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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2011

Freiräume Europacity/ Heidestraße und Nordhafen

2. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Sandra Ballerstedt, Jana Bernhardt, Sebastian Exner, Sophie Holz, Britta Horn, Maja van der Laan, Frederike Müller

Visualisierung:
Jens Gehrcken, Berlin


Verankern in der Stadt
Idee:
Der Spandauer Schifffahrtskanal mit seinen Häfen stellt eine stadträumliche Dominante dar. Für die Gestaltung der Uferbereiche wird daher zunächst die Entwicklung möglichst einfacher übergreifender Prinzipien verfolgt.
Im Betrachtungsraum werden dabei lediglich zwei grundsätzlich verschiedene Abschnittstypen herausgearbeitet: dem Stadtufer an den neuen Quartieren und den grünen Parkpromenaden am Nordhafen.
Gemeinsam ist den Ufern dass sie weniger als lineare Verbindungsräume interpretiert werden sondern als gemeinsame Oberfläche der angrenzenden Quartiere. Insofern steht die Verzahnung und Verankerung im Stadtraum im Mittelpunkt des Entwurfes.

Stadtpromenaden
Die Stadtpromenaden des westlichen Kanalufers werden mit einem durchgängigen Belagsteppich zwischen den Baufeldern und der vielfältig verspringenden Uferkante befestigt. Dieser Belag aus kleinformatigem Natursteinpflaster fließt in den Plätzen und Aufweitungen in die Quartiere und verzahnt die Promenade mit diesen. Im Idealfall wird der Belag auch in den Unter- und Oberstreifen der Gehwege genutzt. Die Promenade wird also nicht als vorgelagerter Wegestrang interpretiert sondern als Teil eines durchgängigen Stadtbodens der bis an die Uferlinie aus den Baufiguren hervortritt. Der Promenadenraum wird in den Quartieren auf diese Weise rückverankert. Verstärkt wird der Effekt durch die Einlagerung von querenden Plattenbahnen die als „Stationierung“ jeweils an den Plätzen und Aufweitungen ins Quartier führen.
Im Unterschied zu den östlichen Promenaden mit ihren schnellen Fahrradbahnen soll der Transitcharakter der Promenaden deutlich in den Hintergrund treten. Das langsame Flanieren und der Aufenthalt, der Austausch mit den neuen Quartieren stehen im Vordergrund.
Entlang des Spandauer Schiffahrtskanals wird die bereits bestehende Lindenpflanzung fortgeführt: Tilia cordata ‚Geenspire‘

Vorgeschlagen wird eine Linie aus schlichtem und zurückhaltendem Mobiliar und Geländer:
schlichte Leuchtstele Typ Modulum, - Fa. Hess
Bank 881, Kong-Design (bereits im Umfeld des Spreebogens verwendet)

Parkpromenaden
Am Nordhafen unterscheidet sich der Charakter der Promenaden grundlegend. Sie bilden die Wasserkante eines umfassenden Parks. Mit dem Wettbewerb sollte die Chance genutzt werden dem Hafenbecken eine zusammenhängende Promenadenschale zu geben. Diese wird in Anlehnung an die historische Gestaltung als Doppelstrang mit Promenadenweg mit grüner Uferböschung und Treidelpfad am Ufer entwickelt. An Kopfbereichen und Anlegestellen werden daraus Uferplätze entwickelt.

Stadtpromenade Hafenquartiere
Als zusammenfassendes Motiv über den unterschiedlichen Uferausbauten wird eine Doppelbahn aus 60 cm breiten Sandsteinbahnen als Kopfausbildung vorgeschlagen. Die notwendigen Geländer werden uferseitig angeordnet, so dass ein Standsaum für Schaulustige entsteht. Die Promenaden werden durchgängig mit Mosaikpflaster (Lindlaer Grauwacke als Bernburger Ersatz) befestigt. Lockere Baumreihen mit Sitzbänken fassen die Promenade auf der Westseite, jeweils parallel der Grundstücksgrenzen. Die grünen Uferbereiche werden durch den Erhalt einzelner Solitärbäume aufgelockert.
Gebäudeseitig wird die Promenade mit einem 100 cm hohen steinernen Sockel gefasst über dem die Gartenebenen liegen. Es wird vorgeschlagen die fassende Bepflanzung auf den Privatgrundstücken auf 1,00 m Höhe und einen Längenanteil von 75% zu begrenzen.
Stadtpromenade am Kunstquartier
Am Kunstquartier wird das Prinzip der Promenade aufgegriffen und modifiziert: Anstelle der Gartensäume tritt hier ein Pflastersaum aus Großsteinpflaster der unter Verwendung von Bestandsmaterial ausgeführt wird. Die Pflasterbahn für die Erschließung des Museums wird so eingebunden. Der Saum stellt damit wiederum eine Verzahnung mit dem Blockinnenbereich dar, in dem dieses raue Pflaster (so ist zu hoffen) auch in Zukunft dominiert. Als Einfassungen der Belagsgrenzen und für die Baumreihe werden die vorhanden Schienen wieder verwendet.
Der unter denkmalpflegerischen Gesichtpunkten gestaltete Bereich (Großpflaster, Bernburger, Grünflächen am Gebäude) am Hamburger Bahnhof wird weitgehend erhalten. Zaun und Tor zur Invalidenstraße werden entfernt, der Gehbereich etwas verbreitert und die Stufenanlage durch eine barrierefreie Rampe ersetzt.

Quartiersmarken
Die Promenade wird im Quartier rückverankert über kleine Plätze an den Erschließungsschleifen, am Döberitzer Grünzug und dem Kornversuchsspeicher. Das wiederkehrende Prinzip ist einfach: Jeweils eine Sequenz von Bahnen aus Charlottenburger Platten bindet die Plätze an die Promenade an. Sie sind gestaltet mit rasterförmig angeordneten Baumpflanzungen die sich zum Ufer hin öffnen. Die schmalkronigen Säuleneichen dienen als grüne Landmarken. Zwischen den Säulenreihen der Stämme sind kleine Spiel- oder Sitzinseln angeordnet.

Döberitzer Grünzug
Der Anschluss des Döberitzer Grünzuges wird als grüne Promenade gestaltet. Der zentrale Bewegungsraum (Breite 5,50m) wird im Norden begleitet vom Schilfband in den Retentionsflächen. Es wird streifenförmig gegliedert durch Offenwasserbecken mit einfachen Wasserspielen. Die Südseite ist mit Bäume bepflanzt in der für den Grünzug typischen Rhythmisierung.

Hafenplatz
Die Asymmetrie des Hafenplatzes wird aufgegriffen und auf einfachste Weise dreidimensional in Wert gesetzt: Die voll besonnte Nordseite wird geprägt durch eine durchgängige Stufenanlage die zum Sitzen genutzt werden kann. Über den Stufen wird eine Baumreihe gesetzt unter denen die Sitzplätze der ansässigen Cafes angeboten werden können.
Die schattige Südseite wird durch die räumliche Verschneidung von Rampenanlagen für die Brücke zur skulpturalen Wand. Die Aufständerung des Brückenanlaufs auf Wandscheiben gibt der oberen Ebene Transparenz und dem unteren Kai einen kolonnadenartigen Rückraum.
Zur Heidestraße hin wird der Platz als schiefe Ebene ausgebildet. Die Ebenen sind damit auf selbstverständliche Weise barrierefrei miteinander verbunden. Der Platzkopf ist diagonal querbar und erfordert keine unnötigen Umwege. (Die westliche Hafenkante ist mit einer Sitzstufe geschützt.)
Für den Pavillon am Hafenkopf wird eine dem Ort gemäße Typologie vorgeschlagen: Über einen treppenförmigen Anlauf der sich mit der Platzebene verschneidet ist eine bewirtschaftetes Sonnendeck im 1.OG erreichbar. Darunter befinden sich zwei getrennte Volumen in denen die Hafenmeisterei und die Gastronomie untergebracht sind. Den Hafenkopf geben die Gebäudekörper für den Fußgänger frei.

Nordhafenpark
Nordhafenplatz
Nordhafenplatz und der südliche Nordhafenpark stellen das zentrale Gelenk zwischen den Raumfolgen dar. Der Park verbindet die Stadtpromenade mit der grünen Schale des Nordhafens und eröffnet das Quartier in voller Tiefe in Ost-West-Richtung. Es wird eine sehr einfache räumliche Figur vorgeschlagen in der Park und Platz sich gegenseitig bedingen und fortsetzen. Obwohl als Platz typologisch verschieden werden sie als gestalterisches „Geschwisterpaar“ mit übergreifenden Motiven interpretiert:
einem Baumhain in wassergebundener Decke im Norden, als Abschirmung der Nordhafenbrücke
einem dreireihigen Baumraster im Süden, in das im Platzbereich Sitz- und Spielangebote eingeordnet sind, im Osten der intensive Kleinkinderspielbereich;
Den Schilffeldern mit Wasserspielen als zentrale Klammer beiderseits der Heidestraße;
Die Wasserspiele werden als „ideelles“ Zentrum der Gestaltung verstanden. Der sinnlich erfahrbare Zusammenhang zwischen Wasseraufbereitung und Wasserverwendung wird durch ein Kontinuum aus schmalen Wasserfäden hergestellt, das seinen Ausgangs- und Endpunkt im zentralen Schilffeld zu haben scheint. Während die Wasserfäden auf dem Platz von robusten Wasserdüsen belebt werden, verlaufen sie im Westen getreppt durch die Rasenflächen und binden hier an eine Matschplatz im Kinderspielbereich an.
Auch in Material (mit Grauwacke als Pflaster und Platten) und Bepflanzung (Platanen im Raster, Spreeeichen im Hain) werden Platz und Park übergreifend gestaltet.

Kulminationspunkt Kieler Spitze
Die Anschlusshöhe der Kieler Brücke wird zum Gestaltungsanlass für einen markanten Verknüpfungspunkt zwischen Park und Promenade: Der Antritt der Brücke wird zu einem bewusst formulierten Aussichtspunkt der sich als keilartige Geländerampe aus dem Park erhebt. Gleichzeitig wird vor dem Park eine gewässernahe Ebene eingeführt, auf der sowohl die Kieler Brücke als auch die Nordhafenbrücke unterquert wird. Die darüber liegende „Stadtebene“ einschließlich der Kieler Spitze wird mit einer steinernen Kante klar gefasst und mit Rampen und Treppen angebunden. Mit dieser Geste wird die Terrassierung der Ufer in zwei Ebenen eingeleitet wie sie für den Nordhafen typisch wird. Gleichzeitig finden der Quartierskörper und die hohe Uferverbauung einen markanten Abschluss.

Nordhafen
Der Nordhafen erhält eine gestalterische Fassung die erstmalig Hafenbecken und Landschaft zu einer Einheit werden lässt, dabei aber Strukturelemente der historischen Gestaltung aufgreift. Typisch dabei ist die doppelte Fassung mit einer Promenadenebene und einem tiefer liegenden Treidelweg. An den Plätzen an der Nordseite werden diese Ebenen zusammengeführt. Räumliche Struktur erhält die Fassung durch die Aufkantung der Wege um bis zu 50cm. Hierfür wird das Material der Kopfsteine der Stadtpromenaden aufgegriffen.
Die aufgerückten Bauvolumen des Bayer Pharma Campus werden in großzügige grüne Parkfelder eingebettet. Auf die Anlage eines parallelen zweiten Nord-Süd-Weges wird verzichtet um den Charakter einer weichen landschaftlichen Einbettung zu stärken. Die Gastronomie im Tagungszentrum wird mittels zu einer Schleife verknüpfter Stiche an die Hauptpromenade angebunden. Die Beziehung zum Bootsanleger am Hafenbecken wird dabei stark herausgestellt.
Der Baumbestand wird aufgelockert um die Blicke und die räumliche Tiefe zwischen Campus und Ufer erlebbar zu machen. Während die Uferböschungen von wenigen eindrucksvollen Solitären bestimmt sein sollen, bleibt aber der hainartige Charakter der äußeren Parkbereiche erhalten.