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Offener Wettbewerb | 05/2011

Nordweststadt Frankfurt am Main

1. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

ANNABAU Architektur und Landschaft

Architektur

Erläuterungstext

Konzept

Der Entwurf ist eine gezielte Neuordnung und Strukturierung der Grünräume und
des Kleinen Zentrums der Nordweststadt im Frankfurt am Main, um eine
grundlegende Verbesserung des Wohnumfeldes zu erzielen und die Attraktivität des
Stadtviertels für alle Generationen zu steigern. Im Sinne der Weiterentwicklung der
Idee der gegliederten, aufgelockerten Stadt wird eine städtebauliche
Grundkonzeption für die Arrondierungsfläche vorgeschlagen. Die bestehende
Bebauung wird behutsam nachverdichtet.


Wohnhöfe

Die Grundidee des Wohnens im grünen Park wird aufgegriffen. Allerdings wird im
Gegensatz zum Bestand nicht mehr das Einzelhaus im grünen Park als Leitbild
genutzt, sondern die schon im Plan der Nordweststadt vorgesehen „Wohnzellen“
werden aufgegriffen und als Wohnhöfe geplant. Der Entwurf fasst die „Wohnzellen“
gestalterisch und funktional zu einer Insel mit eigener Identität im Park zusammen.
Das Ineinandergreifen von öffentlichen und privaten Freiräumen wird zugunsten
einer klaren Differenzierung von gemeinschaftlichen Freiräumen innerhalb der
Wohninseln und öffentlichen Freiräumen zwischen den Wohninseln aufgegeben.
Das gesamte im weitesten Sinne „private“ Grün konzentriert sich in den Wohnhöfen.
Privatgärten sind geplant, die Idee des „Grünen Zimmers“ wird aufgegriffen und die
Wohnungen in den Erdgeschossen erhalten eigene Gärten. Weitere Gärten werden
angeboten für Bewohner aus höher gelegenen Wohnungen. Gemeinschaftlich
nutzbare Spielplätze und Wiesen werden geplant, die von jeder Wohnung
eingesehen werden können. Die Tiefgaragen unter den Wohnhöfen erhalten einen
zweiten Eingang. Der oberirdische Bereich des Tiefgaragenaufgangs ist ein heller
Treppenraum dessen Außenbereich als Kletterwand, Freisitz, und als Platz für
überdachte Fahrradständer dient.
Die Freiräume bilden so den Mittelpunkt einer Nachbarschaftlichen Gemeinschaft.
Die fußläufige Erschließung der Gebäude erfolgt innerhalb der Wohnhöfe. Die
Häuser werden nicht mehr einzeln erschlossen, sondern jede Wohninsel liegt mit
einer eigenen Adresse am Gerhardt Hauptmann Ring und wir über diesen auch für
Fußgänger und Radfahrer erschlossen.
Die Wohnhöfe werden behutsam nachverdichtet. Teilweise werden in den Bereichen
über den Tiefgarageneinfahrten neue Gebäude geplant. So verschwinden die
„Löcher“ der Tiefgaragen im Freiraum und die Höfe werden räumlich stärker gefasst.
Die niedrigen, vierstöckigen Gebäude im Norden und im Osten der Wohnhöfe
werden um ein Staffelgeschoß aufgestockt. Großzügige Wohnungen mit Dachgärten
entstehen in diesem Bereich.


Öffentliche Freiräume

Durch die Konzentration der privaten Freiräume wird es möglich innerhalb des
Planungsgebietes zusammenhängende öffentliche Freiräume zu schaffen. Die
Grünräume schaffen übergeordnete Verbindungen mit klarer Orientierung für
Fußgänger und Radfahrer. Der Martin-Luther Park, der Ortskern Niederursel und das
kleine Zentrum werden durch diese Grünräume mit dem Wohngebiet und dem
Landschaftsraum verbunden. Die Grünräume werden von großzügigen Wegen für
Fußgänger und Radfahrer durchzogen.
Innerhalb der Grünräume liegen drei große Spielplätze: Im Bereich des vorhandenen
Abenteuerspielplatzes entsteht ein neuer Kletterspielplatz mit einer Seilnetzskulptur.
Im Norden ist ein Generationenspielplatz geplant, wo Alt und Jung aufeinander
treffen. Im Westen liegt im Bereich des Arrondierungsgebietes ein Labyrinth-
Spielplatz.
Neben attraktiven Spielfunktionen dienen die Spielplätze innerhalb der grünen
Räume als Orientierungspunkte, Anziehungspunkte und Treffpunkte. Die
vorhandenen Fußgängerbrücken und Geländemodulationen im Bereich Gerhard
Hauptmann Ring werden entfernt und durch zeitgemäße Kreuzungen ersetzt, um
den Gerhard Hauptmann Ring aufzuwerten und einfachere und direktere Fuß- und
Radwegeverbindungen zuzulassen. Die Brücken/ Unterführungen im Bereich des
stärker befahrenen Praunheimer Weges bleiben erhalten.


Das kleine Zentrum

Die Bestandsgebäude des Kleinen Zentrums werden aus der Mitte der Parzelle
erschlossen. Das führt zu Schwierigkeiten bei der Orientierung und Auffindbarkeit
der Geschäfte und Institutionen und in Folge dessen zu Leerstand. Zum
Straßenraum hin gibt sich das kleine Zentrum verschlossen und Rückseitig.
Die vorgeschlagene Neuordnung des kleinen Zentrums sieht einen Rückbau der
vorhandenen Gebäude bis auf die zwei Kirchen vor. Die neue Bebauung liegt an den
Außenkanten der Parzelle und öffnet sich mit Läden und Eingangsbereichen zu den
Straßen hin. Im Süden wird die Thomas Mann Straße platzartig gestaltet um einen
großzügigen Aufenthaltsbereich vor Läden und Cafes zu schaffen. Die Mitte des
kleinen Zentrums wird in einen Grünraum umgewandelt der eine Verbindung
zwischen dem Martin-Luther Park und dem öffentlichen Grünraum im Westen
innerhalb der Wohnsiedlung herstellt. Die sozialen Einrichtungen und Kitas liegen mit
ihren Eingängen im Norden und orientieren sich mit ihren Gruppenräumen nach
Süden zum Grünraum hin. Teile des Grünraums werden den Kitas/ sozialen
Einrichtungen zugeordnet. Den zwei Kirchen wird jeweils ein neues Gemeindehaus
gegenübergestellt, das im Zusammenhang mit den Kirchen ein ruhiges,
architektonisch ausgewogenes Ensemble bildet. Die zurückhaltende Fassaden der
Gemeindehäuser mit einigen wenigen großen Öffnungen bilden ein Spannungsfeld
zwischen der neuen Architektur und den bestehenden Kirchenbauten. Die Wohnund
Geschäftshäuser an der Thomas-Mann-Straße öffnen sich mit einer
transparenten Erdgeschoßzone zum Freiraum der Thomas Mann-Straße. In demn
Obergeschossen finden sich Büros und Praxen, im Dachbereich wird gewohnt. Die
neuen Kitas öffnen sich mit hellen Gruppenräumen und direktem Gartenzugang
nach Süden.


Arrondierungsfläche

Für die Arrondierungsfläche im Nordwesten wird das städtebauliche Konzept der
„Wohninseln“ im Park fortgesetzt. Die klare Gliederung zwischen privaten und
öffentlichen Räumen wird weitergeführt. Drei Wohnhöfe mit einer ausgewogenen
Mischung aus verschiedenen Gebäudetypologien um einen zentralen Freiraum
werden geplant. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Wohnformen, die privaten
Gärten und der zentrale Freiraum als sozialer Treffpunkt sollen besonders junge
Paare und Familien ansprechen. Die direkte Verbindung zur Schule, Kita, Spiel und
Sportplätze sind weitere Standortvorteile. Im Westen der Wohninseln liegen
zweigeschossige Reihenhäuser mit Blick in die Landschaft, im Süden liegen
dreigeschossige Stadtvillen und im Nord-Osten vier-fünfgeschossige Riegelbauten
mit flexiblen Grundrissen.
Auf dem westlichen Teil der Arrondierungsfläche werden neue Sportflächen geplant.
Sie sind unmittelbar von der Mosaikschule erreichbar und können somit für den
Schulsport genutzt werden. Die Sportplätze befinden sich auf ausreichend Abstand
zu der Bebauung um durch Lärm nicht störend zu wirken. Eine zusätzliche Kita wird
in der neu gestalteten Parklandschaft, in der Nähe der Schule, integriert.


Verkehr

Die bestehenden Parkgaragen werden größtenteils erhalten und aufgewertet. Durch
die städtebaulich/ freiraumplanerische Konzeption der Wohnhöfe werden die
Tiefgaragen Nachbarschaften zugeordnet. Die Tiefgaragen erhalten neue Ein- und
Ausgänge direkt von den Wohnhöfen aus. So sind die Tiefgaragen von den
Wohnungen aus auf kurzem Wege ohne Angsträume zu erreichen. Die Tiefgaragen
die nicht im Bereich eines Wohnhofes liegen werden abgebrochen, eine Ausnahme
bildet die Tiefgarage am kleinen Zentrum, die den Besuchern und Angestellten des
kleinen Zentrums dient. Der Gerhard Hauptmann Ring wird mit
Zweirichtungsverkehr als Hauptzugangsstraße im Wohngebiet ausgebaut. Bäume
säumen den Ring und geben mit einem beidseitigen Radweg der Straße einen
Boulevardarartigen Charakter. Unter den Bäumen finden sich beidseitig weitere
Anwohnerparkplätze. Die Erschließung des Arondierungsgebietes erfolgt über einen
„kleinen Ring“ der über eine Stichstraße mit dem Gerhard Hauptmann-Ring
verbunden ist.
Die neue Wohnbebauung im Bereich der Arrondierungsfläche erhält ein zeitgemäßes
Parkierungskonzept mit dezentralem, den Wohnungen zugeordnetem Parken. Die
Bewohner der Reihenhäuser parken vor dem Haus, die Stadtvillen haben kleine,
entlang der Straße verteilte Parklätze und die Zeilenbebauung nimmt eine um ein
halbes Geschoss versenkte Tiefgarage auf.
Der Fahrradverkehr findet entlang des Gerhart-Hauptmann-Rings bequeme
Radwege mit Verbindung zum Hammarskjöldweg, Niederursel und zu den
Erholungsräumen Richtung Taunus. Die großzügigen Parkwege sind sowohl für
Fußgänger als auch Radfahrer nutzbar.


Vegetationskonzept

Um den Charakter der Typologien zu stärken, wird der Baumbestand in den
Wohnhöfen ausgelichtet und behutsam mit blühenden Bäumen ergänzt. In der
Parklandschaft wird der Baumbestand weitestgehend erhalten. Sträucher werden
entfernt und Bäume aufgeastet. Die Parkräume in der Arrondierungsfläche werden
mit teilweise Streuobstbäumen bepflanzt.
Die Wohnhöfe erhalten je einen besonderen Charakter durch die Auswahl der Arten
der raumprägenden Hecken.
Der Gerhard-Hauptmann-Ring und der Praunheimer Weg werden als Boulevard mit
Spitzahornen ausgebildet. Der Thomas-Mann-Weg mit dem Kleinen Zentrum wird
von einer urban anmutenden Baumart wie z.B. einer Platane begleitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser greifen die Idee der Nordweststadt mit ihren „Wohnzellen“ auf und entwickeln diesen Ansatz konsequent zu Wohnhöfen mit eigener Identität im Park weiter: Die Freiräume werden klar gegliedert in „private“ Wohnhöfe und eine öffentliche Parklandschaft mit durchgängigem Wegesystem.
In den Wohnhöfen wird eine differenzierte Freiraumnutzung angeboten, die gemeinschaftlich nutzbare Freiraumflächen, Mietergärten, den Erdgeschossen zugeordnete Gärten, Spielbereiche, etc. anbietet. Bauliche Arrondierungen der Wohnhöfe erfolgen durch kleine Wohnzeilen, die den Hofcharakter stärken und die Tiefgaragenzufahrten integrieren. Die ebenfalls teilweise vorgesehenen Aufstockungen der Wohngebäude an den Höfen erscheinen allerdings fragwürdig, insofern ist das Nachverdichtungspotential mit über 30.000 m² zu hoch angesetzt.
Die Erschließung der Wohnhöfe wird zur Verbesserung der Orientierung und Adressenbildung klar auf den Gerhart-Hauptmann-Ring orientiert, dabei werden die in den Wohnhöfen eingelagerten Tiefgaragen in ihrem Bestand bewahrt und auf kürzestem Weg erschlossen. Diese Tiefgaragen erhalten im Wohnhof kleine neue Zugangsbauten mit funktionalen Ergänzungen, wodurch ihre Anbindung an die Wohnbebauung verbessert wird. Auch die Wohnungen selbst sind über – im Ausnahmefall auch befahrbare – Wohnwege besser erreichbar.
Die nicht den Wohnhöfen direkt zugeordneten Tiefgaragen werden aufgrund ihrer geringen Akzeptanz (bis auf das Kleine Zentrum) abgebrochen, im Straßenraum werden ergänzende Stellplätze angeboten.
Das Erschließungssystem ist zu einem doppelten Ringsystem mit Zweirichtungsverkehr richtig weiterentwickelt.
Der Gerhart-Hauptmann-Ring wird mit Parkstreifen unter Bäumen, Fahrradwegen und Gehwegen richtig dimensioniert. Die Brücken werden konsequent zurückgebaut: Der Straßenraum des Gerhart-Hauptmann-Ringes wird dadurch klarer auf den umliegenden Gebäudebestand orientiert. Die zentralen Straßenzüge erhalten durch eine neue Spitzahornallee am Gerhart-Hauptmann-Ring und Platanen an der Thomas-Mann-Straße eine eigene grüne Charakteristik.
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Das öffentliche Freiraumsystem nimmt die übergeordneten Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer auf und umschließt die auch baulich arrondierten Wohnhofbereiche. Neben dem die Straßen begleitendem Radwegesystem entsteht so ein zweites parkbezogenes, zugleich sinnfällig orientierendes Wegenetz.
Der Gehölzbestand in der Siedlung wird insgesamt richtigerweise ausgelichtet und durch neue Blühgehölze in den Höfen ergänzt. In einzelnen Bereichen erscheint das Freiraumsystem etwas überinstrumentiert.
Eine großzügigen landschaftsräumliche Verbindung vom Martin-Luther-Park in Richtung Westen wird durch den neuen Grünraum im Kleinen Zentrum fortgeführt, anschließend allerdings weniger konsequent ausgeprägt. Der Nord-Süd-Grünzug ist als starke Achse mit Freizeitangeboten gut ausgebildet.
Die Arrondierungsflächen werden als „Wohninseln“ ausgestaltet, die bei relativ geringer Dichte etwa 30.000 m² BGF anbieten. Die städtebauliche Ausgestaltung ist entwicklungsfähig. Die Grundstruktur (Hof und umgebender Freiraum) schreibt das System der Nordweststadt überzeugend fort, die Ausbildung der Fuge zur Bestandsbebauung ist konsequent. Die Sportflächen werden im Südwestbereich richtig – auch in Beziehung zur Mosaikschule – verortet.
Das Kleine Zentrum wird durch Rückbau der vorhandenen Gebäude mit Ausnahme der Kirchen vollkommen neu geordnet: Im Süden entsteht ein großzügiger Platzbereich, der aufgeweitete Straßenraum der Thomas-Mann-Straße, der den städtischen Geschäftshäusern mit Einzelhandel im Erdgeschoss vorgelagert ist. Die Nordseite des Kleinen Zentrums ist ausschließlich den Gemeinbedarfseinrichtungen vorbehalten, die vom Praunheimer Weg gut erschlossen werden. Zwischen diesen beiden baulichen Kanten entsteht eine interessante Grünverbindung mit Gärten und Spielplätzen, die den Martin-Luther-King-Park mit dem inneren Grünring sinnfällig verbindet.
Die Entwurfsverfasser entwickeln die städtebaulichen Grundideen der Nordweststadt konsequent fort, stärken ihre Qualitäten und beheben manchen aktuellen Mangel.