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Einladungswettbewerb | 07/2011

Bremer Landesbank am Domshof

2. Preis

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext


Der Entwurf eines Neubaus für die Bremer Landesbank im Kontext der historischen Altstadt Bremens muss als eine Herausforderung der besonderen Güte sowohl städtebaulicher als auch architektonischer Art verstanden werden. Der Blick gilt vor allem dem Ort, dessen Reichtum und Vielschichtigkeit Antworten in sich tragen, mit deren Erkennung und Herausarbeitung der vorliegende Entwurf eine Möglichkeit sieht, dieser Herausforderung auf angemessene Weise gerecht zu werden.

Die diffizile stadträumliche Konstellation des Unsere Lieben Frauen Kirchhofs, Domshof und der dazwischenliegenden Verengung, sowie aller weiteren Stadträume um das Bremer Rathaus, der Markt, am Dom und nicht zuletzt der Durchgang zwischen Rathaus und der Liebfrauenkirche, sind geprägt durch die Volumina der sie definierenden Gebäude.

Und eben auf der Interpretation des traditionellen Bankhauses der Bremer Landesbank als ein solches stadträumliches Volumen, basiert der vorliegende Entwurf. Er stellt ihm den ergänzenden Neubau ebenfalls als Volumen gegenüber. So drückt sich die Zusammengehörigkeit nicht über eine reine Fassadenabwicklung, sondern über eine stadträumlich erlebbare Ensemblebildung aus. Die bewusste und deutliche Trennung der beiden Baukörper vermag dies zu unterstützen. Zwei gezielt gesetzte Volumina stehen sich respektvoll als Ausdruck ihrer jeweiligen Entstehungszeiten gegenüber und leisten ihren Beitrag zum urbanen Dialog im vielschichtigen Gefüge des städtischen Kontextes.

Eine Veränderung findet statt: zwischen den Gebäuden öffnet sich eine Fuge, die als Inszenierung von Alt und Neu verstanden werden will und gleichzeitig Ein- und Ausblicke gewährt. Als Stadtraum überraschend - aber eben auch tief verwurzelt im Erbe des reichen und überaus kostbaren städtebaulichen Kontextes, da ein solcher Stich als öffentlicher Raum, unter Umständen mit öffentlichen Nutzungen wie Läden, typologisch im vielverzweigten Wege- und Raumsystem der Bremer Altstadt seine Entsprechung findet.

Als Geste entspricht dies dem Wunsch der Berliner Landesbank sich zur Stadt zu öffnen und Transparenz zu signalisieren. Nicht zuletzt hat dies auch den ganz praktischen Vorzug einer reicheren natürlichen Belüftung und Belichtung der dort angeordneten Räume und der Gefahr unkontrollierter Nutzung kann mit der Anordnung einer Absperrung entgegengetreten werden.

Nicht zuletzt zeugt die Einhaltung und Begrenzung des Maßstabes, die ebenfalls eine solche Trennung mit sich bringt, vom Respekt vor dem Weltkulturerbe im Zusammenspiel mit der Liebfrauenkirche und des dazwischen liegenden Raumes.

Der Versprung der beiden Baukörper zueinander betont den genannten Effekt und findet seine Berechtigung und vielleicht sogar seine unbedingte Notwendigkeit in der Geschichte des mit außerordentlicher Sensibilität zu behandelnden Durchgangs zwischen Domshof und Unserer-Lieben Frauen. Ursprünglich nicht vorhanden, gab er seit dem Abriss des ehemaligen Palatiums den Blick zwischen beiden Stadträumen frei. Der Dramaturgie des Öffnens in beide Richtungen soll größte Aufmerksamkeit zu teil werden: Eng, um die Spannung aufrecht zu halten, aber doch weit genug, um den Blick auf den Dom zur einen und auf die Liebfrauenkirche zur anderen Seite nicht nur nicht zu stören, sondern zu inszenieren, die Blicke zu rahmen, ganz so wie es an so vielen Stellen der Bremer Innenstadt kunstvoll vorgeführt wird.

Das, was in der Entstehungszeit des derzeitigen Neubaus noch nicht ohne weiteres denkbar war, scheint mit der fortgeschrittenen und gereiften Renaissance der europäischen Stadt möglich und verpflichtend. Das Weiterbauen im Bewusstsein der Tradition aber mit dem Blick in die Zukunft hat das historische Zentrum Bremens zu dem gemacht, was es jetzt ist. Wie kann sich das Selbstverständnis einer Bank wie der Bremer Landesbank, die sich eben auf die gleiche Weise der Zukunft öffnet ohne die Tradition aus den Augen zu verlieren, besser Ausdruck finden, als in einer solchen Aufgabe?

Der vorliegende Entwurf hofft, dieser Aufgabe und damit sowohl der Stadt als auch dem Selbstverständnis der Bremer Landesbank, durch die sinnfällige Gegenüberstellung von Alt und Neu, durch die öffnende Geste zur Stadt und dem respektvollen Umgang des Ortes gerecht zu werden.

Mitarbeiter:
Maike Schrader, Georg Schönborn, Moritz Schröder, Jan Diefenbach, Ayshin Soydan, Jochen Soydan, Kyung-Ae Kim