modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 07/2013

Ismaning: Südlicher Ortsrand, östlich der Münchener Straße

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

Sodomann Architekten

Architektur

NRT Bürogemeinschaft Landschaftsarchitekten BDLA, Stadtplaner & Ingenieure

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Struktur

Die städtebauliche Struktur entwickelt auf Basis des östlich angrenzenden Siedlungsrasters in O-W-Richtung 4 Reihen sich wiederholender, winkelförmiger Gebäudegruppen mit südorientierten Höfen.

Entlang der St 2053 greifen die Gebäudefassaden die Richtung der Staatsstraße bzw. der gegenüberliegenden Bebauung auf und geben dem Straßenraum eine klare Fassung.

Die Höhenentwicklung der Hauptgebäude stuft sich von 5 Geschoßen hinter dem bestehenden Gehölzstreifen an der St 2053 auf 4 Geschoße ab und wird am südlichen Ortsrand sowie gegenüber der kleinteiligen Bebauung östlich der Max-Hueber-Straße nochmals auf 3 Geschoße reduziert. Zusammen mit den erdgeschossigen Nebengebäuden am Ortsrand wird dadurch ein sensibler Übergang von der freien Flur zum verdichteten Siedlungskörper erzielt.

Der bestehende Wohnblock an der Münchener Straße erhält auf seiner Westseite einen gläsernen Schallschutzschirm, der die dahinterliegenden Wohn- und Schlafbereiche vor Verkehrslärm schützt. Seine Ausrichtung parallel zur Straße verleiht dem Gebäudebestand eine neue Außenhaut und integriert diese in die städtebauliche Struktur der nördlich anschließenden Gebäude.

An der Südwestecke erhält der bestehende Wohnblock einen turmartigen Anbau, der die südorientierten Aufenthaltsflächen des bestehenden Gebäudes vom Verkehrslärm abschirmt und die Schall-Lücke zwischen den Neubauten im Süden und dem Bestandsgebäude zur Staatsstraße verkleinert. Die 6-geschossige Höhenentwicklung des Anbaus nimmt dabei Bezug auf die Höhenentwicklung des Punkthauses Ecke Max–
Hueber-Straße und Von-Poschinger Straße und markiert die Hauptzufahrt ins Baugebiet.

Die vorgeschlagene Gebäudegruppierung und die klare Trennung von halböffentlichen und öffentlichen Bereichen helfen, die Identifikation mit der jeweiligen Adresse sowie die Kommunikation im Quartier zu fördern.

Fahrerschließung

Durch eine neue Verbindung zwischen Münchener Straße und Max-Hueber-Straße entlang des bestehenden Gehölzstreifens entsteht zusammen mit den bestehenden Straßen eine leistungsfähige Primärerschließung des neuen Wohnquartiers.

Parallel dazu erschließt von der Max–Hueber-Straße ein privater verkehrsberuhigter Straßenstich die weiter nördlich liegenden Wohncluster sowie die Tiefgaragenzufahrt des bestehenden Wohnblocks.

Fuß- und Radwegenetz

Parallel und orthogonal dazu verlaufende Wohnwege (z.T. für Sonderfahrzeuge wie Müllauto, Feuerwehr usw. befahrbar) schaffen ein hohes Maß an Durchlässigkeit innerhalb des Wohnquartiers und bieten den Bewohnern vielfältige Verbindungen zu den Versorgungseinrichtungen im Norden und dem bestehenden Geh- und Radweg am Südrand des Siedlungsgebietes.

Das Erschließungsnetz gliedert das Baugebiet in 4 selbstständige Bauabschnitte.

Ruhender Verkehr

Der hohe Bedarf an oberirdischen privaten und öffentlichen Stellplätzen wird überwiegend entlang der Fahrerschließungsstraßen in Form von Senkrechtparkern nachgewiesen.

Die Tiefgarageneinfahrten sind (mit Ausnahme der bestehenden TG- Einfahrt) jeweils im Bereich der Quartierzufahrten bzw. Quartierzugänge zu erreichen.

Die TG-Ausfahrten liegen alle an der Max-Hueber Straße, um auf kurzem Wege den ampelgeregelten Knotenpunkt Camerloher Str.- Münchener Straße zu erreichen, von der auf die Staatsstraße in alle Richtungen abgebogen werden kann.

Wohnungstypologie

Die Gebäude geringer Tiefe (10,5 m) lassen die Entwicklung gut belichteter und belüfteter Wohnungen (keine Dunkelbäder) unterschiedlicher Größen und Erschließungssysteme (2-Spänner, 3-Spänner, Laubengangsysteme) zu und ermöglichen die planerische Reaktion auf Lärmeinflüsse, Himmelsrichtungen usw.

Die gewählten Gebäudeverbindungen eröffnen eine günstige Fassadenabwicklung mit zahlreichen Belichtungsmöglichkeiten. Die Grundrissorganisation in den Verbindungsgelenken der Gebäudewinkel ist dabei so gewählt, dass eine nachbarliche Störung oder Einsichtnahme vermieden wird.

Sämtliche Gebäude mit 4 oder mehr Geschossen erhalten große Aufzüge, welche die Anordnung barrierefreier Wohnungen auch in den Obergeschossen ermöglichen.

Grünordnung, Ökologie

In das Gebäude eingeschobene Tiefgaragenstellplätze minimieren die beanspruchte Grundfläche und halten nicht unterbaute Grünflächen frei, auf denen Pflanzungen mit Erdanschluss erfolgen können.

Extensiv begrünte Dächer helfen die notwendigen Eingriffe in Natur und Landschaft zu mindern und ergeben eine angenehme Draufsicht aus den höheren Gebäuden.

Die bestehenden Gehölzgruppen werden weitestgehend erhalten und bilden mit den gestaffelten Ergänzungspflanzungen eine angenehme Silhouette des südlichen Ortsrandes.

Bauabschnitte, Verteilung der Geschossfläche

Die Bebauung entwickelt sich bei Berücksichtigung der gesetzlichen Abstandsflächen innerhalb der vorhandenen Grundstücksgrenzen und lässt daher eine voneinander unabhängige Realisierung der unterschiedlichen Bauabschnitte auf den privaten und gemeindlichen Grundstücken zu.

Auf Grund der städtebaulich notwendigen Reduzierung der Gebäudehöhen am Ortsrand einerseits und der größten Höhenentwicklung im Bereich entlang der Staatsstraße andererseits, ergibt sich auf den gemeindlichen Flächen ein Geschossflächendefizit von ca. 990 m², welches durch Zuteilung von Miteigentumsanteilen an die Gemeinde oder eines Sondergrundstücks auf der privaten Fläche ausgeglichen werden kann (siehe Vorschlag).

Lärmschutz

Durch die Wandlung der bisherigen Mischnutzung in eine Wohnnutzung, erhöhen sich die Ansprüche an den Schallschutz.

Die im schalltechnischen Einflussbereich der Staatsstraße und des Lebensmittelmarktes liegenden Gebäudeteile bilden einen aktiven Schallschutzriegel für die dahinterliegende Bebauung.

Die geringe Haustiefe dieser Gebäude lässt die Entwicklung schallschutzorientierter Grundrisse zu, welche alle schützenswerten Aufenthaltsräume auf der lärmabgewandten Seite aufweisen. Die vorgeschlagene Laubengangerschließung eignet sich dabei besonders für die Anordnung der vorwiegend benötigten 1-2-Personen-Wohnungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die relativ kleinteilige Baustruktur, die nach Süden geöffnete Höfe bildet, nimmt zusammen mit einer moderaten Höhenentwicklung Bezug zur Nachbarschaft auf und vermittelt zwischen dem überwiegend durch Reihenhäuser geprägten östlich benachbarten Quartier und den Geschosswohnungsbauten estlich der Münchner Straße aus den 1980er Jahren.

Die Ost-West-Erschließung des Gebiets, einmal durch eine Verbindungsstraße zwischen der Münchner und der Max-Hueber-Straße und einmal durch eine dazu parallele Stichstraße, ermöglicht die konsequente Anbindung der hofbildenden Baukörper von Norden an der Straßenseite. Sie zeigt allerdings kleine Inkonsequenzen, die den unterschiedlichen Randbedingungen (Bestandsgebäude, Bauabschnitte) geschuldet sind. Die Anbindung der südlichen Erschließungsstraße muss noch hinsichtlich Begrünung und Sicherheit ausgearbeitet werden. Die Tiefgaragenzufahrten sind mit Ausnahme der Bestandstiefgarage an den Rändern des Quartiers angeordnet. Die dadurch entstehende ruhige Situation im Inneren des Quartiers wird allerdings durch große, zusammenhängende Tiefgaragen erkauft.

Positiv gesehen wird die Nachbarschaftsbildung durch die im Maßstab überschaubar gehaltenen halböffentlichen Wohnhöfe im Kontrast zu den adressbildenden ebenfalls räumlich definierten Straßenseiten. Die relativ geringen Baukörpertiefen von 10,50 m ermöglichen wirtschaftliche Wohnungsgrundrisse, die mit den Aufenthaltsräumen auf die ruhigen und zur Sonne orientierten Höfe ausgerichtet und somit gut belichtet sind. Auf der lärmzugewandten Seite ist die Erschließung über Laubengänge aufgrund der geringen Baukörpertiefe gut realisierbar. Auch die Ecken sind aufgrund schmaler Verbindungselemente gut lösbar. Dabei ist ein relativ frei wählbarer Wohnungsmix möglich. Eingeschossige Nebenbaukörper mit Fahrradunterstellplätzen schließen die Höfe im Süden ab, ermöglichen spannungsreiche Raumabfolgen und lassen trotzdem eine gute Besonnung zu. Die Grünflächen sind den einzelnen Hofgemeinschaften zugeordnet. Diese halböffentlichen Bereiche erscheinen auf den ersten Blick sehr introvertiert. Das dichte Fuß- und Radwegenetz verbindet jedoch die einzelnen Höfe zu einem gemeinschaftlichen Quartier und stellt eine sehr gute Durchwegung des Gebiets sowie eine gute Anbindung an den Ort sicher. Insbesondere für die Kinder entstehen hier im Nahbereich sichere Bewegungsräume.

Der Lärmschutz gegenüber der Münchner Straße ist konsequent ausgearbeitet, sowohl mit geschlossenen Baukörpern entlang der Straße als auch in den Funktionskonzepten, die auf die Situation eingehen und mit ihrer Orientierung eine hohe Wohnqualität erwarten lassen.

Die Ansicht der Bebauung an der Münchner Straße ist differenziert ausgebildet, die ortsbildprägende Südansicht wurde verträglich gelöst und bildet zusammen mit der westlichen Bestandsbebauung einen ansprechenden Orteingang, der aufgelockert in die freie Landschaft übergeht.

Der Versuch mit einer vorgelagerten gläsernen Lärmschutzwand das Bestandsgebäude an der Münchner Straße in die Neubebauung zu integrieren und zugleich dessen Wohnqualität zu verbessern, wird grundsätzlich anerkannt, bedarf aber noch einer erheblichen Weiterentwicklung.

Die einfach zu erstellenden Baukörper lassen in Bau und Unterhalt eine angemessene Wirtschaftlichkeit erwarten. Ökologischen Gesichtspunkten wird durch die sehr gute Orientierung zur Sonne (mit solaren Gewinnen), durch die Anordnung der Tiefgaragen unter den Gebäuden (mit der Vermeidung von unnötiger Versiegelung) und Grasdächern Rechnung getragen.

Eine gute Realisierbarkeit ist durch kleinteilige Abschnitte gegeben, deren Abfolge allerdings durch die großen zusammenhängenden Tiefgaragen vorgegeben wird.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr guten Beitrag dar, der bei seiner Realisierung sicherlich einen Gewinn für Ismaning bedeuten würde.