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Einladungswettbewerb | 05/2010

Grenzenloses Stadt-Erleben

Dreiecksplatz - Perspektive Tag

Dreiecksplatz - Perspektive Tag

1. Preis

Wagner Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGSBERICHT 292503

Ideenwettbewerb „Grenzenloses Stadterleben“ Wyk auf Föhr

Idee

Die Fußgängerzone der Stadt Wyk auf Föhr wird durch zahlreiche historische Gebäude geprägt. Attraktive, klein-teilige und vielfältige Fassadenabwicklungen charakterisieren den Straßenraum.

Der vorliegende Entwurf verfolgt das Ziel, die historisch gewachsenen Strukturen und die einmalige Atmosphäre des Wyker Zentrums herauszuarbeiten und zu steigern. Die vorgeschlagene Gestaltung hält sich deshalb be-wusst zurück. Der Straßenraum wird von Einbauten weitgehend freigehalten, mit einem einheitlichen Bodenbelag versehen und durch wenige Ausstattungselemente ergänzt. Es entsteht eine freie Fläche, die zum Bummeln, Flanieren und „Sich-Treiben-Lassen“ einlädt, und so die Aufmerksamkeit auf die Gebäude und die Geschäfte lenkt.

Geschichtliche Bezüge und ortstypische Merkmale werden in die Gestaltung integriert und steigern dadurch den Wiedererkennungswert. Reliefplatten mit künstlerisch ausgearbeiteten Gravuren markieren die Eingangsbereiche der Fußgängerzone. Intarsien im Wegebelag bringen dem Besucher geschichtliche Bezüge näher oder informie-ren über bedeutende Besucher des Ferienortes. Ortsbildprägende Gebäude werden lichttechnisch hervorgeho-ben und informativ beschildert.

Spielgeräte bieten auch den kleinen Gästen Attraktionen. Trinkbrunnen versorgen den Gast mit erfrischendem Wasser auf seinem Weg durch die Einkaufsmeile, wodurch der Nutzungs- und Freizeitwert gesteigert wird.

Es werden aber auch neue Identitätsmerkmale geschaffen, damit sich der Ort von anderen touristischen Gemein-den abgrenzt. Kunstobjekte wie die beleuchteten „Biikestelen“, die „Tied-Pieler“ (plattdeutsch: Zeit-Säule) oder beleuchtete Stahlrinnen mit Wellenstrukturen schaffen Atmosphäre, erleichtern die Orientierung und bilden wich-tige Alleinstellungsmerkmale. Sie machen die Fußgängerzone zu einem besonderen und einzigartigen Ort.

Der Straßenraum

Die Straßen des Planungsgebietes sind fast ausnahmslos als Fußgängerzone gestaltet und lassen sich im We-sentlichen in zwei Typen unterscheiden:

Große Straße, Mittelstraße und Wilhelmstraße präsentieren sich als großzügige und vergleichsweise breite Ein-kaufsmeilen mit zahlreichen Geschäften.
Wenn sich hier auch vorrangig Fußgänger bewegen, müssen doch weitere Funktionen (Warenauslagen, Außen-gastronomie, Belieferung, Feuerwehr- und Rettungsverkehr u.a.) erfüllt werden.
Um einen reibungslosen Ablauf dieser verschiedenen Nutzungen zu ermöglichen, wird die historische Gliederung des Straßenraumes nachempfunden. Die damit verbundene Zonierung wird durch einen ebenen, flächigen Aus-bau, eine Farbübereinstimmung im Belag sowie Ausstattungen neu interpretiert.
Dieser Teil der Fußgängerzone erscheint trotz Differenzierung als Einheit. Der Vorteil einer solchen Gliederung besteht darin, dass für jeden nachvollziehbar wird, wie weit Warenauslagen und Außenmöbel in den Straßenraum hineinragen können, ohne den Rettungs- und Anlieferverkehr zu behindern.

Carl-Häberlin-Straße und Westerstraße sowie Mühlenstraße und Georg-Reimers-Weg dagegen bieten mit ihrem ausgeprägten Gassencharakter und der hier deutlich dominierenden Wohnbebauung altstädtisches Flair abseits des geschäftigen Treibens.
Dabei erscheinen die Carl-Häberlin-Straße und die Westerstraße im Gegensatz zur Mühlenstraße und zum Ge-org-Reimers-Weg in einer historischen Gestaltungssprache, die bei der bevorstehenden Umgestaltung zu be-rücksichtigen ist.
Ein Sonderfall ist die Süderstraße, deren östlicher Abschnitt dem Bereich der Fußgängerzone zugehört, während der westliche Abschnitt auch Fahrzeugverkehr aufnimmt. Trotz dieser durch die unterschiedliche Nutzung beding-ten funktionalen Trennung wird die Gestaltung der Süderstraße nach durchgängig einheitlichen Kriterien vorge-nommen.

Material

Als Flächenbelag ist ein handbekanteter Granitstein in unterschiedlichen Längen und Breiten vorgesehen (Haupt-erschließungszone: Breiten 10, 12, 15 cm, Längen 15 bis 30 cm; Aufenthalts- und Gehbereich: Breiten 12, 15, 18 cm, Längen 17 bis 33 cm), der in seiner Oberflächenstruktur an einen melierten Teppich erinnert. Der durch die handwerkliche Bearbeitung rustikal wirkende Stein fügt sich harmonisch in das historische Umfeld ein. Er ist ro-bust, widerstandsfähig und durch die verschiedenen Farben und Strukturen des Materials weitgehend unempfind-lich gegen Flecken und Reifenabriebspuren. Der in seinem Grundton grauockerfarbene Belag nimmt die Farben der Umgebung auf, wirkt zurückhaltend und dezent.
Die Carl-Häberlin-Straße und die Westerstraße wirken in ihrer Erscheinung (Gehbahn aus Klinker, Seitenflächen aus Findlingspflaster „Katzenkopfpflaster“) schon jetzt ausgesprochen authentisch. Hier schlagen wir im Falle eines als notwendig erachteten Ausbaues vor, zugunsten einer rollstuhlgerechteren Befahrbarkeit den mittleren Klinkerstreifen auf 1,50 m Breite auszubauen.

Ausstattungen

Möblierung: Die ausgewählten Ausstattungsgegenstände bilden jeweils in sich stilistisch und in der Farbwahl eine Einheit. Dabei sind grundsätzlich zwei verschiedene Produktlinien vorstellbar: Die eine Linie folgt der bereits ein-gesetzten historischen Formensprache und fügt sich so nahtlos in die bestehende Situation ein. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, Beleuchtung und übrige Ausstattungen in einem modernen Design einzusetzen. In beiden Fällen prägen sie durch ihre einheitliche Gestaltung maßgeblich das Bild der Fußgängerzone und steigern ihre Attraktivität. Zu diesen Gegenständen gehören vandalismussichere Bänke (in der modernen Fassung optio-nal mit beleuchteten Bankfüßen), Papierkörbe und Fahrradständer.
Versorgungseinrichtungen, Hinweisschilder: Darüber hinaus werden punktuell Versorgungseinheiten für Strom und Wasser bereitgestellt. Hinweisschilder weisen den Weg in die Seitenstraßen. An historisch bedeutsamen Gebäuden und Orten werden Informationstafeln in deutscher und englischer Sprache angebracht oder aufgestellt, damit sich Besucher über die wechselvolle Geschichte des Ortes informieren können.
Um dem erhöhten Bedarf an Fahrradabstellmöglichkeiten zu entsprechen, ist im nördlichen Bereich der Mit-telstraße – zusätzlich zu den Fahrradständern in der Fußgängerzone – ein großzügiger Fahrradstellplatz geplant.

Bepflanzung

In der Fußgängerzone sollen die vorhandenen Bäume erhalten bleiben. Gegebenenfalls werden nach Möglichkeit vorhandene Lücken geschlossen. Zusätzliche Bäume werden aus gestalterischen Gründen punktuell neu einge-ordnet.
In den Seitenstraßen und der Fußgängerzone wird nach den schon vorhandenen Beispielen die Bepflanzung der Hausfronten mit Rosenstöcken und gegebenenfalls Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen (zum Beispiel Klet-terrosen, Clematis) verdichtet.

Beleuchtung

Die Konzeption der Beleuchtung findet in Hinblick auf eine atmosphärische Nachtwirkung besondere Beachtung. Grundsätzlich werden in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattungsvariante Kandelaber- oder Mastleuchten eingesetzt. Im Falle einer Wahl der modernen Variante werden Lichtstelen der Firma HESS empfohlen.
Ortsbildprägende Gebäude, Bäume sowie besondere Ausstattungen („Läufer“ – Stein-Reliefplatten, die Enden der Entwässerungsrinnen und Plattenbänder) werden lichttechnisch hervorgehoben und tragen so zur Identitäts-bildung bei. Auf dem Dreiecksplatz sind im Bereich der historischen Stadtsäule kleine Lichtpunkte in den Wege-belag integriert und bieten einen dem Meeresleuchten gleichenden dezenten Beleuchtungseffekt.
Vor den Sitzblöcken aus Granit verläuft eine schmale Wasserrinne, die mit offenen und wellenförmig strukturieren Rosten abgedeckt ist, so dass am Tag und durch die Beleuchtung auch in der Dunkelheit das Wasser erlebbar wird. Die Sitzmauern aus Granit haben am Fußpunkt eine Schattenfuge die mit einem linearen Lichtband verse-hen ist.

Biikestelen und Walrelief

Die künstlerisch gestalteten „Biikestelen“ beziehen sich auf die örtliche Tradition des Biikefeuers. Sie markieren als stilisiertes "Feuerzeichen" den Eingang in die Fußgängerzone und leiten heute den Touristen in die Fußgän-gerzone, wie einst die Biikefeuer den Walfängern Orientierung gaben.
(Mit dem Walfang brach für Wyk auf Föhr ein goldenes Zeitalter an. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die hol-ländischen und englischen Grönlandfahrer zumeist mit Inselfriesen bemannt. Ende des 18. Jahrhundert lebten 1.000 Seefahrer, darunter 150 Schiffsführer, auf der Insel. Noch heute sind kostbar ausgestattete Häuser der „Commandeure“ in Nieblum und Süderende zu sehen. Das Biikefeuer [Biike, friesisch für Bake bzw. Feuerzei-chen] diente auf den Inseln zur Verabschiedung der Walfänger. Die zurückgebliebenen Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den zum Walfang aufbrechenden Männern noch lange sicheres Geleit zu geben. Heute ist das Biikefeuer ein traditionelles Volksfest, das am 21. Februar gefeiert wird und teilweise das sonst verbreitete Osterfeuer ersetzt).
Die Stelen sind jedoch auch für sich genommen und ohne den dargestellten Bezug identitätsbildende Kunstobjek-te, die den Bereich der Fußgängerzone markieren und die Orientierung im städtischen Raum erleichtern.
Das Motiv des Wals ist als ein Beispiel zu verstehen – auch andere Motive sind denkbar. So könnte ein Kunst-wettbewerb für regionale Künstler ausgelobt werden, die dann ortsbildprägende Gravuren entwerfen und realisie-ren könnten.

Zugänge zu den Seitenstraßen

Lineare Plattenbänder leiten als wiederkehrendes Symbol in die Zugänge zu den Seitenstraßen. In der Mittelach-se der Platten verläuft eine 15 Zentimeter breite schmiedeeiserne und unterleuchtete Ornamentik in Wellenform (beispielhaft ist das Stadtwappen dargestellt – auch andere Motive können in das Ornament eingefügt werden).
In der Eingangszone zu den Zugängen ist eine zu der jeweiligen Straße oder Gasse gehörende, individuell zu gestaltende, sich farblich deutlich absetzende Granitplatte in den Plattenstreifen integriert. Sie trägt den jeweiligen Namen und ist mit charakteristischen Intarsien dekoriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

2.4.4) Beurteilung der Arbeit 7701:
Der Entwurf orientiert sich an den historisch gewachsenen Strukturen und versucht diese durch eine zurückhaltende Gestaltung zu einem zeitgemäßen Erlebnisraum auszugestalten.
Bei dieser Gestaltung wird als prägendes Element die historische Straßenführung und Wege-struktur aufgegriffen. Es wird ein Bodenbelag in einheitlicher Farbgebung in gelb + anthrazit vorgeschlagen, der durch wenige Ausstattungselemente ergänzt wird. Durch die Wahl unter-schiedlicher Steinformate werden die zentralen Geh-/ Fahrflächen von den Verweilflächen vor den Gebäuden unterscheidbar gemacht. Die Trennung dieser Bereiche erfolgt durch die Stra-ßenentwässerungsrinnen. Die untergeordneten Straßen werden in ihrer Gestaltung beibehal-ten. Neben den Straßenräumen werden verschiedene Platzsituationen gestaltet und im be-sonderen der Dreiecksplatz in Verbindung mit dem Bereich vor der Rüm-Hart-Schule und der Bücherei.
An der Mittelstraße in Höhe des Zugangs zur Bücherei wird eine Fahrradabstellanlage ge-schaffen, die in Form einer Pergola-Konstruktion ausgestaltet wird. Die Pergola verdeckt ei-nerseits den Blick auf die abgestellten Fahrräder, beschränkt aber zugleich die Blickbezie-hung von Mittelstraße zur Bücherei und den dortigen Freiflächen. Ergänzt wird dieser Bereich um Kinderspielmöglichkeiten. Ferner soll der Bereich um den Glockenturm durch einen Baum gestalterisch aufgewertet werden, was jedoch nicht überzeugt. Bei der Wegeführung der Mit-telstraße entlang des Dreiecksplatzes ist hervorzuheben, dass der Straßenraum so offen ges-taltet ist, dass sowohl ein Verweilen auf dem Platz als auch ein Vorbeiflanieren angeboten wird.
Die Neugestaltung des Kurgartenbereichs schafft eine Sichtbeziehung zum Baudenkmal in der Mühlenstraße (Nr.: 24) sowie einen Aufenthaltsbereich mit Kinderspielmöglichkeiten, Au-ßengastronomie und einer Fahrradabstellmöglichkeit entlang der Mühlenstraße.
Fazit:
Der Entwurf beinhaltet nur begrenzt neue Gestaltelemente, verbessert bzw. vervollständigt vielmehr die teilweise bestehenden Strukturen und Gestaltungsformen. Hinsichtlich der ge-wählten Farbgebung für die Oberflächen in Gelb, orientiert er sich nicht an dem historischen Ortsbild. Beim Beleuchtungskonzept des Straßenraumes sowie Platzsituationen werden eini-ge besondere Akzente gesetzt, z. B. beleuchtete Biikestelen zur Abgrenzung von Flaniermeile Sandwall zur Einkaufstraße – Große Straße, angeleuchtete historische Gebäude und ange-leuchtete Wasserrinnen am Dreiecksplatz. Ferner wird mit Reliefsteinen an historische Ereig-nisse/Begebenheiten angeknüpft.
Dreiecksplatz

Dreiecksplatz

Dreiecksplatz - Perspektive Nacht

Dreiecksplatz - Perspektive Nacht

Blatt 1

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Blatt 2

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Blatt 3

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