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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Altstadt-H

Marktplatz

Marktplatz

4. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

UmbauStadt PartGmbB

Architektur

freiraumpioniere landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Innenstadt von Wunsiedel soll zu einem attraktiven, gemischt genutzten Standort werden. Dabei gilt es folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Die Innenstadt muss als Wohnstandort an Bedeutung gewinnen. Dabei gilt es, Angebote für alle Generationen zu machen. Ein Seniorenhaus mit bis zu 15 Wohneinheiten und angelagertem Generationentreff ist genauso Bestandteil des Konzepts wie zahlreiche familiengerechte Angebote in unmittelbarer Stadtmitte. Informelle Spielpunkte in den Wohnquartieren erhöhen die Attraktivität für Anwohner und Besucher.

Der innerstädtische Einzelhandel muss gestärkt werden. Insbesondere die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Das Stellplatzangebot im Radius von 250 Metern um den Marktplatz wird von gegenwärtig ca. 1.100 Stellplätzen auf ca. 1.300 Stellplätze erhöht. Die für den Kundenverkehr wichtigen Laufzonen vor den Geschäften werden wesentlich großzügiger und können von den Einzelhändlern mit genutzt werden.

Von den jährlich bis zu 150.000 Zuschauern der Luisenburg-Festspiele muss auch die Innenstadt von Wunsiedel profitieren. Der Marktplatz sollte Veranstaltungsort werden. Die Festspielzeit könnte durch Kooperation mit anderen Festspielstädten durch Live-Übertagungen auf dem Marktplatz verlängert werden. Das Festivalmanagement sollte seinen Sitz im Bereich des Marktplatzes haben. Ein Hotel mit bis zu 50 Betten unmittelbar am Marktplatz ist ein wichtiger Baustein im Tourismuskonzept.

Städtebauliche Zielstellung

Der Besucher lernt die Stadt von deren Rändern kennen. Im Zuge einer Aufwertung der zentralen Stadträume von Wunsiedel sollte eine Neuordnung der Zugangssituationen in die Altstadt erfolgen. Ohne diese flankierenden Maßnahmen wird es nicht gelingen, die Stadtmitte von Wunsiedel zu einem attraktiven Wohn-, Einkaufs- und Kulturstandort zu machen.
In erster Linie gilt es, die Verkehrsbeziehungen neu zu ordnen. Dies betrifft sowohl den fahrenden wie auch den ruhenden Verkehr. Gegenwärtig überdimensionierte Verkehrsräume gilt es maßvoll an die städtebauliche Situation anzupassen. Eine Kategorisierung der zur Verfügung stehenden Parkplätze nimmt unnötigen Parksuchverkehr aus der Kernstadt und entspannt die Parkplatzfrage grundsätzlich (siehe Piktogramme). Wichtige städtebauliche Beziehungen an den Rändern der Kernstadt und zwischen den zentralen Gebäuden der Stadt müssen stärker lesbar werden.
Zentraler Entwurfsgedanke ist es, den großzügigen klassizistischen Stadtgrundriss von Wunsiedel wieder erlebbar zu machen und somit das Herz der Stadt zu einem attraktiven, gemischt genutzten Standort werden zu lassen. Im Vordergrund steht dabei zunächst eine sorgfältig differenzierte Flächenzuordnung für den fahrenden und ruhenden Verkehr auf der einen Seite und die Steigerung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger auf der anderen Seite.
Durch den Umbau der Maximilianstraße zu einer Einbahnstraße kann die Verkehrsbelastung deutlich reduziert werden. Die Größe der Verkehrsflächen reduziert sich zugunsten von großzügigen Fußgängerbereichen und attraktiven Vorzonen vor den Geschäften. Gleichzeitig wird in den Blöcken um den Marktplatz durch rückwärtige Erschließungssysteme eine Anlieferungsmöglichkeit, sowie Parkmöglichkeiten auf dem Grundstück eröffnet. Ein zentraler Bushalt für die Kernstadt in der Ludwigstraße bindet den öffentlichen Nahverkehr in das Konzept ein.

Fläche A: Der gesamte öffentliche Raum im Bearbeitungsgebiet ist erneuerungsbedürftig. Es gilt, die Qualitäten des klassizistisch überformten mittelalterlichen Stadtgrundrisses herauszustellen und an die gegenwärtig stark durch den Verkehr geprägten großzügigen Stadträume des 19. Jahrhunderts anzuknüpfen. Die Leitidee ist es deshalb, die Eigenheiten der unterschiedlichen Stadträume zu stärken, diese klar lesbar zu machen und so eine abwechslungsreiche szenische Bewegungsabfolge, ähnlich wechselnden Bühnenaufzügen einer Theatervorstellung, zu schaffen. Hierfür werden die Charakteristika der Plätze, Straßen und Gassen entsprechend ihrer täglichen und besonderen Nutzungsfunktionen herausgearbeitet und durch zeitgemäße neue Freiraumaspekte maßvoll ergänzt.

Fläche B: Der Block zwischen Maximilianstraße und Sigmund-Wann-Straße wird neu geordnet. Ein Durchgang im Bereich der künftigen Sparkasse bildet eine fußläufige Verbindung zwischen den nördlich angrenzenden Stadtquartieren und dem Marktplatz. Durch die rückwärtige Erschließung können auf den Grundstücken bis zu 59! Stellplätze organisiert werden, ohne dass der Blockinnenhof seinen grünen Charakter verliert. Die Zufahrt erfolgt über das in städtischem Eigentum befindliche Gebäude Maximilianstraße 41. Neubauten fügen sich strukturell ein und erweitern das Wohnangebot für alle Generationen. Ein kleiner Platz mit Aufenthalts- und Spielangebot bildet den Mittelpunkt des grünen Quartiers.

Fläche C: Der Block östlich des Marktplatzes wird transformiert. Der gegenwärtig massiv überbaute Innenhof verhindert eine positive Entwicklung der platzseitigen Gebäude. Es ist eine hohe Leerstandsquote zu verzeichnen. Das Konzept sieht den Abbruch der rückwärtigen Gebäudeteile und den Umbau der Gebäude Markt 3, 5 und 7 zu einem Hotel mit bis zu 50 Betten vor. Im Innenhof befinden sich bis zu 21 Stellplätze. Das Haus „Alte Ratsgasse 4“ ergänzt das Übernachtungsangebot des Hotels durch Gästewohnungen.
Im Bereich der Alten Ratsgasse und des alten Marktes werden durch gezielte Abbruchmaßnahmen und Bodenneuordnungen die Voraussetzungen für die Integration von attraktivem Wohnraum unter Beibehaltung der stadträumlichen Ausprägung erreicht.

Fläche D: Der Block westlich des Marktplatzes wird ebenfalls neu geordnet. Unter Beibehaltung der für die Innenstadt wichtigen öffentlichen Stellplätze (23 Stück) können auch die angrenzenden Grundstücke an der Maximilianstraße und an der Ludwigstraße rückwärtig erschlossen werden (jeweils mind. 6 STP). Die Durchlässigkeit zwischen Marktplatz und Parkplatz wird durch den Rückbau der Toilettenanlagen am Rathaus erreicht. Die Belichtung der Foyer-Halle wird hierdurch ebenfalls deutlich verbessert. Öffentliche Toiletten finden in einem kleinen Neubau am westlichen Ende des Parkplatzes zusammen mit Parkscheinautomaten und Fahrradstellplätzen Raum. Hier kann bei Bedarf auch eine Fahrradverleihstation eingerichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Positiver Aspekt der Arbeit ist die ganzheitliche Betrachtung der Altstadt. Es werden übergeordnete Ziele zur Steigerung der Attraktivität und Belebung der Innenstadt formuliert. Diese reichen von den Eingangssituationen zum mittelalterlichen Kern über Grünstrukturen, fußläufige Verbindungen und Vernetzung der Platzsituationen bis hin zum behutsamen Umgang mit den vorhandenen historischen Spuren des Freiraums. Die Öffnung der Maximilianstraße vom E-Center ist großzügig betont.

Die größte Veränderung bezüglich des Verkehrs ist die Umwidmung der Maximilianstraße zur Einbahnstraße. Dadurch entstehen großzügige Vorzonen vor den Geschäftsbereichen, die sowohl Platz für Parken, als auch Platz für Bewirtschaftung durch Einzelhandel, Gastronomie oder Aufenthaltsqualitäten für den Fußgänger bieten. Die Reaktion oberirdischer Stellplätze vor den Läden steht im Konflikt zu den erzielbaren Verbesserungen der Aufenthaltsqualität. Zusätzlich zielt das Konzept auf die Erschließung der Innenhöfe ab um zeitgemäße und notwendige Zugänglichkeiten und Versorgungstrukturen zu schaffen. Mit diesen Maßnahmen wird die Stärkung des Einzelhandels verfolgt.

Die vorliegende Ausarbeitung der Freiraumplanung orientiert sich an historischen Spuren, die eine Überlagerung von Mittelalter und Klassizismus zeigen. Mittelalterliche Seitenbereiche, wie die Sigmund- Wann-Straße oder alte Ratsgasse erhalten ihre ursprüngliche Ausprägung. Die Maximilianstraße entsteht wieder als dominierende Sichtachse zwischen „Kaffeemühle“ und Jean-Paul-Platz. Der Marktplatz erhält mit einem Netzwerk aus weißen Bändern aus Wunsiedler Marmor einen unverwechselbaren Charakter. Am Marktplatz geschieht wenig Neues. Ob man die Marmorbänderung à la Michelangelos Piazza Campidoglio in Rom akzeptieren mag, ist Sache der Stadt, widerspricht aber den gewachsenen Raumqualitäten des Marktplatzes nicht. Das Marmormuster am Marktplatz ist erwähnenswert. Der Marktplatzbelag ist sehr gut gelöst.

Das städtebauliche Angebot im Quartier VI ist auch aus denkmalfachlicher Sicht akzeptabel, weil es die vorklassizistische Struktur faktisch respektiert. Mit den aufgezeigten Mehrgenerationenwohnen südlich der Sigmund-Wann-Straße werden Angebote für ein zeitgemäßes Wohnen geschaffen. Es wird eine neue Erschließung von Osten zur Maximilianstraße als auch von Westen zur Sigmund-Wann-Straße geschaffen. Es entsteht eine rückwärtige Erschließungsstruktur mit einem großzügigen Parkraumangebot für die Altstadt. Die im Quartier VI vorgeschlagene Parkplatzlösung scheint in Bezug auf die Platzausnutzung eher wenig geschickt gelöst zu sein. Der nördliche Grünbereich ist den Gärten der neuen Wohnhäuser vorbehalten.

Im östlichen Bereich des Marktplatzes findet sich das Thema Tourismus in Form einer vorgeschlagenen Hotelnutzung mit Gästehaus wieder. Es entsteht ein Durchgang vom Marktplatz zur alten Ratsgasse. Der Innenhof wird entkernt und bietet Platz für ein Parkierungsangebot. Die vorgeschlagene Form des Hotels erscheint jedoch als wirtschaftlich zu gering dimensioniert und schwierig vermarktbar. Es sind geringe Funktions-/ Frequenzstärkungen am Marktplatz durch das Hotel zu erwarten. Frequenzeffekte sind insgesamt kaum zu erwarten. Mit dem Neubau eines Stadthauses am alten Markt wird das Ziel des neuen Wohnens in der Altstadt weiter verfolgt.

Mit der Neuordnung des rückwärtigen Rathausparkplatzes erreicht der Verfasser eine neue Durchlässigkeit Richtung Marktplatz. Parkplätze und WC Anlagen werden klar und wohltuend angeordnet. Weitere Vorschläge der Arbeit scheinen für die Wunsiedeler Stadtentwicklung leider wenig hilfreich.

Insgesamt ist die Gesamtarbeit klar strukturiert, leicht lesbar und die wesentlichen Zielsetzungen der Aufgabenstellung werden erreicht.
Marktplatz

Marktplatz

Maximilianstraße

Maximilianstraße

Konzeptplan Innenstadt

Konzeptplan Innenstadt

Gestaltungsplan

Gestaltungsplan

Oberflächendetail Marktplatz

Oberflächendetail Marktplatz