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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Kanadaring

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Das Konzept erhält den Kanadaring in seiner Lage und entwickelt ihn als städtebauliches Rückrat weiter. Der Bogen mit seiner markanten Figur wird betont und durch die Anbindung an die Schwarzwalstraße in seiner Länge erlebbar gemacht. Verbreiterte Bürgersteige mit einem durchlaufendes Material, Beleuchtung und Sitzmobiliar schaffen hier einen breiten Boulevard, der sich mit den neuen Platzräumen an der Schwarzwalstraße verbindet.

Die Bestandsgebäude bilden mit den Neubauten offene Wohnhöfe, die sich in ihrer gesamten Hofbreite mit dem neuen Kanadaring zu einem durchgängigen Stadtraum verbinden. Seine Offenheit schafft ein hohes Maß an Identität und Orientierung.

Das architektonische Konzept sieht vor, den bestehenden Zeilenstrukturen entlang der Schutter neue Gebäude als Punkthäuser gegenüberzustellen. Dieser neue Bautyp schafft ein ausgewogenes Verhältnis von Zeile zu Punkt und sorgt für eine Auflockerung der gesamten Siedlungsstruktur.

Die Punkthäuser werden raumprägend eingesetzt und bilden entlang der Schutter eine neue Parkkante. Sie geben dem Innenhof einen räumlichen Abschluß und schaffen Orientierung. Breite Fußwege führen aus den Wohnhöfen bis zum Uferbereich an der Schutter und enden hier als kleine Plätze. Es entsteht eine Folge von Kommunikationsflächen mit hoher Aufenthaltsqualität entlang der Schutter.

Freiraum

Eine Z-förmig Querung als Hauptwegeachse nimmt die Fußwege der Grünräume auf und verbindet das Quartier mit den angrenzenden Stadtteilen. Der Quartiersplatz ist Teil des Wegekorridors von der Landesgartenschau zum Schutterlindenberg.

Das Aktionsband mit seinen Spielflächen wird durch eine Wasserrinne begleitet, was den Weg durch das Quartier betont. Neben dieser quartiersübergreifenden Wasserachse entsteht eine Vielzahl an Wasserelementen die mit Hilfe offener Wasserrinnen mit der Schutter verbunden sind.

In den Höfen wird das Regenwasser der Dachflächen und der versiegelten Flächen oberflächig gesammelt und sowohl als Gestaltungselemente erlebbar gemacht, als auch für Bewässerung genutzt. Dies erhöht die Wohnqualität und verbessert das Microklima im Hof.

Die Schutter selbst wird renaturiert und als naturnaher Raum definiert. Der bestehende Fußweg wird aufgewertet und zum attraktiven Spazier- und Radweg mit Aufenthaltsmöglichkeiten am Wasser ausgebaut. Ein breiter Überweg mit einer südorientierten Freitreppe zum Schutterufer schafft einen Verweilort am Wasser.

Der bestehende Baumbestand im Quartier bleibt weitgehend erhalten und in das neue Freiraumkonzept integriert um eine aufgelockerte Parkatmosphäre zu schaffen. Der Grünraum an der Schutter verbindet sich über Grünfugen mit den innenliegenden Freiflächen zu einer durchgehenden Parklandschaft. Eine neue Baumzeile entlang des Kanadarings betont den Boulevard und schafft Kontur.

Der Quartiersplatz

Der neue Quartiersplatz stellt den öffentlichen Mittelpunkt der Siedlung dar. Er öffnet sich hin zur Schwarzwalstraße und besitzt eine gute Sonnenausrichtung. Der Platz betont die Kulisse der Wohntürme und fungiert als Gelenk zwischen der Parkanlage und der neuen Bebauung.

Auf dem Quartiersplatz können Märkte und Veranstaltungen stattfinden, sich kleiner Gastronomien mit ihren Außenterrassen befinden und die Kommunikation der Bewohner des Viertels erfolgen. In den angrenzenden Gebäuden befinden sich alle Einrichtungen für das tägliche Leben, in den Obergeschossen befinden sich Altenwohnungen und Mehrgenerationenwohnungen.

Der Platz funktioniert als nutzungsneutrale Fläche, die eine Bühne für das vielfältiger Quartiersleben aller Generationen darstellt. Ein zum Park hin definiertes Aktionsband rahmt den Platz und bietet eine Anzahl von Spiel- und Sportangeboten für Jung und Alt. Das begleitende Wasserband, als Wasserfeld, schafft eine hohe Verweilqualität auf dem Quartiersplatz und lässt ihn zu einem städtischen belebten Ort werden.

Das neue Quartiershaus als solitärer Würfel betont die Gelenkfunktion der Wege- und Blickachsen und bildet durch seine zentrale Lage einen wiedererkenbaren Ort mit hoher Identität. Er bildet die gemeinschaftliche Mitte des Quartiers.


Die Wohnhöfe

Die Wohnhöfe orientieren sich grundsätzlich zum städtischen Boulevard, wobei die Hofgestaltung über den Kanadaring hinweg geführt wird. Ein Belagsunterschied im Straßenraum als Bodenschwelle betont den Hofzugang und wirkt verkehrsberuhigend. Die Wohnhöfe sind vorwiegend grün gestaltet und bieten neben Verweil- und Kommunikationsräumen eine Vielzahl an generationsübergreifenden Spiel- und Aufenthaltsflächen.

Der ruhende Verkehr wird auf Sammelparkplätzen im Zugangsbereich der Wohnhöfe untergebracht. Baumpakete bilden die Raumkanten zu den Grünbereichen.

Die Gebäude gruppieren sich zukünftig um einen zentralen Hof der die gemeinschaftliche Mitte der Bewohner betont. Als Wohnhof nimmt er alle nachbarschaftlichen Funktionen jeder Wohngruppe auf, fördert die Kommunikation und das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner.

Das Gebäudekonzept betont durch Material und Grundrißausrichtung eine Hofinnenseite und eine Außenseite zum Grünraum. Die Hauszugänge orientieren sich grundsätzlich zum Wohnhof, wofür bei der Bestandssanierung einige Hauszugänge verändert werden. Auf den Außenseiten betonen große Terrassen die Wohnausrichtung mit dem Blick in die Grünräume und bilden hier ruhige Aufenthaltszone.

Die Ausrichtung der privaten Gartenflächen orientiert sich ebenfalls nach Außen. Sie werden durch einen Sockel auf Erdgeschoßniveau angehoben und mit einer Hecke gesäumt, wodurch die Privatsphäre betont wird. Jede Wohnung besitzt große Terrassen oder erdgeschossige Privatgärten.

Die klare räumliche Zuordnung und die Hierarchie der Räume sind wesentlich für ein gemeinschaftliches Wohnen, welches in einem harmonischen Bereich zwischen Privatheit und Gemeinschaft stattfindet.

Durch diese einfache Maßnahme von Innen- und Außenseite wird den Gebäuden eine Richtung gegeben, welche dem monotonen Bild der gereihten Zeilen entgegenwirkt und ein Höchstmaß an Orientierung schafft.


Grundrisskonzept (im Kernbereich)

Für die Bestandsgebäude werden neben der energetischen Sanierung kleinere Anpassungen im Grundriß vorgeschlagen. Die Gebäudestruktur wird berücksichtigen und angemessen weitergebaut.

Durch einfache Maßnahmen, Entfernen von nichttragenden Wänden und neuen Durchgängen, entsteht ein zeitgemäßes Raumkonzept für unterschiedliche Zielgruppen. Vergrößerte Bäder und eine großzügige Wohnsituation zu den Terrassen schaffen ein neues Wohngefühl.

Die Gebäude bleiben in ihrer Grundfläche bestehen, erhalten Dachaufbauten und eine vorgesetzte Terrassenanlage in leichter Holzkonstruktion. Der Bestand erhält eine neue wärmegedämmte Hülle, die mit dem Holzbau harmonisiert und das Gebäude als homogenes Ganzes erscheinen lässt.

Die Unterschiedlichkeit der beiden Bestandstypen wird zu zwei Haustypen für unterschiedliche Nutzergruppen weiterentwickelt - Familienwohnen und Seniorenwohnen. Innerhalb der beiden Typen ermöglichen differnzierte Wohnungszuschnitte eine soziale Durchmischung von Klein- und Großwohnungen.

In den längeren Gebäuden befinden sich die Familienwohnungen. Sie erhalten eine Mischung aus große Gartenwohnungen und kleiner Etagenwohnungen. Die neuen Dachaufbauten werden als Maisonette von der darunterliegenden Etage erschlossen werden und bilden große Dachterrassewohnungen.

In den kürzeren Gebäuden werden Aufzügen integriert und eine barrierefreie Erschließung geschaffen. Sie beinhalten die Bandbreite von Kleinwohnungen und Großwohnungen und stellen eine flexible Struktur für unterschiedliche Lebensmuster dar, mit dem Schwerpunkt seniorengerechte Wohnungen. Kurze behindertengerechte Rampen führen zu den der kommunikativen Erschließungszonen und den zentralen Aufzügen. Alle Wohnungen und Balkone sind schwellenfrei erreichbar.

In den Neubauten befinden sich als Zwei- oder Dreispänner unterschiedliche Wohnungsgrößen für eine flexible Durchmischung. Kleinwohnungen und zusammenlegbare Wohngruppen für Senioren und Singles runden das Wohnungsgemenge der Wohnhöfe ab.


Ökologie

Die Planung wurde auf Grundlage wiederkehrender Maße erstellt und berücksichtigt einheitliche Standards in allen Bereichen. Dies schafft die Voraussetzung für eine elementierte Bauweise und Vorfabrikation, welche in erheblichen Umfang die Baukosten und Bauzeit einspart und damit eine wirtschaftliche Bauweise garantiert.

Neben einer kompakten Dämmung des Gebäudes werden die Betriebskosten über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gesenkt. Solarkollektoren auf den Flachdächern können einen Großteil des Warmwasserbedarfs liefern. Die notwendige Restenergie liefert die zentralen Heizkessel.

Die haustechnischen Systeme werden in Bezug zum energetischen Standard der geplanten Gebäude gesehen. Durch die vor Ort befindliche Versorgung durch Fernwärme und Erdgas (Spitzenlastabdeckung) sowie die Nutzung von Geothermie wird die vorhandene Infrastruktur genutzt.

Mit diesem Konzept wird ein optimiertes Energiekonzept aus regenerativen und nicht regenerativen Energien geschaffen. Die Planung erfolgt mit dem Ziel mit möglicht wenigen technischen Maßnahmen ein Höchstmaß an Energie einzusparen und maximale Ressourcen zu schonen und auszunutzen.

Das Konzept der Niederschlagswasserbewirtschaftung und der Wasserver- und Abwasserentsorgung beruht auf einer ressourcenschonenden Mehrfachnutzung. Das auf die Dachflächen der Gründächer gesammeltes Regenwasser wird in unterirdischen Zisternen zur weiteren Verwendung z. B. Toilettenspülung oder Gartenbewässerung zwischengespeichert.

Falls die Aufnahmekapazität der Zisterne erschöpft ist, wird das Wasser über einen Notüberlauf in die öffentlichen Mulden in den Wohnhöfen abgeleitet. Dadurch entsteht eine Verbesserung des Micro- bzw. Kleinklimas im unmittelbaren Gebäudeumfeld.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt die vorhandenen städtebaulichen Strukturen behutsam auf und zeichnet sich durch geringe Eingriffe in den Wohnungsbestand aus. Gleiches gilt auch für die verkehrliche Erschließung der Ringstrasse, die vollständig erhalten bleibt. Die Parkierung erfolgt fast ausschließlich über Parktaschen. Die Zahl und Anordnung der Stellplätze ist funktional und angemessen.

Eine Z-förmige Querung des Gebietes verbindet den Bereich von Alt-Dinglingen mit dem zukünftigen Gelände der Landesgartenschau. Der neue Quartiersplatz ist in seiner Lage richtig angeordnet und angemessen. Das vorgeschlagene Wasser- und Aktionsband vermag nicht zu überzeugen und dürfte in Errichtung und Unterhaltung unwirtschaftlich sein. Zudem wirkt es in Teilbereichen monoton und stringent. Die Öffnung des Platzes nach Süden wird begrüßt. Die flankierende Neubebauung entlang der Freiburgerstr. ist unpathetisch und funktional. Wünschenswert wäre eine Öffnung der „Schutteraue“ zur Straße hin.

Die Gegenüberstellung von neuen solitären Punktgebäuden zu vorhandenen Zeilenbauten schafft angenehme offene Wohnhöfe und eine räumliche Kantenbildung entlang der Schutter, verschließt aber den Blick auf das Wasser. Die ergänzenden linearen Anbauten an den Bestandsgebäuden lassen eine wohlproportionierte Fassade entstehen, die neue Balkone und Erschließungselemente für einen barrierefreien Zugang aufnimmt. Die Anordnung von Parktaschen vor den Gebäuden ist konsequent und schafft kurze Erschließungsweg. Die angebotene Zahl an Stellplätzen ist ausreichend.

Der Entwurf weist eine hohe Nachverdichtungsquote auf und bleibt im wirtschaftlichen Bereich. Eine abschnittsweise Realisierung ist problemlos möglich. Die Ergänzung der Bestandsgebäude mit Balkonen und Fahrstühlen ist im bewohnten Zustand möglich.

Der Entwurf bietet verschiedene energetische und ökologische Maßnahmen an, die unkompliziert realisiert werden können.

Insgesamt besticht der Entwurf durch seine unpathetische Haltung, eine hohe Funktionalität und angemessene Wirtschaftlichkeit.