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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Altstadt-H

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

Architekturbüro Klaus Konietzko

Architektur

Roos & Marzog Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Nicole Krüger

Lichtplanung

Michael Feuerpfeil

Visualisierung

Erläuterungstext

Ziel des Entwurfs ist es den Stadtkern von Wunsiedel als Einzelhandels- und Wohnstandort zu stärken, die vorhandenen Strukturen mit neuen Nutzungen und Aktivitäten zu verknüpfen, sowie die Altstadt als überregionales, touristisches Ziel zu qualifizieren.
Es geht dabei besonders um die Schaffung eines lebendigen, vitalen Stadtraums mit hoher Aufenthaltsqualität und Anziehungskraft.

Die besondere Situation der Überlagerung, Vernetzung der beiden städtebaulichen Entwicklungsraster (mittelalt. / klassizist.) soll dabei stärker erlebbar werden.

Dies wird zum einen durch das Weiterbauen vorhandener Strukturen sowie das Schließen von offenen oder gestörten Blockrändern und der Positionierung von Neubauten an der Schnittlinie der Stadtentwicklungsflächen erreicht.

Im Bereich des Marktplatzes / Alter Markt wird eine Markthalle für den Verkauf von regionalen Produkten und ein Restaurant errichtet. Als Ergänzung des Museumsbereichs (Fichtelgebirgsmuseum) wird ein Museumspädagogisches Zentrum (MPZ) in vorh. Gebäuden bzw. Neubauten entstehen. In vorh. leerstehenden Erdgeschoßbereichen werden Ergänzungen für den Einzelhandel angeordnet. Erweitert wird das Angebot durch einen Neubau im Bereich der Maximilianstraße. Die Obergeschoßbereiche vorhandener Gebäude werden saniert und als innerstädtischer Wohnraum genutzt.

Durch die neue Fuge (Maximilianstraße / Übergang zum Quartier VI) werden die Nutzungsbereiche der Kernstadt mit dem Bahnhofsviertel und dem Wohnen im Wunsiedler Norden verbunden.

Über einen einheitlichen Belag wird der Altstadtkern visuell zusammengefasst. Die historischen Spuren (Stadtmauer, Alte Burg) werden durch Wegweiser und Belag kenntlich gemacht und als Grenze des mittelalt. Kerns herausgearbeitet. Diese liegen am neu gestalteten Erlebnispfad durch die Stadt. Neu angelegte innerstädtische Platzbereiche schaffen mit Cafes, Geschäften und Außengastronomie urbanes Flair.

Der neu geschaffene Erlebnispfad durch die Stadt verbindet alle vorhandenen (Museum, Kirchen, Brunnen, Plätze, Stadtmauerspuren) und neuen (Handwerkermuseum, Brunnenfestmuseum, Museum der Stadtgeschichte, Alte Burg, Jean-Paul-Museum, Krugelsbach) Stadtmerkmale auf einem geschlossenen Weg. Von diesem Weg aus starten auch Routen zum Katharinenberg und zur Luisenburg.

Dem Fuß- und Radverkehr wird gegenüber dem motorisierten Verkehr Vorzug gegeben. Auf den Haupterschließungsstraßen (Maximilianstr. / Ludwigstr.) wird Einbahnverkehr eingerichtet. Durch Tiefgaragen, Quartier VI (ca. 70 Stellplätze), Parkpalette hinter Rathaus (28 Stellplätze, Solarstromparken für Fuhrpark Stadtverwaltung, Car-Sharing Konzept für Bürger und Touristen) und einer großen Zahl von Kurzzeitparkern wird die wirtschaftliche Kompetenz des Einzelhandels gestärkt. Die Errichtung einer TG unter dem Marktplatz wurde nachgewiesen, wird in unserem Konzept aber nicht benötigt.
Parkhäuser Sonnenstraße (84 + 108 Stellplätze), Ludwig Hacker Platz (162 Stellplätze) befinden sich im erweiterten Betrachtungsbereich.

Die vorhandenen Grünstrukturen im Wettbewerbsgebiet werden ergänzt und weitergebaut. Entlang der Hauptstraßen wird der Verkehr durch Baumlinien zoniert. Bisher nicht genutzte Innenhofbereiche (Suezkanal, Quartier VI, östl. Marktplatz) werden nutzbar gemacht und als innerstädtische Erlebnisbereiche gestaltet.

Der Marktplatz wird als zentraler Ort als variabel benutz- und bespielbarer Bereich gestaltet und im Jahresverlauf, für besondere Aktivitäten, entsprechend temporär möbliert. Eine mobile Überdachung (Alu-Konstruktion) ermöglicht eine witterungsunabhängige Nutzung. Die Zonierung des Markplatzes symbolisiert auch die Gegenüberstellung von Verwaltung und Bürgerschaft.

Lichtplanung

Ziel der Lichtplanung ist es die Aufenthaltsqualität in der Kernstadt mit Hilfe von Inszenierungen zu steigern. Durch die neue Atmosphäre werden die prägenden Architekturelemente und Sichtachsen lichträumlich hervorgehoben (Licht-CI), das Zugehörigkeitsgefühl der Bewohner zu „ihrem Wohnort“ gesteigert und die Attraktivität der Innenstadt bei Besuchern gestärkt.

Die Lichtplanung unterscheidet dabei die unterschiedlichen Einsatzbereiche (Straßen, Wege, Plätze, Gebäude) und reagiert darauf mit dem Einsatz von verschiedenen Beleuchtungssystemen.
Funktionales Licht : Straßen mit hoher Anforderung für Benutzer (sichere Nutzung aller Verkehrsteilnehmer)
Ästhetisches Licht : Inszenierung von Gebäuden, Dächern, architektonischer Details, Brunnen, Vegetation, Stadtmauer, Alte Burg.
Verwendung neuester Lichttechnik um Flora und Fauna in der nächtlichen Ruhe nicht zu beeinträchtigen. (LED, Dämmerungs- und Zeitschaltung, separate Lichtsteuerung) Damit wird auch eine optimale Kostenregulierung erreicht.

Markthalle

Das Gebäudeensemble der neuen Markthalle verbindet den Bereich Marktplatz und Alte Ratsgasse und schafft durch seine Stellung neue Innenhofsituationen (gemeinsamer Hof mit dem Haus der Luisenburgfestspiele). Zum Marktplatz sind das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß als Markthallennutzung durch die Fassadengestaltung deutlich ablesbar. Rhythmus, Proportion und Maßstab orientieren sich an den Vorgaben der umgebenden klassizistischen Formensprache.
Im Bereich der Alten Ratsgasse befindet sich neben dem Durchgang zum Marktplatz die Anlieferungszone für alle Nutzungen.

Quartier VI

Im Bereich der Maximilianstraße wird durch die Stellung der beiden neuen Gebäude (Nr. 31/ Nr. 35) die Fuge definiert. Im EG und 1. OG werden Flächen für Einzelhandel (Mode/Drogerie) vorgesehen. Im 2. und 3. OG können Büro- und Praxisnutzungen untergebracht werden. Die Zugänge für alle Einheiten befinden sich an der Maximilianstraße.
Im zentralen, ruhigen Bereich des Quartiers VI sind Wohnnutzungen (Betreutes Wohnen, Geschoßwohnungsbau in unterschiedlichen Nutzungseinheiten) vorgesehen. Die innere Organisation der Wohngebäude erfolgt jeweils um einen zentralen Erschließungsbereich und verteilt die Nutzungen entsprechend des Sonnenverlaufs (Ruhezone, Installationszone, Aufenthaltsbereich)

Die Stellung der Stadthäuser zur Sigmund-Wann-Str, markiert den mittelalterlichen Straßenraum.
Die Gebäude gruppieren sich um einen Quartiersplatz der zum einen Kommunikationsraum und zum anderen Teil einer Platzabfolge im Erschließungs-system zum Wunsiedler Norden darstellt.

Eine Erweiterungsmöglichkeit für die Sparkasse befindet sich in einem Neubau. Das vorhandene Hotel wird rückgebaut und weiterhin als Hotel genutzt.

Das Gebäude Maximilianstraße 45 wird ebenfalls im rückwärtigen Bereich zurückgebaut und um einen Neubau erweitert. Hier wird als Stärkung des Museumsbereichs ein MPZ errichtet. Die Freiflächen sind dieser Nutzungen wie auch dem Wohnen zugeordnet.
Durch die Errichtung eines Fahrradhotels im Gebäude Maximlianstraße 41 wird den Anforderung von Fahrradtouristen Rechnung getragen.

Suezkanal

Die vorhandene Blockrandstruktur wird durch die Errichtung eines neuen Gebäudes (Wohnen) geschlossen. Der Krugelsbach wird freigelegt und für die Anwohner und Gastronomie erlebbar gemacht. Dieser Bereich wird in den Erlebnispfad integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entscheiden sich für einen eingreifenden Lösungsansatz, der sehr kontrovers diskutiert wird. Das für die Stadtbaugeschichte Wunsiedels typische Nebeneinander von mittelalterlicher, gewachsener Stadt mit all ihren Zufälligkeiten und Brüchen und rationalorthogonaler Stadtstruktur des Klassizismus wird einer Überlagerung zugeführt. Die beiden städtebaulichen Entwicklungsraster durchdringen sich. Es entsteht – unterstützt durch die einhergehende Zonierung des Marktplatzes – eine Nord-Süd-Achse, die sich zwischen Gymnasium und Handwerksmuseum aufspannt.

Der städtebauliche Umgang mit dem Quartier VI ist geradezu diametral zu den vorzufindenden Resten der mittelalterlichen Stadt und verändert das Quartier in enger Nachfolge der klassizistischen Stadtplanung durch die neue Querachse grundlegend. Ungeachtet der Tatsache, dass dies dem denkmalpflegerisch gebotenen Bewahrungsgedanken offensichtlich widerspricht, ist ein solcher Stadtumbau ein dennoch diskutabler Neuansatz und zeugt von der Veränderungsfähigkeit einer Stadt. Eine Realisierung steht und fällt dann aber mit der hier nachdrücklich zu fordernden hochbaulichen Qualität.

Im Bereich des Blocks VI wird die Achse durch Neubauten baulich gefasst, deren Typologie und Architektursprache den Bauträgerkatalogen nah ist und damit nicht die Chance wahrnehmen, ortstypische Merkmale zu einem zeitgemäßen Gestaltungsansatz zu führen. Dies wird insbesondere an den beiden Torhäusern deutlich, die weder in ihrer Grundrissproportion noch in ihrer Fassadengestaltung angemessen sind. Positiv lässt sich jedoch festhalten, dass die Wohnbauten im Inneren des Blocks VI, gruppiert um einen Quartiersplatz, eine verfolgenswerte Idee sind. Die gewünschte Intensivierung des Wohnangebots in der Stadt wird erreicht. Es sind hohe Wohnqualitäten zu erwarten. Gerade unter diesem Aspekt wird es zu hinterfragen sein, ob die akzentuierte Öffnung dieses Binnenquartiers für Handel und Gewerbe richtig ist und ob nicht die Durchlässigkeit durch mehrere kleine Durchgänge der richtigere Ansatz für mehr Wohnqualität ist. Funktionsstärkungen sind vom Einzelhandel durch zusätzliche Einzelhandelsentwicklungsflächen an Maximilianstraße/Quartier VI zu erwarten.

Der Block C wird zum Marktplatz hin durch eine Markthalle, die in die Bestandsbauten eingefügt wird, um ein lebendiges Element bereichert. Allerdings ist die Integration in die Struktur der Gebäude bedenklich. Es wird auch hier wenig Sensibilität für den Ort festgestellt, liegt doch letztendlich in dem sorgsamen Umgang mit dem Bestand die Chance, eine individuelle und zugleich innovative Raumbildung zu schaffen. Der Block ist im Weiteren durchaus intakt, die Einfügungen sind passend. Die Innenhöfe werden intensiv gestaltet und zu kleinen, intimen Orten.

Der Rathaushof wird mit einer zweigeschossigen Parkpalette beplant. Verbleibende Freiflächen bieten weitere Parkplätze mit Zugang zum Rathaus. Das erweiterte Parkangebot ist sicher richtig, aber die architektonische Gestaltung kann nicht überzeugen.

Die Maximilianstrasse wird als Einbahnstrasse geplant. Allerdings wäre es durchaus überlegenswert, die Fahrtrichtung umzudrehen. Das Zentrum sollte wohl besser von der Jean- Paul-Strasse angefahren werden. Die Verlegung der Bushaltestelle nach Osten schafft eine Entlastung am Luitpoldplatz und damit mehr Raum für eine attraktivere Nutzung des Freiraums. Die Reduktion oberirdischer Stellplätze mit Ladenzuordnung wird durch zusätzliche Stellplätze in TG und Parkplätze sowie Verbesserungseffekte der Aufenthaltsqualität ausgeglichen. Die Öffnung der Maximilianstraße vom E-Center wird großzügig betont.

Der Jean-Paul-Platz kann mit dem einen Raumabschluss für die Maximilianstrasse bildenden Baumquartier nicht überzeugen. Eine Freistellung der Kirche wäre der überzeugendere Ansatz.

Der Marktplatz verliert durch die Baumreihen und die temporäre Struktur seinen Platzcharakter. Es entsteht eher der Eindruck eines Straßenraums als eines in sich ruhenden Platzes. Die Membrandachkonstruktion ist aufwändig. Sie würde sicherlich zusammen mit einem dichten Eventprogramm eine entsprechende Nachfrage generieren und über den Ort hinaus attraktiver Mittelpunkt sein können. Es wäre eingehend zu prüfen, ob dieses Konzept Erfolg haben könnte. Die umfänglich ausgewiesenen Nutzungsvarianten könnten diesen Entscheidungsprozess sicherlich positiv beeinflussen.

Die Bodenbeläge sind sorgsam gestaltet. Sie nehmen Bezug zum Rathaus und stellen durch regional verfügbare Materialien eine angemessene Wahl dar. Dennoch kann das plakative Muster in der Gesamtschau nicht positiv bewertet werden, zumal sich im weiteren Verlauf Zufälligkeiten ergeben.

Insgesamt leistet der Entwurf durch die Idee eines starken Eingriffs in das Quartier VI und einen intensiven Nutzungsvorschlag für den Marktplatz einen diskutablen Beitrag. Die dargestellten Bedenken gegen Art und Umfang der Eingriffe bleiben jedoch bestehen.
Lageplan

Lageplan

Ansichten

Ansichten

Grundrisse

Grundrisse

Details

Details

Schnitte

Schnitte

Lichtplan

Lichtplan