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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2010

Stadtpromenade zum Finowkanal

Teilnahme

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

yellow z urbanism architecture

Architektur

Erläuterungstext

EBERSWALDE – STADT ANS WASSER

Stadt und Wasser
Aus einer gesamtstädtischen Perspektive fallen die strukturgebenden Wasserlinien des Finowkanals und die nach Süden abzweigende Schwärze sofort ins Auge. Mit ihren Ufer- und grünen Begleiträumen teilen sie Y-förmig den Stadtkörper. Der Schnittpunkt der Linien ist gleichzeitig der Gravitationspunkt der entwurflichen Betrachtung. Hier bündeln sich Verkehrsadern, historische Stadtbausteine, wichtige Freiraumstrukturen und attraktive Wasserflächen.

Raumschichten
Als graduelle Staffelung lassen sich die kanalbegleitenden Raumschichten lesen: der eigentliche Wasserraum des Kanals wird gesäumt von einer grün geprägten Uferzone, an welche sich eine ambivalente „Zwischenstadtschicht“ anlagert, die freiräumliche und bauliche Elemente diffus vereint. Erst dann folgen Strukturen, die sich als „städtisch“ beschreiben lassen.

Städtebau: Reparieren, Ergänzen, Transformieren
Der stadträumliche Kontext teilt sich am Kanal in zwei Gebiete mit jeweils sehr unterschiedlicher Ausprägung. Südlich liegt der historische Stadtkern, der sich trotz teilweiser Zerstörung bis heute als kompakter Stadtkörper mit geschlossenen Raumkanten darstellt. Die Bebauung nördlich des Kanals präsentiert sich als für die 60er Jahre typische offene Struktur in Zeilenbauweise mit fließendem Freiraum. Während der nördliche Bereich mit einer attraktiven, von Bebauung freigehaltenen flachen Böschung ans Kanalufer kommt, ist der südliche Uferbereich geprägt von einem fragmentarischen Konglomerat verschiedenster Nutzungen, Bauten und Freiräume: ein Stück „Zwischenstadt“ in schöner Wasserlage.
Für diese verschiedenen Situationen müssen, entsprechend ihrer jeweiligen Eigenart, individuelle städtebauliche Antworten gesucht werden.

Alte Stadt
Im Bereich des historischen Stadtkerns liegt eine behutsame Stadtreparatur als Strategie nahe. Allfällige Bauvorhaben sollten sich als maßvolle und kontextbezogene Ergänzungen einbringen.

Urbaner Filter
Das zwischen Stadtkante und Finowkanal gelegene Gebiet entlang der Bergerstraße übernimmt eine Vermittlerfunktion zwischen Stadtkante und urbanem Landschaftsraum am Kanal. Langfristiges Ziel ist hier eine nachträgliche räumliche Verdichtung und Anreicherung mit weiteren Nutzungen; eine Durchmischung mit Wohnnutzung und höherwertigem Gewebe wäre dankbar. Neubebauungen fügen
sich als robuste Passstücke zwischen die diffusen Bestände und füllen den Streifen sukzessive auf als einen permeablen, gleichwohl urbanen Übergangsbereich. Nachfrageabhängig können einzelne Parzellen mit Zwischennutzungen aktiviert werden. In die Neugestaltung des Straßenquerschnitts der Bergerstraße wird neben beidseitigen Fuß- und Fahrradwegen eine durchgehende Baumallee integriert. So werden die Qualitäten und Identitäten der beiden flankierenden Stadträume verdeutlicht. Von der Bergerstraße und Breite Straße aus führen von
Bäumen gesäumte lineare Zuwege, möglichst stufenfrei, als grüne Finger zum Finowkanal hinab. Durch die Baumstruktur entsteht ein zum Kanal hin offenes räumliches Kammersystem, welches flexibel entwickelt werden kann.

Alter Schlachthof An der Schleuse
Das Schlachthofgebäude wird durch eine rückwärtige Wohnbebauung und die Freiraumgestaltung am Wasser gerahmt und in Wert gesetzt. Zusammen mit der Schleuse sowie dem vorgelagerten Kanalbecken bietet sich hier die Chance eines kleinen freizeit- und tourismusorientierten Entwicklungsschwerpunktes. Die zentrale Lage am Wasser, die Südausrichtung und die Qualität des Bestandsgebäudes sind hier die großen Potentiale, die sich für eine Hotelnutzung mit angeschlossener Gastronomie, einen großen Biergarten mit Sonnenterrasse und Anlegeplatz am
Kanal entwickeln lassen.

Entrée zur Altstadt - Friedenssplatz
Alle bedeutenden Bewegungs- und Wasserlinien verlaufen im Mündungsbereich
Schwärze/Finowkanal. Dieser Knotenpunkt wird somit zum städtebaulich-freiraumplanerischen Schwerpunkt der Interventionen.
Die Verkehrsinfrastrukturmaßnahme mit der Errichtung des Ringverkehrs wird zum Anlass genommen, am Stadteingang von Eberswaldes einen neuen zentralen Ort zu schaffen, welcher funktionierender Verkehrsraum, attraktiver Eingang und zugleich nutzbarer Freiraum/Aufenthaltsraum ist. Bauliche und grüne Raumkanten werden durch eine gezielte Verdichtung von Baumpaketen und Gebäuden prägnant ausformuliert, wichtige Sichtbezüge pointiert freigestellt. Die durch das Spiel mit den Höhenunterschieden entstehenden Raumkanten definieren als Entrée zur
Altstadt eine Art urbane Lichtung - den Friedensplatz. Er vermittelt zwischen den unterschiedlichen Ebenen durch großzügige Rampen und Treppenanlagen ermöglichen ein schnelles Queren und Passieren.

Phasierung
1. Parkdeck bleibt.
Der Platz ist so konzipiert, dass bei Erhalt des Parkdecks in einer ersten Phase zuerst die großzügige Freitreppe und der Platzteil vor dem Museum umgesetzt werden. Das Parkdeck bleibt voll funktionsfähig, aber die Situation vor dem Museum wird deutlich aufgewertet.

2. Umnutzung/Zwischennutzung/Provisorium – Jugend vor!
In einer Zwischenphase wird das Parkdeck zum Freizeitdeck. Auf dem oberen Deck wird ein provisorischer Ballfangzaun montiert. Im Käfig können sich mitten in der Stadt Jugendliche im Basketball oder Fußball messen. Das Untergeschoss und die Parkflächen im Außenbereich werden in Zusammenarbeit mit Schülern als Skateanlage o.ä. umgebaut. Für Jugendliche, die im Schwärzepark
ansonsten nicht die passenden Angebote finden, entsteht nun ein besonderer Anziehungspunkt.

3. Abriss – Blick und Weg frei!
Nach Abriss des Parkdecks werden die großzügige Rampe und die grüne Böschung angelegt, die den Blick von einem erhöhten Standpunkt auf das Museum ermöglichen. Die Raumkante wird durch weitere Baumpflanzungen in einer Erweiterung des Schwärzeparks vervollständigt.

Die Promenaden am Finowkanal
Neben der neuen Entrée Situation stellen die Uferpromenaden des Finowkanals die größten Potentiale und den drängensten Handlungsbedarf dar. Wie bereits erläutert unterscheiden sich die beiden Uferseiten grundsätzlich voneinander; die südliche
ist ein eher städtischer, die nördliche ein landschaftlich geprägter Streifen, was sich auch in der Gestaltung der jeweiligen Promenade äußert.

Landschaftspromenade
Das nördliche Ufer wird im Wesentlichen in seiner Gestaltung beibehalten. Der landschaftliche Charakter einer geschwungenen Wegeführung mit gesondert gelegenen ruhigen Orten am Wasser ergänzt komplementär die neue Gestaltung der gegenüberliegenden städtischen Promenade. Das besondere Potential der südlich geneigten Hänge wird durch die großflächigen Strauch und Gestrüppflächen derzeit nicht ausgeschöpft. Durch die Schaffung weiter, offener Wiesenbereiche und
Reduzierung dieser Strauchflächen wird die Attraktivität mit einfachen Mitteln gesteigert und für Sonnenanbeter und Ruhesuchende noch reizvoller.

Stadtpromenade
Am südlichen Ufer haben sich bereits viele wertvolle Gehölze etabliert, welche als hervorragendes strukturgebendes Element eine grüne Kulisse für die neue städtische Uferpromenade darstellen.
Eine Perlenkette von kleineren und größeren Attraktionen zieht sich entlang des Kanals, wobei deren Häufigkeit vom östlichen Bereich an der Schleuse über die schon ruhigeren parkähnlichen Bereiche in westlicher Richtung hin abnimmt. Der Biergarten an der alten Zählerwerkstatt und der Bootsanleger zählen zu den Hotspots entlang des Kanals. Im Bereich der Schwärzemündung entwickelt sich ein
System qualitätvoller Wege.

Zugänge
In Verlängerung wichtiger städtischer Raumbezüge werden linear Zugänge von der Innenstadt zur Stadtpromenade am Finowkanal geschaffen. Die Höhendifferenz wird durch barrierefreie Rampen überwunden. Durch die Rampen ergebenen sich Böschungskeile die die Verschiedenheit der beiden Raumschichten „Zwischenstadt“ und „Ufer“ hervorheben und die Zugangsbereiche definieren.

Sprung an der Friedensbrücke
Die Brücke dient als Gelenk im Promenadenverlauf; hier springt der Weg ans nördliche Ufer, wo das Areal des alten Schlachthofs einen wichtigen räumlich-programmatischen Anker im Gesamtkonzept darstellt.

Materialität
Der Grundaufbau der Promenade besteht aus drei Materialien. Der durchgehende, ca. 3m breite Hauptweg ist in Anlehnung an den historischen Treidelweg mit einem Reihenpflaster aus hellem Naturstein (bspw. Granit) gepflastert. Der Weg ist gleichberechtigte Bewegungsfläche für alle Nutzer Gruppen. Eine Betonkante begleitet beidseitig die Promenade – in der Regel als kleine Aufkantung,
bei besonderen topografischen Verhältnissen jedoch auch als Stützmauer, um den Hang abzufangen oder als Stützmauer zum Kanal hin. An besonderen Orten wie Knick- oder Kreuzungspunkten weite sich die Promenade zu Balkonen oder Nischen in denen Bänke plaziert werden. Diese Bereiche werden mit einer dem Pflaster farblich ähnlichen Tennenfläche ausgebildet. Wertvolle Bestandsbäume
im Promenadenverlauf werden ebenfalls in Tennenflächen eingebunden.

Mobiliar
Die Stadtpromenade wird mit einer gestalterisch einheitlichen Mobiliarfamilie ausgestattet. Hockerbänke, Parkbänke, Liegen gleicher Materialität wechseln sich je nach Situation im Verlauf der Promenade ab. Robuste Materialien wie eine Stahlunterkonstruktion sowie eine stabile Holzlattung stellen eine lange Haltbarkeit sicher. Die schlichten Stadtmöbel unterstreichen jedoch den urbanen
Charakter der Promenade im Unterschied zu den Sitzmöglichkeiten aus gebrochenem Granit entlang der gegenüberliegenden Landschaftspromenade. Einheitliche Mastleuchten werden für eine stimmungsvolle Beleuchtung eingesetzt. Dabei wird der Museumsplatz hell erleuchtet, die Fassade
des Museum dabei besonders betont, die Stadtpromenade wird nur punktuell beleuchtet.

Schwärzebrücke
Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die neue Brücke über die Schwärze, die eine kontinuierliche Promenade am Nordufer erst ermöglicht. Um den besondern Ort der Mündung besser zur Geltung zu bringen wird die Brücke über eine Trasse in Nähe zur Autobrücke geführt. Das die Promenade begleitende Wangenmaterial „heller Sichtbeton“ wird auch für die Fundamente der Brücke eingesetzt. Aus der begleitenden Einfassung der Promenade entwickeln sich die Anläufe des
Geländers materialgleich aus Sichtbeton. Die beiden Brückenköpfe setzen sich so klar als zeitgenössisches Element von den historischen Klinkermauern ab.
Die Brücke selbst ist so leicht wie möglich konzipiert. Eine mit Holzbelegte dünne Brückenbasis aus einer Stahlkonstruktion, wird von einem transparenten Geländer aus Stahlstreben und einem hölzernen Handlauf begleitet.