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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2013

Gemeinschaftsschule Gebhard

1. Preis

Preisgeld: 36.250 EUR

BJW Architekten Broghammer Jana Wohlleber

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das neue Schulhofkonzept birgt riesige Chancen auch für den Freiraum. Das Flächenprogramm ist jedoch immens. Wir haben daher ein „zeitlich überlagertes open space Konzept“ entwickelt.
Der Begriff klingt zwar etwas holprig, trifft aber ins Schwarze: Schule und Sporthalle bilden einen angenehmen Platzraum an der Ecke Pestalozzistraße/Gustav-Schwab-Straße. Bereits vom neuen Bahnsteig aus ist der neue Schulhof gut erlebbar.
Der Quartiersplatz erfährt durch die Einbindung der vorhandenen Bäume, Sitzmöglichkeiten und ein lebendiges Wasserspiel in Form eines flachen Brunnens seine besondere Lebendigkeit. Der Schulhof oder besser das „Schulfeld“ erhält mit Baumpaketen, die ihre jeweiligen Besonderheiten in Blüte, Blattform, Herbstfärbung bzw. Rindenschmuck zeigen, einen interessanten Rhythmus.

Bewegung, Bewegung, …. durch die multifunktionalen Pausenhofflächen, die nur sehr pointiert möbliert sind, wird ein vielseitiges Spielen, Rennen, Klettern, Kommunizieren, Knutschen angeregt. Der Bouleclub liegt gut integriert unter einem Platanendach, nördlich des Schulgebäudes. Die Sportflächen wie Beachvolleyball, Kunststofffeld und Minispielfeld sind folgerichtig in der Nähe des Jugendhauses platziert worden.
Die Lindenbäume vermitteln zur Pestalozzistraße bzw. zur Nachbarschaft und erregen mit den Jahreszeitbäumen im Schulhof (Wildkirsche, Schnurbaum, Feldahorn, Parotien) und dem bestehenden Baumbewuchs eine angenehme Freiraumqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Gebäude

Der Entwurf überzeugt bereits städtebaulich. Der lineare Schulneubau schafft eine klare Raumkante entlang der Pestalozzistraße. Die Sporthalle ist räumlich so gesetzt, dass ein gut dimensionierter und proportionierter Quartiersplatz entsteht. Die Verlegung des Bouleplatzes nach Norden, an die Steinstraße, entlastet die Freianlagen an der Gustav-Schwabstraße und ist daher ein bemerkenswerter Beitrag. Entsprechend der klaren Ausformung des Baukörpers entwickeln sich auch die innenräumlichen Abfolgen. Nach dem Betreten der Schule vom Quartiersplatz öffnet sich die großzügige, von oben belichtete Halle mit fließenden Übergängen zur Mensa und den sonstigen Allgemeinräumen. Eine breite, mit Sitzstufen kombinierte Treppenanlage gibt Orientierung und schafft visuelle Bezüge zum ersten Obergeschoss mit seiner Mittelzone und den beiden nach oben offenen Lichthöfen. Um diese Lichthöfe sind mit dreiseitiger Belichtung an den beiden Gebäudeköpfen die Lerngruppen der einzelnen Jahrgangsstufen organisiert. In der Mittelzone befinden sich die Fachräume. Mit dieser Grundrisstypologie erfüllt der Entwurf alle von dem neuen Schultyp gestellten Anforderungen ebenso unprätentiös wie überzeugend. Dem Entwurf liegt eine präzise geometrische Grundordnung zugrunde, auf der sich die Konstruktion als Stahlbetonskelett aufbaut. Diese Konstruktionsweise erlaubt im Alltag des Schulbetriebs hohe Flexibilität für den Fall notwendiger Veränderungen in der räumlichen Gesamtstruktur. Die Gebäudehülle besteht aus modular vorgefertigten Leichtbauelementen. Die klare Geometrie lässt eine einfache und wirtschaftliche Bauweise erwarten. Ein gedeckter Gang verbindet den Schulbau mit der Dreifachsporthalle. Die Zuschauertribünen sind ebenerdig, die Umkleide- und Sanitärräume im Untergeschoß angeordnet. Die bestehende Topographie ist dabei geschickt ausgenutzt. An der Gustav-Schwab-Straße liegt der Hallenboden lediglich geringfügig unter Geländeniveau. Insgesamt liefert dieser Entwurf einen sehr guten Beitrag zur gestellten Aufgabe – sowohl aus städtebaulicher Sicht als auch als Antwort auf die speziellen Anforderungen einer Gemeinschaftsschule und ihrer Pädagogik.


Freianlagen

Die Verfasser schaffen drei gut differenzierte Freiräume, die die Schule umgeben. Diese bilden eine gelungene Abfolge von offenen und baumüberstellten Schulhofflächen, einem präzise gesetzten und wohl dimensionierten Quartiersplatz im Süden, sowie einer baumüberstellten Platzsituation nördlich der Schule. Der südliche, offene und einladende Schulhofvorplatz setzt sich in der Höhe von der Straße ab und bildet mit dem gegenüberliegenden nördlichen Brückenplatz einen gelungenen Auftakt. In Frage zu stellen sind die zwischen Pestalozzi-Str. und Schulgebäude gelegenen Rasen- und Finnenbahnflächen und die dicht aneinander gedrängten Sportflächen im Osten des Planungsgebietes. Hier wird das Jugendzentrum durch die Anordnung der Stellplätze ausgegrenzt. Zugunsten des gewünschten Quartierskinderspielplatzes könnte auf die Boulespielplätze verzichtet werden.
Die Fahrradstellplätze sind geschickt im Randbereich zur gewerblichen Nutzung im Osten untergebracht. Eine Aufwertung der Sportflächen hinsichtlich der Aufenthaltsqualität ist wünschens - wert, ebenso wie die Berücksichtigung des Spielplatzbedarfes.


Sport

Die Funktionalität der Sporthalle ist gewährleistet. Eine Zulieferrampe zum Halleninnenraum fehlt. Technikräume sind nicht ausgewiesen. Dem Multifunktions - raum fehlt der Geräteraum, ebenso ein Foyer mit Küchenzeile sowie ein zweiter Ausgang aus dem Hallenbereich. Die Anforderungen für Boulespiel und Freisport sind ausreichend erfüllt.


Pädagogik

Das Clusterkonzept funktioniert sehr gut, da sich unterschiedliche Lernlandschaften (individuelles Lernen/gemeinschaftliches Lernen) bedürfnisgerecht zu einem offenen System zusammenschließen lassen. Das Verhältnis von Nutz- und Verkehrsflächen ist ideal und die Verkehrsflächen in den Clustern können bei Bedarf zusätzlich der schulischen Nutzung dienen. Die Betreuung aus den Lehrerarbeitsräumen ist optimal gewährleistet. Die Umgebung ist schülergerecht gestaltet und nimmt die pädagogischen Anforderungen der Ganztagesschule auf. Für eine Optimierung des Betriebsablaufes wären die Bibliothek im Erdgeschoss und die Schulsozialarbeit im Obergeschoss zu tauschen, sowie die Ruheräume grösser zu gestalten. Unklar ist die Lage und Anzahl der Putzräume.


Wirtschaftlichkeit

Die Arbeit liegt bei den Investitionskosten im mittleren Bereich, die BGF im niedrigen mittleren Bereich. Das A/V - Verhältnis lässt günstige Betriebskosten erwarten. Der hohe Glasanteil in den Fassaden lässt viel natürliche Belichtung zu und würde die Stromkosten für Beleuchtung reduzieren. Die Sporthalle wird lediglich mit ca. 1-2 m eingegraben. Damit ist nahezu keine Wasserhaltung erforderlich und kaum Risiken zu erwarten. Die Dächer der Schule, da nicht bespiel- oder begehbar, lassen eine kostengünstige Umsetzung erwarten. Potenzial zur Einsparung besteht beim Sonnenschutz. Einige Flächen sind sowohl mit Markisen als auch Holzlamellen vorgesehen. Alle Glasfassaden sind aktuell als Pfosten-Riegel-Fassaden geplant. Eine Planung mit Fensterelementen könnte auch hier zur Kostenreduktion beitragen. Insgesamt lässt die einfache Geometrie mit ihrer klaren Grundrissstruktur eine sehr wirtschaftliche Umsetzung erwarten.