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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

1. Realisierungsabschnitt Freiham Nord - Bearbeitungsbereich A: Schwerpunkt Stadtteilzentrum sowie Schul-und Sportzentrum, Bearbeitungsbereich B: Schwerpunkt Wohnen und Quartierszentrum

4. Rang / Bearbeitungsbereich A

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

mociety consult gmbh

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Einbindung des Planbereichs A in das Stadtgebiet München
In der Gesamtschau der Stadtentwicklung Freiham kommt dem Plangebiet A eine Schlüsselfunktion zu und prägt maßgeblich das „Gesicht“ des neuen Stadtteils: Die Bodenseestraße ist das westliche Entree der Stadt, der neue S- und Trambahnhof bildet den Hauptzugang. Hier befinden sich neues Zentrum und Schnittstelle im Austausch mit der Stadt München als Ganzes.
In diesem Bereich wird das großmaßstäblichere Gewerbegebiet Freiham Süd mit dem kleinteiligen Wohngebiet im Norden verknüpft. Es entsteht eine Überlagerung zweier unterschiedlicher Nutzungsanforderungen: Zum einen sind Nutzungen verortet, die zur Versorgung des neuen Quartiers selbst dienen, zum anderen finden Infrastruktureinrichtungen Ihren Platz, die über dem Stadtteil hinaus genutzt werden.

Konzeptansatz
Die besondere Eigenschaft des Gebietes ist das Spannungsverhältnis zwischen Randlage zum Landschaftsraum und urbaner Zentralität aufgrund seiner bevorzugten Verkehrsanbindung an das Münchner Stadtnetz. Hier stößt Stadt und Landschaft unmittelbar aufeinander.
Ziel des vorliegenden Konzeptes ist es, diese Besonderheit in städtebauliche Qualitäten zu übertragen und trotz der vielschichtigen zum Teil widerstreitender Anforderungen an das Gebiet eine klare Struktur herauszubilden, die eine gute Orientierung im neuen Stadtteil ermöglicht.
Folgende Aspekte sind hierbei von Bedeutung:
Thema Stadt:
- Herausbildung eines urbanen Platzes als Verteiler und Gelenk zwischen Freiham Nord und Süd sowie des Bahnhofs Freiham.
- Bildung einer klaren Stadtkante zur Bodenseestraße
- Anstieg der urbanen Dichte und von Nord nach Süd und West nach Ost
- Herausbildung von Hochpunkten als Merkzeichen und Entree zur Stadt.
Thema Landschaft:
- Bildung einer klaren Landschaftskante zum angrenzenden westlichen Landschaftsraum
- Etablierung „Grüner Verbindungswege“ in Ost-West-Richtung.
- Bildung einer grünen Mitte durch Einbettung der gewünschten Sportflächen als urbanen Quartierspark

Nutzung Wohnen:
Für das Plangebiet A wird eine höhere, urbanere Wohnbaudichte vorgeschlagen als die mindestens geforderte GFZ von 1,2. Aufgrund der besonderen Standortgunst ( optimale ÖPNV-Erschließung, attraktive Freizeit- und Erholungsflächen in unmittelbarer Nähe ) und in Anbetracht der begrenzten Flächenpotentiale der Stadt München entspricht dies einer nachhaltigen resourcenschonenden Stadtplanung. Hierbei wird darauf Wert gelegt, kleinteilige überschaubare Nachbarschaften sowie qualitätvolle geschützte Innenhofbereiche auszubilden und damit eine eindeutige Trennung öffentlicher und privater Freiflächen zu erlangen. Der Schwerpunkt der Wohnnutzung liegt im nördlichen Grenzbereich zu den anschließenden Wohnquartieren sowie östlich des Quartierszentrums. Die Dichte der Wohnbebauung nimmt nach Norden ab. Während im Osten städtische Wohnblöcke mit reinem Geschosswohnungsbau entstehen, werden im Norden Wohnnachbarschaften durchmischt von Geschosswohnungsbau und Bebauung in verdichteter Einfamilienhausqualität vorgeschlagen. Die 4- 5 geschossigen Riegel als Raumkante zur Haupterschließungsstraße schützen zum einen die Quartiere vor Verkehrslärm, zum anderen eigenen sie sich durch ihre unverschattete Südausrichtung in besonderem Maße für Geschosswohnungsbau in Passivhausstandart. Durch die Ausbildung einer doppelten Fassade in Form von Wintergärten können neben dem Ertrag solarer Gewinne gleichzeitig die Immisionsbelastungen durch die Haupterschließungsstraße minimiert werden.
Nutzung Gewerbe:
Der Schwerpunkt der gewerblichen Nutzung in Form von Büronutzung, Einzelhandel und Gastonomie liegt im Bereich der Quartierszentrums. Hier wird ein urbaner Nutzungsmix durchmischt mit Wohnnutzung in den Obergeschossen vorgeschlagen, um eine Belebung zu allen Tageszeiten sicherzustellen. Südlich der Bodenseestraße - hier ist Wohnnutzung aufgrund hoher Immissionsbelastung nur schwer realisierbar - wird stattdessen ein Hotelstandort vorgeschlagen. Alle Einzelhandels- und Gastronomieflächen organisieren sich als „offenes Einkaufszentrum“ um den zentralen Quartiersplatz als Verteiler. Dieser spannt sich zwischen zwei Hochpunkten auf: Für den nördlichen wird als Ankermieter und Attraktor ein großflächiger Lebensmittelsortimenter im Erdgeschoss vorgeschlagen. Der Südliche Hochpunkt markiert die Schnittstelle wichtiger Fußwegebeziehungen zum Gewerbepark und Bahnhof. Hier wird im Erdgeschoss eine gastronomische Nutzung als Flaniertreff vorgeschlagen. Während im nördlichen Bereich der Quartiersplatzes eher kleinteiligere und quartiersbezogener Einzehandelsnutzung zu finden ist, lagern sich entlang der Bodenseestraße tiefere Gewerbebauten an. Diese sind geeignet um großflächigeres Stadtteilübergreifend genutztes Gewerbe, wie z.B. ein Großkino, unterzubringen.
Nutzung Schulen und Sport:
Entsprechend des Grundkonzeptes umschließen die weiterführenden Schulen und Sporthallen einen gemeinsamen zentralen Campuspark. Die Sportgebäude und -flächen sortieren sich in Anlagen, die über den neuen Stadtteil hinaus genutzt werden, und Anlagen, die primär durch den Schulsport sowie den Anwohnern des Quartiers genutzt werden. Letztere befinden sich im Campuspark, erstere integriert in der Grünkante zum Landschaftsraum im Südwesten des Plangebietes. Hier weitet sich die Landschaftskante auf und nimmt die größte Sportanlage auf, die allein für Wettkampfveranstaltungen ausgelegt wird. Durch diese Organisation wird einer Beeinträchtigung der Wohngebiete durch Sportlärm vorgebeugt. Sporthallen und Schwimmhalle im Norden übernehmen zusätzlich eine abschirmende Wirkung. ( Siehe Erläuterung Freiraumkonzept)

Freiraum Grundkonzept
Der neue Stadtteil Freiham Nord schließt im Osten an das Freiham-Neuaubinger Grünband und die bestehende Siedlungskante Neuaubings an. Im Westen grenzt zukünftig ein großzügiger Landschaftspark an den Siedlungsrand. Das neue Quartier in Freiham Nord ist somit von Freiräumen umschlossen. Die bestehenden und die neuen Wohngebiete sowie das östlich gelegene Freiham-Neuaubinger Grünband werden über Grünverbindungen in West-Ost Richtung mit dem Landschaftspark vernetzt. Das neue Wohngebiet ist, zusätzlich durch die zentrale Lage des Sportparks, stark durchgrünt.
Das Zentrum des Viertels bildet der Quartiersplatz. Hier ist durch die architektonischen Hochpunkte im Süden und Norden des Platzes eine urbane, städtische Qualität spürbar. Kunst, Kultur, Kino, Einzelhandel, etc. bilden qualitative und platzbelebende Raumkanten. Die Ost-West-Grünverbindungen treffen auf dem Quartiersplatz aufeinander. Sie heben zum einen den Quartiersplatz als urbanen Treffpunkt hervor und stellen zum anderen eine große Vernetzung der einzelnen Bereiche des gesamten Stadtviertels her. An dem angrenzenden Bahnhofsvorplatz liegt die Haltestelle der S-Bahnlinie 8, die die Anbindung an die Münchner Innenstadt herstellt. Gleichzeitig bildet der Bahnhofsvorplatz einen Knotenpunkt für den ÖPNV, der das Quartier erschließt.

Freiraum Entwurf
Um den Quartiersplatz herum herrscht ein eher städtischer Charakter mit Kultur, Gewerbe und Einzelhandel. Je weiter man in das Quartier vordringt, desto kleinteiliger, ruhiger und vorstädtischer werden die Strukturen, so dass ein wohlproportionierter Übergang in die offene Landschaft gelingt.
Die öffentlichen Räume mit dem Quartiersplatz, dem Siedlungsabschluss im Westen sowie den strukturierten, begrünten Straßenräumen werden ergänzt durch halböffentliche Flächen zwischen den Schulen und den Sportflächen sowie den Freiräumen in den Wohnquartieren, die Raum für Kommunikation, Treffpunkt, Austausch und Nachbarschaft bieten. Hier ist eine Umsetzung der Idee des „Urban Farming“ vorstellbar. Ergänzt werden diese beiden Bereiche durch die privaten Gärten der Reihenhäuser.
Der Quartiersplatz ist in drei Bereiche untergliedert. Der nördlich gelegene Stadtgarten erhält ein locker im Raster gepflanztes Baumdach, unter dem verteilt Außengastronomie, Wasserschalen, Blumenschalen und Sitzringe zum Aufenthalt einladen.
Der südlich angrenzende Marktplatz wird von einem Baumrahmen gefasst und dient als städtische Bühne für Veranstaltungen und Wochenmarkt. Cafés und Außengastronomie bespielen den Platz. Bänke unter dem Baumrahmen und eine Wasserlinie laden zum Verweilen ein. Südlich der Bodenseestraße schließt der Stadtplatz an. Dieser ist bewusst von Bäumen offen gehalten, um die Verknüpfungen, die Lauflinien und alle Sichtbeziehungen zur S-Bahn und Freiham-Süd frei zu halten. Der Stadtplatz ist zugleich repräsentativer Vorplatz des Hotels.
Die Grünen Fugen zwischen den Sportfeldern bieten Raum für Spiel, Sport und Aufenthalt. Sie können von den Bewohnern der angrenzenden Wohnbebauung in der Freizeit mitbenutzt werden. Lärmschutztechnisch sind die angrenzenden Wohnbebauungen durch die nördlich gelegenen Sporthallen sowie die dazwischen verlaufenden Baumhaine und die Tieferlegung der Sportfelder vom Sport- und Spiellärm geschützt. Das große Sportstadion ist in den westlichen Grüngürtel integriert. Dort können sportliche Großveranstaltungen, Turniere und Wettkämpfe abgehalten werden, ohne die Anwohner zu stören. Der Quartiersabschluss in die freie Landschaft gelingt über das Freizeit- und Erholungsband. Baumfelder und Spiel- und Erholungsflächen gliedern das Band und schaffen an der östlichen Seite einen klaren Abschluss zur angrenzenden Bebauung und an der westlichen Seite einen Übergang zur offenen Landschaft. Lärm- und flächenintensive Nutzungen, wie Bolzplätze, Spielplätze und Kleingärten, nimmt das Freizeit- und Erholungsband auf. Das Innere des Quartiers Freiham-Nord ist weitestgehend autofrei.
Verkehrskonzept
Der ruhende Verkehr für Wohnnutzung und gewerbliche Nutzung wird fast vollständig in Tiefgaragen untergebracht. Im Bereich des Quartierszentrums ist eine zweigeschossige Großgarage vorgesehen, die je nach Höhenlager einer zukünftigen U-Bahntrasse unterteilt wird. Im Bereich des Bahnhofsvorplatzes können bis zu ca. 900 Stellplätze unterirdisch untergebracht werden. Die Anordnung eines oberirdischen Parkhauses im Südwesten südlich der Bodenseestraße wurde verworfen, da die zusätzlich notwendigen Abbieger in der Bodenseestraße – eine gemeinsame zu- und Abfahrt mit der Bahnhofstiefgarage ist aufgrund der U-Bahntrasse nicht möglich – die Funktionsfähigkeit der Bundesstraße in Frage stellt.
Für die Schul- und Sportnutzungen können die notwendigen Stellplätze oberirdisch durch Senkrechtparker entlang der Haupterschließungsstraße sowie dem Parkdeck nördlich der Kletterhalle nachgewiesen werden. Zusätzlich wird ein Großparkplatz unter Bäumen am Sportstadion vorgesehen.
Die Erschließung der weiterführenden Schulen erfolgt über eine verkehrsberuhigte Einbahnstraße. Tiefgaragenzufahrt und Andienung wurden so weit wie möglich von Wohnnutzungen entfernt angeordnet. Gewerbliche Andienungen sind eingehaust oder in Andienungshöfen untergebracht.