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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Umfeld Rathaus Wedding

Rathausplatz Wedding

Rathausplatz Wedding

Anerkennung

k1 Landschaftsarchitekten - Kuhn Klapka GmbH

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Bearbeitung:
Axel Klapka, Catherine Kuhn, Heyden Freitag, Magdalena Sosnik, Torsten Wolff, Peter Young


Leitidee
Der neue Rathausplatz wird auf Grundlage des historischen Rasters neu geordnet und erhält zwei unterschiedlich ausgeprägte Promenaden, die die anliegenden Stadträume verbinden. Auf dem Raster werden neue Elemente für zeitgemäße Nutzungen ergänzt und ordnen sich der orthogonalen Struktur unter. Die Grünanlage wird als Rathauspark entwickelt und topografisch leicht modifiziert. Ein temporärer Lesegarten besetzt die Fläche für den 2. Bauabschnitt der Bibliothek. Wie im historischen Vorbild wird bei der Neugestaltung des Rathausplatzes das Grundgerüst einer kombinierten Stadtplatz-Grünanlage beibehalten. Die prägende orthogonale Formensprache des Vorplatzes wird aufgenommen und der ursprünglich beabsichtigte fließende Charakter des Außenraumes wiederhergestellt. Die multikulturelle und soziale Mischung des Stadtteils soll in offenen Angeboten zum Verweilen, Treffen und Promenieren ihre Entsprechung finden.

Städtebauliche Einbindung
Der Rathausplatz liegt innerhalb des in Ost-West-Richtung verlaufenden Bildungsbandes, das sich vom südlichen Virchow-Klinikum bis zum nördlichen Leopoldplatz erstreckt. An diesem Band sind wesentliche Wissenschafts-, Bildungs- und Kultureinrichtungen angelagert. Der Rathausplatz erhält mit dem Neubau der Schiller-Bibliothek einen wesentlichen Baustein dieses Bildungsbandes mit regionaler Bedeutung, dem mit der Fortführung des Bildungsbandes mit der großen Promenade in diesem Bereich entsprochen wird. Mit seiner offenen Struktur im nordöstlichen Teil kann der Rathausplatz eine wesentliche Gelenkfunktion übernehmen, da er stadträumlich zwischen den südlich anschließenden Stadtraum und dem Leopoldplatz im Norden vermittelt. Aus dieser Gelenkfunktion resultiert die Herausbildung zweier unterschiedlich gestalteter Promenaden zwischen denen sich die Aufenthaltsbereiche des Vorplatzes und des Parks aufspannen.

Promenaden
Die Verbindungsfunktion zwischen Leopoldplatz und Beuth-Hochschule wird im Wesentlichen von den beiden neuen Promenaden übernommen. Von der Bestandsplatanenreihe begleitet, wird die Wegeverbindung entlang der ehemaligen Limburger Straße mit der Kleinen Promenade deutlich herausgearbeitet und großzügig an die Müllerstraße und an den Wochenmarkt angebunden.
Die große Promenade entlang der zukünftigen Schiller-Bibliothek wird von einer zweireihigen Ahornallee überstanden, die im Herbst mit Ihrem roten Laub einen besonderen Akzent setzt. Sitz- und Spielelemente werden in die begleitende wassergebundene Wegedecke integriert und ergänzen den Durchgangsraum mit zusätzlichen Aufenthaltsqualitäten.

Rathausplatz
Für den Rathausplatz wird das historische Raster in seiner Grundstruktur beibehalten, erneuert und in Teilen ergänzt. Die zentrale Platzfläche erhält die orthogonale Formensprache die in Ihren Maßen und ihrer Farbgestaltung auf die Fassade des neuen Rathauses Bezug nimmt. Verschiedene Objekte wie der Brunnen und der Hain bilden Schwerpunkte und Aufenthaltsbereiche heraus, die sich dem vorhandenen Raster unterordnen. Der Hain aus Platanen lädt mit Sitzgelegenheiten im vorderen Platzbereich zum Aufenthalt ein.

Der neue Brunnen zitiert das ehemalige Wasserbecken am historischen Standort und bildet ein Pendant zum Wasserspiel auf dem Leopoldplatz. Er bildet einen wichtigen Akzent auf der neuen Platzfläche und bildet einen Schwerpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität. In der Höhe leicht gegeneinander verschobene, jeweils eine Rasterfläche umfassende Steinblöcke, werden von einem Wasserfilm überzogen der über die Kanten abläuft. Somit ist ein wirtschaftlicher Umlaufbetrieb ohne besondere Wartung oder Sicherheitsmaßnahmen möglich.

Um dem alten Rathaus mehr Raum und eine stärkere Orientierung zum Platz hin zu geben wird der Vorbereich vergrößert. Die Höhendifferenz zur oberen Platzfläche wird mit verlaufenden Stufen überwunden. Die Platanen vor der Fassade bleiben in Hochbeeten erhalten, die in ihrer Form modifiziert werden. Der entstehende Raum kann durch die Rathausgastronomie und die benachbarte Galerie genutzt werden. Vor allem entsteht aber ein großzügiger Eingangsbereich für die Wegeverbindung entlang der ehemaligen Limburgerstraße, die an dieser Stelle deutlich ablesbar wird. Um diese Raumwirkung zu stärken wird auch empfohlen, die verglaste Fußgängerüberführung zwischen dem alten und neuen Rathaus abzubrechen.



Das tiefere Niveau unter dem BVV-Saal wird mit drei Stufen abgesetzt. In den angrenzenden Flächen verschneiden sich die beiden Geländeniveaus um einen barrierefreien Zugang zu allen Bereichen zu ermöglichen.

Auf der nordöstlichen Platzseite wird der Gastronomiepavillon mit dem Restaurant Simit Evi in die Neugestaltung der Platzfläche integriert. Der Eingangsbereich wird neu gestaltet und mit einer kleinen Terrasse ergänzt. Die Außenbestuhlung rückt ohne Abgrenzung auf die Platzfläche, die dadurch bespielt wird.

Rathauspark
Der Park als südwestlicher Teil des Rathausplatzes ist im Wesentlichen durch Rasenflächen mit einem wertvollen Altbaumbestand geprägt. Schadhafte Gehölze werden entfernt und neue Gehölze ergänzt. Die Rasenflächen werden durch den Wegfall der Stellplätze erweitert und mit Nutzungen, wie z.B. Picknicktischen und Trampolinen, in Abstimmung mit den Bürgerwünschen, aufgewertet. Die Rasenfläche wird an der südwestlichen Ecke um 70cm angehoben und die entstehende Kante zur Genter Straße auf der wassergebundenen Wegedecke verschoben. Mit dieser „Geste“ wird eine deutlich wahrnehmbare Verbindung zwischen dem Rathausplatz und dem Campus der Beuth-Hochschule geschaffen und das Bildungsband gestärkt. Die leichte Topographie zum neuen Jobcenter wird durch Sitzstufen akzentuiert und verleiht dem Park mit der Erhöhung an der Genter Straße eine eigenständige Räumlichkeit. Aufgrund der Kostensituation wird im Park kein eigenes Wegesystem vorgesehen. Mit der Herausbildung von Trampelpfaden kann durch beständiges Nachkiesen ein einfaches, pflegeleichtes Wegesystem, den tatsächlichen Anforderungen entsprechend, entstehen.
Zur funktionellen Verknüpfung wird eine Anbindung des Spielplatzes Genter Straße an die kleine Promenade empfohlen.

Lesegarten
Auf den Flächen der südlichen Bibliothekserweiterung entsteht ein temporärer Lesegarten. Beschienen von der Nachmittagssonne laden hier einfache Holzdecks zum Lesen, Verweilen, oder einfach nur Entspannen ein. Mit der Bereitstellung von W-LAN kann hier ein Treffpunkt der unterschiedlichen Medien entstehen. In direkter Nachbarschaft zur Bibliothek bildet das Holzdeck mehrere Höhenstufen aus die als kleine Arena für Lesungen insbesondere für Kinder genutzt werden können. Ergänzt werden die Holzdecks durch eine Vielzahl von blühenden und duftenden Sträuchern, die kleine Gartenräume ausbilden. Durch eine Begrünung der Fassaden erstreckt sich der Garten in die Vertikale. Neben dem geschäftigen Rathausplatz und der Passage bietet der Garten einen angenehmen Rückzugsort. Die in der Höhe variierenden Holzdecks werden mit einfacher Konstruktion und mit heimischem Holz gefertigt, so dass Sie ohne großen Aufwand bei der Bibliothekserweiterung zurückgebaut und in Teilen wiederverwendet werden können.

Rahmen
Der Rathausplatz und die Parkflächen liegen in einem Rahmen aus Kleinsteinpflaster, der sich entlang der beiden Promenaden bis zu den Übergangsbereichen Müllerstraße und Genterstraße erstreckt. Es wird eine Einheitlichkeit der gesamten Anlage erreicht, die offene Wegebeziehungen zulässt.

Übergänge
Am Übergangsbereich vom Rathausplatz zur Müllerstraße wird der Rahmen aus Kleinsteinpflaster bis zum Bord vorgezogen. Im Bereich des Rathausplatzes wird auf Stellplätze verzichtet um eine bessere Querung und mehr Übersichtlichkeit zu gewähren. Die durchlaufenden Gehwegplatten werden an den beiden Promenaden unterbrochen.
An der Genter Straße bleibt der Straßenquerschnitt der Anliegerstraße erhalten. Um eine bessere und barrierefreie Querung zu ermöglichen wird die Straße auf der gesamten Breite des Rathausplatzes aufgepflastert und verkehrsberuhigt.

Vegetation
Der authentische Baumbestand wird weitestgehend erhalten, die schadhaften Bäume werden entfernt. Im Rathauspark bringen Neupflanzungen mit Hochstamm-Zierkirschen einen besonderen Blühaspekt ein. Entlang der Passage wird der Baumbestand um eine zweireihige Ahornallee analog zu den Alleen am Leopoldplatz ergänzt. Mit Acer rubrum „October Glory“ (oder vergleichbaren Arten) erhält dieser Teil des Bildungsbandes mit dem leuchtend roten Laub, welches im Sommer Grün ist einen besonderen Charakter im Herbst. Für den Hain auf dem Vorplatz werden analog zum Bestand Platanen gewählt.



Mit Sträuchern wie Zierkirschen, chinesischer Flieder, japanischer Schneeball, Rispenhortensien etc. soll im Lesegarten ein besonderer Blüh und Duftaspekt erzielt werden.

Materialität
Die rasterförmige Struktur des Platzbelages aus dunklen Platten und hellem Pflaster als Korrespondenz zur Farbgebung des Hochhauses und des BVV-Saals wird beibehalten. Dabei kann das Kalksteinpflaster wiedereingebaut und ergänzt werden. Die dunklen Platten sowie die Stufen und der Rahmen der Platzanlage werden aus Naturstein hergestellt. Die Promenadenflächen unter der Ahornallee und den bestehenden Platanen werden in wassergebundener Wegedecke hergestellt. Die Sitzstufen im Park und die Einfassungen werden als Betonfertigteilelemente vorgesehen.

Beleuchtung
Die Hauptwegeachsen der Bildungsmeile und der Vorplatz werden mit handelsüblichen Leuchtstelen ausgestattet. Der Brunnen und der Hain sowie einzelne Bäume im Park werden mit Strahlern akzentuiert. Vier große Stelenleuchten beleuchten die Platzfläche und können den Nutzungsanforderungen entsprechend ausgerichtet werden.

Möblierung
Als Sitzgelegenheiten kommen Bänke aus Betonelementen mit hölzernen, handelsüblichen Sitzauflagen zum Einsatz, die zum Teil mit Rückenlehnen ausgestattet sind.
Der Granitfindling zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wird in den neuen Platanenhain integriert. Die Weddinger Partnerstädte werden in einem Rasterfeld einer aus Messingintarsien nachgezeichneten Verortung der Himmelsrichtungen präsentiert.

Stellplätze
Die Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Nutzer des Jobcenters finden sich an der ehemaligen Limburger Straße auf Höhe des ehemaligen Verbindungsganges. Die Stellplätze für die Bibliothek finden sich auf der nördlichen Erweiterungsfläche und werden bei der Realisierung des 2. BA auf die Platzfläche verlagert. Beide Bereiche können von der Genter Straße angefahren werden.

2. Ausbaustufe / Bibliothek
In der zweiten Ausbaustufe der Bibliothek entfällt der Lesegarten. Diese Nutzung kann im Bereich der Großen Promenade und dem Park mit zusätzlichen Holzelementen aufgenommen werden.
Lageplan

Lageplan

Städtebauliche Einbindung

Städtebauliche Einbindung

Promenaden

Promenaden

Gestaltungskonzept

Gestaltungskonzept

Lesegarten

Lesegarten

Nachtplan

Nachtplan

Schnitt-Ansicht Bibliothek Neubau - Rathaus Altbau

Schnitt-Ansicht Bibliothek Neubau - Rathaus Altbau

Schnitt-Ansicht Müllerstraße - Genter Straße

Schnitt-Ansicht Müllerstraße - Genter Straße