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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Landesgartenschau Burg 2018

Weinberg

Weinberg

1. Preis

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadtsichten – Vom Rand ins Zentrum

Stadtansichten sind nicht nur ästhetisch sondern auch funktional wirksam. Der ummauerte, mittelalterliche Stadtkörper versprach Sicherheit, die Bauten der Industrialisierung kündeten von Prosperität. Beide Zeiten haben die städtische Erscheinung Burgs wesentlich und eindrucksvoll geprägt. Im heutigen Kontext sind diese Bedeutungen historisch geworden. Die im Lauf der Geschichte generierte Stadtsilhouette und ihre markanten Architekturen werden dadurch einem Bedeutungswandel unterzogen, der durch landschaftsarchitektonische Interventionen gesteuert und bereichert werden kann. Dieses Fokussieren von Stadtsichten ist das zentrale Anliegen dieses Konzepts für die Landesgartenschau. Neue und ungewohnte Blickperspektiven auf den Stadtkörper von Burg sollen eröffnet bzw. präzisiert und Stadtsubstanz soll ästhetisiert werden. Auf diese Weise wird die Funktion der historischen Kernstadt als ideeller und infrastruktureller Bezugsraum für Stadtbewohner und Touristen gestärkt.
Dabei werden zum einen die Potentiale des Zentrums qualifiziert und andererseits die Verbindungen zu jenseits des Promenadenrings gelegenen Orten gestärkt, die als Freizeitziele attraktiv sind. In diesem Kontext soll der Stadtkern von Burg ausgehend von verschiedenen landschaftsarchitektonischen Interventionen als ästhetisch und funktional attraktiver Raum inszeniert und so zu dessen Funktionserhalt beigetragen werden.
Die Landesgartenschau Burg thematisiert den Begriff des Stadtimages im wörtlichen Sinne. Goethe- und Flickschupark als die beiden großen einbezogenen Freiflächen sind Pole, die den Fokus konzeptionell und infrastrukturell unweigerlich auf die dazwischen gelegene Stadtmitte lenken. Der Prozess des Stadtumbaus, die vorhandenen übergeordneten Straßenzüge sowie der Promenadenring werden damit gestalterisch ebenso aufgegriffen wie der neuentstehende Grünzug entlang der Ihle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter dem Motto „Vom Rand ins Zentrum“ entwickeln die Verfasser eine reizvolle freiräumliche Abfolge von den beiden randseitigen Parks in und durch die Altstadt. Sie lesen den Bestand mit viel Feingefühl, erweisen dem Vorgefundenen den erforderlichen Respekt und entwickeln darauf aufbauend durch eine kraftvolle Neuinterpretation angemessene und doch neugierig machende Parklandschaft. Trotz ihrer inneren Eigenständigkeit ist diese mit dem umgebenden urbanen Kontext gut verwoben.

Der Goethepark erhält durch die rahmenden niederen Hecken eine gute fassende Teilräumigkeit, mit der es geschickt gelingt, den Bahnhofsvorplatz wie eine großzügige Parkterrasse angemessen proportioniert wieder in den Park einzubinden. Durch das vorgeschlagene Auslichten entfällt bedauerlicherweise unter anderem die denkmalpflegerisch wertvolle Rotdornallee, es entstehen jedoch großzügigere Räume und reizvolle Blickfenster in die Umgebung.

Mit einer kontrastierenden ungewöhnlichen Lässigkeit wird das Bauhofgelände nahtlos in die Parklandschaft integriert. Mit dem Bild des lockeren Baumhaines und der „fließende Wegestruktur“ gelingt es geschickt, Baumbestand und Spolien in ein neues Gesamtbild zusammenzufassen. Mit diesem Bild werden auch die beiden Ehrenfriedhöfe mit dem erforderliche Respektabstand eingebunden ohne die ihnen gebührende Eigenständigkeit zu verlieren.

Im Weinbergareal werden die derzeit separierten Teilbereiche zwischen Höhenlage und Ihleufer gekonnt im gegenseitigen Wechselspiel zu einer eigenständigen Parkeinheit zusammengeführt. Die verbindende durchgehende Erschließung ist gewährleistet, ohne dabei den grünen Charme zwischen Weinbergsmauern und Ihleufer zu verspielen. Die dargestellte Dimension der harten Uferkante entlang der Ihle erscheint in dieser Abfolge jedoch wohl zu überzogen.

Mit den vorgeschlagenen Ihlegärten wird eine nachvollziehbare grüne Belegung von urbanen Restgrundstücken vorgeschlagen. Sie verweisen sinnstiftend auf die frühere bauliche Nutzung und gewährleistet tragfähig die gefühlte „grüne Verbindung“ zum Flickschuhpark. Die serielle Folge könnte im Detail jedoch erforderliche Orientierung beschneiden und lässt aus der städtebaulichen Perspektive partiell stärkende Akzentuierungen vermissen.

Der Flickschuhpark erfährt durch die konsequente Konzentration auf das Wasserthema eine prägnante Neuinterpretation. Der Vorplatz ist einladend, wirkt perspektivisch vielleicht zu überdimensioniert. Das skulptural wirkende Holzdeck führt geschickt zur Wasserebene. Der vorgeschlagene Hügel besetzt kraftvoll in der Südostecke einen wichtigen Endpunkt und bildet ein mögliches Gelenk in die östlich anschließende Wiesensenke. Der neue Teich bedingt jedoch den Verlust von denkmalpflegerisch wertvollem Baumbestand und multifunktionell nutzbarer Wiesenfläche was zu einer unangemessenen Einschränkung der Nutzbarkeit und damit letztendlich wohl auch der Akzeptanz dieses Parkteiles führt.

Das Ausstellungskonzept mit einer forcierten Platzierung temporärer Beiträge im urbanen Transferraum geht ungewöhnlichere Wege, die in der Umsetzung sicherlich eine Herausforderung darstellt, bei Gelingen für die städtebauliche Stimulanz ein besonderer Gewinn für die Innenstadt darstellen wird. Im Detail wäre dieses Prinzip jedoch hinsichtlich Verteilung, Inhalt und notwendigem Schutz zu überprüfen.

Die Realisierbarkeit erscheint durch den konzeptionellen Ansatz gut gegeben. Durch den Umfang der Maßnahmen im Detail bewegt sich die Arbeit in den Entstehungskosten eher im oberen Bereich, was sich allerding durch eine kritische Verifizierung der notwendigen Teilbausteine sicherlich optimieren ließe. Die Kosten für den dauerhaften Unterhalt bewegen sich in einem akzeptablen durchschnittlichen Bereich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Arbeit für die gestellte Aufgabe durch ihr gelungenes Spagat zwischen angemessenen Respekt vor der Vielfalt des Ortes und einer eigenständigen Gestaltungskraft einen gelungenen und zukunftsfähigen Lösungsansatz bietet.
Dauernutzungskonzept

Dauernutzungskonzept

Goethepark

Goethepark

Goethepark

Goethepark

Weinbergareal

Weinbergareal

Weinbergareal

Weinbergareal

Flickschupark

Flickschupark

Flickschupark

Flickschupark

Landesgartenschau 2018

Landesgartenschau 2018