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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2011

Neubau Historisches Archiv, Kunst- und Museumsbibliothek in Köln, 'Eifelwall'

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

Paul Bretz architectes

Architektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext
Durch die im Masterplan definierte Öffnung des Grüngürtels zwischen Universität und Volksgarten erhalten die noch zur Bebauung stehenden Grundstücke entlang des Eifelwalls und des Luxemburger Walls eine besondere Bedeutung. Zum einen entsteht eine neue städtebauliche Raumkante zum anderen definiert diese Raumkante zukünftig den Eingang in die Innenstadt. Die beiden Gebäude an der Luxemburger Strasse haben somit zumindest drei repräsentative Vorderseiten.
Folgerichtig ist es daher für uns, das Grundstück als städtebaulichen Block voll zu besetzen und die Gebäudekubatur nicht zu zerschneiden, bzw. ohne Einschnitte zu arbeiten. Das Gebäude sollte eine körperhafte Wirkung haben und damit seine Präsenz zeigen.

Konzept
Dem Gedanken des „kulturellen Schatzhauses“ folgend haben wir eine „Schatzkiste“ entwickelt, die in ihrem inneren die historischen und zeitgenössischen Dokumente aufnimmt, und durch eine sie umgebende „Hülle“ geschützt wird. Wichtig war für uns diese „Schatzkiste“ in ihrer Dimension erlebbar zu machen, damit der Besucher einen Eindruck von der Wichtigkeit und der Menge der gesammelten Dokumente erhält.
Die „Schatzkiste“ bildet dadurch ein eigenständiges Bauteil, das Magazingebäude, welches für die Belange der Lagerung des Archivgutes optimal organisiert ist. Alle Archivräume sind hier untergebracht. Sie sind jeweils zu Dreiergruppen über eine Klimaschleuse von einem zentralen Mittelflur aus erschlossen. Durch die Reduzierung der Geschosshöhe, auf das notwendige Minimum entsteht ein sehr kompaktes Magazingebäude mit kurzen Wegen und guter Anbindung an alle angrenzenden Funktionsbereiche.
Die Anlieferung, als den ersten Schritt zur Einlagerung des Archivgutes, sowie den Ausstellungsraum, in dem Teile des Magazins präsentiert werden, haben wir ebenfalls im Magazingebäude untergebracht. Vom Foyer her kann sich der Besu-cher der „Schatzkiste“ nähern und diese im Ausstellungsraum auch einmal betreten.
Damit die Dimension des Magazins durch den Besucher erlebbar wird, haben wir den Eingangsbereich als gebäudehohes Foyer entworfen und über die gesamte Breite zur Luxemburger Strasse hin geöffnet. Damit entsteht eine Adressbildung und die Wichtigkeit des Gebäudes wird hervorgehoben. In den Abendstunden, wenn das Gebäude geschlossen ist, ist es in seiner Funktion trotzdem im Stadtraum präsent.
Um das Magazingebäude herum entwickeln sich U-förmig, als „schützende Hülle“, alle anderen Funktionen, die damit gleichzeitig eine gute und kurze Verbindung zu den Magazinen haben. Alle Büros und Werkstätten liegen an der Fassade und sind über Galerien erschlossen. Zwischen den Galerien und dem Magazingebäude entsteht ein Lichtschlitz der von oben belichtet wird, damit erhalten alle Galerien natürliches Licht. Das Gebäude ist sehr einfach strukturiert und durch die Erschliessung über die Galerien sehr übersichtlich.

Funktionen
Der Besucher betritt das Gebäude von der Luxemburger Strasse. Bereits vom Foyer aus kann er die Struktur des Gebäudes erkennen, eine Orientierung ist sehr einfach. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Funktionen, diese sind um das Foyer herum angeordnet. Durch die Geschosshöhe von 5,60 m im Erdgeschoss erhalten die öffentlichen Räume einen re-präsentativen Charakter. Der Lesesaal des historischen Archivs und die Kunst- und Museumsbibliothek sind auf der „ruhigeren Seite“, der des zukünftigen Grüngürtels angeordnet.
Über eine grosszügige Treppe wir die Kunst- und Museumsbibliothek erschlossen, die sich im 1.-3. Obergeschoss befindet. Der Lesebereich der Kunst- und Museumsbibliothek ordnet sich um einen dreigeschossigen Luftraum, der durch die gläsernen Arbeitskabinen gegliedert wird. Es entstehen unterschiedliche Arbeitsplatzsituationen, die mehr oder weniger ruhig sind. Alle Arbeitsplätze, mit Ausnahme derer, die am Foyer liegen haben einen Blick in den Grüngürtel. Der Durchblick durch die Fassade mit ihren schmalen, hohen Fensterbändern wirkt dabei wie eine Filterschicht.
Die Werkstätten des historischen Archivs mit ihren grossen Räumen liegen alle im Erdgeschoss. Darüber sind auf der Seite des Eifelwalls die Büroräume des historischen Archivs angeordnet. Die Räume der Stiftung befinden sich im 1. Oberge-schoss und können direkt vom Foyer aus erreicht werden. Sowohl die Räume der Stiftung, als auch die der Direktion liegen repräsentativ direkt am Foyer mit Blick in die Eingangshalle.
Die Werkstätten der Kunst- und Museumsbibliothek befinden sich im 1. Und im 2. Obergeschoss, wobei sich auf einer Etage die Fotomedienwerkstatt befindet und auf der anderen die Buchbinderei. Die Verwaltungsräume liegen im 3. Obergeschoss.
Alle Bereiche sind sowohl über die breiten Galerien als auch über genügend Treppenhäuser und Lastenaufzüge gut miteinander und gut mit dem Magazinen und der Anlieferung verbunden.

Tragwerk / Struktur
Das Gebäude ist auf einem Grundraster von 7,20 m aufgebaut, welches sich in 90 cm Abschnitte unterteilen lässt. Durch die klare strukturelle Trennung von Büros / Werkstätten / Bibliothek und Magazinen ergibt sich ein einfaches und wirtschaftliches Tragwerkskonzept. Das Magazin besteht aus einer zweischaligen 60 cm starken Sichtbetonkonstruktion mit einer PUR-Kerndämmung, die im Bereich innerhalb des Gebäudes 6 cm stark ist, und im Bereich über Dach 18 cm. Die maximalen Deckenspannweiten betragen 7,20 m bzw. 9,00 m. Um hier mit einer Geschosshöhe von 2,80 m arbeiten zu können schlagen wir vor die ca. 28 cm starken Decken vorzuspannen. Die Verformungen der Decke durch die hohen Nutz-lasten werden durch die Vorspannung ebenfalls reduziert.
Für das „U“ mit den Büros, den Werkstätten und der Bibliothek haben wir ein konventionelles Raster von 7,20 m gewählt, wobei die Fassadenstruktur mit tragend ist. Dieses Raster eignet sich gut für die Unterbringung der unterschiedlichen Funk-tionen und kann wirtschaftlich realisiert werden. Durch die Geschosshöhe von 5,60 m im Erdgeschoss, bzw. 4,20 m in den anderen Geschossen können in Bereichen mit hohen Deckenlasten die Deckenstärken von normalerweise ca. 28 cm erhöht werden. Sämtliche Lasten werden über ein Raster von Stützen und aussteifenden Wandscheiben im Untergeschoss auf die Pfahlgründung übertragen.
Die Decke über dem Foyer wird mittels Stahlträgern, die als Überzüge eingebaut werden, gehalten. Dadurch kann die Stärke der eigentlichen Betondecke, und somit das Gewicht deutlich reduziert werden.

Fassade / Sonnenschutz / Materialien
Die Fassade besteht aus Sichtbetonelementen, die in ihrer Tiefe gestaffelt sind. Die Aluminiumfenster liegen innen bündig. Damit erreichen wir bereits eine hohe Selbstverschattung der Festeröffnungen. Hinter den quer liegenden Sichtbetonele-menten befinden sich zusätzlich motorisch verschiebbare Sonnenschutzelemente, die aus einem Aluminiumrahmen mit Textilbespannung bestehen. Damit kann die Sonneneinstrahlung um bis zu 75% reduziert werden, ohne die Tageslichtnut-zung zu sehr zu beeinträchtigen. In Bereichen, in denen, keine oder wenig Tageslichtnutzung gewünscht ist, können hinter der Textilbespannung geschlossene Aluminiumplatten eingesetzt werden. Die Verglasungsflächen (Dreifachverglasung) erhalten UV-Schutzfilter.
Gestalterisch ergibt sich durch die Fassade eine betont körperhafte Wirkung des Gebäudes und damit eine der Funktion des Gebäudes gerecht werdende Präsenz. Je nach Standort des Betrachters hat die Fassade eine unterschiedliche Ausstrahlung. Im Strassenraum entlang des Eifelwalls nimmt man eher die äusseren Elemente der Fassade als Raster wie bei einem Regal wahr. Vom Grüngürtel aus wird man eher die Plastizität und die Tiefe der Fassade mit ihren unterschiedlichen Elementen wahrnehmen. Durch die verschiebbaren Sonnenschutzelemente ergibt sich innerhalb der streng organisierten Fassade ein abwechslungsreiches „Spiel“.