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Einladungswettbewerb | 07/2013

Neugestaltung sĂŒdlicher Hofgarten

Perspektive in den Hofgarten

Perspektive in den Hofgarten

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Schegk Landschaftsarchitekten | Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Poetische Wege

Wege, die mehr sind als nur Verbindung zwischen zwei oder mehreren Punkten, Wege die auch ein Ziel sind: das ist die Grundidee des Konzeptes. Infolgedessen werden nicht nur Wege zwischen und zu den wichtigen Quell- und Zielpunkten eingerichtet, sondern ein ganzes Netz aus Wegen geschaffen, die in heiter-schwingender Weise Bushaltestelle, ParkplÀtze, Altstadt und Schule miteinander verbinden sowie an den nördlich gelegenen Stadtpark anbinden: poetische Wege.
Die Nutzer haben in jede Richtung die Wahlfreiheit zwischen mehreren Alternativen. Direkte Verbindung oder kleine, verspielte Umwege, breitere Wege oder schmĂ€lere, stĂ€rker befestigte oder typische Waldwege, wechselnde Steigungen, wechselnde Perspektiven. Der Raum zwischen den Zielen wird zum Raum bewusster Bewegung, bewussten Erlebens und unterschiedlicher Dynamik. Auf ‚schnellen‘ Wegen fahren Radler, Blader, Skater etc., auf den ‚langsameren‘ genießt man das Schlendern durch den parkartigen Bestand. Wer sich buchstĂ€blich aus dem Weg gehen will, hat hier alle Möglichkeiten. Ältere werden nicht von ungestĂŒmen Kindern bedrĂ€ngt, Paare suchen sich Ihren Weg abseits und so fort.
Ganz nebenbei entsteht so auch ein sehr leistungsfÀhiges Wegenetz, das den
Anforderungen gewachsen ist und auch grĂ¶ĂŸere Menschenbewegungen verkraftet.
Ankommende Reisebusse, die ihre ‚Fracht‘ zum Rundgang durch die historische Stadt
absetzen, Schulbeginn und Schulschluss, die große Menschenmengen auslösen (können) u.v.a.m. werden konfliktfrei an einander vorbei gefĂŒhrt. Aber auch Punkte zum lĂ€ngeren Verweilen sind vorgesehen. Runde oder elliptische Sitzmauern aus Naturstein, die BĂ€ume oder bepflanzte Bereich umfassen und an mehreren Stellen ins Wegenetz eingebunden sind, laden zum Aufenthalt. Ein Angebot an ‚klassischen‘ ParkbĂ€nken mit Lehnen bieten in ErgĂ€nzung auch komfortbedĂŒrftigeren oder -abhĂ€ngigen Mitmenschen Möglichkeiten zum Verweilen. Mit halbhohen Mastleuchten und nicht zu grellen Leuchten entlang der Wege wird eine angenehme, auch nach Einsetzen der DĂ€mmerung Sicherheit vermittelnde Ausleuchtung erreicht, ohne den Charakter des Parkes zu grell zu â€šĂŒbertönen‘.
Das Materialkonzept unterstĂŒtzt die Grundidee der wĂ€hlbaren Wegealternativen. Auch die
Wegedecken sind unterschiedlich, wenn auch farblich möglichst gleich gehalten. Die
Hauptwege und –zugĂ€nge werden mit verfestigter OberflĂ€che/ Decke mit bituminöser (
Farbasphalt) oder hydraulischer Bindung ( HGT) hergestellt. Auf diesen OberflÀchen lÀsst
sich schnell und mit Komfort vorankommen. Die ‚Waldwege‘ mit typischer
wassergebundener Decke sind eher fĂŒr langsamere Fortbewegung gedacht.
Nördlich und sĂŒdöstlich des SchulgebĂ€udes fĂ€llt das GelĂ€nde sanft zum Neubau hin ab.
Dadurch wird die Höhensituation deutlich entschÀrft.

Der Baumbestand bleibt erhalten und wird entlang der Parkwege durch Neupflanzungen
(Baumpflanzungen: 24 Stk., Ausgleichsmaßnahme) erweitert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch einen sehr sensiblen Umgang den vorhandenen Strukturen aus. Er nimmt den Gedanken, den Hofgarten nach SĂŒden zu arrondieren auf. Mit dem feinen Wegenetz verbindet der Entwurf in angemessener Weise die Zielpunkte. SchĂŒler- und sonstiger Verkehr werden sehr schön durch die Parklandschaft gefĂŒhrt. Durch BypĂ€sse wird
unterschiedlichen Nutzern, z.B. Radler und Skatern, aber auch den langsameren SpaziergĂ€ngern ein gutes Miteinander ermöglicht. Die großen, zusammenhĂ€ngenden GrĂŒnflĂ€chen unterstreichen die ruhige Parksituation und geben dennoch Freiraum fĂŒr die Vielfalt unterschiedlicher Nutzungen. Sehr positiv wird auch die AnnĂ€herung des GelĂ€ndes an die Nordfassade des Schulbaus empfunden. Die Integration des ehemaligen Amphitheaters fĂŒr die GelĂ€ndemodellierung als auch der bleibende Hinweis als ErinnerungsstĂŒck an die alte Schullandschaft werden sehr positiv beurteilt.

Der nördliche Eingang zur Schule als auch die unaufdringliche Verbindung zur Turnhalle auf dem gleichen GelĂ€ndeniveau sind angemessen gestaltet. Die dortige Feuerwehrzufahrt ist im vollen Umfang nachgewiesen. Trotzdem gelingt es dem Verfasser in ausgezeichneter Weise, die BestandsbĂ€ume in diesem Bereich zu erhalten. Der Höhenunterschied an dieser Stelle wird durch eine Mauer aufgenommen und sichert so zu beiden Einrichtungen den erd- und untergeschossigen Eingang. Die strickte, geradlinige fußlĂ€ufige Verbindung vom Saumarkt zu den LehrparkplĂ€tzen und damit zur Schule und zur Turnhalle erschließt alle drei Funktionen in idealer Weise (kĂŒrzester Weg). Nebenbei erwĂ€hnt eignet sich dieser Weg sehr gut fĂŒr jĂ€hrlich wiederkehrende Großveranstaltungen.

An dem organisch gestalteten Fußwegen sind Sitzmauern aus Naturstein angeboten, welche den Linien der WegefĂŒhrung folgen. Weniger der Parksituation angemessen werden die doch sehr unvermittelt auftretenden in den Wegeraum eingreifenden runden Sitzgelegenheiten betrachtet.

Der Verfasser hat es in seinem Entwurf unterlassen, zwischen Bestands- und neu zu pflanzenden BĂ€umen zu differenzieren. BemĂ€ngelt wird die unmittelbare HeranfĂŒhrung des Pausenhofs an die Ost-West-Achse des Fußweges ĂŒber seine gesamte LĂ€nge.

Pausenhof, Lehrerparkplatz und die FlĂ€chen zwischen Sporthalle und Schule sind als eine große graue FlĂ€che dargestellt. Es fehlt jeglicher Differenzierungs-/Gestaltungsgedanke.

Die ĂŒbergeordnete Gestaltung ist von hoher QualitĂ€t, indem der Verfasser dem sĂŒdlichen Hofgartenbereich seine ehemalige Form weitestgehend zurĂŒckgibt. Er beschrĂ€nkt sich auf BĂ€ume des Parks. Die gleiche Behutsamkeit fĂŒhrt er auch in der OberflĂ€chengestaltung der Gehwege weiter. Die Hauptwege sind mit Farbasphalt, die Nebenwege werden wassergebunden vorgeschlagen.

Die Barrierefreiheit in den Hauptwegen ist nachgewiesen. Das Gleiche gilt auch fĂŒr die Feuerwehrzufahrten im SĂŒden und im Norden.

Die Realisierbarkeit erfĂŒllt die Vorgaben. Die Herstellungskosten sind eher im unteren Bereich der Vorgabe zu erwarten. Das Gleiche gilt fĂŒr den Pflege- und Unterhaltsaufwand.