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Offener Wettbewerb | 09/2012

”Thor-Stadt“

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

A-U-R-A - Architecture, Urbanism + Research Agency GbR

Architektur

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgebiet liegt an zentraler Stelle, zwischen Bahnhof, ZOB und Innenstadt.
Die zu überplanende Fläche grenz im Norden an eine Blockstruktur mit kleinteiliger Körnung und im Süden an die großmaßstäblicheren Bauten um den ZOB. Die neu zu entwickelende Fläche umfasst 3.500 m², ihre neue Bebauung vermittelt zwischen den unterschiedlichen Körnungsgrössen und bildet mit der nördlich angrenzenden Bebauung und der Bahnhofstraße ein neues Quartier zwischen Kanalstraße, ZOB und Curfeßstraße.


STÄDTEBAULICHES- UND ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
• Prägend für das neue Quartier sind zwei Gestaltungselemente. Zum einen die Blockrandbe-bauung, mit den Abschnitten A bis C und F, die der Schließung des Straßenraums entlang der Bahnhofstraße und der Kanalstraße dient. Buswartezonen werden in den Baukörper A integriert. Ihre Traufhöhen passen sich der Umgebung an. Als zweites Element ist ein Gebäudekomplex vorgesehen, Baukörper D und E, der einen innenliegenden Wohn- und Erschließungshof formuliert. Neben der Funktion der Definition einer klaren Straßenkante, dient die Blockrandbebauung auch dem Schutz der im Blockinneren vorgesehenen Wohnnutzung.
• Eine halböffentliche Durchwegung zwischen Block A und D mit Läden und Cafés schafft eine Fußgängerverbindung zwischen den Schulen, dem Stadtpark, der Kanalstraße bis hin zum Bahnhof. Der Raum um das Haus Kanalstraße 29 bildet hier einen Drehpunkt der Fußgängerströme. Dieser kann durch die Realisierung des II. Bauabschnitts später aufgewertet werden (Flurstück Nr. 2971/9).
• Außenbereiche und Straßenraumgestaltung: Die Materialwahl für die Bahnhof- und Kanalstraße wird wie bereits realisiert fortgeführt. Neue Elemente am Durchgang Bahnhofsplatz – Thor-Stadt Aalen ergänzen diese.
• Der VII- geschossige Turm an der Süd-Ost Ecke der Blockrandbebauung bildet das Pendant zum östlich gelegenenTurm am ZOB; beide stellen das „Stadt Thor Aalen“ dar.
• Geplante Geschosszahl: Bahnhofstraße im Bereich des ZOB V Geschosse – in Anlehnung an die gegenüberliegende Bebauung (Arkaden); östlicher Teil der Bahnhofstraße IV Geschosse – zur Aufnahme der Traufhöhen der unter Denkmalschutz stehenden Bebauung im nordöstlichen Teil des Plangebiets; Wohnhof IV Geschosse – Höhenentwicklung entsprechend Topographie des Grundstücks; Turm an der Schnittstelle der Bauteile A und C VII Geschosse – zur Markierung des Thors – Stadt Aalen.

ERSCHLIESSUNG UND NUTZUNGSKONZEPT
• Um den Wohnhof als kommunikatives Zentrum zu stärken, werden die Treppenhäuser zu den Wohnungen von der Hofseite aus begangen. Dieser ist um 50 cm über dem Strassenniveau angehoben. Die Erschließung erfolgt barrierefrei auf allen Geschossen.
• Gewerbliche Nutzungen umgeben den Block im Erdgeschoss entlang der Bahnhof- und Kanalstraße und werden ebenfalls von diesen Straßen aus direkt erschlossen. Es entstehen flexible Nutzungsmöglichkeiten mit zunächst großflächigen Einheiten, die bei Bedarf auch in kleinere Einheiten aufgeteilt werden können. Während entlang der Ostseite und der Westseite Einzelhandel in drei Größen vorgeschlagen wird, belebt die Gastronomie das Erdgeschoss zwischen dem halböffentlichen Durchgang und dem ZOB. Den Gewerbeeinheiten ist eine Ladezone vorgelagert.
• In den Obergeschossen werden 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen sowie großzügige Penthousewohnungen geplant. In Teilen des Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sind überwiegend 2-Zimmer Wohnungen vorgesehen, in den obersten Geschossen Penthousewohnungen, dazwischen verteilen sich die 3- und 4-Zimmer Wohnungen. Nahezu alle Wohnungen sind nach Süden bzw. Südwesten orientiert und mit Balkonen und Terrassen ausgestattet. Es wird ein Wohnungsmix nicht nur in verschiedenen Grössen, sondern je nach Lage auch in verschiedenen Typen angeboten, von der kleinen Kapitalanlegerwohnung über die übliche Mehrzimmer-Wohnung bis hin zu loftartigen Wohnungen.
• Die 2-geschossige Tiefgarage mit versetzten Ebenen wird von der Kanalstraße aus befahren.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
• Die architektonische Gestaltung der Blockrandbebauung in ihrer klaren urbanen Form entspricht der Lage in der Innenstadt. Die Fassaden sind als gegliederte Putzfassaden vorgesehen, im Innnenhof mit Holzbestandteilen für Veranden und Loggien.
• Die zu den öffentlicheren Bereichen hin verglasten Wohnungsloggien ermöglichen neben dem Schutz vor Lärmimissionen auch die passive Nutzung von Solarenergie. Konstruktiv werden die Neubauten in Massivbauweise ausgeführt. Diese bringt die notwendige Speichermasse zur Wärmespeicherung der über die Verglasungen erlangten Solargewinne.
• Die Flachdächer werden extensiv begrünt. Auf den restlichen Dachflächen können Photovoltaikmodule platziert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stärke des Entwurfs liegt in der Integration städtebaulicher Strukturen aus dem Umfeld. So werden die turmartigen Hochpunkte des ZOB und des Einkaufszentrums Mercatura spielerisch aufgenommen und im Eckgebäude variiert, allerdings muss die Überkragung des Straßenraums kritisch hinterfragt werden. Auch der Umgang mit den benachbarten Blockrandstrukturen ist maßstäblich ausgeformt und nimmt Raumkanten und notwendige Abstände der Umgebung auf. Die Anordnung, Gliederung und Proportion der beiden Wohnhöfe repliziert den nördlichen Hof des Quartiers und wertet ihn dadurch auf.
Der Entwurf spiegelt die Umgebung und gewinnt in der Summe städtebauliche Identität, ohne allerdings das Wagnis eines eigenständigen Themas einzugehen. Die Gestaltung des Freiraums wird sinnvoll dem städtebaulichen Konzept zugeordnet. Die Höfe erhalten in zarten Andeutungen eine tragfähige gestalterische Struktur und lassen eine Durchwegung des Quartiers zu. Das Angebot der Wartezone des ZOB wird mit einfachen Mitteln aus dem Baukörper entwickelt.
Die wichtige Zonierung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen wird sehr gut gelöst. Der Blockrand wird durch Passage und Durchgänge so durchbrochen, dass die Zugänglichkeit gewährt ist, jedoch Schutz vor Lärm und Öffentlichkeit gleichermaßen
eintritt. Lediglich die Öffnung des südlichen Hofes durch einen Umgriff der gastronomischen Einrichtung ist fragwürdig.
Die Vertikalerschließungen der Wohngeschosse in den Höfen sind im Sinne des Entwurfs folgerichtig. Alle Wohnungen bedienen sich bewährter Typologien des Wohnungsbaus und sind richtig angeordnet. Die verlärmten Lagen am ZOB erhalten zumindest geschützte Wintergärten. Das Flächenangebot entspricht den wirtschaftlichen Vorgaben der Auslobung.
Die Frage der Torsoqualität bei Erhalt des Gebäudes Bahnhofstraße 29 wird in der Jury kontrovers diskutiert. Insgesamt bespielt der Entwurf alle Gestaltungsthemen der Aufgabe mit angemessenen Lösungen, lässt aber die Frage nach der eigenen Haltung in Architektur und Städtebau offen.