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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Bet- und Lehrhaus Petriplatz

1. Preis

KUEHN MALVEZZI

Architektur

Architekturmodellbau Shortcut - Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin

Der Baukörper ist eine Sichtziegelkonstruktion auf den Spuren der Petrikirche. Deren Perimeter einschliesslich des Chors wird nachgezeichnet, indem das neue Bauwerk satt auf den Grundmauern aufbaut. Das äussere Merkmal des Bet- und Lehrhauses ist die Ruhe seiner kubischen Gestalt. In der Stadt teilt sich das Bauwerk durch eine Höhenstaffelung mit, die seine Umgebung überragt und es als besonderen Ort erkennbar macht. Große geschlossene Ziegelflächen setzen es ab von den Fassaden der umliegenden Wohn- und Geschäftshäuser; spezifische Öffnungen in der Ziegelfassade charakterisieren die sakralen Orte innerhalb des Bauwerks, die um den zentralen Kuppelsaal zu einem Ganzen gefügt werden.

Der Innenraum steht in spannungsvollem Gegensatz zur Kubatur des Bauwerks. Die Balance zwischen Einheit und Mannigfaltigkeit des Bet- und Lehrhauses teilt sich in der Lösung der Raumformen von der Körperform mit. In der Schwelle spezifischer Lichtöffnungen finden Aussen und Innen ihr Bindeglied; in der trennenden Wand hingegen artikuliert sich die Differenz zwischen kubischem Körper und unterschiedlich geformter Raumgestalt der Innenräume, die als Raumplastiken aus der Baumasse skulpiert werden. Ihr Ausdruck wird mit den Religionsgemeinschaften spezifisch entwickelt; der doppelgeschossige Kuppelsaal in Sichtziegel bildet dabei den versammelnden Mittelpunkt des Lehrhauses.


Orte und Weg
Das Bet- und Lehrhaus ist eine Folge von Orten. Sie liegen im Stadtraum und im Innenraum wie Stationen eines Weges. Jeder Ort erfüllt eine eigene Bestimmung, zusammen bilden die Orte ein vitales Ensemble von Situationen. Der Zugang erfolgt von allen Gebäudeseiten und vereinigt sich im erhöhten Eingangsgeschoss zum Empfangsbereich. Der öffentliche Raum zieht sich durch das Bet- und Lehrhaus als Weg zwischen Brüderstrasse und Gertraudenstrasse.


Petriplatz
Nördlich des Bethauses spannt sich ein angehobener Freiraum auf, der mit großzügigen Freitreppen und einer Rampe an den Strassenraum anschliesst, zugleich aber durch eine halbhohe Umfassungsmauer einen geschützten Platz bildet. Gefasst durch die gegenüber liegende Fassade des ehemaligen Kaufhaus Hertzog und flankiert vom alten Baumbestand vermittelt dieser Ort zwischen dem Alltag des städtischen Raumes und der Ruhe des Sakralbaus. Durch seine Südwestorientierung eignet sich der Petriplatz als Aussenterrasse des Cafés und als Treffpunkt des städtischen Lebens.


Arkade
Die im Stich sieben Meter hohe Passage führt die städtebauliche Arkadierung entlang der Gertraudenstraße als öffentlichen Raum fort. Als skulpierter Raum gehört die Arkade zugleich der Folge von Innenräumen des Bet- und Lehrhauses an. Großflächige Wandöffnungen verbinden den Raum der Arkade visuell mit dem Archäologischen Feld der Petrikirche und wirken als natürliche Belichtung und Belüftung sowie als Filter zwischen Stadtraum und musealer Ausgrabung.


Archäolgisches Feld
Im Untergeschoss des Bet- und Lehrhauses birgt eine acht Meter hohe Halle die archäologischen Funde der ehemaligen Petrikirchen. Ihre Umfassungswände gründen auf den Grundmauern der neogotischen Kirche von 1853 und dienen dem Schutz sowie der Sichtbarmachung der historischen Fragmente. Durch das Anheben der Eingangsebene um eineinhalb Meter kann der archäologische Rundgang auf der Bestandsebene -1.5m entlang der historischen Fußböden, Fundamente und Fragmente im Planungsbereich des Sakralbaus und des ehemaligen Chores fortgesetzt werden.


Empfangs- und Treppenzylinder
Eine großflächige Öffnung der Ziegelwand markiert den Haupteingang am Kopf der Brüderstraße. Durch die archäologische Halle gelangt der Besucher in den zweigeschossigen, zylindrischen Empfangsbereich mit Café auf +1.5m, der von einer spiralförmigen Treppenanlage umschlossen wird. Von hier aus schraubt sich der Besucher, die archäologischen Ausgrabungen überblickend, in die Höhe.


Kuppelsaal
Über den südlich gelegenen Zugang betritt der Besucher auf + 9m den zentralen Kuppelsaal. Er fungiert als übersichtlicher Zentralraum der Begegnung und als Veranstaltungssaal für Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. Der Kuppelsaal versammelt die drei separaten Sakralräume, die in regelmäßiger Form um ihn situiert sind und jeweils axial von ihm erschlossen werden. Zugleich ist er ein eigenständiger Ort der Begegnung, der durch Erhabenheit zur Ruhe und zum Verweilen einlädt. In räumlicher Einheit mit dem Kuppelsaal befindet sich auf der Emporenebene +14m die Bibliothek der Religionen, deren Galerie sich zum zentralen Veranstaltungsraum öffnet.


Sakralräume
Die drei autonomen Sakralräume gruppieren sich um den gemeinsamen Kuppelsaal und dienen in Ausstattung und Funktion den drei Gemeinden als getrennte Gotteshäuser. Sie werden separat erschlossen, um eine unabhängige Nutzung der Sakralräume jederzeit zu gewährleisten. Raumqualität und Raumcharakter werden mit den Religionsgemeinschaften spezifisch entwickelt und bilden sich in der Aussenkubatur durch Lichtöffnungen differenziert ab. Räume für die Geistlichen und rituelle Nebenräume liegen in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Sakralräume. Synagoge und Mosche verfügen jeweils über eine eigene räumlich integrierte jedoch separat erschlossene Empore auf + 14m.


Stadtloggia
Den Abschluss des Solitärbaus bildet der geschützte Turmraum der Stadtloggia. Auf einer Höhe von 32 Metern gibt sie den Blick über die Stadtlandschaft frei und prägt maßgeblich die Stadtsilhouette. Als letzte Ebene des Zentralraums ist die Stadtloggia ein weiterer Ort der Versammlung und der Meditation. Die sich abzeichnende Belichtungskuppel des Zentralraums verbindet sie sichtbar mit dem Kuppelsaal und lässt diesen in den Stadtraum hinein wirken.


Material
Sichtziegel und Tageslicht im Zusammenspiel sind das Konstruktionsmaterial des Bet- und Lehrhauses. Fläche und Öffnung, Grenze und Schwelle, Erdung und Transzendenz finden in diesem Zusammenwirken Ausdruck. Eine Vielfalt von lichtführenden Perforierungen im Ziegelmauerwerk charakterisieren die verschiedenen Orte im Haus. Arkade, Kuppelsaal und Stadtloggia verbinden sich durch das Thema der aufgelösten Wand als Filter unterschiedlicher Intensität von Öffentlichkeit. Im Gegensatz dazu wird jeder Sakralraum durch eine eigene lichtgestaltende Ziegelperforierung charakterisiert: der Innenraum nimmt Gestalt an, die Fassade erscheint spezifisch im Stadtraum.


Konstruktion
Zur Aussteiffung und statischen Ertüchtigung wird das massive Ziegelmauerwerk mit Stahlbewehrung und zusätzlichen Stahlbetonverstärkungen versehen. Die Lasten werden über die Aussenwände und im Bereich der zylinderförmigen Rotunde über Stützen in die massiven Kalksteinfundamente abgetragen. In Teilbereichen werden die Lasten, je nach statischer Erfordernis, über zusätzliche Klein- und Großbohrpfähle in den Untergrund abgeleitet.