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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2010

Fachhochschule Gießen-Friedberg

Anerkennung

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Bearbeiterin Lucie Stanclova

Leitidee
Das Konzept zur Erweiterung und Erneuerung der Fachhochschule Giesen folgt einer naheliegenden Idee: Die Neubaumaßnahmen und die vorhandenen Standortqualitäten – der schöne Landschaftsraum entlang der Wieseck und die Innenstadtlage – sollen so in Einklang gebracht werden, dass für die Fachhochschule Giesen ein eigene, unverwechselbare Identität entsteht: Wie in dem Gedicht, in dem Tucholsky das Ideal mit „vorne die Ostsee, hinten die Friedrichstraße“ beschreibt, gilt es in einer neuen städtebaulichen Konzeption beide Charakteristika des Ortes deutlich herauszuarbeiten. Wir schlagen daher einen Campus vor, der gleichermaßen über urbane wie über landschaftliche Qualitäten verfügt. Urban sind die kraftvollen Gebäudevolumen der Neubauten, die einen Stadtraum formulieren und einen Campusplatz umschließen. Von Freiraumqualität sind der Grünzug und die Wieseck, die sich auf dem Campus zwischen den Gebäuden aufweiten und mit ihren großzügigen Wiesenflächen den Studenten einen wunderschönen Aufenthaltsraum bieten.
Das neue Zentrum der Hochschule spannt sich zwischen Wiesenstraße und Wieseck. Dieser zentrale Raum wird als öffentliche Fläche verstanden – als neuer Campusplatz – auf dem die neue Bibliothek und das Hörsaalzentrum einen kraftvollen, freistehenden Auftritt haben. Dem dritten „öffentlichen“ Gebäude – der Mensa – wird die städtebaulich wichtige Funktion zugewiesen, den Grünraum schon im ersten Bauabschnitt mit einer baulichen Kante zu fassen. Die Instituts- und Laborbauten hingegen bilden im südlichen Bereich ein ruhige blockartige Struktur, die nach außen einen soliden Stadtraum erzeugt und die nach innen das Potenzial hat, flexibel auf vielfältige Anforderungen zu reagieren.

Freiraumkonzept
Der Standort Wiesenstraße wird als das Herz der Hochschule und als Scharnier zwischen der Innenstadt im Westen und der Wieseck Aue im Osten verstanden. Die Maßnahmen der Landesgartenschau werden aufgegriffen und konsequent weiter entwickelt. Der Schwanenteich wird nicht nur über den geplanten Platz am See, sondern auch durch die Neubauten gefasst. Der Landschaftsraum verzahnt sich mit dem Campus. Somit wird auch der Frischluftschneise, die für die gesamtstädtische Entwicklung von Bedeutung ist, entsprechend Rechnung getragen. Die unmittelbare Uferzone bleibt unter Berücksichtigung des Baumbestandes naturnah gestaltet. Die zusätzliche Aufweitung des Grünraums erfolgt durch eine leicht ansteigende Wiese und durch den Campusplatz, der als „steinernes Tableau“ mit einer baulichen Kante und einer Stufenanlage zur Wieseck abfällt; der Sockel des Hörsaalgebäudes ragt gleichsam aus der erweiterten Wasserfläche hervor.

Städtebauliche Integration
Städtebaulich und funktional werden die vier Campusbereiche im Süden durch das Rückgrat der Wieseck und im Osten durch die Ringallee miteinander verbunden. Verbindendes Ganzes ist eine städtebauliche Haltung, die die Hochschulbauten als klare Vol¬umen mit eindeutigen Eingangssituationen versteht, die alle zum neuen „Rückgrat“ ausgerichtet sind. Die Anbindung des Bereichs Gutfleischstraße über die Ringallee wird dadurch gestärkt, dass sich der neue Campusplatz und die Campuswiese nach Osten öffnen und dass die Bibliothek einen neuen Akzent setzt.

Bauabschnitte
Die vorgelegte Planung stellt ein robustes städtebauliches Konzept dar, das problemlos in Bauabschnitten als Teilbaumaßnahme–auch bei laufendem Betrieb im Umfeld – realisiert werden kann. Bei der Positionierung der Baufelder wurde berücksichtigt, dass ein Neubau jeweils nur dort entstehen kann, wo durch Abriss ein Teilbaufeld frei wurde, dessen Nutzungen zuvor in Bestandgebäude verteilt wurden.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind nicht nur durch eine flexible und robuste städtebauliche Konzeption gegeben, sondern vor allem durch ein stimmiges Gebäudekonzept. Vorgeschlagen werden ausschließlich kompakte Volumen, deren Gebäudebreite mit 15 m bei Institutsbauten und 20 m bei Laborbauten ein tragfähiges und „atmendes“ Grundgerüst darstellen. Eine einfache Konstruktion der eigenständigen und freistehenden Gebäuden sowie eine flächensparende Typologie der max. 4- 5 geschossigen Gebäude versprechen eine hohe Effizienz.