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Offener, anonymer Realisierungswettbewerb in 2 Phasen nach den GRW 95 | 01/2006

Topographie des Terrors

Lageplan

Lageplan

1. Preis

heinlewischer

Architektur

Prof. Heinz W. Hallmann

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext



Leitgedanken
Das GelĂ€nde ist „erstes Exponat“ der Dokumentation „Topographie des Terrors“.
Die Aufmerksamkeit der Besucher soll stets ungestört auf die jeweiligen inhaltlichen Aussagen zur Geschichte, zu den Exponaten und Materialresten des Bodendenkmals gerichtet werden. Das eigene, persönliche Nachdenken ĂŒber den historischen Ort soll ermöglicht werden durch einen spannungsreichen Wechsel zwischen dem Angebot gelenkter Information im GebĂ€ude und dem anschließenden Rundgang zu den 14 Stationen und der freien Wahl des Gehens und des Aufenthalts.
Das GelĂ€nde vereint Überreste aus mehreren historischen Epochen: das 19. Jahrhundert mit Prinz-Albrecht-Palais und der LennĂ©schen Gartenschöpfung, die GrĂŒnderzeitliche Bebauung, die Überreste der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und das Motodrom der Nachkriegszeit. Diese verschiedenen geschichtlichen Schichten sind wichtig fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Gesamtheit des Geschehenen. Dem Freiraum kommt daher eine zentrale Aufgabe zu: er soll die verschiedenen Erinnerungsreste in Beziehung setzen ohne einen inhaltlichen Vorgriff auf die Lesweise dieser Reste vorzugeben.

Konzept
Dem GelĂ€nde wird bewusst eine weitere, neue Schicht hinzugefĂŒgt, die sich von den vorangegangenen unterscheidet, sich in ihrer Eigenwirkung aber weitestgehend zurĂŒcknimmt. Sie soll dazu dienen, die frĂŒheren Zeugnisse zur Geltung zu bringen. Das Wegesystem stellt das GebĂ€ude auf dem GelĂ€nde frei.
Der Neubau des Dokumentationszentrums ist zurĂŒckhaltend ohne jegliche Interpretationsversuche der geschichtlichen Orte wie auch ohne jegliche „Eigendarstellung“ in der Architektursprache gestaltet. Form und Situierung des GebĂ€udes fĂŒr das Dokumentationszentrum stellen sich in einen Dialog zum benachbarten Martin Gropius Bau, bewahren aber auf dem GelĂ€nde selbst durch den quadratischen, eingeschossigen Kubus eine eindeutige NeutralitĂ€t zum geschichtlichen Geschehen an diesem Ort.
Die rĂ€umliche Fassung des GelĂ€ndes durch Mauer und RobinienwĂ€ldchen und ergĂ€nzende neue Baumpflanzung entlang der Wilhelmstrasse schirmen die erforderliche „Unversehrtheit“ der historischen Spuren und deren Erleben nach Außen ab.

Karge steppenartige Vegetation
Das gesamte GelĂ€nde soll einen „steppenartigen“ Charakter erhalten, erzeugt durch eine karge, aus niedrigen GrĂ€sern und wenigen KrĂ€utern bestehende Vegetation, die in Anlehnung an brandenburgischen Sandmagerrasen entwickelt wird. Sie wird von den entsprechenden GrĂ€sern dominiert (z. B. Corynephorus canescens, Festuca ovina, Festuca trachyphylla, Agrostis tenuis) und nur durch wenige, zurĂŒckhaltende KrĂ€uter (Jasione montana, Verbascum nigrum, Helichrysum arenarium, Dianthus deltoides, Sedum acre, Trifolium arvense) aufgelockert.

Um diese Vegetation dauerhaft etablieren zu können, wird ein neue Bodenschicht aus einem Kies-Sand-Gemisch (Körnung 0/45, d = 20 cm) aufgetragen, die die ganze FlĂ€che ĂŒberdeckt. Diese ist zugleich auch als neue historische Schicht zu interpretieren, unter der die Überreste der historischen Schichten bewusst zum Vorschein kommen.

Die rĂ€umliche Fassung entlang der Wilhelmstrasse und die Akzentuierung markanter Bereiche erfolgt mit der Papier-Birke (Betula papyrifera). Diese nimmt die Lichtheit und Helligkeit der vorhandenen Robinien auf, grenzt sich jedoch im Habitus und Blattformen auch klar von ihr ab. Ganz bewusst wird auf eine (nicht heimische) Baumart gesetzt, die bislang noch nicht auf dem GelĂ€nde zu finden ist, damit sie auch klar als Zutat einer neuen geschichtlichen Schicht zu erkennen ist. Der dauerhafte Erhalt der „leeren“ FreiflĂ€che und ihres steppenartigen Charakters wird durch Ausziehen wild gewachsener Gehölze und das MĂ€hen der aufkommenden KrĂ€uter und GrĂ€ser (am besten im Winter) gesichert.

Wege und Pfade
Zur Verbindung der geschichtlichen Zeugnisse kommt vor allem den Wegen auf dem GelĂ€nde eine große Bedeutung zu. Vom Haupteingang an der Niederkirchnerstraße fĂŒhrt der Weg zwischen BrĂŒstungen geleitet zum gegenĂŒber dem GelĂ€nde leicht angehobenen GebĂ€ude des Dokumentationszentrums. Vom Vorbereich aus beginnt mit dem Hauptweg entlang des Grabens,der auch den Ein- / Ausgang Wilhelmstraße anbindet, das Rundwegesystem im GelĂ€nde. Treppe und Aufzug am westlichen Ende fĂŒhren in den Ausstellungsgraben, dessen Weg
verbreitert wird. Die Grabenböschung ist erheblich flacher gestaltet (BöschungsverhÀltnis 1:2), diagonale Treppenwege und eine lang gezogene Rampe (6%) verbinden Ausstellungsgraben und oberen Hauptweg zusÀtzlich.
Der Verlauf des historischen Gehwegs wird wiederhergestellt. Der Gehölzaufwuchs entlang des Grabens beeintrĂ€chtigt die Ausgrabungssituation und die Wahrnehmung der „Berliner Mauer“ und wird deshalb ganz entfernt.
Alle Wege sind barrierefrei und witterungsunabhÀngig begehbar (wassergebundene bzw. kunstharzgebundene BelÀge mit Splitteinstreuung). Sitzgelegenheiten werden auf den aufgeweiteten FlÀchen im Bereich der Stationen angeboten.
Zur Begehung der kargen, „leeren“ FlĂ€che werden Pfade fĂŒr AbkĂŒrzungen und Rundgangwiederholungen angeboten mittels subtiler Kleinreliefierungen und Überkornagglomerationen. Diese Pfade sind im Unterschied zu den ĂŒbrigen Wegen nicht befestigt.

GebÀude
Das GebĂ€ude in seiner bewusst reduzierten, zurĂŒckhaltenden Gestaltung erzeugt eine anregende, die Konzentration auf die Exponate und Informationen fördernde AtmosphĂ€re.
Der Baukörper ist vom GelĂ€nde leicht abgesetzt, ablesbar sind Boden- und Dachdecke zwischen denen sich die geschosshohen Elemente der RaumhĂŒlle spannen. Dass den Baukörper umhĂŒllende Netz aus feinen Metallgewebe, das sich im Bereich des Haupteinganges einladend öffnet, erzeugt eine ruhige einheitliche Gesamterscheinung des Körpers. Die Grenze zwischen Aussen und GebĂ€ude wird aufgeweicht. Die Transparenz des GebĂ€udes ist vor allem von innen nach aussen gedacht: von innen heraus können immer wieder neue Sichtbeziehungen zum historischen Ort hergestellt werden.

Die weittragende Stahlverbundkonstruktion der Ebene 0 ermöglicht ein Höchstmaß an Offenheit und FlexibilitĂ€t, die durch die durchgehende Deckenstruktur aus abgehĂ€ngten Akustikdeckenelementen und Licht- und Wandanschlußschienen unterstrichen wird. Der Ausstellungsbereich erschliesst sich sinnfĂ€llig durch den Rundgang um den Innenhof. Im Grundriss wird das Prinzip der offenen Landschaft fortgesetzt, die Ausstellungsbereiche können flexibel aufgeteilt, kombiniert oder abgegrenzt werden durch raumhohe, auch verschieblich mögliche AusstellungswĂ€nde. Saal und Wechselausstellung sind aus GrĂŒnden der gewĂŒnschten Klimatisierung durch raumhohe GlaswĂ€nde abgetrennt. Eingangsfoyer, Veranstaltungssaal und Cafeteria bilden im Zugangsbereich eine rĂ€umliche Einheit („Abendbereich“). Eingestellte Kuben mit Angeboten zur Nachbereitung und individuellen Vertiefung liegen im Übergang zwischen Ausstellungsbereich und Foyer.

Gleichsam sinnbildlich fĂŒr Vertiefen, Forschen, Dokumentieren als „in die Tiefe gehen“ ist der Wissenschaftliche Bereich in der Ebene -1 angeordnet. Aus dem Foyer fĂŒhrt eine offene Treppe hinunter zur auch fĂŒr Besucher zugĂ€nglichen Bibliothek . Die flache Abböschung an der östlichen Seite des Neubaus bringt Sichtbezug und Licht fĂŒr die dort angeordneten Lese- und ArbeitsplĂ€tze. Die InstitutsrĂ€ume gruppieren sich um den Innenhof als gemeinsame Mitte, dessen spiegelnde WasserflĂ€che Ruhe und Konzentration vermittelt. Die Depots sind in Ebene -1 angeordnet, erschlossen ĂŒber den unmittelbar an die Anlieferung angebundenen Aufzug. Dieser dient auch der barrierefreien Erreichung.

Die erforderlichen Überdachungen und Einhausungen von Ausstellungsgrabens, KĂŒchenkeller und Bodendenkmal sind als einfache, reduzierte verglaste Stahlrahmenkonstruktionen geplant.

Die Beleuchtung unterstĂŒtzt die Konzentration auf das Eigentliche, die Exponate. So ist im gesamten EG eine kreuzförmige Deckenstruktur - versetzt zu den Anschlussschienen der Ausstellungs- und TrennwĂ€nde - vorgesehen. Lichtschienen mit Ausstellungs- und Grundbeleuchtung als direktes Licht auf Exponate und WĂ€nde sorgt fĂŒr eine gute Wiedergabe und Kontrast zu dunkleren Zwischenbereichen. Lichtlinien mit schwĂ€cherem Licht in der Decke betonen die Deckenstruktur. Bei Foyer, Saal und Cafeteria schaffen zusĂ€tzliche Leuchten in den Deckenfeldern ein allgemein höheres Lichtniveau und Akzentuierungen, auch fĂŒr die abendliche Nutzung der Bereiche.
Lageplan

Lageplan

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Eingang

Eingang

Eingang

Eingang

Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung