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Offener Wettbewerb | 05/2011

Nordweststadt Frankfurt am Main

Star 2 | Perspektive von Norden

Star 2 | Perspektive von Norden

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

foundation 5+ architekten landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

- Einleitung -
Die Großsiedlung der Frankfurter Nordweststadt wird durch eine differenzierte Gebäudestruktur, hauptsächlich als Geschosswohnungsbau, die großzügigen Freiräume im Stile eines Landschaftsparks und eine engmaschig vernetzte, nach Verkehrsarten getrennte Erschließungsstruktur charakterisiert.
In über 40 Jahren Bestandsentwicklung sind offene landschaftliche Grünstrukturen zu einem undifferenzierten grünen Teppich herangewachsen, der weder Aufenthaltsqualität noch Orientierung oder Sicherheit vermittelt.

Hinzu kommen eine Reihe von Veränderungen, insbesondere im Bezug auf den ruhenden Verkehr, die das Konzept der flächendeckenden Versorgung mit Tiefgaragen konterkarieren und den „Landschaftspark“ der Nordweststadt zu einem großen Parkplatz machen.
Aber auch der demografische Wandel mit den Ansprüchen an Orientierung und Barrierefreiheit, die tief greifenden Veränderungen in den Arbeits- und Familienstrukturen, die flexible Wohn- und Freiraumstrukturen verlangt, die ständig steigenden Raumbedarfe fordern ein „Updating“ des Quartiers – gemeint ist hier ein Anpassen auf zeitgemäße Bedürfnisse, ohne Eigenständigkeit und Charakter aufzugeben.

- Netze und Netzwerke -
Die Probleme des „Kleinen Zentrums“ rücken die Qualifizierung der bestehenden Infrastruktur in das Zentrum unserer konzeptionellen Überlegungen. Dem jetzigen so genannten „Kleinen Zentrum“ des Wettbewerbsquartiers mangelt es an Kraft und Substanz: weder Mall noch Stadtteilladen, nicht Fisch, nicht Fleisch. Drumherum Wohnen im Park. Aber eben auch nur Wohnen. Grund genug, den bisherigen Strukturen auf den Zahn zu fühlen und zwar sowohl in Bezug auf die Struktur als auch die Programmierung. Ausgehend davon, dass Identität und Orientierung wesentlich über ein umfassendes und engmaschiges Infrastrukturnetz mit bestimmt werden, gilt es unserer Sicht dieses Infrastrukturnetz auf die Ebene des Quartiers und des Wohnblocks herunter zu brechen und die Nordweststadt zu einer Stadt der kurzen Wege zu entwickeln.
Hiervon werden alle Nutzergruppen profitieren: die Senioren, deren Bewegungsradius sich immer stärker einschränkt, die Familie, für die die engmaschige Versorgung eine echte Erleichterung darstellt, der Single im Obergeschoss, immer unterwegs und notorisch im Zeitrückstand, den lange Wege höllisch nerven. Sie alle profitieren von engmaschiger infrastruktureller Nachbarschaft.

- Park-Wohnlandschaft -
Bislang waren Gebäude und Parkhäuser von einem Landschaftspark umgeben. Die Landschaft war und ist hier Kulisse - das Wohnen und angelagerte Funktionen sind aus ihr „herausgestanzt“. Dem lediglich formalen Nebeneinander von Gebäude und Landschaft begegnen wir über konkrete und funktionale und ästhetisch wirksame Durchdringungen. Dies geschieht auf vier Ebenen:

1.) Die Fokussierung auf das „Kleine Zentrum“ wird zu Gunsten von sechs kleineren Versorgungseinheiten, die mit den Bewohnern zu kleinräumig orientierten Service- und Dienstleistungspunkten entwickelt werden, aufgegeben („dying sun“ > „wandering stars“). Drei dieser wandering stars liegen im Bereich des Gerhard-Hauptmann- Rings, drei weitere eher im „Inneren“ der Nordweststadt. Beziehen sich die Angebote der erstgenannten auf den gesamten Stadtteil, so orientieren sich die innenliegenden stars an den Bedürfnissen der umliegenden Quartiersgemeinschaft. Konkret schlagen wir für die Erdgeschosszonen der Bestandsgebäude multifunktional nutzbare Flächen vor, deren aufgelockerte Fensterflächen sich auf die Landschaft und den angrenzenden Platz orientieren. Der Park durchdringt das Gebäude, das Gebäude und die neuen Nutzungen des Erdgeschosses werden zu Teilen des Parks. Ergänzt wird dieser Umbau im Bestand durch das Hinzufügen von kleinen expressiven Architekturen, kostbaren „Goldstücken“ … hier hat der Judokurs ebenso einen Platz, wie der Tanztee oder die Goldene Hochzeit der Nachbarn, hier kann der Bibelkreis ebenso stattfinden wie der islamische Religionsunterricht, hier lädt der Selbsthilfeverein der Mieter zu Waffelessen ein oder die Kids organisieren eine Comic-Tauschbörse, zweimal pro Woche ist der Friseur da und die Fußpflege, und das Brötchen und die Milch für den Café au lait krieg ich auch noch eben schnell zu Fuß und ohne Auto und auch der Zahnarzt ist jetzt viel näher, der hat sich im umgebauten Erdgeschoss am Gerhard-Hauptmann-Ring 58 eine tolle neue Praxis eingerichtet … all dieses wird in Zusammenarbeit mit Vereinen, Kirchen, den Wohnungsbauunternehmen, Dienstleistern und der Bewohnerschaft entwickelt. Der Umbau organisiert vielseitige Nutzbarkeit, lässt organisatorische Flexibilität zu und erzeugt neben wirtschaftlicher Effizienz zufriedene Bewohner.

2.) Die vorhandenen Tiefgaragen werden aufgewertet und über ergänzende Nutzungsangebote zu Treffpunkten einzelner Nachbarschaften.
Bislang als „Un-Orte“ zu Recht von den Bewohnern verschmäht, werden die Garagen durch Deckenöffnungen, zusätzliche Aufgänge, erweiterte Nutzungsmöglichkeiten (z.B. abschließbare Stellplätze die auch als zusätzliche Kellerräume genutzt werden können) und Pflanzungen zu Treffpunkten im Park und damit auch funktional zu einem Parkbestandteil.

3.) Das gesamte Wege- und Straßennetz wird als Teil der Parklandschaft der Nordweststadt verstanden. Die Trennung von motorisiertem Fahrverkehr einerseits und Fuß- und Radwegen andererseits erleichtert die Eingliederung der dazugehörigen baulichen Elemente. Die Ringstraßen, für das Verkehrsaufkommen des Quartiers überdimensioniert, entwickelten gemeinsam mit den Stichstraßen zu den Parkplätzen des Quartiers. Die Entscheidung, diese Flächen freizugeben, führte einerseits zur Entlastung des Parkdrucks, andererseits zu Mindernutzung und steigenden Unterhaltungskosten der Tiefgaragen. Nimmt man den Parkcharakter des Quartiers ernst, dann sind die flächendeckenden straßenbegleitenden Parkflächen zugunsten behutsamerer Parktaschen aufzulösen, um die Durchlässigkeit des Parks zu erhöhen. Statt des kostspieligen Rückbaus der Tiefgaragen gilt es, diese benutzerfreundlich zu gestalten, um eine zufrieden stellende Auslastung – und reduzierte Mietpreise – zu gewährleisten.
Die Ringstraße wird mit Fuß- und Radwegen versehen und erfüllt ihre Funktion als grüner Boulevard in der Landschaft. Der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes und die Anforderungen an Barrierefreiheit bedingen die Einrichtung niveaugleicher Straßenquerungen anstelle der Brückenbauwerke. In Einzelfällen können diese als Wahrzeichen erhalten werden.

4.) Dem zugewachsenen „Landschaftspark“ der Nordweststadt begegnen wir, indem wir den Wald durch das Wegräumen überschüssiger Biomasse in einen Park rückverwandeln und die ehemalige Transparenz wieder herstellen. Kulissenartige Baumgruppen und Pflanzungen gliedern dabei den Park in eindeutig öffentliche Bereiche und den einzelnen Gebäuden zugeordneten Vorzonen. Den einzelnen Geschosswohnungsbauten zugeordnete Nachbarschaftsgärten werden als neues Angebot hinzugefügt. Sie sind Gemüsegarten, Grillplatz, Blumenbeet, Bowlebahn, … oder einfach nur ein Hecken begrenzte Rasenfläche, je nach Gusto der verschiedenen Hausgemeinschaften.
Star 2 | Perspektive von Norden

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Umbaumaßnahmen

Umbaumaßnahmen

Städtebauliches Konzept

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Kleines Zentrum | Vogelperspektive

Kleines Zentrum | Vogelperspektive

Vertiefungsbereich Kleines Zentrum

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Kleines Zentrum | Perspektive von Westen

Kleines Zentrum | Perspektive von Westen

Vertiefungsbereich Star 2

Vertiefungsbereich Star 2

Arrondierungsfläche

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