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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Bet- und Lehrhaus Petriplatz

3. Preis

Wandel Hoefer Lorch

Architektur

Erläuterungstext

Bet- und Lehrhaus Petriplatz

Stadt
Im urbanen Kontext ist der Bau eines G’tteshauses für drei Religionen vorrangig eine Frage der Wertigkeit eines Sakralbaus in einer weitgehend säkularen Gesellschaft.
Dies überlagert sich mit der Fragestellung wie man jenseits des Zweckbaus für diese herausgehoben stehende Aufgabe eine narrative Gestalt unabhängig von Größe und Bedeutung findet.
Mit einfachen Worten eine zeitgemäße Form für eine Aufgabe ohne Vorbild.
„In pristinum“ (oder in alter Form) scheidet aus, da die bestehenden Substruktionsbauwerke der kirchlichen Vorgängerbauten nicht auf die neue Trias übertragbar sind.
Gleichwohl sind die Ausgrabungen im Erdgeschoss sichtbarer Teil des gemeinschaftlichen Raumes und Freiraumes, gleich einer Zeitschicht auf die das neue Haus eigenständig aufbaut.
„Durch Ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel und in Ihm werdet auch Ihr mit aufgebaut zu einer Behausung G’ttes.“ Epheser 2
Der durch die Dreiheit der Baukörper gebildete Gemeinschaftsraum auf der Platzebene ist der Übergang zum öffentlichen Raum und der Weg zu den darüberliegenden Sakralräumen. Die Tektonik der im Sockel einzeln ablesbaren Baukörper greift nur partiell in die archäologische Substanz ein, erdet den Bau und durchdringt diese Schicht nur mit der inhaltlich wichtigen neu zu schaffenden Mikwe.


Typus
Die Aufgabe Bet- und Lehrhaus ist keine geringere als die Balance zwischen einem Prototyp und einer neuen Typologie zu finden.
Die drei wesentlichen Bauaufgaben Eglesia, Synagoga und Moschee zu vereinen und doch in ihrer Eigenlogik und Eigenständigkeit zu erhalten und lesbar lassen. Der bewusste Verzicht auf vordergründige Symbolik zugunsten einer lesbaren Gesamtgestalt der Trias als baulicher Rahmen. Dies ist das Leitthema für Innen und Außen. Es scheint zu vordergründig die gemeinsamen abrahamischen Wurzeln der drei Religionen zu bemühen, gleichwohl ist der Ausdruck der in Form und Materialität gesucht wird ein nicht zeitgebundener Überzeitlicher. Wenn man aus der Ebene des Erdgeschosses mit den gemeinschaftlichen und dienenden Nutzungen emporsteigt, erschließt sich ein gemeinsamer Narthex für Moschee, Synagoge und Kirche. Die Trias zeigt im Grundriss in ihren Ausrichtungen die Ostung, die Ausrichtung auf Jerusalem und die auf Mekka. Madrasa und Beth Knesset als Entsprechung des christlichen Bet- und Lehrhauses haben die notwendigen Emporen für die Frauen. Die Atmosphäre der drei geweihten Räume wird durch Zenitlicht geprägt. Die Anordnung der Oberlichter erfolgt entsprechend dem jeweiligen Ritus. So wird exemplarisch bei der Synagoge oberhalb der zentralen Bimah (Lesepult) der räumliche Schwerpunkt gesetzt. Verknüpft mit einem auratisch schimmernden Gewebe, das wiederum auf die Fragilität des Stiftszeltes verweist, wird jeweils eine eigene Formierung des Raumes durch Licht geschaffen.
In der räumlichen Wirkung und der Aufgabe angemessen wird bei jeder der drei Religion eine Atmosphäre geschaffen, die am besten mit Transzendenz beschrieben ist.



Materialität
Verbundmauerwerk in Normalformat mit monolithischem Stampfbetonverguß (Lekabeton) in der Stärke von rund 1 m ermöglicht in der strukturellen Verknüpfung mit den Zug aufnehmenden Decken eine sinnhafte Erstellung der polygonalen Wand-,Sockel- und Dachstruktur. Sichtbar wird Innen und Außen gleichermaßen die Materialität des Torfbrandziegels, der mit der sichtbar gemachten rauen Rückseite vermauert wird. Die notwendigen bauphysikalischen Anforderungen werden durch die Massivität und Dicke der Konstruktion gewährleistet, zumal es sich bei einem Gotteshaus um ein partiell temperiertes Gebäude handelt. Die heutigen gebräuchlichen mehrschichtigen Konstruktionen sind gerade für diese Aufgabe untauglich, da weder energieeffizient noch kulturell nachhaltig. Das Lichtkonzept des Hauses ist ein denkbar einfaches. Zenitlicht für die Sakralräume, zusätzlich Seitenlicht für den Narthex und den Zentralraum über auf Loch gesetztes Mauerwerk und vermauertes Gussglas in Normalformat. Die Gestalt des Gebäudes bündelt die Lasten auf wenige Stellen, so dass die Eingriffe in die archäologische Substanz punktuell bleiben. Die Positionierung des Baukörpers ermöglicht, dass die historische Substanz im Erdgeschoss über Einblicke und Spuren nicht nur im Außenraum sichtbarer und erlebbarer Teil des Zentralraumes wird.

Mitarbeiter:
Dipl.-Ing. Karlo Filipovic
Dipl.-Ing. Andreas Schmalz
cand. Arch. Yang Li
Dipl.-Ing. Christoph Betz
Dipl.-Ing. Florian Götze
Dipl.-Ing. Bernhard Bangert