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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

Hannover City 2020+

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

2. Preis / Leibnizufer / Hohes Ufer

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Mola + Winkelmüller Architekten GmbH BDA

Architektur

Erläuterungstext

HANNOVERCITY 2020+

Idee: Die verdichtete Stadt und die Re-Vision der Stadtlandschaft werden in Hannover zu einem einzigartigen Raumensemble.

Gesamtkonzept
Hannover ist eine Stadt, deren Charakter durch die Vielgestalt der städtebaulichen Räume geprägt ist. Starke Kriegszerstörungen hatten zur Folge, dass das Gesicht und die Konstitution der Stadt neu erfunden werden musste. Bei dem Wiederaufbau Hannovers wurde versucht, neue Ideale und Vorstellungen von einer modernen Stadt umzusetzen. Die Stadträume der historischen Stadt wurden hierbei jedoch häufig nicht berücksichtigt, der Bruch mit der Tradition wurde vielerorts zum Prinzip.
Historisch gewachsene Stadtstrukturen und Quartiere haben damit an vielen Stellen den Bezug zueinander verloren, dramatisch verstärkt durch das Primat des Verkehrs. Leere und Weite im Innenstadtbereich wurden atmosphärisch zu unerwünschten Dominanten.

Bei den hier vorgeschlagenen städtebaulichen Interventionen für den Innenstadtbereich Hannovers untersuchen wir für jeden Teilbereich die Werthaltigkeit des Vorgefundenen. Die Lösungsansätze folgen keinem stereotypen Muster, sondern stärken den Charakter eines jeden Ortes. Dabei wird zunächst klar herauspräpariert, wo klassische Raumbilder der europäischen Stadt wieder angestrebt werden und wo an die fließenden Raumbilder der sogenannten Stadtlandschaft angeknüpft wird.

Die Stadt durch Bauen städtischer machen.
In den Bereichen, wo das historisch-geschlossene Stadtbild noch spürbar ist, werden über entschiedene Ergänzungen Blockstrukturen geschlossen und Raumkanten gestärkt. Die gezielten räumlichen und funktionalen Verdichtungen stärken das städtische Gewebe und damit Atmosphäre und städtisches Leben der Kernstadt als Ganzes.

Der Marstall wird in seiner historischen Blockgeometrie wieder bebaut, wodurch eine Vernetzung von Steintorviertel und Kreuzviertel erreicht wird.

Der Klagesmarkt als ehemals historischer Freiraum (Markt) wird zum Teil mit einer neuen Bebauung besetzt. Sie lehnt sich an die benachbarten Blockdimension an, entwickelt in ihrer Geometrie jedoch eine Spezifik des Neuen.

Um den Köbelinger Markt ist die Auflösungserscheinung der soliden Stadtstruktur durch die Kriegszerstörung am deutlichsten sichtbar. Klare Blöcke ergänzen selbstverständlich die heute nicht mehr lesbare Struktur.

Das unerfüllte Versprechen der Stadtlandschaft erfüllen.
Dagegen erscheinen bauliche Verdichtungen in den offenen Stadträumen nicht aussichtsreich für eine durchgängige qualitative Verbesserung. Vorgeschlagen wird eine konsequente Hinwendung zur Landschaftlichkeit als Merkmal einer neuen Urbanität.

Der leuchtende programmatische Begriff der Stadtlandschaft ist in den luftigen Plänen der Nachkriegsmoderne noch spürbar. In der Realität ist die „Landschaft“ diskreditiert durch fehlende Prägnanz, kleinmaßstäbliche Einzelgestaltungen und die Vernutzung durch Nebenfunktionen und Parkflächen. Dazu kommt die Zerschneidung durch die gewaltigen Verkehrsschneisen. Die „Landschaft“ wird (anders als städtische Parkanlagen) als Barriere empfunden.

Für den klar definierten Raum zwischen Leine und Ihme rund um den Waterlooplatz wird vorgeschlagen, die Vision der Stadtlandschaft mit den neuen „Stadt-Auen“ in einem großzügig angelegten Experiment aufzugreifen und neu zu interpretieren.

Schnittstelle an der Leine.
Am westlichen Leineufer wird die Nachkriegsmoderne als eine wichtige Epoche für das Gesicht Hannovers identifiziert. Mit vegetativen Großfiguren wird der weiche Ufersaum mit der aufgelockerten Baustruktur der Regierungsbauten verzahnt.
Die Altstadt präsentiert sich am gegenüberliegenden Leineufer als charakteristische Stadtsilhouette. Mit der durchgängigen doppelstöckigen Stadtpromenade entsteht ein hartes städtisches Ufer.
An keinem Ort liegen sich traditionelle und moderne Stadtkonzepte so spannungsvoll gegenüber.

Die Einzelräume
An Waterlooplatz und Leineufer
Das Leibnizufer und die Bauensemble an Lavesallee und Waterlooplatz bilden einen zusammenhängenden Cluster öffentlicher Nutzungen und Trägerschaften. Unter einer weitgehenden Aufhebung überkommenen Liegenschaftsdenkens entsteht hier mit den „Stadtauen“ eine einzigartige zusammenhängende Stadtlandschaft die die Quartiere zu einem durchgängigen Erlebnisraum machen. Für die Gestaltung dieser Landschaft bestehen Freiräume aber auch Gesetzmäßigkeiten:

Eine übergreifende Verwendung landschaftlicher Elemente, in diesem Fall von Graspoldern und Schilffeldern durchwoben von kleinmaßstäbigen Gewässern und flächigen Staudenpflanzungen;

Die gestalterische und funktionale Thematisierung des Regenwassermanagements und der Wasserbewirtschaftung im Freiraum, die Stadtlandschaft wird ästhetischer Ausdruck für den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Wasser und Klima in der Stadt;

Eine konsequente Rationalität im Flächenverbrauch dienender Funktionen und das zurückdrängen des ruhenden Verkehrs aus den landschaftlichen Ansichtsflächen;

Eine durchgängige und selbstähnliche Strukturierung der Flächenlayouts und Geometrien mit definierten Materialdominanten;

Die bewusste Formulierung von gestalterischen und funktionalen Vernetzungen und Überschneidungen über die Einzelquartiere hinweg mit Vegetationsstrukturen und Wegesystemen;

Und dabei: Die grundsätzliche Überklammerung der anbaufreien Verbin-dungsstraßen wie Leibnizufer und Lavesallee. Diese Straßen sind keine Nutzungsgrenzen, sie führen durch die Landschaft.
Lageplan Nord 1:500

Lageplan Nord 1:500

Lageplan Süd 1:500

Lageplan Süd 1:500

Blick über die Promenade

Blick über die Promenade

Blick auf Leine und Marstallbrücke, im Vordergrund das neue Kopfgebäude

Blick auf Leine und Marstallbrücke, im Vordergrund das neue Kopfgebäude

Blick zum Leineschloss

Blick zum Leineschloss