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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Rudolphsplatz in Marburg

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

BCQ arquitectura barcelona

Architektur

Erläuterungstext

DER NEUE RUDOLPHSPLATZ, LEITIDEE. Verbindungsglied zwischen Stadt und Fluss, neuer Verkehrsknoten, Plattform für neue Nutzungen und Zugang zum umgenutzten und erweiterten Gebäudekomplex.

Wir schlagen einen respektvollen Eingriff im Zusammentreffen der Stadtlandschaft Marburgs mit der Flusslandschaft der Lahn am Rudolphsplatz vor. Dieser soll bestehende Baukörper und Niveaus über neue Volumen verbinden und eine materielle Einheit des öffentlichen Raums, der Stadt und dem Fluss schaffen. In diesem Rahmen sollen die Referenzen des Orts nicht nur baulicher Art sondern z.B. auch prominente Bäume erhalten werden.
Ziel der Planung ist, den Rudolphsplatz in ein neues Zentrum zu verwandeln das einerseits dem erewarteten Verkehrsaufkommen gerecht werden, aber gleichzeitig ein Ort für bürgerliche Aktivität und zentraler Informationspunkt der Stadt sein soll.
In diesem Sinne schlagen wir einen Platz um das bestehende Volksbankgebäude unter Beibehalt der bestehenden Verkehrsebene vor, der sich im Süden etwa drei Meter über das bestehende Platzniveau erhebt. Die so geschaffene, zur Lahn orientierte Aussichtsplatform ist zugleich Haupteingangsebene des neu gestalteten Gebäudekomplexes.
Der zwischen altem und neuem Platzniveau geschaffene Saal wird über Lichthöfe in der unteren Gebäudeebene, und Glaskörper auf der oberen Platzebene belichtet. Die zur Lahn orientierte Fassade bietet mit ihrem etwas über die Uferpromenade erhabenen Niveau ungehinderte Aussicht über die Flusslandschaft. Die Glasvolumen der neuen Platzlandschaft dienen nicht nur der Beleuchtundg des neuen Saals, sondern ebenfalls der Anzeige und Ausstellung städtischer Aktivitäten und Ereignisse.

FREIFLÄCHENKONZEPT. Eine dem Ort angemessene, schlichte Plattform, Aussichtspunkt über die Flusslandschaft und Hauptzugang zum neuen Gebäudekomplex.

Der Platz versteht sich als einheitliche Plattform aus der drei Glaskörper aufragen. Drei schlichte, halbdurchlässige Volumen, die der räumlichen Organisation des Platzes dienen und diesem Persönlichkeit im Stadtgefüge verleihen. An die Glasvolumen gebundene Lichthöfe ermöglichen den Erhalt eines Teils des Baumbestands sowie die visuelle Verknüpfung zwischen Innen- und Aussenraum und somit das Erleben der verschiedenen Ebenen.
Die Oberflächengestaltung des Platzes ist mit in Marburg bewährten und bekannten Materialien vorgesehen, im Besonderen mit kleinformatiger Pflasterung verschiedener Tönung und Härte. Die Auswahl der Materialien und Farben soll an die bestehenden Fuβgängerflächen erinnern und diese fortführen. Zugleich werden die Bewegungsflächen des Rad- und Staβenverkehrs über Materialwechsel und Randsteine verdeutlicht. Die Pflasterung der Platzfläche hat auch die Aufgabe die Einheit des Rudolphsplatzes zu verstärken und den Fuβgänger zu den jeweiligen Überwegen zu leiten.
Das im Vergleich zum bestehenden Platz angehobene Platzniveau bildet den Haupteingang zum neuen Gebäudekomplex und verwandelt den neuen Rudolphsplatz in einen Aussichtspunkt über die Lahn und die historische Weidenhäuser Brücke.

WEGEBEZIEHUNGEN UND –VERKNÜPFUNGEN. Der Rudolphsplatz als Verkehrsknoten und Zugang zum Lahnufer.

Die Bedeutung des Rudolfplatzes als Staβenverkehrsknoten im Stadtgefüge Marburgs soll sich auch in der Führung der Fuβgänger- und Radwege wiederspiegeln. Eine Rampenanlage im Norden der Weidenhäuser Brücke soll die Lahnpromenade direkt an den städtischen Platz und den geplanten Nordsteg anbinden. Ebenfalls werden Lahnufer und Rudolphsplatz über die Straβe “Am Grün” verbunden. Als Aternativen zu diesen Anbindungen sind “kurze” Wege über Treppenanlagen im Platzbereich vorgesehen.
Die in der Verkehrsstudie bestimmten und mit geringen Abweichungen übernommenen Wegeführungen auf einheitlichem Niveau ermöglichen die Umnutzung der nicht mehr notwendigen Unterführungen im Raumprogramm der vorgeschlagenen Bebauung im Platzgefüge.

RÄUMLICHE ORGANISATION DER PLATZBEBAUUNG. Gemeinsame Nutzung des erweiterten Gebäudekomplexes zwischen BIP und Stadtbibliothek.

DER ZUGANG. Das neue erhöhte Platzniveau verbessert die Proportion der erhaltenen Baukörper der ehemaligen Volksbank und deren Nordanbau. Der Zugang zum Komplex erfolgt über einen gemeinsamen Eingang von BIP und Stadtbibliothek auf Platzebene.

DER ZWISCHENRAUM, BIBLIOTHEK. Der neugeschaffene Raum unter dem Platzniveau verbindet die Bestandsbebauung der ehemaligen Volksbank mit den von ihrer derzeitigen Nutzung befreiten Unterführungen und ermöglichen deren Einbindung ins Raumprogramm der vorgeschlagenen Bibliothek.
Die Bibliothek wird über die beschriebenen Lichthöfe und Glasvolumen als auch über die zur Lahn orientierten Fassade belichtet. Die Kombination aus Lichthof und Glasvolumen ermöglicht zweigeschossige Glasflächen die Blickbeziehungen vom Innenraum zum Platzniveau vor der Siluette der Oberstadt als auch den Blick über die Lahn ermöglichen.

HOCHWASSSERSCHUTZ. Eine solide Mauer bildet die Basis der Flussfassde der geplanten Bebauung und gleichzeitig den permanenten Hochwasserschutz zur Lahn. Diesselbe Mauer begleitet die Uferpromenade und löst den Höhenversprung zwischen Bibliothek und Fluss und ermöglicht damit die ungestörte Sichtbeziehung zwischen Lesesaal und Lahn. Im Inneraum ist die Mauer als massive Raumabschluss wahrnehmbar. Die Strukturelemente der Erweiterung des Nordanbaus gründen ebenfalls auf dieser Mauer.

ERWEITERUNG UND UMBAU DER EHEMALIGEN VOLKSBANK UND DEREN ZUGANGSPAVELLON. Der bestehende flussbegleitende Anbau der Volksbank wird durch einen gröβeren Anbau auf dem südlich des Gebäudes gelegenen Stellplatzes ersetzt. Der Pavellon im Norden wird zur Lahn verlängert. Mit diesen beiden Eingriffen wird eine verbesserte Orientierung des Komplexes zum Fluss möglich. Die Verlängerung des Anbaus zum Fluss und über die Uferpromenade verstärkt die Beziehung des städtischen gebauten Raums zum Naturraum der Lahn durch neue unerwartete Sichtachsen über die Flusslandschaft und Weidenhäuser Brücke.
Die Verlagerung des Flussbegleitenden Anbaus schafft eine erweiterte Terrasse über der Lahn die im Programm der neuen Bibliothek / BIP genutzt werden kann. Der neue Anbau im Süden schafft eine Fassade für den Bestand, die neugeschaffenen Flächen werden im Raumprogramm genutzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit entwickelt einen Hybrid aus Architektur und Freiraum. Das Volksbankgebäude
soll zukünftig die Bibliothek aufnehmen. Zusätzliche Bibliotheksflächen
werden unter dem Rudolphsplatz – unter Ausnutzung der tiefer gelegenen
Bereiche – organisiert. Die Belichtung der -1 Ebene erfolgt über skulpturale
Glaskuppeln und Innenhöfe sowie über ein durchgängiges Fensterband
zur Lahn. Im Norden wird der Volksbank ein eingeschossiger Riegel vorgelagert,
der sich über die Platzkante hinaus bis zur Lahn schiebt und so Platz
und Fluss miteinander verklammert. Ein weiterer Anbau im Süden schafft zusätzliche
Räumlichkeiten für die Bibliothek. Der eigentliche Rudolphsplatz
bleibt bis auf die Lichtkuben und einzelne Bäume frei von und gibt so einerseits
der historischen Bebauung Raum zur Entfaltung, andererseits entsteht
ein großzügiger Raum, der für Veranstaltungen nutzbar ist. Aufenthaltsbereiche
werden vorrangig am Lahnufer geschaffen: In Form einer Terrasse, die
dem Bibliotheksfenster vorgelagert ist und als schwebender Balkon der an
den Bebauungsriegel zu Lahn anschließt. Die Dualität des Entwurfes, die
Gleichzeitigkeit von Gebäude und Platz, von Nutzer und Architektur, stellt eine
wesentliche Qualität der Planung dar. Es entsteht einerseits ein multifunktionaler
Freiraum, andererseits ein großzügiger Lesesaal. Lichtkuben, Senkgärten
und die lange Fensterfront zur Lahn transportieren die Natur auf innovative
Art und Weise ins Gebäude, während der Platz einen urbanen, steinernen
Charakter erhält. Positiv wird der Umgebung mit dem Bestand und die Rücksichtnahme
vor der historischen Bebauung gesehen. Aufgrund der Verteilung
der Bibliothek auf eine große Wandfläche besteht die Gefahr, dass lange
Laufphasen entstehen. Die Unterbauung des Platzbereiches könnte nach der
Einschätzung des Preisgerichtes den wirtschaftlichen Rahmen sprengen.