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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Neubau Technisches Kreishaus

2. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

König und Vedder

Architektur

Muffler Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Situation

Die bauliche Struktur des Grundstücks wird bestimmt durch den 12-geschossigen Büroturm des Verwaltungsgebäudes I und dem 2-geschossigen Bauvolumen des Gesundheitsamts. Beide bilden im Zusammenspiel eine architektonische Einheit. Diese ist Anlaufpunkt und Adresse der baulichen Anlagen. Durch den Abriss des Chemischen Untersuchungsamts und der ehemaligen Wohngebäude an der Riemekestrasse entsteht eine Entwicklungsfläche, welche es ermöglicht das bauliche Gefüge im Dialog nach Norden neu zu fassen und einen Ort zu definieren, der zur Integration beiträgt und einen sensiblen Übergang zur bestehenden Struktur schafft.

Konzeption

Der Entwurfsvorschlag entwickelt in den Grundrissdimensionen des Gesundheitsamts mit dem 1. Bauabschnitt ein bauliches Gefüge, welches sich über 4 Geschosse
räumlich entwickelt. Mit dem vorgeschlagenen linearen 3-geschossigen Baukörper entlang der Riemekestrasse und der Bildung eines Platzes zum Gesundheitsamt, ergibt sich eine Raumfolge von gefassten Aussenräumen, die im Dialog mit den bestehenden und neuen Baukörpern die Zielperspektive der weiteren Entwicklung aufzeigen. Durch die Bildung der Platzfläche zur Riemekestrasse wird ein bewusstes Öffnen des Grundstücks bewirkt und die Möglichkeit zum fussläufigen Durchqueren des Grundstückes städtebaulich angezeigt. Das bauliche Ganze wird somit durch einen stark öffentlichen Charakter geprägt. Es entsteht eine Raumfolge von öffentlichen Räumen mit unterschiedlicher Dichte und Dimension. Die Erschliessung der Tiefgarage Gesundheitsamt erfolgt weiter von der Nordseite und wird gestalterisch aufgewertet in das Gesamtkonzept einbezogen. Zwischen der bestehenden Bebauung und dem 1. Bauabschnitt der Erweiterung wird eine gedeckte Verbindung vorgeschlagen. Der 2. Bauabschnitt soll mit einem räumlich geschlossenen Verbindungssteg mit dem ersten Erweiterungsbaukörper verbunden werden.

Gebäudestrukturen

Die Grundrissstruktur wird bestimmt durch ein einfaches orthogonales System. Alle notwendigen Büroräume orientieren sich zum Aussenraum. Über einen stegartige, gedeckte, offene Verbindung wird die Eingangssituation mit der bestehenden Bebauung (Gesundheitsamt / Verwaltungsgebäude I) verbunden. Eine zentrale Hoffläche bildet das Zentrum der baulichen Anlage und ist Orientierungspunkt im gesamten Gefüge. Die vertikale Haupterschliessung der Geschossebenen nimmt Beziehung zu dieser auf und erhält dadurch einen hohen Orientierungswert für Nutzer und Besucher. Die Besprechungsräume werden jeweils im 1. bis 3. Obergeschoss, der vertikalen Haupterschliessung zugeordnet. Die Nebenbereiche (Sanitärräume, EDV-Ausweichcenter, Archiv- und Lagerräume) werden zur Hoffläche hin orientiert. Eine zweite vertikale Erschliessung wird an der nord-westlichen Gebäudeecke angeordnet, welche eine spätere Verbindung mit dem 2. Bauabschnitt ermöglicht.

Gestalterisches Konzept

Der vorgeschlagene einfache Baukörper übernimmt die ihm zugewiesenen Nutzungsstrukturen und Funktionsbereiche. Das visuelle Erscheinungsbild wird durch die vorgeschlagene bauliche Konstruktion einer Doppelfassade mit optimalem Klimaschutz auf einfache Weise bestimmt. Die Aussenschale ist als linear gehaltene Stahl-Glasfassade vorgesehen. Als raumseitige Fassade, welche witterungsunabhängig dem reinen Wärmeschutz dient, ist eine Holzelementfassade mit einem transparenten Anteil von ca. 50 % vorgesehen. Zur Sicherung der Raumhygiene werden dezentrale Lüftungsgeräte in den geschlossenen Fassadenpaneelen vorgeschlagen. Alle massiv geschlossenen Wandteile sind mit Wärmedämmung und davor angeordneter hölzerner Verkleidung angedacht.

Wesen der Aufgabe

Der Entwurf ordnet sich über seine klare formale Haltung und das gewählte einfache bauliche Konzept in die bestehende Situation ein. Das Zusammenspiel, zum einen zwischen gefassten und offenen Räumen und zum anderen zwischen bestehenden und neuen Baukörpern, definiert ein gesamtheitlich bauliches Gefüge. Durch klare räumliche Zuordnungen und die unprätentiösen einfachen Baukörper des Zubaus entsteht eine Situation, die der Gesamtanlage einen Identifikationswert gibt und das Gesamterscheinungsbild des "Ortes" neu definiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundstückssituation des Kreishausareals wird durch die Anordnung des viergeschossigen Kubus‘ als proportionales Pendant des Gesundheitsamtes und einem straßenbegleitenden 2. Bauabschnitt an der Riemekestraße mit sparsamen Mitteln stimmig angeordnet. Auch die Idee eines baumbestandenen Plätzchens fügt sich in diese Ordnung sinnvoll ein. Der Eingangsbereich des Neubaus orientiert sich funktional richtig nach Süden. Die Anbindung an das Gesundheitsamt im 1. Obergeschoss ist sinnvoll gelöst. Um ein überdecktes Atrium legt sich ein Ring von gut proportionierten Büroräumen, die sich ausnahmslos nach außen öffnen. Dadurch ergibt sich eine schlüssige Anordnung der Nebenräume zum Hof und eine angenehme Belichtung der Flurbereiche. Es entsteht ein Gebäude mit hoher atmosphärischer Dichte und großer Aufenthaltsqualität, die sich nur durch einen hohen Verkehrsflächenanteil realisieren lässt. Die Großzügigkeit des Entwurfs wird mit unwirtschaftlichen Kennwerten erkauft. Die vorgeschlagene Doppelfassade unterstützt den Eindruck eines transparenten und freundlichen Gebäudes, scheint aber nicht im vorgesehenen Budget realisierbar zu sein. Insgesamt ein Beitrag auf hohem gestalterischem Niveau, der sich jedoch vermutlich nicht im vorgegebenen Kostenrahmen realisieren lässt.