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Offener Wettbewerb | 01/2013

Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum

3. Preis

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum


„Zeit ist ein Unbegriffnes, und wahrscheinlich, höherem Ratschluß zufolge, Unbegreifbares“
Zitat: Ernst Heilborn_Der Geist der Schinkelzeit, Otto Elsner Verlagsges. mbH Berlin, 1929, Seite 5, 1. Absatz

Die Magie des Ortes
Mit der Realisierung des Humboldt-Forums eröffnet sich die Chance, den Freiraum im Umgriff zeitgemäß mit dem Wissen um die Geschichte des Ortes transformatorisch unter Berücksichtigung neuer Anforderungen und Setzungen neu zu interpretieren.
Das heißt, dass das wiederentstehende Raumkontinuum um das Humboldt-Forum, bestehend aus vier differenziert charakterisierten Platzräumen, und in den stadträumlichen Kontext
- im Norden mit dem neuen Lustgarten, Altes Museum und Berliner Dom,
- im Osten mit der Spree, anschließendem Marx-Engels-Forum bis zum Alexanderplatz,
- im Süden mit dem Vis-à-vis des Marstalls, Breite Straße und dem ehemaligen Staatsratsgebäude sowie angrenzendem Nikolai-Viertel
- im Westen zum Spreekanal mit dem Standort des neuen Freiheits- und Einheitsdenkmals, der Schlossbrücke, Boulevard Unter den Linden
zu interpretieren und einzutakten ist.
Diesem Alleinstellungsmerkmal folgend haben die Freiräume zum Humboldt-Forum zentrale Bedeutung für die Mitte Berlins und verpflichten gleichzeitig zu minimaler Intervention, neuer Interpretation unter Berücksichtigung der historischen Chronologie des Ortes auf eine zeitgemäß moderne Gestaltung.
Hierbei werden im Folgenden einige Verortungen wie die ehemaligen Terrassen im Norden oder im Osten zur Spree, die ehemalige Apotheke mit Garten zitiert und
- einerseits im Norden als zeitgemäße, begehbare Hochterrasse mit integrierter langer Sitzbank und Heckenbosketts (z. B. Ilex x meserveae ‘Blue Prince‘ und ‘Blue Princess‘), bei Bedarf mit den Großskulpturen der Rossbändiger sowie

- andererseits im Osten an der Spree als große kombinierte Sitz- und Freitreppe mit gleichzeitig barrierefreiem Zugang zur Steigerung der Aufenthaltsqualität mit freiem Blick in den städtischen Spreeraum
konzipiert. Gleiches gilt im nördlichen Platzbereich für die Anordnung eines Baumkarrees (z.B. Acer platanoides ‘Cleveland‘ und ‘Farlake’s Green‘) analog zum Vis-à-vis vor dem Berliner Dom mit großzügig quadratisch formatierten Sitzkuben und angrenzender Caféterrasse mit Heckenboskett (z.B. ebenfalls Ilex x meserveae ‘Blue Prince‘ und ‘Blue Princess‘) zum Humboldt-Forum hin. Im Übergangsbereich zur Spree dient der hier vorgeschlagene Mauersockel zudem einer „Plan-Zeitreise“ zum ehemaligen Schloss mit seiner Umgebung in der Form von Mauerintarsien sowie als der neue Aufstellort der Skulptur des Moritz von Oranien Nassau in der Achse der historischen Lustgartenterrasse.

Das Belvedere an der modern interpretierten Ostfassade des Humboldt - Forums mit Caféterrasse wird durch eine Freitreppe mit barrierefreiem und befahrbarem Zugang großzügig gegliedert und mit dem Fluss verbunden. Die Belvedere-Terrassen an der Spree bieten eine hohe, vielfältige Aufenthaltsqualität. Die Mauern sind vertikal begrünt. Auf der Ufermauer der Spree werden auch hier historische Nachbildungen gusseiserne Geländer vorgeschlagen. Auf der unteren Terrasse werden drei Solitärbäume (Fraxinus angustifolia ‘Raywood‘) als Referenz an den Fluss gepflanzt.
Auf den Platzräumen im Süden und Westen sind historische Zitate als Steinsetzungen niveaugleich zum Belag in Reminiszenz an die Geschichte des Ortes als Bodenintarsien vorgeschlagen.
Alle Platzräume erhalten eine homogene mineralisch-steinerne Pflastertextur bei einer gestalterisch minimalistischen Integration der funktionalen und technischen Ansprüche. Entsprechend werden Hoch- und Tiefborde in den Rand- und Übergangsbereichen gesetzt.
Die unmittelbar Haus nahe und funktional wichtige Fläche am Bauwerk erhält einen 1,50 m breiten Mosaikpflasterstreifen, der sich im westlichen Portal entsprechend der historischen Spur auf weitet und im südlichen Portal einen steinernen Teppich bildet.
Um den gewünschten einheitlichen Charakter der vier Platzbereiche zu unterstreichen, wird für die Oberfläche und Farbigkeit ein homogenes Belagsmaterial verwendet. Als Material für den Platz wird ein warmer, hellgrauer, mittelkörniger Granit vorgeschlagen. Die Oberflächen sind gesägt und geflammt. Um den technischen und funktionalen Belangen Rechnung zu tragen, wird das Pflaster in gebundener Bauweise verlegt, wobei bei der Herstellung der Pflaster- und Dehnfugen ein besonders durchsichtiges und stabiles Material zum Einsatz kommt. Folgende Pflasterformate gestalten die Umgebung des Humboldt-Forums:
- 20 x 29 cm in Kombination mit 20 x 20 cm für die Platzfläche und die Straße
- 10 x 16 cm in Kombination mit 10 x 10 cm für die Belvedere-Terrassen
- 5 x 5 cm für den das Gebäude rahmenden Streifen
- im Bereich der Baumkarrees sind wassergebundene Wegedecke vorgesehen
- Stufen, Aufkantungen, Mauern, Treppen und Sitzelemente entsprechen in ihrer Form und Materialität den Qualitäten des Pflasters.
An ausgesuchten Orten des nördlichen Schlossplatzes werden 110 Fahrradstellplätze angeordnet. Westlich des Humboldt-Forums, in unmittelbarer Nähe zum U-Bahn-Ausgang, werden 40 Fahrradstellplätze, drei Taxihalteplätze und zwei Halteplätze für Stadtrundfahrtsbusse vorgesehen. Im Süden werden, auf mehrere Standorte verteilt, 210 Fahrradstellplätze, vier Stellplätze für Reisebusse entlang der Straße und 22 Behindertenstellplätze angeordnet. Alle notwendigen Fahrradständer, Papierkörbe, Poller, technischen Einbauten etc. sowie Beleuchtung sollen in zeitgemäßer, schlichter Formensprache verwandt werden. Bänke und Sitzgelegenheiten werden in die Mauern integriert oder als großzügige Sitzkuben im Bereich der Karrees vorgeschlagen.
Ziel des Gesamtkonzepts ist es, gemäß Alexander von Humboldts Motto, „Verbindung von Ästhetik und Natur“, das Umfeld des Humboldt-Forums in einen Ort der Begegnung und Kommunikation für Bürger und Besucher zu verwandeln und einen lebendigen, urbanen Ort zu kreieren, der sich durch seine ganzheitliche Gestaltung für alle Nutzergruppen als gleichermaßen offen und attraktiv darstellt.
Geprägt von der historischen Entwicklung, der Bedeutung sowie dem räumlichen Kontext in der Mitte Berlins nimmt der Schlossplatz mit dem Humboldt - Forum wieder eine herausragende Position für die angrenzenden Quartiere, die Stadt und darüber hinaus ein.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel, zum Lustgarten - Altes Museum, dem Berliner Dom, dem Boulevard Unter den Linden, zum Nikolai-Viertel und dem Friedrichswerder ist das Platzkontinuum um das Humboldt-Forum mit den angrenzenden historischen Gebäuden und Platzfolgen sowie der Karl-Liebknecht-Straße mit Alexanderplatz die Mitte Berlins.
Mit wechselvoller Geschichte, gelegen auf der Spreeinsel, hat der Ort seine Magie nie eingebüßt. In Zukunft wird der öffentliche Raum auf der Museumsinsel mit Humboldt-Forum ein Ort der Kunst, Wissenschaft und Kultur und des interkulturellen Dialoges sein. Hierfür steht das Konzept eines urbanen und zeitgemäß modernen Freiraums mit größtmöglicher Freiheit im demokratischen Sinn der Aufklärung, der die Spuren der Geschichte aufgreift und die Nähe zu den kulturellen Einrichtungen wie Museen, Universitäten und Bibliotheken thematisiert und intensiviert, doch auch die Vielfalt dieses einzigartigen Ortes mit seiner Magie des freien Raums für Jedermann zulässt.
L7 Lageplan

L7 Lageplan

L7 Lageplan Entwurf

L7 Lageplan Entwurf

L7 Perspektive Unter den Linden

L7 Perspektive Unter den Linden

L7 Perspektive Schlossplatz

L7 Perspektive Schlossplatz

L7 Detail Treppe

L7 Detail Treppe

L7 Detail Terrasse

L7 Detail Terrasse

L7 Detail Mauer

L7 Detail Mauer

L7 Detail

L7 Detail