modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2012

Entwicklung Güterbahnhof Tübingen

Anerkennung

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Stadtplanung / Städtebau

Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiterinnen: Kristin Kalbhenn, Michaela Brummack

Städtebauliches Leitbild
Leitgedanke des Entwurfes ist es, ein Quartier zu entwickeln, das sich in seiner städtebaulichen Ausrichtung auf die Eisenbahnstraße orientiert.
Eine in Querschnitt, Gestaltung und Nutzung aufgewertete Eisenbahnstraße wird neues, starkes Rückgrat zwischen bestehender Bebauung im Süden, zwischen Eisenbahnstraße und Reutlinger Straße, und dem neuen Wohn- und Arbeitsstandort nördlich der Eisenbahnstraße.
Schwerpunkt auf dieser Achse bildet das erhaltene Gebäudeensemble alter Güterbahnhof und Güterhalle mit dem vorgelagerten Platz.
Die schräg auf das Quartier zulaufenden Achsen der Ludwig- und Hügelstraße werden über das Quartier hinweg weitergezogen, um die Blickbeziehung aus den südlichen Quartieren zum Österberg auch weiterhin offen zu halten. Trapezförmige Platzbereiche an diesen Achsen greifen in die Tiefe des Quartiers und sind mit Nutzungsschwerpunkten besetzt.
Senkrecht zur Baustruktur verlaufende Sicht- und Erschließungsachsen gliedern das Quartier in seiner Gesamtlänge und ermöglichen von der Eisenbahnstraße aus, zwischen der Bebauung hindurch, den Blick Richtung Österberg.

Baustruktur
Die zwischen Bahngleisen und Eisenbahnstraße aufgespannten Baufelder werden am Blockrand bebaut. Jeweils zwei Baufelder werden dabei zu einer Einheit zusammengefasst.
Trotz des durch Lärmimissionen beeinträchtigten Standorts entstehen im Blockinneren so ruhige, weite und qualitätvolle Wohnsituationen.
Zur Eisenbahnstraße werden erdgeschossig Gewerbeeinheiten für Handel, Dienste oder Handwerk angeboten, die den öffentlichen Raum beleben und von ihm profitieren.

Im Sonderbereich am westlichen Ende des Plangebietes wird das Thema des Doppelblocks modifiziert. Studentenwohnheim, Seniorenwohnen mit erdgeschossigem Supermarkt und das Hotel gruppieren sich um einen Platz. Dieser vermittelt zwischen dem Niveau der Eisenbahnstraße und der ansteigenden Fußgängerverbindung zur blauen Brücke und bietet zugleich ruhige Orientierung für die angrenzenden Nutzungen.

In der Mitte des Quartiers wird das alte Bahnhofsgebäude und Teile der ehemaligen Güterhalle in die Blockstruktur integriert. Die Nutzung als Archiv und Ausstellungsgebäude mit Gastronomie, in der Nordzeile durch die Kindertagesstätte ergänzt, sichert einen dem Wohnumfeld angemessenen Quartiersmittelpunkt.
Den östlichen Abschluss bildet ein variierter Doppelblock, dessen Schwerpunkt dem Arbeiten vorbehalten ist und zum angrenzenden Gewerbegebiet überleitet.

Erschließungskonzept
Die Erschließung des Quartiers erfolgt im wesentlichen über die bahnbegleitende Randstraße im Norden, die über zwei Zufahrten im äußersten Westen von der Eisenbahnstraße und im Osten über die Verlängerung der Depotstraße angefahren wird. Die Verlängerung der Hügelstraße ist, wie diese auch, nur nach Norden befahrbar. Der zentrale Bereich der Eisenbahnstraße vor der Güterhalle ist nur noch Richtung Westen zu befahren.
Eine Durchfahrt von der Reutlingerstraße bis ins nördlich angrenzende Gewerbegebiet wird damit unterbunden. Die Eisenbahnstraße wird so von Fahrverkehr entlastet und gewinnt als qualitätvoller öffentlicher Raum an Bedeutung.

Die private Parkierung erfolgt im Wesentlichen in Tiefgaragen unter den nördlichen Blockteilen, die von der Randstraße angefahren werden. Die südliche Bauzeile entlang der Eisenbahnstraße verfügt über Parkregale in den für Wohnzwecke ungeeigneten Blockecken.
Sie ist damit unabhängig von den restlichen Blocks realisierbar.

Freiraumkonzept
Neues Freiraumrückgrat ist die Eisenbahnstraße. Die nördliche Baugrenze der Bebauung rutscht soweit zurück, dass sich ein Straßenquerschnitt entwickeln lässt, der neben Fahrspur und beidseitigem Sicherheitsstreifen eine 7,5m breite mit Bäumen gesäumte Promenade schafft. Sie gliedert sich durch die Oberflächen in unterschiedliche Nutzungsbereiche:
- Zugangsbereich und Vorzone für die Erdgeschossnutzungen,
- Multifunktionsbereich für Aufenthalt, Spiel, Möblierung etc.,
- Bewegungsraum mit begleitendem Grünstreifen.

Der zum Straßenraum hin abschließende, mit Bäumen bestandene Grünstreifen integriert die Längsparker entlang der Eisenbahnsstraße.
In dieses neue Freiraumrückrat werden zwei in die Tiefe reichende, trapezförmige Platzbereiche eingehängt, die die nördlich angrenzenden Bereiche erlebbar machen. Der westliche Platz schafft ein
Umfeld für das ehemalige Bahnhofsgebäude und Zugang zur Kita, der östliche, mit einem Solitär bebaute Platz ermöglicht über eine weite Rampenanlage den Zugang zur Unterführung Richtung Norden und zum Regionalbahnsteig.
Die grüne Spitze an der blauen Brücke ist Umfeld für das Studentenwohnheim. Ein kleiner Platz auf Niveau des Zugangs zur Unterführung unter der Reutlinger Straße hindurch, schafft ein dem studentischen Leben dienendes Vorfeld und bindet die Unterführung attraktiv an.
Die Platzräume im Sonderbereich und vor der Güterhalle dienen dem Leben im öffentlichen Raum auch über die Quartiersgrenzen hinweg.
Der Platz im Sonderbereich ist Umfeld für Einkaufen und Hotel / Gastronomie. Das Vorfeld der Güterhalle dient dem Aufenthalt und Spiel (Rollschuh, Eisbahn, Gastronomie, lange Bank).
Eine Durchwegung der Wohnblocks im Inneren ist nur untergeordnet, für die jeweiligen Nachbarschaften durch kleinere Zugänge möglich.

Realisierung
Die Realisierung der einzelnen Blocks kann unabhängig voneinander erfolgen. Erste Realisierungsschritte im Westen oder Osten ermöglichen einen mittelfristigen Erhalt der bestehenden Nutzungen in den vorhandenen Gebäuden.
Die Blocks können in einzelnen Kleinparzellen durch Baugruppen oder Investoren realisiert werden. Die erforderlichen Tiefgaragen können als Gemeinschaftseigentum, im Zweifelsfall mit Unterbaurecht gesichert, entstehen. Ein parzellenbezogener Städtebau ist möglich.
Die südliche Bauzeile kann unabhängig von den restlichen Blocks entstehen. Auch hier werden die Parkregale als Gemeinschaftseigentum errichtet.

Nachhaltigkeit / Klima
Die fast ausschließlich extensiv begrünten Dachflächen sorgen für eine geringere Aufheizung des neu bebauten Stadtraums.
Durch Regenwasserbewirtschaftung der Dach- und Hofabwässer über Zisternen
reduziert sich der Wasserverbrauch.
Die Abwärme der großen Hauptsammler, die durch das Areal führen, können energetisch genutzt werden.
Die befestigten Oberflächen der Außenräume werden weitestgehend mit einem wasserdurchlässigen und filterfähigen Pflasterbelag versehen, verringern so den Oberflächenabfluss und erhöhen die Verdunstungsrate.

Gebäudetechnische Maßnahmen wie z.B. Solarpaneele als Sonnenschutzelemente, Wärmerückgewinnung der Abwässer sorgen für zusätzliche Energieeffizienz.
Städtebauliche Einbindung

Städtebauliche Einbindung

Güterplatz

Güterplatz

Lageplan

Lageplan

Vertiefung Quartiersplatz /Wohnen

Vertiefung Quartiersplatz /Wohnen

Modell Foto: a:dk architekten datz kullmann

Modell Foto: a:dk architekten datz kullmann