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Offener Wettbewerb | 10/2011

Bundesgartenschau Heilbronn 2019

2. Preis

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Die Bundesgartenschau 2019 ist eine Chance für Heilbronn, weitere Bausteine einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu schaffen. Dieses Ziel vor Augen basiert der Entwurf auf folgenden vier Grundgedanken:

1. Verknüpfungen maßgefertigt
- Das Wegenetz ist nicht Selbstzweck, sondern eine „Maßanfertigung"
- Vorhandene und neue Grünräume eng miteinander verknüpfen
- Ein durchgängiges Wegenetz entlang des Neckarufers entwickeln
- Die Siedlungsräume mit ihren Ufern verbinden

2. Ordnung und Konzentration
Die innerstädtischen Freiflächen stehen zukünftig unter hohem wirtschaftlichen Druck. Dies erfordert:
- einen qualitätsvollen Ausbau der Flächen
- räumliche und inhaltliche Konzentration
- Reduzierung versiegelter Flächen durch Doppelnutzungen
- Aktivierung brachliegender „Restflächen"

3. Identität stärken und Potenziale nutzen
- Insellage im Neckar betonen und Attraktivität der Ufer steigern
- Freiräume als Par(k)cours wie ein Gürtel um die Insel verteilen
- Das Ufer als Leitmotiv des innerstädtischen Freiraums
- Differenziertes Sport- und Freizeitangebot für Stadt und Region

4. Balance zwischen Ökologie und Mensch finden
- partieller naturnaher Ausbau des Alten Neckars
- teilweise große Wiesenflächen nur mit informeller Nutzung
- markante inszenierte Ufernutzungen rechtfertigen unberührte Ufer


Die Neckarvorstadt
Die historische Hafenfigur wird durch zwei Wasserflächen als zentrales Freiraumelement in Szene gesetzt, wobei die Ausdehnung des Sees zugunsten des westlich angrenzenden Parks reduziert wird. Der See wird durch einen Fußgängersteg gegliedert und in Teilen mit Wasserpflanzen besetzt. Diese dienen der Wasserreinigung. Eingefasst in dieses klar definierte Freiraumgerüst kann sich der Stadtteil qualitätsvoll entwickeln. Das gesamtstädtische Grüngefüge ist unabhängig von der Gesamtfertigstellung des Areals. Die noch nicht realisierten Bauflächen sind auf reduzierter Basis nach der BUGA als temporäre Grünflächen nutzbar. Diese stufenweise geplante bauliche Entwicklung unter Vermeidung von großflächigem Baustellenflair soll zentraler Maßstab sein. Dies dient sowohl den frühen Bewohnern, den Nutzern der angrenzenden Freiflächen, der Vermarktung des Areals als auch dem gesamtstädtischen Erscheinungsbild. Dies setzt auch für die Planung der BUGA-Ausstellungsflächen einen abgestimmten Stufenplan mit dem Investor voraus. Der zentrale Marinaplatz wird als urbaner Stadtraum entwickelt. Die Fläche wird durch rampenartige sich verziehende Stufen gegliedert und zum Wasser geführt. Längliche Sitzelemente aus Holz sind in die steinerne Skulptur eingelassen. Locker gestreute Bäume gliedern die Stufen in sonnige und beschattete Abschnitte. Der Marinaplatz ist durch seitlich geführte Rampen sowohl barrierefrei als auch funktional erschlossen. Eine kleine Platzaufweitung am Fuße in direkter Wassernähe ermöglicht kleinere Veranstaltungen wobei die Stufen die Tribüne bilden. Die Materialausdehnung des Platzes überlagert rund um den Marinapavillon auch den angrenzenden Straßenraum. Aus dem Hafenplatz am Wasser wird so die Mitte der neuen Neckarvorstadt. Ergänzt wird die Erlebbarkeit des Hafenbeckens durch eine südlich gelegene kleinere Stufenanlage. Die Mündung der Hafenzufahrt in den Neckar wird baulich akzentuiert und steht somit als architektonisches Element in der naturnahen Flusslandschaft.

Ein neuer Park für Heilbronn
Die „Theresienwiese“ ist als große, innerstädtische Veranstaltungsfläche für Heilbronn von zentraler Bedeutung. Zwischen den einzelnen Veranstaltungen liegt die Fläche jedoch weitgehend ungenutzt. Mit diesem Flächen- und Nutzungspotenzial, der direkten Lage am Neckarkanal, der Anbindung der Fläche an den Bahnhof sowie der Verknüpfung mit dem neuen Stadtquartier erfüllt die „Theresienwiese“ alle Voraussetzungen für einen innerstädtischen Park. Folgerichtig wird die „Wiese“ auf die südliche Seite der Karlsruher Straße verlagert und dort dem Neckarstadion und dessen Infrastruktur zugeordnet. Der asphaltierte Kernbereich umfasst 20.000 m² und wird zwischen den Veranstaltungen für Spiel und Sport, aber auch als optionaler Pkw-Parkplatz genutzt. Je nach Bedarf können angrenzende Teilbereiche adaptiert werden. Durch dieses Flächenmanagement bleibt die Bodenversieglung auf ein gestalterisches wie auch ökologisches Mindestmaß reduziert.
Nördlich der Karlsruher Straße entsteht ein neuer Park, in dessen Zentrum der historische Wever-Turm als Gastronomie-Standort zur Geltung kommt. Seine inhaltliche Ausprägung erhält der Park durch die Thematik Generationenpark. Kinderpiel ist in diesem Konzept ein selbstverständlicher Begleiter:
Der östliche Rand zur Theresienstraße wird durch das Spielangebot für Kinder und Jugendliche – vis á vis der benachbarten Bildungseinrichtungen - definiert. An der westlichen Parkkante werden die erforderlichen Hochwasser-Schutzmaßnahmen dafür genutzt, die Stadt an das Wasser zu führen und die Uferkante erlebbar zu machen. Die Planung von Spundwänden ermöglicht in diesem Abschnitt eine Aufweitung des Leinpfades. Bei schönem Wetter werden Neckarbalkon und Stufenanlage in ihrer exponierten Lage zum Publikumsmagneten.


Der Neckarpark
Ganz ähnliche Akzente wurden bereits im Neckarpark realisiert. Mit Wegfall der Kalistraße sind die Freiflächen auf den Inseln in ihrer charakteristischen Abfolge von Wegen und Plätzen weiter zu entwickeln. Eine Fußgängerbrücke als Anbindung an die geplante Bahnhofspromenade ist dabei ebenso eine Ergänzung, wie auch der Kinderspiel- und Experimentierplatz auf der Bleichinsel.


„Böckinger Bogen“ und „Böckinger Stadtufer“
Im Hinblick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung muss die Anbindung Böckingens als ein wesentliches Ziel der Gartenschau begriffen werden. Der Brückenschlag über den Neckarkanal bietet hierfür einen entscheidenden Lösungsansatz. Er verbindet Böckingen ohne Umwege mit den Stadtteilen nördlich und südlich der Bahntrasse.
Die Arrondierung des Ortsrandes erfolgt im Norden durch eine städtebauliche Lösung, die die Straßenfluchten aufnimmt und in den „Böckinger Bogen“ übersetzt. Zum Rande hin sind reine Büronutzungen vorgesehen, welche im Inneren durch partielle Wohnnutzungen ergänzt werden. Im Westen befinden sich Gebäude mit Einzelhandelsnutzflächen. Der neue Stadtbaustein wird durch die achsiale Ausrichtung der Gebäude, ihre Geschossigkeit und Architektur akzentuiert. An markanten Positionen stehen zwei höhere Solitäre. In dem westlichen sind Gemeinschafts- und Sportnutzungen untergebracht sind. Er betont den Auftakt im Grünzug als Ende der langen Stadtachse. Das andere Gebäude bildet das Entrée zum Neckar - ein Zeichen nach Heilbronn.
In Fortschreibung des dezentralen Spielplatzkonzeptes ist auch hier ein Angebot für Kinder und Jugendliche integriert. Die parallel verlaufende Grünverbindung dient gleichzeitig als Lärmschutz. Sie führt weiter zum Areal des Eisenbahnmuseums, welches über eine kleine Fußgängerüberführung direkt angebunden ist. Die Höhenkante des angrenzenden Siedlungsraums wird durch Aufschüttungen an den Gleiskörper verlagert. Hierdurch entsteht ein neuer grüner Siedlungsrand oberhalb der Gleistrasse, dies reduziert die Lärmimmission. Ähnlich der anderen Bereiche wird die breite Gleistrasse als „eiserner Flussraum“ interpretiert und Böckingen erhält ein neues grünes Ufer.




Bundesgartenschau 2019 Heilbronn zu Neuen Ufern
Spurensuche Zukunft - 8 Ufer, 8 Zukunftsthemen, 80 Fragen

Das Ausstellungskonzept der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 sieht die Gartenschau nicht nur als ein nachhaltiges Stadtentwicklungsinstrument oder als Leistungsschau der Grünen Branche, sondern auch als Medium für Gesellschaftsthemen der Zukunft.
Auf den Spuren der Themen von Morgen werden an 8 Uferabschnitten 8 Themenkomplexe mit Zukunftsbedeutung verortet. Die Zukunft verantworten ist der Grundsatz der Grünen Berufe und damit auch ihrer Gartenschau. Folgende Aspekte werden behandelt: Grüne Energie, Saubere Mobilität, Individuelle Gesundheit, Neue Bildung, Rettende Vielfalt, Urbane Ernährung, Mehr-Generationen, Neue Technologien.
Vermittelt wird die Erforschung der Zukunft durch einen Rundgang mit 80 Fragen, denn Forschen heißt Fragen. Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wem gehört die Zukunft?
Fragen fordern Antworten und bieten sich als unterhaltsames Leitmotiv der Gartenschau an. Der Besucher wird schon auf Plakaten, Fahnen, Bussen und Schiffen mit Fragen begrüßt. Und auf der Gartenschau ist das Fragezeichen der ständige Begleiter des Besuchers.

Die 8 Zukunftsthemen:

SLOW? Wohin wollen wir eigentlich so schnell?
Dieser Bereich der individuellen Gesundheit und Bewegung stellt ein Plädoyer für die Langsamkeit dar. Er ist Auftakt für den von Süden kommenden Besucher. Am Ende der Brückenrampe, auf dem unteren Niveau, vis á vis der Anlegestelle der Shuttleboote betritt man diesen Themenbereich. In Gärten, Pavillons, Spiel- und Sportflächen sowie Pflanzungen werden Fragen gestellt wie:
Wie viel Zeit muss in guter Arbeit stecken? Slow-cities- von welcher Stadt träumen wir? Vergessen wir beim Lesen die Zeit? Wohin geht die Zeit, wenn sie verstreicht? Gärten haben therapeutische Ansätze zum Thema: Blautanne statt Blaumann? Strand statt Stress? Verweile doch, bist Du so schön? Dies sind nur einige Fragen und mögliche Themen in diesem südlichsten Uferabschnitt am Neckar.
Dem Kanalufer nach Norden folgend gelangt der Besucher zum 2. Bereich, welcher sich auf der zukünftigen, neuen Festwiese befindet. Deshalb verortet das Ausstellungskonzept dort auch den ersten Veranstaltungsschwerpunkt mit der großen Hauptbühne.
Zukunftsthemen dieses Bereiches sind Ernährung und Urbane Nahrungsproduktion.


FAIR? Wie viel Mitgift wollen wir in unserer Nahrung?
Erleben. Genießen. Bewahren. Dieser Bereich ist ein Plädoyer für die Ursprünglichkeit der Nahrungsmittel und ihrer Lokalität. Er fragt aber auch: Wann werden alle Menschen genug zu essen haben? Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus? Wie schmeckt der Wein aus Algen? Sind die Gärtner auf dem Mars auch grün? Das Thema der alten vergessenen Sorten: Wer rettet den Roten Meier? oder Was ist die Russische Flasche ( alte Gemüsesorten)? Auch die Bewegung des urban gardening und -farming wird dargestellt: Ist der Schrebergarten spießig, oder gehört ihm die Zukunft? Die Bedeutung des Weines und des Salzes findet hier ihre Aufmerksamkeit. Die Pavillons der Gärtnerischen Berufe sind hier verortet. Auch temporäre Gärten greifen Themen auf wie: Was bringt Wüsten zum Blühen? Wie hoch sind die bewohnbaren Etagenfelder der Zukunft? Wie viel E verträgt unser Magen? Garten der guten Etiketten - brauchen wir 100% BIO in der Zukunft? Von hieraus geht der Besucher weiter über die temporäre Brücke der Karlsruher Straße in den Neuen Theresienpark. Dort wird die Generationenthematik als Zukunftsaufgabe angesprochen.

SILVER? Wie bleibt eine alternde Gesellschaft jung?
Dieser auch in der Folgenutzung als Innenstadtnaher Mehrgenerationenpark vorgesehene Stadtraum thematisiert unsere Zukunftsaufgabe der Überalterung. Er ist Ort für Jung und Alt. Er soll Begegnungs- und Kommunikationsort sein. In seinen Ausstellungsflächen und „Grauen Gärten“ werden Antworten auf Fragen der Traditionen, Familie, Junges Gemüse, aktive „silver kids“ und Generationengärten gestellt. Aber auch die Fragen nach Wie fremd ist das Deutschland der Zukunft? Wie viele Junge tragen einen Alten? u.a. Zu Füßen der Sitzstufen am Neckar hat das Forschungsschiff Generation X angelegt und bietet eine Ausstellungsplattform zum Oberthema. Von hieraus führt der Rundweg mit der Seilbahn über den Neckar nach Böckingen. Alternativ besteht eine Wegeverbindung unter der Eisenbahnbrücke hindurch. Nördlich der Brücke erreicht man mittels einer barrierefreien Rampe die neue Fuß- und Radwegebrücke über den Neckar und gelangt so nach Böckingen. Eine neue Verbindung die auch nach 2019 verbleibt.

TEMPO? Sind Überschallzüge auch überpünktlich?
Von der Seilbahnstation gelangt der Besucher zum Eisenbahnmuseum und dessen Außengelände.
Hier bestimmt die Mobilität der Zukunft die Ausstellungsflächen. In „rasanten“ Gärten, den Museumsräumen und in den Waggons des “Zugs der Zukunft“ werden Fragen zur Mobilität gestellt:
Segeln Schiffe in der Zukunft wieder? Wie macht man Urlaub unter digitalen Palmen? Was berichten Touristen auf dem Mond? Wie viele Monate seines Lebens steht der Mensch der Zukunft im Stau? Fahren LKWs bald unterirdisch?
Über eine temporäre Fußgängerbrücke gelangt man in den Böckinger Bogen. Dort geht es um Energie, ihre Speicherung und unser Trinkwasser.

POWER? Wie hoch steigt der Pegel noch?
Neben den Flächen für Wassergärten und Energiegärten finden sich in diesem Bereich Ausstellungsbereiche zu Zukunftsfragen: Gibt es Kraftwerke zum Mitnehmen? Können Autofahrer Energie erzeugen? Ist Wasser das Gold des 21. Jahrhunderts? Was lässt Gletscher wieder wachsen? Wie sieht die Batterie der Zukunft aus? Hat Heilbronn das Zeug zur Umwelthauptstadt?
Next- Heilbronn, Wind, Sonne, Biogas und Wasserkraft, Heilbronn zeigt in der zukünftigen Neuen Mitte von Böckingen ihre Wege zur Green-Capital. In erneuerbaren Gärten und nachwachsenden Gärten erfährt der Besucher das kollektive und individuelle Bestreben nach Energieautarkie. Powersport- Gärten und Kraftspiele für Alt und Jung runden das Ausstellungsprogramm ab. Über die neue Fuß- und Radwegebrücke gelangt der Besucher dann zum Fruchtschuppenareal. Hier erstreckt sich links und rechts der neuen Wasserfläche der Ausstellungsblock der Vielfalt, der Diversität und Toleranz.

DIVERSITY? Wie bewahren wir die Vielfalt in der Zukunft der globalen Welt?
Unser Alltag ist gefüllt mit Dingen die aus anderen Ländern kommen. Dies deckt sich mit der Vielfalt in unseren Gärten. Dennoch sind wir dabei in beiden Bereichen diese Vielfalt für immer zu verlieren.
Wussten Sie, dass indigene Gruppen Südamerikas die ersten Gummistiefel trugen? Wussten Sie, dass Speiseeis bereits vor 3000 Jahren in China Jung und Alt erfreute? Kommt der Dschungel in die Stadt der Zukunft?

NANO? Wie viel Vorsprung durch Technik haben wir?
Forschung und Erfindergeist, dem neuen Hafenbecken angegliedert befinden sich Gärten, Pavillons und Ausstellungsflächen zum Thema der Technologie der Zukunft. Wie viel Gefühl haben Roboter? Fahren die Autos der Zukunft von selber? Oder Können U-Boote durch die Adern des Menschen fahren? Experimente und Werkstätten in Kooperation mit den Hoch- und Fachschulen der Region.

CLEVER? Wie viel Schule braucht die Zukunft?
Lernen von der Natur: auf der kleinen Insel der Bildung wird in Kooperation mit der experimenta in Werkstätten nach den Fragen der Zukunft geforscht. Die Natur als Vorbild und auch ihre Ästhetik dienen Ingenieuren, Designern, Architekten zum Maßstab. Wann werden wir die Natur respektieren?
Werden wir die Zukunft verantworten?
Danach schließt sich ein Besuch der Innenstadt an oder man besteigt über den temporären Holzsteg geleitet eines der Shuttle-boote und beendet seinen BUGA-Rundgang.
Lageplan

Lageplan

Lageplan (Ausschnitt)

Lageplan (Ausschnitt)

Fotogrundlage: Katasteramt der Stadt Heilbronn, Visualisierung: bloomimages

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