modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2012

Brüder-Grimm-Museum

3. Preis

Wandel Hoefer Lorch

Architektur

Tichelmann & Barillas TSB Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext


Die Zwei Brüder.

Grimms Welt als Teil des Henschelparks und der Topographie geprägt mit einer Vielzahl von Terrassen und Treppen, ein weiterer Baustein in der Kette der Museen entlang der Weinbergstrasse.

Das Motto der „Brüder“ wird über die Silhouette sichtbar. Die beiden auf einem gemeinsamen Sockel stehenden kohärenten Körper sind Zwillinge und doch unterschiedlich in Positionierung, Größe und Inhalt, zusammengehörend, raumbildend und doch für sich stehend .
Die Körnigkeit des Kontextes und die Leerstelle der vormaligen Henschelvilla aufnehmend, die nach wie vor trotz ihres Verschwindens die Freiraumdisposition prägt. Ein Hain aus Weiden wird zum narrativen den Eingang formierenden Element, gleichsam als Bild des Märchens im Wald. Der Sockel ist Teil des Weges und der Terrassen im Park und der Auftakt für das Museum.
Der erste Baukörper längs der Straße nimmt die dienende Nutzung auf, mit der notwendigen Anlieferung, den Depots, dem separaten Personaleingang für die Restauration und Verwaltung, der museumsspezifischen Klimatechnik unsichtbar auf dem Dach. Der hier inhaltlich wesentliche Teil ist das Erdgeschoss, das gleich einer großen Laterne, aus transluzentem Glas das „Grimms Labor“ zu einem überhöhten ephemeren Raum macht.

Der zweite Baukörper orthogonal zum Hang sich stärker exponierend bildet den Zugang zum Museum. Gleich einem dichten Wald aus dünnen Stützen ist das Innere mit seinem massiven, geschlossenen, oberen Körper und einem transparenten sich in maximaler Weise auflösendem Erdgeschoss umschlossen.
Diese Gegensätze und Bilder prägen den Entwurf in ähnlicher Weise wie Dualitäten als Themenpaare die Märchen bestimmen: Gut und Böse, Hell und Dunkel, Glück und Unglück, Arm und Reich, Pracht und Einfachheit.
Nach Betreten des Hauses und der sich mit der Landschaft verknüpfenden Eingangsebene finden sich dort die öffentlichkeitsrelevanten Infrastrukturen: Das Auditorium, Kasse, Garderobe, Shop und das in den Freiraum erweiterbare Cafe. Diese sind gleich einzelner im Foyer schwimmender Objekte geordnet. Über eine großzügige einläufige Treppe gelangt man zum Sonderausstellungsbereich und der Museumspädagogik im Obergeschoss.

Nach der Offenheit und Weite des Ausblickes durch den Park über die Stadt Kassel erfolgt das Eintauchen in die im Sockel liegende Märchenwelt von Dauerausstellung und Sammlung.
Vom Auftakt erschließt sich durch vier Abteilungen von Grimms Märchen ein erster Rundgang. Gleichzeitig bildet die Einheit von Auftakt und Thesaurus und Verbindungsmodul das dem Besucher Orientierung gebende Rückgrad, das neben dem normalen Weg so genannte Shortcuts ermöglicht.
Als zweite Raumfolge schließt sich das Grimm Labor an, das als 9 m hoher Raum durch die Laterne und die Lichtführung überhöht und inszeniert wird .
Die dritte Abteilung, über das Verbindungsmodul angeschlossen beinhaltet Grimms Kosmos.
Abschluss und räumlich wie inhaltlich zentrales Element der Ausstellung und Sammlung ist der Thesaurus gebildet durch das wiederkehrende Motiv des Waldes aus Stützen. Begrenzend und gleichzeitig durchlässig . Der Thesaurus inszeniert in gewünschter auratischer Weise den Wortschatz der beiden Handexemplare von 1812-15.
Als Kontrapunkt zu der ruhigen flankierenden Wanddisposition der Ausstellungsräume schafft die Faltung der Decke die gewünschte Raumhöhendifferenzierung und macht durch das gewonnene Volumen die Art der Bepflanzung mit Weiden auf dem Sockel erst möglich.
Gleichzeitig wird dieser geometrische Raum im Bereich des Auftaktes für Oberlichter genutzt, die ihn mit Zenitlicht durchfluten.

Die allbekannten Namen der Märchen, Aschenputtel, Dörnröschen, Schneewittchen, Rotkäppchen, Frau Holle, Sterntaler und Rumpelstilzchen stehen emblematisch für den Inhalt des Museums, nicht weniger als diesen Gedankenwelten einen baulichen Rahmen zu geben ist der Anspruch.

Wenn es ein Motto für diese Haus geben kann, sollte es lauten:
Offen zur Stadt, offen für die Bürger und voll von staunenden Kindern