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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2011

Feuerwehrhaus und Mehrzweckhalle in Bingen - Kempten

1. Anerkennung

Architektur 109 Mark Arnold + Arne Fentzloff

Architektur

Birke Hörner Freie Landschaftsarchitekten BDLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bingen-Kempten 2014 - Ein Vorblick

Herbert, der Hallenwart, ist zufrieden. Seit in Bingen-Kempten die neue Mehrzweckhalle und die Feuerwehr gebaut wurde, hat er seine Ruhe: das neue Gebäude ist praktisch, übersichtlich und leicht zu unterhalten. Was will man(n) mehr.

Auch Lara, Levin, Leander und Niki aus der Clara-Schuhmann-Straße sind beruhigt. Ihre einstige "Spielwiese" hat sich positiv verändert. Mittlerweile gibt es sogar einen Spielplatz mit Kletterwand. Eine echte Herausforderung für alle Jugendlichen - selbst für Leander, den Coolchecker der Gruppe. Und, im angrenzenden Weinberg läßt sich nach wie vor herrlich Verstecke spielen.

"Die neue Mehrzweckhalle ist sensationell" meint Levin. Die lärmintensiven Bereiche sind alle auf der südlichen Seite, also auf der zum Wohnquartier abgewandten Seite hin angeordnet.
Die leicht geneigten Dachflächen integrieren die in der Regel getrennten Nutzungen unter einem Dach: Feuerwehr und Mehrzweckhalle.
Der Baukörper fügt sich in die vorhandene Topograhie.
Das Erschließungskonzept ist auf diese Baukörpersituierung abgestimmt:
• der Sportlereingang erfolgt ebenerdig zur Parkierung in der Ebene E 1. Direkt im Zugangsbereich sind die beiden Umkleidebereiche angeordnet.
Ein kurzer Blick in die Halle genügt, um festzustellen, ob der Sportunterricht schon begonnen hat. Mit Freude rennt Levin entlang der zur Halle hin offenen Galerie und rutscht über den Treppenhandlauf blitzschnell in die Ebene E 0.
• der Besucherzugang ist ebenfalls ebenerdig. Das langestrecke Foyer eröffnet am Ende den Fernblick zur Abtei St. Hildegard. Eine weitere planerische Maßnahme, die das Gebäude mit dem Kontext "verortet".

Das Foyer ermöglicht klare Orientierung und gute Zugänglichkeit im Gebäude: zur Halle mit angrenzender Bühne, Nebenräumen und Stauräumen. Zum Mehrzweckraum, zur Küche und den WC-Anlagen. Die Treppe ins Obergeschoss liegt zentral.

Auf der Ostseite ist die Feuerwehr direkt zur Straße mit vorgelagertem befestigten Vorplatz angeordnet. Über der Fahrzeughalle liegt der Schulungssaal mit den notwendigen Sozial- und Nebenräumen der Feuerwehr. Dem Schulungssaal ist ein eigener, teilweise überdachter Terrassenbereich zugeordnet.

Freiflächenkonzept
Durch die bauliche Anordnung der neuen Mehrzweckhalle und Feuerwehr bleiben großzügige Spiel- und Grünflächen erhalten. Die Parkierungsflächen werden auf der südlichen Grundstücksfläche angeordnet.

Ökologie für Klasse 8b
In Naturkunde geht Lara`s Klasse jetzt öfters raus aufs Gelände zum Unterricht im Freien. Der vorhandene Baumbestand ist mit kleinen Hinweistafeln spannend beschrieben, auch die neuen Bäume sind leicht erkennbar: heimische hochstämmige Obstbäume begleiten die Hauptwege und strukturieren das Grundstück. Analog der Kulturlandschaft im Landkreis Mainz-Bingen wird eine streuobstwiesenartige Bepflanzung vorgeschlagen.
Weinbergtrockenmauern staffeln - wo notwendig - das Gelände, um die insbesondere für die Parkierung notwendige Geländemodulationen möglichst ortstypisch zu gestalten.

Das Niederschlagswasser auf dem Wettbewerbsgrundstück versickert über die Grünflächen. Im Bereich der Parkierungsanlage ist eine offene Wasserführung mit punktuellen Abläufen zu einem mit schilf- röhricht- und seggenbepflanzten Retensionsbecken vorgesehen.
Das Dachflächenwasser wird direkt zu dem nördlich gelegenen, vorhandenen Retentionsbecken abgeführt.

Flexibles Parkierungskonzept
Das Parkierungskonzept sieht ein flexibles Nutzungskonzept vor. Die Richtung Süden angelegten Stellplätze werden mittels Schotterrasen "offenporig" ausgeführt. Diese Stellplätze werden nur temporär bei Großveranstaltungen in der Mehrzweckhalle benötigt.
Die übrigen Stellplätze für die Sportler (Ebene 1) und die Besucher der MZH (Ebene 0) werden mittels Rasenpflaster gestaltet. Die Zufahrt zur Parkierung ist - entsprechend dem Zufahrtshof der Feuerwehr - gepflastert.

Herbert, der Hallemwart, lässt die Hallensirene zweimal dröhnen. Schluß für heute. Feierabend. Mit gemischten Gefühlen denkt Herbert an den nächsten Tag. Ein Tanzwettbewerb in der Halle steht auf dem Programm. Seiner Berta zuliebe hat er zugesagt.
Ein letzter Blick zurück zum Spielplatz. Lara, Levin und Niki freuen sich schon auf das kommende Wochenende: der Turnwettbewerb mit Abschlussball in der Mehrzweckhalle Bingen-Kempten ist legendär...

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Lösung erfüllt die städtebaulichen Anforderungen sowohl in Bezug auf die Verortung in der bebaubaren Fläche als auch auf die Orientierung des Baukörpers. Die Erschließung erfolgt von der abgewandten Seite. Auch die Anordnung der Parkierung auf der abgewandten Seite ist sinnvoll.

Baukörper
Der Baukörper ist kompakt und liegt in seiner Kubatur im unteren Bereich.

Grundrisskonzeption
Die Anordnung der Räume ist klar und logisch und folgt den funktionalen Abläufen. Die Nebenräume sind über kurze Wege unmittelbar der Hauptnutzung Halle zugeordnet. Die Feuerwehr ist in den Hauptbaukörper integriert und funktioniert völlig eigenständig.
Die Umkleiden für die Halle sind im Obergeschoß angeordnet, was durch den Eingang von aussen auf die obere Ebene möglich ist. Die Barrierefreiheit ist durch einen Aufzug gewährleistet. Eine Andienung der Halle von aussen ist ebenfalls möglich. Der um Feuerwehrteil im Obergeschoss angeordnete Schulungsraum besitzt eine Freifläche, welche die Raumqualität und die Nutzungsmöglichkeiten erhöht und verbessert. Ebenso ist eine zweite Erschliessung zu diesem Raum als Andienbarkeit vorhanden. Die Qualität des Zugangs und Teilen der Fassade besonders beim Feuerwehrtrakt sind nicht ausreichend sensibel behandelt und könnten der anspruchsvollen hochgradig öffentlichen Nutzung in höherem Maß gerecht werden.

Energie
Der Baukörper ist sehr kompakt. Daher ist bei gutem Wärmeschutz ein geringer Wärmebedarf pro qm zu erwarten. Auch im Sommerfall sind durch die geringen Fensterflächen die hauptsächlich nach Norden und Süden orientiert sind, keine Probleme infolge unzumutbarer Aufheizung zu erwarten.