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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2010

Kleiner Tiergarten / Ottopark

2. Preis

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1. Das Konzept – Grüne Mitte Moabit

Der Kleine Tiergarten ist ein wichtiger urbaner Identifikationsraum. Zentrale Lage, historische Bedeutung sowie die intensive Alltagsnutzung begründen seinen ganz besonderen Charakter als „Grüne Mitte“ von Moabit. Ziel des Konzeptes ist die Herausstellung der positiven Potentiale und die Weiterentwicklung als ein offener Raum für alle Bürger.
Das vorhandene landschaftsarchitektonische Raumgerüst wird im wesentlichen beibehalten und in seiner Ausprägung gestärkt. Auch die charakteristischen Freiraumelemente der Anlage bleiben bestehen, werden jedoch durch neue Funktionsbausteine ergänzt.
So entsteht durch „Wegnehmen und Hinzufügen“ eine neue Raumbalance, die den Park reaktiviert und stärker mit der Umgebung verknüpft, ohne seine Qualitäten der Introvertiertheit und reichhaltigen Ausstattung aufzugeben.

Grüner Saum – Schutz und Kontakt
Mit dem Motiv des „grünen Saumes“ wird ein typisches Merkmal der Alverdes-Anlage aufgegriffen. Eine gegliederte Pflanzung umschließt den Parkraum und begrenzt - zumindest optisch - die Einwirkungen des Straßenverkehrs. Durch Entfernung von Wildwuchs und gezielte Auflockerung der dichten Gehölzmassive eröffnen sich jedoch auch neue Sichtbeziehungen, teilweise sogar neue Wegebeziehungen. Vor allem die intensiven Randnutzungen wie z.B. Bushaltestellen werden auf diese Weise besser mit dem Binnenraum verknüpft. Der „Grüne Saum“ verwandelt sich von einer reinen „Schutzgeste“ in einen durchlässigen Kontaktraum. Somit tritt der Park in eine Wechselwirkung mit der Umgebung - die stärkere Offenheit lädt zur Nutzung ein, verbessert die soziale Kontrolle und vermittelt Sicherheit.

Freie Mitte – verbindende Raumidee
Die in großen Teilen freie Mitte, als weite Rasenfläche den Raum verbindend, ist ein charakteristisches Merkmal, eine übergeordnete Strukturidee des gesamten Parksystems. Die fließende Offenheit wird vor allem in der Längsausdehnung als ein Kontinuum über alle Grenzen hinweg interpretiert und in ihrer Wirkung durch gezielte Auslichtungen weiter gestärkt. Auch funktional trennende Elemente, wie z.B. die Stromstraße, sind in diese Struktur integriert, und werden durch weite Blickbeziehungen optisch „überspielt“.
Durch Reduzierung insbesondere dichter Strauchpflanzungen wird auch im Binnenraum, also innerhalb des „Grünen Saumes“, die Offenheit und Übersichtlichkeit gestärkt. Dies eröffnet vor allem den Sondergärten eine neue funktionale und gestalterische Perspektive.

2. Ottoplatz

Der Ottoplatz ist der „aktive Kopf“ des Parksystems. Hier kreuzen sich viele Wege, hier findet intensive Alltagsnutzung statt. Sowohl Pavillon und WC wie auch der benachbarte Spielplatz erzeugen bereits jetzt eine hohe Nutzungsfrequenz. Während der westliche Bereich des Platzes als ein multifunktionaler Platzraum im wesentlichen von Einbauten frei gehalten wird, entsteht im östlichen Bereich ein „Aktionsfeld“ mit intensiv bespielbarer Ausstattung. Der Charakter der Elemente richtet sich vor allem an jugendliche Nutzer mit Angeboten, die im übrigen Park nicht zu finden sind.
Eine dynamisch strukturierte Asphaltfläche ermöglicht robuste Nutzungen und schafft einen räumlichen Zusammenhang. Die vorhandenen Bäume werden als wertvolles Potential integriert – sie erhalten großzügige Baumscheiben mit Sitzmöbeln, die aus dem Kontext der Platzstruktur entwickelt sind.

Aktivfeld
Vor allem mit Angeboten intensiver Bewegung und Aktivität entsteht auf dem „Aktivfeld“ ein prägender Raumcharakter. Hier werden vor allem technikorientierte, innovative Freiraumelemente konzipiert, die den Bezug zum besonderen Charakter Moabits als ein Ort moderner industrieller Produktion herstellen.
Die „Turnatoren“ thematisieren auf ihre Weise die Herstellung von Fahrzeugen und Energiemaschinen, also von rollendem Material jeder Art in Moabit. Sie sind maschinenähnliche, leicht oder schwer in Bewegung zu setzende Körper, die in einem großen Kraftfeld neue Energien erzeugen. So entsteht ein Ort intensiver Bewegung mitten in der Stadt.

3. Ottopark – Mehr Licht im Grün

Der Grünraum des Ottoparkes wird vor allem in seinen Randzonen neu definiert und nimmt auf diese Weise stärkere Umgebungsbezüge auf. Größere Auslichtungen vor allem im nördlichen und westlichen Bereich öffnen den Raum, verbessern die Blickbeziehungen und lassen mehr Sonne in den Park.
Im nordöstlichen Bereich entsteht eine platzartiges Entree, das den Zusammenhang zwischen verschiedenen Richtungen herstellt und den Boden für verschiedenste Funktionen bereitet. Mit dem erweiterten Raumangebot entsteht im „Windschatten“ der Turmstraße ein neuer Ort vor allem für gastronomische Nutzungen.
Zusammen mit der neu strukturierten Thusnelda-Allee entwickelt sich ein urbaner Raum mit vielfältigen Potentialen sowie einer Reihe funktionaler Synergien. Der Übergang zwischen den Parkteilen wird erleichtert, der grüne Raum großzügig zur Nachbarschaft geöffnet.

4. Blumengarten – eine Bürgerblumenschau

Nach der Umgestaltung in den 50er Jahren war der „Blumengarten“ eine beliebte Attraktion im Park. An diese Tradition knüpft der neue Blumengarten an, wenngleich in einer zeitgemäßen, interpretierten Form. Die noch vorhandenen Beeteinfassungen werden genutzt, um auf innovative Weise intensive „Schaugärten“ anzulegen. Dabei entstehen nicht nur „klassisch“ geplante Stauden- und Sommerflorpflanzungen, sondern auch durch Bürgerinitiative angelegte Schmuckelemente.
So kann z.B. über einen Wettbewerb „Mein schönster Topf“ das nachbarschaftliche Interesse am Park gestärkt werden. Interessierte Anwohner erhalten die Möglichkeit, ihre prämierten Lieblingspflanzen öffentlich zur Schau zu stellen. So entsteht in den alten Beeteinfassungen eine moderne, lebensnahe „Blumenschau“, die den Kleinen Tiergarten wieder zu einem kommunikativen Treffpunkt und angenehmen Lebensraum werden lässt.

Promenade
Mit einer leichten Erweiterung des bestehenden Nord-Süd-Weges wird der zunehmenden Frequentierung dieser Verbindungsachse Rechnung getragen. Ergänzend dazu wird jedoch eine platzartige Aufweitung des Bereiches an der Turmstraße vorgeschlagen. Hier entsteht eine offene Kontaktzone zwischen Straßenraum und Park, die die unterschiedlichsten Funktionen aufnimmt. Damit werden ebenso die neuen Blumengärten stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, ein zentraler Raum wird transparent und überschaubar.

5. Östlicher Kleiner Tiergarten

Der östliche Teil des Kleinen Tiergartens wird in seiner räumlichen Struktur gestärkt, auch hier verbessern sich Wege- und Blickbeziehungen. Eine zusätzliche Wegeverbindung quert den Park und ergänzt die Radverbindung zur Spree.
Die am Ostrand gelegene Lagerfläche wird dem Wiesenraum zugeschlagen, durch größere Auslichtungen hier der verlorengegangene räumliche Zusammenhang wiedergefunden. Dadurch wirkt auch der Turm der St.-Johannis-Kirche wieder in den Parkraum hinein und erhält seine Bedeutung als städtebaulicher Orientierungspunkt zurück.

Sondergärten – Intarsien im Park

Die ehemals intensiv ausgestatteten Sondergärten bleiben in ihren Grundstrukturen erhalten und als benutzbare Fläche aktiviert. Auch hier entsteht jedoch eine größere Offenheit und Einsehbarkeit. Dazu wird ein Teil der stark aufgewachsenen Pflanzungen zurückgesetzt und ausgelichtet. Die Erneuerung dieser Anlagenteile orientiert sich stark am Ursprungskonzept, wird jedoch zugunsten eines verringerten Pflegeaufwandes teilweise vereinfacht (z.B. Pflanzungen).

Der Senkgarten wird von aufgewachsenen Sträuchern befreit und in seinen Grundstrukturen wieder erlebbar gemacht. Auf diese Weise wird seine räumliche Integration wieder verständlich, er wird zu einem selbstverständlich nutzbaren Raum. Die Beeteinfassungen bleiben in ihrer Grundstruktur erhalten, werden jedoch ein vereinfachter Form bepflanzt. Es ist jedoch vorgesehen, mindestens ein Element in der ursprünglichen Form zu bepflanzen, um den ursprünglichen Charakter der Anlage zu verdeutlichen. Mit der gleichen Intention werden auch die Wasserbecken wieder in Betrieb genommen.

Die Gartenhöfe fügen sich durch größere Auslichtungen wieder in das Raumgefüge ein – auch sie werden transparenter und durchlässiger. Die ursprünglichen Konturen bleiben grundsätzlich erhalten, die frühere Klinkermauer wird teilweise, vor allem als „Rückenschutz“ zur Turmstraße, erneuert. Die Wasseranlagen werden wiederhergestellt.
Während die vorhandenen Pflanzflächen grundsätzlich auch hier mit vereinfachten Bodendeckerstrukturen verdeutlicht werden, wird für einen begrenzten, repräsentativen Teil eine aufwendigere Bepflanzung mit Schattenstauden vorgesehen.

Spielgarten – Wild auf der Wiese

Die Weiterentwicklung der vorhandenen Spielanlage greift das Thema des Tiergartens mit dem Element der „Wildspiele“ auf und entwickelt eine eigene Identität. In Ergänzung zu bestehenden Funktionen (Rollerbahn) werden skulpturale Spielfiguren konzipiert, die in vielfacher Form Attraktionen für alle Altersgruppen bieten. So werden „Hangelhirsch“ und „Sandschwein“, „Hüpfhörnchen“ und „Schaukelkauz“ zu neuen Bewohnern des Kleinen Tiergartens.
Die Spielfiguren werden als ein „Spielgarten“ in Gruppen zusammengefasst und hauptsächlich in die bestehenden Baumkulissen eingeordnet, wodurch der zentrale Wiesenraum grundsätzlich frei von Einbauten bleibt.
Die Objekte entwickeln sich in ihrer gestalterischen Ausformung aus dem Thema, entsprechen in ihren Funktionen jedoch vergleichbaren Spielgeräten, teilweise in kombinierter Anordnung. So kann beispielsweise auf dem „Hangelhirsch“ sowohl geklettert, als auch geschaukelt oder gerutscht werden.