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Offener Wettbewerb | 07/2010

Stadträumliches Entwicklungskonzept Innenstadt Mengen

1. Preis

Preisgeld: 15.750 EUR

VOEGELE + GERHARDT

Architektur

BHM Planungsgesellschaft mbH

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Konzeptthesen

Obwohl die Altstadt über eine Bau- und Raumstruktur verfügt, in der Stadtgeschichte und Stadtfunktionen deutlich ablesbar sind, sind Milieu und Image eines historischen und zugleich modernen Stadtzentrums heute nur unzureichend präsent.
Die durchaus charakteristischen öffentlichen Räume der Altstadt wie die Hauptstraße oder der Fläche „Auf dem Hof“ leiden unter einer Überlastung durch den ruhenden Verkehr, der die Spielräume für das öffentliche Leben in der Kernstadt zu stark einengt.
Die Erfahrbarkeit des historischen Stadtgrundrisses ist aufgrund des immer noch erhaltenen, ringförmigen Grünraumes um die historische Altstadt gegeben. Innerhalb des Ringes gibt es aufgrund der Heterogenität von Material und Gestaltung jedoch kein spezifisches Altstadt – Milieu.
Zu Erhaltung der Altstadt als multifunktionales Zentrum der Gesamtstadt ist es neben der Reparatur des öffentlichen Raumes notwendig, punktuell Impulse für Nutzungen zu schaffen, die im bestehenden kleinteiligen Altstadtgefüge keinen Platz finden wie z.B. die in der Auslobung erwähnten Fachgeschäfte für Kleidung. Diese Impulse müssen verträglich in die historische Baustruktur integriert werden.
Dabei ist die Hauptstraße mit den beidseitig dichten Baufeldern auch weiterhin das Rückgrat der Versorgungseinrichtungen und die Lebensader der Stadt.
Dabei sollten die zentrenrelevanten Funktionen in der Altstadt und dem östlich daran angrenzenden Bereich konzentriert werden. (Abgrenzung siehe Piktogramm Nutzungen)

Vorgeschlagene Maßnahmen

Altstadtboden
Die historische Altstadt erhält einen durchgehenden homogenen Stadtboden der die Ablesbarkeit des Stadtgrundrisses stärkt und der Altstadt eine durchgängige Identität verleiht.
In seiner Materialität soll der Stadtboden langwertige Qualität und Dauerhaftigkeit und Eignung für unterschiedliche Aktivitäten und Nutzungszustände ausstrahlen.

Neue Aufenthaltsflächen in der Altstadt
Im Bereich der Hauptstraße, dem ehemaligen Burghof und dem Baumgässle werden durch Neuorganisanisation der Stellplätze und Optimierung der Fahrgassen neue Aufenthaltsflächen für Bürger und Touristen geschaffen.
Die Hauptstraße mit ihrer charakteristischen mäandrierenden Form wird wie ein steinernes Flussbett in einem durchgängigen Natursteinbelag aus hellem Granit gestaltet, die Aufweitung im Bereich des Rathaus und der Martinskirche als Platzräume integriert und der trichterförmige Platzraum bei der Volksbank als Eingangsplatz zur Altstadt ausgebaut.
Im Bereich der Fläche Am Hof werden die Stellplätze im westlichen Bereich konzentriert. Im Bereich zwischen Liebfrauenkirche und den beiden Solitärgebäuden wird ein neuer Platzraum Formuliert. Die beiden Solitärgebäude sollten einer kulturellen bzw. gastronomischen Nutzung zugeführt werden.

Einzelhandel
Der Einzelhandel soll auch in Zukunft seinen eindeutigen Schwerpunkt in der Hauptstraße haben. Zur Reduzierung der Leerstände sollte eine Konzentration im Bereich zwischen Rathaus und dem Knotenpunkt Hauptstraße / Alte Straße erfolgen. Am neuen Eingangsplatz der Altstadt an der Volksbank wird aufgrund der Zentralen Lage vorgeschlagen, einen neues Einzelhandelsgebäude zu errichten, in dem auch großflächigere Angebote (z.B. aktuelle Mode) untergebracht werden können, die in der kleinteiligen Altstadt keinen Platz finden und so dem Einzelhandel auch neue Impulse zu geben.

Parkierung, Verkehr
Die Platzräume im Bereich der Hauptstraße (Platz vor dem Rathaus, an der Martinskirche, vor der Volksbank) werden von Parkierung freigehalten. Potentiale für ergänzende, innenstadtnahe Parkierung gibt es am Schillerplatz, am westlichen Stadteingang so wie in Form von Tiefgaragen bei den neu geschaffenen Quartieren in der Reiserstraße.
Grundlegende Idee des Freiraumkonzeptes ist es, den Ring um die Altstadt zu betonen und die Erlebbarkeit bzw. den Zugang zum Wasser als identitätsstiftenden Faktor der Stadt zu stärken.


Freiraumkonzept

Grüner Ring
Die Flächen um die alte Stadtmauer werden von Baumpflanzungen freigehalten. Lediglich am Rand zur Neubebauung gibt es Baumblöcke, die die Raumöffnungen betonen und eine Raumdefinition vor allem nach Westen herstellen. Die bestehenden Gärten an der Stadtmauer bleiben erhalten. Lediglich zur Ablach hin geben die Gärten einen Streifen ab, um den öffentlichen Bereich am Bach großzügiger zu entwickeln.

Grün in der Stadt
Im Bereich der Altstadt akzentuieren lediglich Einzelbäume den mittelalterlichen Stadtgrundriss , während in der erweiterten Innenstadt z.T auch straßenbegleitende Bäume eingesetzt werden.
An einzelnen Punkten der Innenstadt (Auf dem Hof, Schillerplatz) sorgen Baumblöcke für Raumgliederung und Ordnung und werden mit den Baumarten Linde, Schnurbaum und Esche individualisiert. So entstehen unterschiedliche Atmosphären.

Stadt am Wasser
Ein zweiter wichtiger Baustein des Grünkonzepts, ist die Promenade an den Grachtenhäusern. Gegenüber dem neuen städtebaulichen Blickpunkt öffnet sich ein formaler Uferbereich mit kleinen Sitzplätzen zum Wasser.
Aus der Altstadt heraus werden die Wegeverbindungen bis zum Wasser geführt. Dort sind kleine Treppen und Ausblicke die die Stadt ans Wasser führen und ein intensives Wassererleben ermöglichen.
Die Kante zum Wasser springt differenziert vor und zurück und ist gekennzeichnet durch den Wechsel zwischen naturnahen Bereichen und formal gestalteten Treppen und Steganlagen. Auf der Westseite des Grünrings wird der bisher verdolte Ölbach freigelegt. Die naturnahe Gestaltung des Bachlaufes wird durch kleine Spielbereiche akzentuiert. An der Mündung zur Ablach weiten sich die Gewässer und sind vom großen angelagerten Spiel- und Aufenthaltsbereich erlebbar.

Die Hauptstraße
Grundidee ist es, die lebendige Struktur der Hauptstraße mit ihren langen Kurven durch Materialität und hochwertige Verlegung als Einheit erlebbar zu machen. Ihre subtile Raumqualität mit den vor- und rückspringenden Fassaden wird durch das Format und die Verlegerichtung des Belags und Lage und Art der Entwässerungseinrichtungen herausgearbeitet.
Die neue Hauptstraße wird mit Natursteinpflaster aus Granit belegt, der sie als einheitlichen Raum wahrnehmbar macht.
Das Pflaster wird in Reihenverband in 2-3 verschiedenen Breiten quer zur Fassadenrichtung verlegt. Es entstehen so Richtungswechsel an den Kurven, die als aufgehende Schmiegen verlegt werden.
Diese Wechsel nehmen die handwerkliche Detailqualität und gestalterische Spannung historischer Pflasterungen auf und machen die Biegungen der Straße wahrnehmbar. Ein lebendiges Fugenbild entsteht durch den Wechsel der 3 Bahnenbreiten der Steine und Platten.
Die Breiten der Bahnen betragen 25 cm, 18 cm und 12 cm. Unterschiedliche Steinlängen der Rechteck und Quadratformaten beleben die Belagsfläche.
(verwendete Formaten: 32x24 und 24x24, bzw. 24x17 und 17x17 bzw. 17x12 und 12x12)
Die Entwässerung erfolgt in den schmäleren Bereichen über beidseitig begleitende Plattenrinnen im gleichen Material und Format wie die Belagsfläche. Diese sind minimal eingetieft. Die Querfugen des Belages ziehen sich durch die Rinne, so entsteht ein einheitliches Fugenbild von Fassade zu Fassade.
Die beidseitig angeordneten Rinnen schaffen eine Unterscheidung von Geh- und Fahrbereichen. Die klar erkennbare Gliederung wird durch die Verwendung von breiteren Formaten im Gehbereich unterstützt, die diese Flächen gleichzeitig bequemer begehbar gestalten.
Die besondere Bedeutung der Plätze vor dem Rathaus, der Kirche und der Volksbank werden durch die Verwendung der beiden größeren Formatbreiten hervorgehoben.
Die Entwässerung erfolgt einseitig durch eine Schlitzrinne. So wird die optische Durchgängigkeit des Pflasters über den gesamten Platz erreicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist durch ein schlüssiges Gesamtkonzept gekennzeichnet. Dies gilt sowohl für Konzentration der zentrenrelevanten Funktionen in und unmittelbar an der Altstadt als auch für die Vorschläge zur Reparatur des öffentlichen Raumes und die Aufwertung und Neugestaltung der Hauptstrasse und des Stadtgrabens als „grüner Ring“, mit der Schaffung neuer attraktiver Aufenthaltsräume in hoher Qualität.
Die Altstadt erhält einen durchgehenden homogenen Stadtboden, der die Ablesbarkeit des Stadtgrundris-ses stärkt und der Altstadt besondere Identität verleiht. Überzeugend ist auch der Vorschlag die Haupt-strasse mit einem Belag aus hellem Naturstein von Fassade zu Fassade zu versehen. Dabei werden die Aufweitungen im Bereich des Rathauses und der Martinskirche schlüssig als Platzräume integriert und der trichterförmige Platzraum bei der Volksbank als Eingangsplatz ausgebaut. Die insgesamt ruhige Ausgestal-tung wird bei der lebendigen Struktur der Hauptstrasse und der sie begleitenden Fassaden als gelungen bewertet.
Der Straßenverlauf ist durch tiefer gesetzte Plattenrinnen markiert, die den Verlauf der Fahrbahn ausrei-chend kennzeichnen. Die Anordnung der Längsparkstände wäre zu überprüfen. Der Knotenpunkt Beizkofer Strasse / Alte Strasse als fünfarmiger Kreisverkehr müsste als Minikreisel mit überfahrbarer Mittelinsel ge-staltet werden.
Mit dem Grünkonzept und der Aufwertung des Stadtgrabens werden die Elemente Stadt und Landschaft beispielhaft zu einem durchlässigen System verknüpft.
Der großflächige Einzelhandel wird verträglich in die historische Baustruktur integriert und ergänzt durch die Lage mit dem Kopf unmittelbar am Platz vor der Volksbank und der Hauptstraße dem dort befindlichen Einzelhandel. Somit wird die Hauptstraße als Rückgrat der Versorgungseinrichtungen und Lebensader der Stadt gestärkt. Dieser Vorschlag wird vom Preisgericht als besonders gelungener Beitrag gewertet.
Auch für die weiteren Nutzungsschwerpunkte werden durchweg überzeugende Vorschläge unterbreitet. Dies gilt auch für das Wohnen am Wasser und das Wohnquartier nördlich des großflächigen Einzelhandels bei der Volksbank.
Das Lichtkonzept transportiert gut das gestalterische Grundkonzept. Die Raumhierarchien werden durch Lichtfarben und Helligkeit unterscheidbar.
Die Arbeit nutzt die städtebaulichen Potenziale in vollem Maße und stellt insgesamt einen überzeugenden Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.