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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2010

Umgestaltung Scharnier Bad Wildungen

Engere Wahl

Simons & Hinze Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Bad Wildungen orientiert sich neu.
Der westliche Rand der Innen- und Altstadt ist nicht nur Bindeglied zwischen dem eigentlichen Stadtkern und den Kurbereichen, sondern definiert das Zentrum neu, schafft gerade eine Vergrößerung des Innerstädtischen Raumes und verwandelt die Lagequalität deutlich.
Mit unserem Beitrag wird der Durchgangs- und Busverkehr um das Zentrum herumgeführt und lediglich der Individualverkehr, der sich bewusst in diesem Raum begibt, in geschwindigkeitsreduzierten Flächen zugelassen. Der neue Freiraum soll die unterschiedlichen Architekturen weiter zusammenführen und die besonderen Qualitäten, die Bad Wildungen insbesondere mit der Altstadt besitzt, weiter fortführen.

Durch die Qualifizierung des öffentlichen Raumes soll das Einkaufen stärker mit dem Leben, dem Erholen, dem Kulturgenuss verbunden werden. Der Beitrag baut darauf, Bad Wildungen als zentralen Einzelhandelsstandort herauszuarbeiten, damit sich die Stadt auch in Zukunft in Konkurrenz zu den Nachbarsstädten behaupten kann.

VERKEHR
Fließender Verkehr
Eine neue Verkehrsorganisation soll der zerschneidenden Wirkung des ausgeprägten Autoverkehrs in der Brunnenstraße und Breiter Hagen entgegenwirken. Der Durchgangsverkehr und der ÖPNV sollen zukünftig durch die Laustraße und durch die neue Verbindung zur Brunnenallee hinter der Touristeninformation geführt werden. Damit kann das KFZ Aufkommen in der Innenstadt deutlich reduziert werden.
Der gesamte Bereich des Scharniers wird als materialeinheitliche Mischverkehrsfläche mit Vorrang für Fußgänger und Radfahrer ausgebildet. Die Verkehrsflächen werden lediglich mittels eines Natursteinbordes von den begehbaren Flächen abgesetzt. Der Scharnierbereich ist damit bis zum Kurschattenbrunnen Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20.

Ruhender Verkehr
Die Stellplätze sollen dezentral in zusammengefassten und baumüberstandenen Parkplätzen auf den rückwärtigen Flächen entlang der Brunnenstraße positioniert werden. In der Brunnenstrasse bleiben die Stellflächen für Kurzzeitparker vor den Geschäften erhalten.

Bushaltestelle und Touristeninformation
Die Touristeninformation erhält durch die Zuordnung des ÖPNV und der Taxistände zu diesem Gebäude mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung als Empfangs- und Orientierungspunkt. Im Norden des Gebäudes entsteht ein zentral gelegener und überdachter Busbahnhof, der nach dem Rendezvoussystem realisiert wird.
Die Haltstelle ist so dimensioniert, dass sie mit Stadt- und Überlandbussen angefahren und damit zum wichtigen Umsteigepunkt wird. Auch eine Fahrradstation ist in diesem Bereich realisierbar.

Nachverdichtung
Durch eine bauliche Nachverdichtung im Umfeld der Bushaltestelle mit einem Einkaufs- und Dienstleistungszentrum können wichtige Bebauungs- und Belebungspotenziale in der Innenstadt gesichert werden.
Das Gebäude an der Brunnenstraße 57 wird bauliche aufgestockt, durch vereinheitlichte offene Erdgeschossbereiche werden zusätzliche attraktive Geschäftsflächen realisiert.

MATERIALITÄT
Teppich
Um der heterogenen Struktur des Scharnierbereiches wieder mehr Halt zu geben, wird vorgeschlagen, einen hochwertigen Kleinsteinpflasterbelag aus Sandstein von Straßenseite zu Straßenseite zu spannen. Der Pflasterbelag wird aus der Altstadt weitergeführt und definiert damit den Innenstadtbereich.
Die ebene Oberfläche des gesägten und geflammten Natursteines gewährleistet eine optimale Begehbarkeit. Die rote Farbigkeit des Altstadtpflasters wird aufgegriffen und für den Wettbewerbsbereich neu interpretiert, um eine klare Identität des Ortes zu schaffen. Die dezent variierenden warmen Farbtöne unterstreichen mit ihrem freundlichen Charakter die Wertigkeit des Materials. Der Belag ist in Passe verlegt. Ein schmaler Traufstreifen aus dem gleichen Material, in Reihe verlegt, rahmt die Gebäude.

Leitbänder
Die mittig in den beiden Fußwegen der Brunnenstraße verlaufenden Leitbänder führen die Passanten von der Altstadt zur Brunnenallee und weiter zur Touristeninformation bzw. zum Bushahnhof und umgekehrt. Die Leitbänder betonen somit die Hauptbewegungsrichtung durch die Innenstadt. Mittels der visuellen Führung wird eine Verspannung der zentralen Stationen in Bad Wildungen realisiert.
Durch die Verwendung von länglichen Betonplatten mit den Maßen 60/30 bis 90/60 cm heben sich die eingelegten Leitbänder bewusst von dem angrenzenden Pflasterbelag ab. Der hellere Plattenbelag in changierenden Farbnuancen wirkt freundlich und elegant.

Plätze
Der Platz am Kurschattenbrunnen und der Postplatz stellen die Auftakte des Scharniers und das Entree in die Altstadt dar. Sie markieren damit die Schnittstelle wichtiger Stadtachsen. Durch die topografische Lage der Plätze sind beide visuell verbunden und dienen damit maßgeblich der Orientierung der Passanten. Ein Belag aus großformatigen und gebänderten Betonsteinplatten unterstreicht die bedeutende Stellung der Plätze im Stadtraum und setzt sich als Belagsintarsie gegenüber dem kleinteiligen Pflasters spannungsvoll ab.

Am Postplatz wird das für Bad Wildungen bedeutende Element Wasser aufgegriffen. Ein rundes Wasserbecken als verbindendes Gegenüber zum Kurschattenbrunnen macht den Postplatz zum klassischen Aufenthalts- und Spielort für Jung und Alt. Die beidseitig angeordneten Lichtstelen und Sitzmobiliar betonen und fassen räumlich den zentralen Platzbereich.

Die ruhige und zurückhaltende Neugestaltung der Plätze schafft offene und multifunktionale Stadtplätze. Es wird ein Freiraum für eine temporären Bespielung oder Veranstaltungen realisiert.

AUSSTATTUNG
Sitzmobiliar
In Aufweitungen des Fußgängerraumes sind spielerisch positionierte Bankgruppen die aus verschieden großen, podestartigen Bänken mit Lärchenholzsitzauflagen vorgesehen. Die Seitenwangen der Bänke bestehen aus milchigem Kunststoffglas und sind von Innen beleuchtet.
Am Rand des Post- und Kurschattenbrunnenplatz werden klassische Holzlehnenbänke angeordnet.
Spielangebot
Im Umfeld des Sitzmobiliars werden kleine Spielpunkte mit Bewegungsangeboten vorgeschlagen.
Markisen
Der Witterungsschutz sollte einheitlich aus farbigen Markisen bestehen. Die Markisen kommen bei den Gebäuden der Brunnenstraße zum Einsatz, können aber auch in der Altstadt weitergeführt werden. Denkbar ist des Weiteren die Farbigkeit der Markisen bei den Sonnenschirmen der Außengastronomie zu wiederholen.

BÄUME
Der Leitbaum des Scharnier Bad Wildungen, die Goldrobinie (Robina ‚Frisia’), setzt durch das frischgrüne Laub und mit ihrer eindrucksvollen gelben Herbstfärbung deutliche Akzente. Die lichte Krone des Baumes schafft die visuelle Durchlässigkeit zu den Gebäuden. Die Robinia ‚Frisia’ sind linear als zweier oder dreier Gruppen angedacht, die durch den Scharnierbereich leiten und eine einfache Orientierung gewährleisten. Eingefasst sind die Baumscheiben mit einem schlanken Rahmen aus Sandsteinplatten.

BELEUCHTUNG
Die bestehenden Kugelleuchten sollen im Straßenraum erhalten bleiben und werden lediglich gemäß der neuen Straßen- und Wegeführung positioniert. Auf den Plätzen und im Bereich des neuen Busbahnhofes erzeugen moderne Lichtstelen eine angenehme Lichtstimmung und schaffen am Abend eine hohe Aufenthaltsqualität.
Die beleuchteten Bankelemente im Bereich der Brunnenstraße begleiten die Passanten am Abend durch die Innenstadt.