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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2011

[Campus Handwerk] in Bielefeld

Haupteingang

Haupteingang

1. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

brüchner-hüttemann pasch bhp Architekten + Generalplaner GmbH

Architektur

Lohaus · Carl · Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Architektur Modellbau Gestaltung Mark Blume

Modellbau

KÖTTER Consulting Engineers GmbH & Co KG

Bauphysik

4 [e] motions

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau

Das Baugrundstück der Handwerkskammer in Bielefeld liegt in einem städtebaulich hetero-genen Umfeld an der Nowgorodstr. in der Nähe des Hauptbahnhofs unmittelbar westlich der Bahnlinie. Im Süden wird es von der Tunneleinfahrt des Ostwestfalendamms begrenzt, im Westen von der Rzeszow Str. und dem anschließenden Grünraum und im Norden durch die Ernst-Rein-Str. mit angrenzenden Gewerbeflächen. Entlang der Bahnlinie spannt es sich von dem „Neuen Bahnhofsviertel“ mit dem Ishara-Bad als Endpunkt bis zum Hochhaus der Stadtwerke Bielefeld. Dabei weist das Grundstück entlang der Nowgorodstr. ein Gefälle von Süden nach Norden von ca. 6,00 m auf.

Der Neubau wird als längsgerichteter, orthogonaler und kompakter Solitär parallel zur Bahnlinie angeordnet. Der Eingangsbereich liegt an der höchsten Stelle des Grundstücks an der Nowgorodstr. und empfängt die aus Richtung Bahnhof kommenden Besucher mit einem Vorplatz, der sie einladend in das Gebäude hineinführt. Der Neubau präsentiert sich zur Bahn hin als zwei- bis viergeschossig lagernder Kubus, in dem die Werkstätten als „Schaufenster des Handwerks“ den Vorbeifahrenden Einblicke gewähren. Im Süden über dem Eingang erhält er durch den sechsgeschossigen Verwaltungstrakt eine weithin sichtbare städtebauliche Dominante und stellt sich markant und selbstbewusst zwischen die Gebäude des neuen Bahnhofsviertels und das Stadtwerkehochhaus.

Die verkehrliche Erschließung erfolgt ausschließlich von der Nowgorodstr. Für die PKW ist eine Zufahrt auf der Eingangsebene E 1 am südlichen Grundstückseingang vorgesehen, während die Anliefer- und Entsorgungsfahrzeuge nördlich des Gebäudes auf der ein Geschoss tiefer liegenden Hofebene E 0 eine separate Zufahrt erhalten. Die kompakte Gebäudeform ermöglicht es, dass alle geforderten Stellplätze kostengünstig auf ebener Erde südlich und westlich des Gebäudes angeordnet werden können. Dabei sind die südlichen Stellplätze für Besucher, Vorstand und Prüfer, die westlichen für Mitarbeiter und Lehrgangsteilnehmer vorgesehen.

Der 2. Bauabschnitt der KFZ-Werkstätten ist durch seine Anordnung parallel zum Hauptge-bäude im Westen so konzipiert, dass sowohl ohne als auch mit diesem ein stimmiges Ge-samtensemble entsteht. Der 1. Bauabschnitt wirkt durch seine solitärhafte Ausformung für sich. Bei Ausführung des 2. BA wird jedoch mit den nach Westen orientierten Werkstätten ein Werkhof gebildet, der beide Bauteile kompositorisch und funktional in Beziehung setzt. Die Zugänglichkeit des Hauptgebäudes von den Stellplätzen aus wird über einen separaten Durchgang durch die KFZ- Werkstätten auf E 0 bzw. eine Brückenanbindung auf E 1 sicher-gestellt. Zusätzliche Erweiterungsflächen können auf der KFZ- Werkstatt angeboten werden. Zu diesem Zweck wird die Tragkonstruktion für eine Aufstockung ausgelegt.


Funktion

Der Neubau wird unter der Prämisse konzipiert, die vielfältigen Funktionsbereiche des Aus-bildungszentrums in einem sowohl baukörperlich als auch hinsichtlich der Funktionsabläufe kompakten Gebäude zusammen zu führen. Präsenz in der Außenwirkung und Kundenorien-tierung im Inneren sind dabei wichtige Entwurfsziele. Aufgrund der topografischen Situation sind zwei Geschossebenen des Neubaus an das umgebende Gelände angeschlossen, die Eingangsebene E 1 (115,50 m) mit dem Haupteingang an die Nowgorodstr. und die Hofebene E 0 (110,00 m) mit den Anlieferzonen an den Werkhof.
Typologisch ist der Neubau als Gebäudeblock mit einer mehrgeschossigen Halle und einem Innenhof konzipiert. Die übergeordneten Funktionen entwickeln sich ringförmig um die Ein-gangshalle mit dem geschossübergreifenden Luftraum, während die Werkstätten über drei Ebenen einen großzügigen Innenhof, der sich nach oben hin aufweitet, umschließen. Auf diese Weise entstehen zwei Kommunikationsräume, die Eingangshalle als Innenraum, der Innenhof als Außenraum, die die kommunikativen Zentren der Ausbildungsstätte darstellen.

Die zentralen Funktionen

Dreh- und Angelpunkt ist das Foyer, das sich als Begegnungs- und Kommunikationsforum vom Haupteingang an der Nowgorodstr. bis zum rückwärtigen Parkplatzeingang durch das Gebäude streckt. Über Lufträume ist es sowohl an die untere Parkplatzebene E 0 aber auch an die oberen Ebenen E 2 und E 3 angebunden. Hier werden alle übergeordneten zentralen Funktionen wie die Kundenberatung auf E 1 und E 2, der Konferenzsaal in E 2 und die Semi-narräume sowie das Kompetenzzentrum in E 3 gut sichtbar und auf kurzen Wegen an das Foyer angeordnet. Eine aus zwei Richtungen zu begehende offene Treppe (Hexentreppe) stellt die einladende vertikale Erschließung dar. Direkt auf der Eingangsebene befindet sich die Cafeteria, die sich zu dem großzügigen Innenhof orientiert und im Sommer zum Sitzen auf der Terrasse einlädt.

Als Pendant zu der dreigeschossigen Halle entwickelt sich der Innenhof zum zentralen Au-ßenraum, dem Campus. Nach hierhin orientieren sich alle Verkehrswege und Aufenthaltsbe-reiche der Werkstätten, so dass ein vielfältiges Netz von Blickbeziehungen entsteht. Terrassen bieten Gelegenheit zur Kommunikation und Aufenthalt im Freien. Am Übergang zwischen Halle und Außenraum sind jeweils die gastronomischen Einrichtungen der Bildungsstätte angeordnet, die Cafeteria und die den Hof flankierende Mensa in E 1, das Casino auf der Konferenzebene in E 2 und die Cafeteria des Kompetenzzentrums in E 3.

Das Gästehaus und die Hausmeisterwohnung sind als separate Raumeinheit in Ebene 3 oberhalb der nördlichen Werkstätten untergebracht. Der Anschluss an die große Dachterrasse und eine separate Zugangsmöglichkeit sorgen für angenehme Wohnbedingungen.

Die Werkstätten

Die Ausbildungswerkstätten sind auf drei Ebenen von E 0 bis E 2 angeordnet. In E 0 liegen die Bereiche Fügetechnik, Heizung/ Sanitär, Schornsteinfeger, CNC, Hydraulik und die Zahn-technik. Die CNC- Werkstätten erhalten Außenzugänge zum Einbringen von CNC- Fräsen, die Schornsteine der Schonsteinfeger- und Heizungstechnikwerkstätten werden wie gewünscht über Dach geführt. Metallbau und Konditorei sind in E 1 untergebracht, die Konditorei in unmittelbarer Nähe zur Küche der Mensa, um hier Synergieeffekte hinsichtlich der Ver- und Entsorgung zu nutzen. In E 2 liegen die Elektro- und die Friseurwerkstätten.

Die Werkstätten können für die mit dem PKW ankommenden Auszubildenden über einen zentralen Werkstatteingang unterhalb des Foyers auf der Parkplatzseite erschlossen werden. Hier sind auch die Umkleiden für alle Werkstätten außer der Konditorei zentral zusammenge-fasst, so dass sie auch aus dem Foyer auf kurzem Wege zu erreichen sind. Die Anlieferung erfolgt ebenfalls in E 0 über den Werkhof und ist in mehrere separate Zonen aufgeteilt. Die Anlieferzonen von Küche/ Konditorei und den Werkstätten der Ebenen E 1 und E 2 liegen im nördlichen Bereich, die Anlieferzonen der Werkstätten der Ebene E 0 und der Verwaltung im südlichen Bereich unterhalb des Foyers. Von hier aus werden die obergeschossigen Werkstätten über Lastenaufzüge auf kurzen Wegen erreicht. Die Lagerräume der Werkstätten sind jeweils ebenengleich in der Nähe der Werkstätten untergebracht.

Die Verwaltung

Auf Grund des geringeren Öffentlichkeitsbezugs ist die Verwaltung etwas zurückgezogen von den Bildungsangeboten in den drei Turmebenen über dem Haupteingang untergebracht. In der dreibündigen Grundrissstruktur liegen die Büros basierend auf dem Ausbauraster von 1,35 m in flexibler Anordnung als zwei-, vier- oder sechsachsige Räume an den Fassaden. In den Mittelzonen sind die dienenden Räume wie die Teeküchen, Servicestationen, Bespre-chungsräume oder WC`s untergebracht. Im obersten Geschoss bietet sich dem Präsidium an einer großzügigen Dachterrasse ein weiter Ausblick über die Stadt.


Konstruktion
Das ca. 120 m lange, viergeschossige Hauptgebäude erhält an der Südseite einen kleineren 4 geschossigen Aufbau, ist teilunterkellert und hat 3 Innenhöfe. Der nördliche und mittlere Innenhof erhalten kein Dach. Lediglich die Eingangshalle mit Treppenanlage wird durch eine Stahl-Glas-Konstruktion (z.B. unterspannte Stahlträger) überdacht.
Alle Wände werden massiv in Stahlbeton ausgeführt.
Decken / Wände
Die stützenfrei geplanten Nutzungsräume werden über ca. 14,80 m mit einer Decke d=55cm (System Cobiax) von der Außenwand bis zur Flurtrennwand überspannt. Die unterzugfreie Konstruktion bietet eine freie glatte Installationsfläche. Die Dachdecke wird auf Grund der Nutzung als Dachterrasse ebenfalls als massive Decke ausgebildet.
Für die Geschossdecken des viergeschossigen Aufbaus der Verwaltung werden ebenfalls die Cobiax- Decken eingesetzt, da durch diese Konstruktion die Stützenfreiheit in den unteren Geschossen (Konferenzsaal) nicht beeinträchtigt wird. Zur Gebäudeaussteifung werden die Stahlbetonwände (d=24cm) der vier Treppenhäuser des Gebäudes herangezogen.
Gründung
Es liegt eine Baugrundtechnische Stellungnahme vom Erdbaulabor Schemm GmbH v. 14.02.2011 vor. Auf dem beplanten Gelände sind antrogene Auffüllungen mit unterschiedli-cher Stärke, Zusammensetzung und Tragfähigkeit vorhanden. In den Bereichen der nicht unterkellerten Gebäudeteile sind teilweise Nachverdichtungen und Bodenaustausch erfor-derlich.
Auf Grund der beschriebenen Baugrundsituation sollten keine Einzelfundamente geplant werden. Es kann von einer massiven Flächengründung d=70cm ausgegangen werden.Die Abdichtung unterkellerter Bereiche sollte als Weiße Wanne gegen drückendes Wasser DIN 18 195, Teil 6, erfolgen. Je nach Lage des unterkellerten Bereiches und vorhandenem Grundwasserstand wird während der Baumaßnahme eine Absenkung des Grundwassers erforderlich werden. Eine dauerhafte Grundwasserabsenkung wird nicht genehmigt.
Die KFZ- Werkstatt mit Fahrzeughalle wird im 2. Bauabschnitt hergestellt und ist mit einer statischen Ausbaureserve für weitere Geschosse vorzusehen. Aus diesem Grunde ist eine massive punktgestützte Decke mit entsprechenden Verkehrslasten zu planen. Die Flächen-gründung muss ebenfalls für die mögliche Erweiterung bemessen und ausgeführt werden.

Material, Gestaltung

Der Neubau der Handwerkskammer präsentiert sich als zeitlos - solide Schönheit zwischen Tradition und Moderne. Das skulptural geformte Gebäude setzt in seinem weitläufigen Umfeld einen baulichen Akzent in Form eines prägnanten Solitärs.

Die Fassade aus dunklem Ziegel repräsentiert einerseits die klassische Handwerkstradition und ist zugleich besonders geeignet, den Schmutzemissionen der Bahn dauerhaft zu begeg-nen. Fensteröffnungen werden im Sinne der Moderne zu Bandfenstern aus Aluminiumprofilen zusammengefasst und verleihen dem Haus eine horizontale und dynamische Gliederung. An den Südost- und Südwestfassaden schützen außenliegende, stationäre, bewegliche Sonnschutzlamellen vor Sonnen- und Wärmeeintrag. Gleichzeitig gewähren sie den Vorbei-fahrenden aus der Bahn tiefe Einblicke in das Innere des Gebäudes und unterstützen damit den Außenbezug als Schaufenster des Handwerks.
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