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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Erweiterungsbau und Neustrukturierung des Hauses A der Berufsbildenden Schulen

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 19.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Architektur Modellbau Gestaltung Mark Blume

Modellbau

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Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau

Das Handwerkerviertel ist ein überregional bedeutender Standort für Lehre und Bildung und ein wichtiger innerstädtischer Wohnstandort. Sein Erscheinungsbild ist aufgrund der Heterogenität, der teilweise sehr schlichten Bauweise und dem hohem Versiegelungsgrad stark aufwertungsbedürftig. Mit dem Umbau und Anbau der BBS I an diesem Standort findet eine Initialzündung statt, die dem Quartier im Bereich Städtebau, Erscheinungsbild und Freiraum zu neuer Identität verhilft.

Das Entree bildet der Campusplatz, ein mit einem lockeren Baumdach überstellter Platz, der als Torsituation für das gesamte Quartier fungiert. Er ist Vorplatz und Quartiersplatz zugleich und wird zum einladenden Treffpunkt für Schüler, Anwohner und Passanten. Mit der klaren Fortführung der Raumkante des Hauses A durch den Neubau erhält der Campusplatz die notwendige räumliche Fassung nach Westen. Die südliche Fassung bildet das Haus B, die östliche Raumkante die gegenüberliegende Straßenbebauung.

Der sich über die Straße bis zu den jeweiligen Raumkanten spannende Belag verleiht dem Raum Großzügigkeit und unterstreicht den Platzcharakter. Die notwendigen Funktionen des Parkens bleiben dabei unter den Bäumen erhalten. Der innere Bereich, der eigentliche Schulhof bzw. Campus, wird durch den aufgelegten „Teppich“ mit einem Wechselspiel aus steinernen, vegetativen und hölzernen Belägen geschickt durch das Foyer hindurch mit dem Campusplatz strukturell und räumlich verwoben. So wird der Schulhof, wie gewünscht, als öffentliche Freifläche mit dem Umfeld verknüpft.


Funktion und Gebäudestruktur

Der Neubau verlängert das Haus A in seinem vorhandenen Querschnitt und bildet als linearer Baukörper die Raumkante des Campusplatzes. Die Fuge zum Haus B ermöglicht die öffentliche Durchwegung des dahinterliegenden Schulhofes. Die gewünschte funktionale Anbindung zum Haus B erfolgt im 2.und 3. Obergeschoss mit einem „Skywalk“, der als Rampe die vorhandenen Höhenunterschiede ausgleicht.

Die Funktionen sind, wie im Organigramm gewünscht, mit ihren jeweiligen Zuordnungen angeordnet: Die Unterrichtsräume liegen im 2., 3. und 4. Obergeschoss, der abgeschlossene Lehrerbereich mit der Lehrerlounge im 1. Obergeschoss. An der Nahtstelle zum Altbau befindet sich eine in der Größe angemessen proportionierte Halle mit offener Erschließung, die dem Neubau innerhalb der Zweibundstruktur eine attraktive, großzügige und die Ebenen verbindende schulische Mitte verleiht.
Gleichzeitig wird es nunmehr möglich, durch die gewählte Lage der notwendigen Treppen beiden Bauteilen zwei unabhängige Rettungswege zur Verfügung zu stellen. Der erste Rettungsweg führt direkt über das Rettungstreppenhaus, der zweite über die Halle.

Besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung und Zonierung des Erdgeschosses. Bestand und Neubau verbinden sich zu einem großzügigen Raumbereich mit den gewünschten Funktionen des Forums, der Cafeteria, der Internetplätze und des Multifunktionsraums. Das Forum kann seine Fassade zum Schulhof öffnen und ist für vielfältige auch außerschulische Veranstaltungen nutzbar. Die Cafeteria als offener Bereich mit Terrassen zum Campusplatz und zum Schulhof hin unterstreicht damit die Öffnung der Schule zum Quartier.


Erscheinungsbild

Haus A und Haus B werden gestalterisch zu einem Haus zusammengeführt. Das verglaste Erdgeschoss und die gläserne Halle sind ein Zeichen der Öffnung zum Quartier. Die Fassade erhält ihre Prägung durch die äußere Hülle der vertikalen, beweglichen Sonnenschutzlamellen. Sie sind hocheffektiv in der Nutzung, verbinden beide Häuser, Bestand und Neubau, auf einfache Art und Weise und geben dem Haus eine spielerische, offene Ausstrahlung, die einlädt, hier zu lernen und zu lehren.


Haustechnisches Grundkonzept

Es besteht der Wunsch, den Neubau im Passivhausstandard zu errichten und den Altbau energetisch zu ertüchtigen. Grundvoraussetzung dafür ist eine kompakter Baukörper mit einem günstigen A/V-Verhältnis, eine hochwärmegedämmte Hülle und ein sonnenstandgeführter, effektiver Sonnenschutz. All dieses ist im Neubau nachgewiesen; im Bestand ist die Ertüchtigung der Hülle und der effektive außenliegende Sonnenschutz vorgesehen. Die notwendige kontrollierte Lüftung wird für den Neubau über eine Lüftungszentrale im Dachgeschoss bereitgestellt und über Deckenabkofferungen im Randbereich der Klassen in die Räume geführt. Durch den Primärenergiefaktor der vorhandenen Fernwärme liegen gute Ausgangsvoraussetzungen für die Bereitstellung der Heizenergie und zur Einhaltung der Anforderungen des EEWärmeG vor.


Freiraum

Die heterogene städtebauliche Blockstruktur des Handwerkerviertels mit seinem imposanten Bestand an Gebäuden der 60er und 70er Jahre bestimmt die konzeptionelle Grundhaltung für den neuen Freiraum ebenso wie die besondere Innenstadtlage des Grundstückes, seine Nähe zur Poststraße und zum Bahnhof.
Im Mikrokosmos der Berufsbildenden Schule treffen feste Raumstrukturen der Gebäudekubaturen auf eine heterogene Nutzerschaft. Das Miteinander der Schüler benötigt vielfältigen Platz und differenzierte Freiräume. Für Begegnungen, um Feste zu feiern, für Versammlungen und für Aktionstage.
Der Campusplatz soll deshalb für die unterschiedlichen Nutzungen offen stehen und darüber hinaus ein quartiersübergreifender, offener Stadtplatz sein.
Gleichsam ist der Campus ein Ort der Ruhe und Kontemplation, ein Erholungsraum für Pausenzeiten und Mußestunden, aber auch Aktionsbereich für die aktive Pausengestaltung.

Ziel des Entwurfs ist es, ein Ordnungsgerüst zu erzeugen, das eine Fortführung der städtebaulichen Struktur mit modernen Mitteln darstellt. In der Formulierung einer strengen, prägnanten Struktur als Grundgerüst im Wechsel zwischen festen Belägen und vegetativen Elementen legen sich weitere Schichten über den Platzraum, sodass dieser multifunktional kodiert ist. So wird die Terrasse bei Bedarf zur Bühne und der Lesegarten zum Grillplatz. Die prägnanten Bestandsbäume werden erhalten und durch raumbildende Hecken- und Staudenpflanzungen ergänzt. Unterschiedlich große Holzdecks unter den Bäumen schwimmen wie Inseln in der Fläche.

In der Gestaltung der Freianlagen verbindet ein Teppich aus eleganten Natursteinbelägen im Wechsel mit einem hohen vegetativen Anteil die Blockaußenbereiche mit den Freiflächen der Schule.
Die transparente Fassadengestaltung unterstützt die sich durchdringenden Räume. Ein großzügiger Vorplatz findet seine Fortsetzung in der Formulierung eines Foyer- und Terrassenbereichs. Dieser zentrale Kommunikationsort spiegelt das Leben der Schule nach außen, er ist mit Ausstellungs- und Aktionsflächen im Foyer und der Terrassenfläche gleichsam das Herz der Schule.
Der Vorplatz mit langen richtungsweisenden Bänken wird zum einladenden Treffpunkt der ankommenden Schülerschaft. Eine Reihe Leuchtstelen verbindet den Vorplatz mit dem Campusplatz und verwebt beide zu einem übergreifenden Ganzen. Ein lockeres Baumdach mit dem flirrenden Laub von Gleditschien spendet an sommerheißen Tagen Schatten und gestaltet den Vorplatz als Torsituation ins Quartier.

An der Seilerstraße spannt sich als räumliche Fassung eine Pergola auf. Sie nimmt einerseits die Fahrradstellflächen und den Müllstandort auf und wirkt als Filter zum Campus.
An der Heinrich-Nordhoff-Straße werden die Rücksprünge der Pavillonbauten mit gärtnerischen Mitteln neu gestaltet.