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Offener Wettbewerb | 07/2011

Olga-Areal und Umgebung Stuttgart-West

1. Preis

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Strategie

Das Konzept entwickelt sich aus den vorgefundenen Strukturen und führt in selbstverständlicher Weise die Blockrandbebauung mit seinen ortstypischen Merkmalen weiter. Dieser klare und robuste Rahmen schafft die Voraussetzung für eine kleinteilige bauliche Entwicklung mit einem Höchstmaß an individueller Freiheit. Durch wenige typologische Vorgaben soll die Grundstruktur für ein neues Stadtquartier geschaffen werden - stadträumlich integriert und flexibel für neue Konzepte.


Das Olga-Carree als verbindendes Element

Der Knickpunkt am Übergang zwischen Bebelstraße und Schlossstrasse wird herausgearbeitet und als feldartige
Freifläche thematisiert - das Olga-Carree. Ein einheitlicher Pflasterbelag und begrenzende Baumreihen verbinden
die beiden Teilbereiche zu einem großzügigen einheitlichen Stadtraum.

Eine lockere Baumbepflanzung entlang der Schloßsstraße bezieht die vorhandene Bebauung mit ein und betont
die besondere stadträumliche Situation als Drehscheibe der unterschiedlichen Wegeachsen. Der Hierarchie der
Straßen und Wege wird durch die markante Raumsituation betont.

Durch ein Zurückbleiben von der Hasenbergstraße wird hier ein neuer Freiraum geschaffen, der sich in die Platzfolge des Stuttgarter Westens einfügt. Die bestehende Platzsituation am Hasenberg mit dem vorhandenen Spielplatz wird räumlich in den Gesamtplatz integriert, den Olga-Platz. Er bildet die Verknüpfung in den Stadtteil und dient als Entree in das neue Olgaviertel. Er führt die Raumfolge von Bismarckplatz und Elisabethenanlage fort, die sich im Bogen um das Stadtteilzentrum im Moltke-Areal reihen.


Der Olga-Platz als Quartiersplatz des Stuttgarter Westens

Als ruhiger Stadtplatz, abgewandt von der Bismarckstraße, besitzt der Olga-Platz eine hohe Aufenthaltsqualität und dient als Kommunikationsfläche zwischen den Bewohnern des Stadtteils und des neuen Olga-Viertels. Ein nach Süden ausgerichtetes Cafe dient als Mittelpunkt und belebt den Platz, erdgeschossige Läden und Büros betonen hier seine öffentliche Bedeutung.

Der Olga-Platz kann für Märkte, Veranstaltungen und zur Kommunikation der Bewohner genutzt werden. Leichte Aufbauten als Stadtmöbel, z.B. für Cafe oder als Marktdächer senden Impulse aus und aktivieren ein städtisches Leben im Viertel. Eine Wasserfläche mit Fontänenfeld bildet ein belebendes Moment auf dem Platz. Ein Belag aus großformatigen Betonplatten bildet den Rahmen des Platzes. Das mittige Platzfeld wird in einem einfachen, wassergebundenem Belag ausgeführt und bietet Raum für vielfältiges Spiel und Aufenthalt.

Der Platz wird locker mit Bäumen überstellt, die ihm durch ihre Besonderheit in Blüte und Herbstfärbung seinen eigenen Charakter verleihen, z.B. Blauglockenbäume oder Kirschblütenhain. Bänke unter den Bäumen laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers.


Das Olga-Viertel

Im Olga-Viertel wird das Prinzip von offenen und vernetzten Höfen weiterentwickelt. Durch die Anordnung von versetzten Baufeldern werden im Quartier differenzierte Innen- und Außenräume geschaffen, die unterschiedliche Freiraum- und Nutzungsqualitäten bilden.

Die öffentlichen und baumbestandenen Wege schaffen ein Höchstmaß an Durchwegungen und lassen spannungsreiche Raumsituationen entstehen. Die introvertierten Wohnhöfe der Baugruppen und die gemeinschaftlichen Frei- und Spielflächen liegen sich räumlich gegenüber und geben den Häusern eine Orientierung.

Im westlichen Feld im direkten Bezug zum Olgaplatz befindet sich die Kita mit ihren Außenflächen, im östlichen Bereich der gemeinschaftliche Spielplatz mit dem direkten Bezug zum Ladenzentrum.

Die Innenhöfe der Baugruppe als halböffentliche Wohnhöfe werden für gemeinsame Aktivitäten der Bewohner genutzt. Die Anordnung der Gebäude als Gruppe fördert die Identität und die Gemeinschaft der neuen Bewohner.

Hierarchie der Räume – öffentlicher, halböffentlicher und privater Raum

Die Wohnhöfe bilden eine klare bauliche Kante und definieren den öffentlichen Stadtraum. Nach innen werden ruhige, halböffentliche und begrünte Wohnhöfe mit wohnungsnahen Spielflächen und Kommunikationsorten geschaffen. Die Wohnungen besitzen große Loggien oder erdgeschossige Privatgärten. Die klare räumliche Zuordnung und die Hierarchie der Räume sind wesentlich für ein gemeinschaftliches Wohnen, welches in einem harmonischen Bereich zwischen Privatheit und Gemeinschaft stattfindet.


Flexibilität der Wohnungstypen

Eine Durchmischung der Baufelder kann flexibel mit Mehrfamilienhäusern und Stadthäuser auf unterschiedlichen Parzellengrößen erfolgen, wobei die Dichte nach innen abnimmt. Dies gewährleistet eine bunte Bewohnerstruktur in überschaubaren Nachbarschaften.

Das Grundrisskonzept zeigt sich flexibel und kann auf unterschiedliche Lebensmuster reagieren. Neutrale Räume, direkt am Treppenbereich gelegen, können in unterschiedlicher Weise von den Bewohnern angenommen werden, z.B. als Gemeinschaftsfläche der Hausgemeinschaft, als kleines Apartment für Gäste oder Aupair, als Heimbüro oder einfach den Wohnungen als flexible Schalträume zugeschlagen werden. Im Erdgeschoß ist dieser Raum als offener Gemeinschaftsraum mit direkter Verbindung zum Garten vorgesehen.

Autofreies Wohnumfeld

Jedes Baufeld erhält eine eigene zugeordnete Gemeinschaftsgarage, die von der Senefelder Straße aus angefahren wird. Störender Verkehr im Wohnumfeld wird somit auf das Mindestmaß reduziert und gewährleistet für ein weitgehend autofreies Wohnumfeld. Die Befahrbarkeit der Wege und Plätze für Anlieferungen und Entsorgung der Blockinnenbereiche ist gewährleistet. Die öffentlichen Wege sind nicht unterbaut und können mit Bäumen bepflanzt werden. Das zentrale Stellplatzkonzept unterstützt die Möglichkeit des "carsharing".


Energiekonzept

Grundsätzlich wird für die zu errichtenden Gebäude eine vollständige autarke Energieversorgung angestrebt, so dass die einzelnen Gebäudetypen in ihren Bauabschnitten für sich errichtet werden können. Als Standard sind Nullenergiehäuser und damit eine Co2-neutrale Versorgung geplant. Dabei ist die Nutzung von Photovoltaik, Solarthermie und Grau- bzw. Schwarzwasserabwärme Basis. Die Warmwasserproduktion erfolgt durch Solarthermieelemente in den südlich ausgerichteten Fassadenflächen und durch die Rückgewinnung von Abwärme des Grau- / Schwarzwassers über Wärmepumpen.

In allen Gebäuden ist eine Belüftung über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung vorhanden.
Die Außenluft wird im Winterfall über einen Erdkanal vorkonditioniert. Die Wintergärten dienen im Winter als Klimapuffer zur passiven Wärmegewinnung. Die durch Sonneneinstrahlung erwärmte Luft fließt dem Gebäude über die Lüftungsanlage zu. Im Sommer wird die Außenluft in Kanälen durch die sich im Innenhof befindliche Wasserfläche geführt, um dadurch eine Vorkühlung für das Gebäude zu erzielen. Gleichzeitig wird durch die Verdunstung des Wassers ein angenehmes Klima im Hof geschaffen.


Umgang mit der Ressource Wasser

Das Konzept der Niederschlagswasserbewirtschaftung und der Wasserver- und Abwasserentsorgung beruht auf einer ressourcenschonenden Mehrfachnutzung. Das auf die Dachflächen der Gründächer gesammeltes Regenwasser wird in unterirdischen Zisternen zur weiteren Verwendung z. B. Toilettenspülung oder Gartenbewässerung zwischengespeichert. Falls die Aufnahmekapazität der Zisterne erschöpft ist, wird das Wasser über einen Notüberlauf in die öffentlichen Mulden in den Wohnhöfen abgeleitet. Dadurch entsteht eine Verbesserung des Micro- bzw. Kleinklimas im unmittelbaren Gebäudeumfeld.

Der Trinkwasserverbrauch wird durch eine Grauwassernutzung auf ein wirtschaftlich vertretbares Mindestmaß beschränkt. Die Wärmerückgewinnung aus dem Grau- und Schwarzwasser führt zu einer erheblichen Minderung des Energiebedarfs der Siedlung.