schiebt sich als repräsentativer, multifunktionaler Veranstaltungsraum in die neue Mitte. Diese stadträumliche Arrondierung des innerstädtischen Hannovers bindet das vor sich hinschlummernde Regierungsviertel in den Stadtkörper ein und bewirkt eine neu hinzugewonnene, attraktive Adressbildung desselben.

Diesen Leitgedanken folgt der Vorschlag, die Culemannstrasse ihrer autoverkehrlichen Funktion zu entbinden und im Sinne einer Kulturmeile für Fussgänger, Radfahrer und ÖPNV umzuwidmen.
Analog zum Hannover Corso, der dem Cityring hinzugefügt wird, vervollständigt die neue Kulturmeile vom Entree in die Innenstadt bis hin zum Sprengelmuseum die Skulpturenmeile entlang des Innenstadtringes. Gleichwohl erfährt nunmehr auch die bedeutsame Karmarschstrasse eine längst überfällige, sinnstiftende Ergänzung: ein einprägsames Alignement vom Kröpcke zum Sprengelmuseum swingend.

Hannover, die Stadt am Hohen Ufer
Der kulissenartig gestalteten, baulich-räumlich ausgesprochen spannenden
Treppen- und Rampenanlage vor dem Historischen Museum ermangelt es genaugenommen nur einer Auffrischung und einer Fortsetzung des Weges am Ufer der Leine und konsequenterweise an dieser historisch eminent wichtigen
Stelle der Furt - hinüber in die Calenberger Neustadt.
Knapp über dem um einen halben Meter angehobenen Wasserspiegel wird eine neue Furt angelegt, die diesen Ort in das
Gedächtnis der Menschen zurückbringt und ihn begreifbar macht, indem der direkte Kontakt mit dem Fluss ermöglicht wird. Die zurückgebauten Verkehrsflächen am Leibnizufer werden mit dieser neuen Querung den nun auch nutzbaren
Grün- und Freiflächen zugeschlagen und entsprechend modelliert.

Die Interimslösung der Leinesuite wird baulich-räumlich durch hochwertige Geschäfte in 1A-Lage manifestiert und mit einer breiten Freitreppe, die den nicht kommerzialisierten Aufenthalt an diesem Ort ermöglicht, ergänzt. Unter der
Goethebrücke hindurch wird der von Norden kommende Uferweg über das Leineknie hinweg an die Wegeführung am Hohen Ufer angebunden. Die Neubebauung entlang der Leine wird in Form von Sprungsteinen interpretiert, die
städtisch markante Orte des Überganges in die Calenberger Neustadt besetzen: das Haus des Jazz, das Haus des Wissens.
Die Plätze um die Neustädter Kirche und die Clemenskirche werden ihrer Bedeutung für den Stadtkörper gemäss angesprochen und über die Leine hinweg mit dem innerstädtischen Wegenetz jenseits der Leine wieder verwoben.
Den Ort, an dem die landschaftlich geprägte Leine in den urbanen Stadtraum eintritt, pointiert natürlich das Bürgerforum. Eine grosse Freitreppe vor dem Landtag inszeniert diesen einzigartigen Begegnungsraum.

Köbelinger Markt Ziel ist es, dem städtebaulichen Kahlschlag durch die Anlage der Karmarschstrasse, entgegenzuwirken
und die in der Mandel der ehemaligen Altstadt angelegte Hauptrichtung vom Steintorplatz zum Marstall, über Marktkirchen- und Ägidienkirchplatz hin zum Neuen Rathaus, wieder in das Bewusstsein der öffentlichen Wahrnehmung
zu rücken. Die Arrondierung am Köbelinger Markt mit einer qualitätvollen, durchmischt urbanen Wohnbebauung im Sinne der Europäischen Stadt und der Charta von Leipzig schafft ein wuseliges Gegengewicht zum zentralen Abseits des
Kreuzkirchenviertels und ermöglicht eine vielfältige Anbindung des Maschparkes und des Neuen Rathauses über einen breiten Stadtboulevard mit unterschiedlichen stadträumlichen Qualitäten und Sichtbezügen.
Folgerichtig erhält der Trammplatz, eingespannt zwischen Bürgerforum und Nord LB mit einer breiten Freitreppe an den Friedrichswall angeschlossen eine selbstverständliche neue räumliche Qualität mit vielfältigen Nutzungsangeboten,
u. a. als Eislauffläche im Winter, die ein inszeniertes Schaulaufen vor imposanter Kulisse des Neuen Rathauses garantiert, solange das Eis auf dem Maschsee nicht dick genug gefroren ist.

Verkehr
Das Hauptziel bei der Anlage von funktionstüchtigen Stadtstrassen und öffentlichen Räumen ist die Herstellung der Verträglichkeit aller Nutzungsansprüche mit dem vorrangigen Ziel, Orte der Begegnung und des zwanglosen Aufenthaltes zu schaffen, die der Kommunikation im besten Sinne dienen.
Mit der Ausweisung grossfla¨chiger Begegnungszonen nach schweizer Vorbild la¨sst sich der Paradigmenwechsel
von der autogerechten zur bürgergerechten Stadt unter Beibehalt der vorhandenen
Netzfunktionen des Cityringes realisieren. Denn nur dort, wo Menschen aufeinander treffen, wo der Verkehr zur Ruhe
kommt, entwickelt sich urbanes Treiben jenseits des Kommerzes, das der Innenstadt Hannovers in hohem Masse fehlt und entscheidend zur Identität des Ortes beiträgt.
Dabei werden die verkehrlichen und nichtverkehrlichen Nutzungsansprüche im Strassenraum so harmonisiert, dass sich eine neue Gestaltqualität unter Beachtung der vorhandenen Netzfunktionen einstellt. Für Hauptverkehrsstrassen gilt, dass sie nun sowohl dem Verbindungsbedarf als verkehrliche Achse als auch den städtebaulichen Anforderungen hinsichtlich der ortsbezogenen Umfeldnutzungen gerecht werden.
Die Flächendispositionen im Strassenraum werden durch die Raumkanten, die vorhandene Breite, den geometrischen Strassenverlauf und die Vielfalt der Strassennutzung geprägt, ohne von einem Verkehrsträger dominiert zu werden und
und stützen sich in ihrer Gestaltung demzufolge gleichrangig auf die drei Indikatoren, Ansprüche der angrenzenden baulichen Nutzung, der Flächenansprüche des nichtmotorisierten Verkehrs und der Verkehrsabläufe des motorisierten Verkehrs.
Bei der hier gewählten städtebaulichen Bemessung wird die Strassenraumgestaltung vom Rand aus vorgenommen, wobei die Abbildung einer stadtgeschichtlich relevanten Epoche, die barocke Stadt aus Calenberger Neustadt
und Altstadt, sowie die Art und das Mass der Nutzung entlang der Strassenräume als planungsrelevant angesehen werden.

Wirkung der verkehrlichen Masnahmen
Die Gesamtheit der strassenraumspezifischen Ziele und das städtebauliche Leitbild werden durch das entwickelte Konzept umgesetzt:
Der Gebietscharakter erfährt eine klare Aufwertung durch die Rücknahme der verkehrlichen Überbeanspruchung mit neuen Nutzungszuweisungen für Fussgänger und Radfahrer, als Grünflächen oder als Bebauungsfelder.
Eine stadtgeschichtlich relevante Epoche und ein ganzheitlich wahrnehmbares Stadtgefüges werden wieder ablesbar. Mit der Rücknahme der Bevorrangung des motorisierten Verkehrs werden Erschliessungsachsen in die citynahen Quartiere
ermöglicht. Die Strassennetzkonfiguration erlaubt dennoch eine kapazitätserfüllende Abwicklung aller relevanten Verkehre Bewohner-, Wirtschafts-, Besucher- und Katastrophenverkehre.
Die Betonung sich in der Anlage gleichender Raumfolgen am Hannover Corso lässt einen hohen Wiedererkennungswert und somit eine grosse Nutzungsakzeptanz erwarten. Die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsträger und insbesondere für das zu Fussgehen ist durch die Umsetzung auch der Barrierefreiheit gegeben.
Der ruhende Verkehr findet gerade in den Räumen der spezifischen Nachfrage eine Kapazitätsaufwertung.
Die Umfeldverträglichkeit ist durch die nahezu symbiotische Vernetzung von städtebaulichen und verkehrlichen Anspruchserfüllungengegeben.
Der intermodale Verkehrsablauf betont die Wiederentdeckung des Strassenraums.

Hannover : . . . . . . und es geht !