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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2010

Erweiterungsgebäude Kleist-Museum

Anerkennung

Kraaijvanger • Urbis

Architektur

BERNARD UND SATTLER Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

PROJEKTBETEILIGTE

Entwurfsverfasser
Dirk Jan Postel, Kraaijvanger.Urbis, Rotterdam, NL

Mitarbeiter
Wouter Deen
Anja MĂĽller
David Hess
Hiroko Kawakami
David Harris

Fachplaner
Tragkonstruktion
Nicole Zahner, Studio C, Berlin
Haustechnik
Holger KrĂĽhne, Building Applications Ingenieure, Berlin


Städtebau

Identität
Das Aufwerten von Frankfurt an der Oder und des Neuen Kleist Museums stellen fundamentale Fragen in Bezug auf die wiederherzustellende Identität der Stadt.
Auf welche Weise würdigen Bewohner und Besucher die Umgebung? Wie nutzen wir die besondere Lage am attraktiven Ufer der Oder, die zugleich auch die Grenze zu einem anderen Sprachgebiet? Wie zeigen wir die Stadt als Verkörperung der vergangenen und aktuellen Geschichte? Wie kann sich Frankfurt entwickeln über einen Zeitraum, den wir jetzt noch nicht vollständig überblicken können?
Die Erweiterung des Kleist Museums betrachten wir als ersten fundamentalen Schritt einer Entwicklung, die aussergewöhnliche Möglichkeiten für Frankfurt darstellt!

Städtebauliche Strategie

Eine gute städtebauliche Strategie legt Parameter fest für eine lange Periode und bleibt zugleich offen für zukünftige Entwicklungen. Diese Strategie zeichnet sich auf zwei Ebenen aus: Das Festlegen der Frankfurter Prinzipien und das Vorstellen von Lösungen für die wichtigen und ausschlaggebenden Teilgebiete, die einen Einfluss auf ihre Ungebung daraufhin von selbst initiieren. Diese Strategie und das Neuordnungskonzept können synergetisch kombiniert werden und bietet grössere Perspektiven:

1. Frankfurt, die Stadt am Fluss:
Das bedeutet eine Entwicklung der Ufergebiete in eine durchgängige grüne Zone mit gelegentlich kleinteiligen Gebäudenstrukturen für Erholung und Gastronomie.
2. Frankfurt, die grĂĽne Stadt:
Durch das Verbinden der Uferzone mit dem Lennépark ensteht ein grüner Ring um das Stadtzentrum.
3. Frankfurt, die transparente Stadt:
Von wesentlichen Orten wird Durchsicht geboten ins Grüne und zum Fluss hin. Die Stadt blickt nach Polen und ist dadurch visuell verbunden mit seinem Nachbarland. Gleichzeitig erlangt man direkt aus dem Zentrum Blick auf Auenlandschaften der sich allzeit verändernden Oder.
4. Frankfurt, die räumliche Stadt:
Von nun an dient jeder Schritt, jeder Eingriff dem Definieren der städtischen Räume. Durch die Zerstörungen und den Wiederaufbaus ist der nachvollziehbare städtische Raum verloren gegangen. Ausgehend von den Traditionsinseln wird dieser Verlust repariert, wie Porzelanscherben zu einer wieder intakten Vase.
5. Frankfurt, die verbindende Stadt:
Die Vitalität der Stadt wird bestimmt durch verschiedenste Verbindungen: Die Traditionsinseln untereinander, das Zentrum mit dem Bahnhofsgebiet, die bebaute Umbebung mit der Natur. Aber auch als brandenburgische Schlüssel-Stadt, als wichtige Station von Ost nach.

Diese Prinzipien gehen aus von den Traditionsinseln und anderen Fokus-Gebieten, wie z. B. der Brücke nach Polen und enden in konkreten Plänen für die wesentlichen Teilgebiete.

Architektur

Heinrich von Kleist

Mit Heinrich von Kleist besitzt Frankfurt an der Oder einen bedeutenden Sohn aus einer bedeutenden Zeit: Der Übergang der Aufklärung in die Romantik – und – schlussendlich in die Moderne. Von einer Preussischen Tradition in eine neue Europäische Zukunft. Von einer Erziehung gekennzeichnet durch Konventionen zu einer vollständigen Individualisierung des eigenen Lebens.
Diese Themen wurden ganz beifällig auch in die Architektur verwoben: Das Verhältnis von Tradition und Moderne, das Verhältnis zwischen zwei Gebäuden (man kann die Gebäudeteile - Altbau und Neubau auch als Heinrich und Henriette lesen). Des weiteren die permanente Instabilität, hier ausgedrückt als eine architektonische Überwindung der Schwerkraft. Und nicht zuletzt der subtiele Verweis auf ein Buch, einer Schichtung von Papierseiten mit traditionellem Goldschnitt in der Fassade.

Komposition
Das Raumprogramm ist so gross, das die Komposition Gefahr läuft aus der Balance zu geraten: Höher als das spätbarocke Bestandsgebäude, tiefer, länger. Ohne Untergeschosse ist diese Aufgabe nicht zu lösen. Wenn man diesen Entschluss einmal gefasst hat, kann man besser zwei Untergeschosse bauen, um ein überirdisches Volumen zu erlangen, das in Balance steht mit dem bestehenden Gebäude. Es besitzt ungefähr die gleiche Höhe, Tiefe und Lange. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss ist der Neubau mit dem Bestandsgebäude verbunden. Der Vorteil ist, dass trotz L-förmigen Grundstücks an der Rückseite ein Garten ensteht, der an den bestehenden Garten des Altbaus anschliesst.

Funktionalität

Wir schätzen den Charakter des bestehenden Gebäudes. Es bleibt weiterhin als Ausstellungsgebäude bestehen mit einer Abfolge von grösseren Räumen und Kabinetten, wobei einen der Rundgang über authentisch knarrendes Parkett führt. Das zweite Obergeschoss ist geeignet für die hausinternen Büroräume der Angestellten.
Die Ausstellungsräume setzen sich im Neubau fort: Eine Enfilade im 1. Untergeschoss, ein grosser frei einteilbarer Raum im 1. Obergeschoss. Alle Ausstellungsräume sind untereinander verbunden, so dass ein Rundgang entlang aller Austellungsteile entsteht. Der Besucher hat die Möglichkeit seinen eigenen Weg zu bestimmen. Im 2. Obergeschoss befinden sich die Einrichtungen der Institutionelle Kooperation mit Arbeits- und Seminarräumen. Das 2. Untergeschoss beherbert die Archive.
Das Erdgeschoss besteht aus einem transparenten, einladenden Foyer mit einem flexiblen Veranstaltungsraum, der Kantine mit einer grossen Terasse im rückseitigen Garten. Wir gehen davon aus, dass das Ausstellen von überwiegend alten Schriften bei geringer Lux-Zahl stattfinden muss. Im bestehenden Gebäude sind ausreichend Räume mit Tageslicht vorhanden. Die neuen Ausstellungsräume sind aus diesem Grunde geschlossen mit Ausnahme des 1. Obergeschosses mit einem schmalen Fensterschlitz auf Fussbodenhöhe. In das 1. Untergeschoss wird Licht gebracht über einen Patio und ein Oberlichtband.