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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau Strafjustizzentrum

Fassade

Fassade

4. Preis

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Lauber IWISA AG

Bauingenieurwesen

Gnädinger Architektur-Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Eine gemeinsame Adresse

Städtebauliches Konzept
Entsprechung dem Leitbild der städtebaulichen Perspektive München „kompakt, urban, grün“ werden die Möglichkeiten des Bebauungsplans vollständig ausgenutzt. Daraus ergibt für die Anlage eine Bauhöhe von 5 Etagen mit einem weiteren Staffelgeschoss über der Erde. Bedingt durch diese Höhenentwicklung werden mehr Freiflächen gewonnen, weniger Boden versiegelt. Konkret bedeutet es, dass mit der Hälfte der Grundstücksflächen das Auslangen gefunden wird. Ökonomisch und ökologisch wird damit ein Alleinstellungsmerkmal erzielt. Städtebaulich schreibt der neue Gebäudekomplex die Geschichte der Stadt München fort. Die Blockrandbebauung entwickelt sich entlang dem Straßenviereck wobei am Rosa-Luxemburg-Platz die Krümmung der Anlage aufgenommen wird. Dieses Baumuster schafft klare Raumkanten. An der Ecke Dachauer- und Schwere-Reiterstraße wird jedoch die Gebäudeflucht bewusst verschwenkt, um den nördlichen Straßenverlauf weiterzuführen und an der Dachauerstraße einen Grünbereich zu bilden. Auch soll dieses Zurücknehmen der Gebäudekante die eindeutige Positionierung des Gebäudes wieder ein wenig mildern, weil die stadt-räumliche Wahrnehmung davon profitiert.

Außenraum
Die eingesparte östliche Hälfte des Grundstücks steht als Ressource für weitere Behörden- oder Wohnnutzung zur Verfügung. Zwischenzeitlich wird diese Fläche als grüner Park gestaltet und ergänzt den Grünzug laut Flächennutzungsplan entlang der Emma-Ihrer-Str. Mit der Rücknahme der Raumkante entsteht insgesamt vor dem Gebäudekomplex eine Grünzone, die mit Bäumen als Allee bepflanzt den klassischen, urbanen Dialog zwischen Architektur und Natur pflegt.

Erschließung
Der Eingang zum Gebäudekomplex wurde an der sichtbarsten Stelle des Grundstücks am Leonrodplatz angelegt. Die Einfahrt zur Tiefgarage (inkl. Anlieferung und Gefangenentransport) wird an Anita-Augspurg-Allee positioniert. Die Besucherstellplätze (PKW und Fahrräder) befinden sich entlang Emma-Ihrer-Straße.

Funktion
Das Konzept basiert auf dem Prinzip, dass die öffentliche Bereiche im EG und im zentralen Rundbau - dort über alle oberirdischen Etagen - eingerichtet werden. Die nicht-öffentlichen Zonen sind in den Obergeschoßen der Blockrandbebauung eingerichtet. Wobei die einzelnen Abschnitte wie „Häuser“ mit insgesamt 3 Erschließungskernen ausgestattet sind und über Brücken mit den Sitzungssälen im zentralen Rundbau verbunden werden. Die Anordnung ist in sich logisch, weil die öffentlichen Bereiche das gesamte Ensemble durchdringen, lebendig machen, während die notwendigen Sicherheitsbereiche ausgespart werden. Aus dieser Ordnung ergibt sich im EG eine sehr großzügige Eingangshalle mit seitlich liegendem Servicepoint und Zugang zur Cafeteria - beides noch vor der Sicherheitskontrolle. Es entsteht hier ein allgemeiner Platz der Kommunikation, wie auch die frequentiertesten Funktionen, wie Einlaufstelle, Anweisungsstelle, Presseräume etc., hier angesiedelt werden.
Die Sitzungssäle selbst sind zentral im Rundbau über 5 Obergeschosse zusammengefasst, erreichbar direkt über das „Auge“ der Eingangshalle. Der Gefangenenzugang erfolgt über den im UG gelegenen Gefangenenbereich. Dieser wird mit dem Gefangenenbus über die gemeinsame Einfahrt an der Anita-Augspurg-Allee erreicht, wobei der Verschubungsbereich direkt unter dem Innenhof des Sitzungssaalbereichs per Schleuse erreicht wird.
Bauabschnitt 2
Der 2. Bauabschnitt ist analog zur Idee der „Häuser“ komplett autark realisierbar – als weiteres Segment im östlichen Blockrand.

Ökonomie und Ökologie
Ökonomisch und ökologisch am wertvollsten ist sicherlich das grundlegende Konzept, mit nur der Hälfte des vorgegebenen Baulandes auszukommen. Der Neubau Strafjustizzentrum München soll ausschließlich mittels Fernwärme und Solaranlage (am Dach des Sitzungssaalbereiches) versorgt werden, die Elektrizität für Nutzer durch Solar- und externen „Labelstrom“ aus erneuerbaren Energiequellen. Die gemeinsame Technikzentrale befindet sich im UG. Eine deutliche Reduktion der Kühllast erfolgt über die Rücknahme des Öffnungsanteils der Fassade, den außenliegenden Sonnenschutz sowie Speicherfähigkeit des Baukörpers. Die Minimierung der Wärmeverluste wird durch ein sehr gutes Oberflächen-Volumen-Verhältnis erreicht.

Architektur
Die dichte Bauweise bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sie auch erlaubt die Unterbringung des Raumprogramms allein auf der westlichen Hälfte des Wettbewerbsgrundstücks. Auf diese Weise wird eine Zäsur des Gebäudekomplexes vermieden, welche sich bei der Nutzung des gesamten Grundstückes (Wegerecht) ergeben hätte). Mit der städtebaulichen Raumkante, dem zentralen Eingang und einem Foyer, das als Startplatz für die Erreichbarkeit aller Behörden dient erhält das neue Justizzentrum eine gemeinsame Adresse. Das ist nicht nur einem urbanen Kulturverständnis entsprechend, sondern auch praktisch – für alle Anwender des „Justizpalastes“. Mag der Vergleich mit einem Palast etwas übermäßig erscheinen, die Architektur zeichnet sich dennoch durch eine noble Präsenz am Ort aus. Eine Präsenz, die durch die klare, plastische Gliederung der Fassaden und die hohe Materialwertigkeit der Sandsteinoberflächen erreicht wird.
Ansicht Dachauer Straße

Ansicht Dachauer Straße

Atrium

Atrium

Garten

Garten