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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2011

Troja Museum / TROYA MÜZESI

2. Preis

Agirbas / Wienstroer

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Traum und Wirklichkeit

„Natürlich ist es irrational unter der Erdoberfläche zu bauen.“

Eingraben

In diesem Sinne ist dies der Versuch der Irrationalität eine Qualität zu geben. Wir bedienen uns der archetypischen Baugeste des Eingrabens. Der Zufluchtsort, die erste Behausung des Menschen wird zum Erlebnisraum. Dieser Raum stellt die Schwelle zwischen Traum und Wirklichkeit dar; aber nicht verschwommen, sondern analytisch scharf, wenn man beginnt die Arbeit des Archäologen und damit die Vergangenheit versucht zu begreifen; nicht schwarz, sondern olivgrün, wenn man aus dem Fenster in die Gegenwart schaut.
Das ist irrational. Genau diese Irrationalität, die Irritation, als Dialog zwischen Oben und Unten, zwischen heute und gestern, zwischen Wahrheit und Mythos zu inszenieren ist das Ziel. Das Zwischendasein wird wichtiger als die eindeutige Position. Wann habe ich das Oben verlassen und wann hat das Unten begonnen? Licht begleitet den Passanten dabei in abnehmender Intensität von dem ersten Eintreten bis zum Erreichen des Rohstoffes des Archäologen, der Erde. Der Dunkelheit beim Eintauchen stellen wir die Farben der Sonne gegenüber. Daher eine Seite komplett geschlossen (mit vor Ort gebrannten Ziegeln), die andere Seite komplett geöffnet (verglast).

Vorbereiten

Neben der Einfachheit von Stein als Baumaterial vermag das Licht (künstlich und natürlich) und seine Reflexionen das Bild des Minimalistischen zu verkörpern um sich ganz auf Troia zu konzentrieren. Für den Besucher soll die Einfachheit ein Selbstverständnis mit dem Umgang von Untergrund werden. Nicht das Eintauchen in ein dunkles „Loch“, sondern das Durchschreiten von Zeit und Raum und das Ballanzieren zwischen Traum, Mythos, Wahrheit und Wirklichkeit soll in Erinnerung bleiben. Aus Çanakkale kommend wird der Besucher vor der Ausgrabungsstätte abgefangen und durch den Akt des Eintauchens aus dem Jetzt gerissen. Für uns eine angemessene Geste Troja, Troia, Truva, Wilusa näher zu kommen.

Das Wesen

Ohne zu sehr in das Ausstellungskonzept einzugreifen schlagen wir eine doppelte Windung des Museums vor. Anfang und Ende des Museums liegen nach 500m Museumsgang direkt übereinander. Nach einer Windung, also auf halber Strecke steht der Besucher genau zwischen Anfang und Ende und macht Bekanntschaft mit Homer. Er holt den Besucher ab aus der Wirklichkeit und führt ihn in den Mythos Troia. Abschließbare Räume werden als Kuben in den Raum gestellt und sind, wenn möglich, transparent. Ein Materiallager oder ein Labor erhalten somit ebenfalls den Charakter einer Ausstellungsfläche und der Besucher kann sich über die Arbeitsprozesse des Archäologen ein Bild machen.
Das statische System ordnet sich der Chronologie beim Durchlaufen der „Spirale“ unter. 24 Stützen teilen das Museum in 24 „Zeitfelder“, besser gesagt in 24 Stunden des Tages, ein. Stunde, Tag, Monat, Jahr, Jahrtausend sind somit auch konstruktiv und symbolisch in das Wesen des Museums eingebaut. Dieser lineare Zeitfluss kann vom Besucher durchbrochen werden, indem er gedankliche Zeitsprünge über den Innenhof macht. Von jedem Standpunkt aus kann er das ganze Museum überblicken. Der Hof mit seinen Olivenbäumen holt ihn zu jederzeit in das Jetzt zurück. Der Hof als Abbild des umgebenden Freiraums, der auch vor Jahrtausenden nicht viel anders zu sein schien.

Der Schluss

Um aber dem Bauwerk die Großzügigkeit zu geben, die ein Museum dieser Bedeutung verdient, entmachten wir das Auge und sein Gefühl für Maßstäblichkeit. Wir bauen also nicht ein Gebäude, sondern eine Skulptur. Wir „versteinern“ den Akt des in den Boden Gehens. So kapseln wir uns vom Großraum der Umgebung ab. In dem heterogenen Umfeld von Olivenhainen, Hügeln, Staub, Wind und Wasser ein sich in den Mittelpunkt der Erde schraubendes Gebäude zu „bauen“ hat etwas zu tun mit der beschützenden Dunkelseite der Erde, hat zu tun mit Intimität, Gravitation und dem Verbergen von Geheimnissen, die vorsichtig das Licht der Erde erblicken, und somit Erkenntnisse freilegen sollen.