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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

Bahnhofstraße

1. Preis

Schegk Landschaftsarchitekten | Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

dv architekten deffner voitländer

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext - Realisierungswettbewerb Bahnhofstraße Murnau


Städtebau
Die Auflassung der Kohlgruber Straße als Verbindung nach Westen fordert eine grundlegende städtebauliche Neudefinition dieses öffentlichen Raumes in Murnau. Die Funktion als zentraler Knoten an zentraler Stelle im Stadtgrundriss aus Bahnhofstraße, Post-gasse, Burggraben und Kohlgruber Straße ist infolge der Ortskernumfahrung obsolet geworden. Dabei ist auch der unmittelbar anschließende Münter-Platz in die Gesamtüberlegung einzubeziehen. Es gilt, an dieser Nahtstelle sehr unterschiedliche öffentliche Freiräume, Straßen und Gassen, Platz und Park, sowohl funktional wie auch gestalterisch miteinander zu verweben. Dabei sind auch die den öffentlichen Raum definierenden, teils auch prägenden Gebäude ringsum zu berücksichtigen. Der charakteristische Treppengiebel der Post, der pavillonartige Bau des Kulturzentrums, die funktionalistische Architektur am Münter-Platz und andere bilden eine bauliche wie auch funktionale Vielfalt, die es in eine räumliche Einheit zu integrieren gilt. Ergänzt wird diese Vielfalt noch durch eine Vielzahl von Eingriffen in den Freiraum in Form von Mauern, Treppen, Geländesprüngen etc..
Dort wo diese nicht der notwendigen Reaktion auf die ausgeprägten Gefälle des Geländes geschuldet sind, gilt es zu reduzieren. An anderer Stelle werden künftig diese Elemente zur Sichtbarmachung der Topographie und zur räumlichen Zonierung und Definition an den ‚Ecken‘ des neu definierten öffentlichen (Platz-)raumes genutzt, z.B. vor dem Postgebäude in der Art einer Bastion mit Ausblick auf den neuen Platz.



Kohlgruber Straße, Park und Kulturzentrum
Der Rückbau der Kohlgruber Straße schafft die Möglichkeit, den Kurpark nach Norden bis an die nördlich anschließenden Privatgrundstücke heranzuführen. Damit wird das Kulturzentrum Teil des Parks. Der bauliche Solitär wird somit städtebaulich besser ein- und zugeordnet. Die Erschließung dient künftig Radfahrern und Fuß-gängern, die weiter Anschluss an den Nord-Süd parallel zur Ortskernumfahrung verlaufenden Weg finden. Auch das König-Ludwig-Denkmal wird in leicht nach Osten versetzter Lage besser an den Park wie auch das Ortszentrum angebunden.
Durch ein gebogenes Element aus Sitzkanten und Stufen, das sich in einem niveaugleichen Streifen im Boden fortsetzt, wird der Park am K-Zentrum abgegrenzt von dem nördlich und östlich angrenzenden Platzraum.
Kreuzung, Platzraum
Der räumliche Schwerpunkt des neu geschaffenen Platzraumes wird durch die Aufstellung des Maibaumes sichtbar markiert und hervorgehoben. In ihm zentrieren sich die ankommenden Straßen und Wege, gleichzeitig markiert er den Auftakt des süd-östlich anschließenden Münter-Platzes. Der gesamte Raum erhält durch eine einheitliche Belegung mit Pflaster ein zusammenhängendes Erscheinungsbild.
Münter-Platz, Postgasse
Der Münter-Platz als seitlich angelagerte Tasche öffnet sich nach der Neuordnung künftig stärker nach Nord-Westen zum neuen Platz hin. Die Gestaltung entspricht damit auch mehr den bestehenden Fußgängerströmen. Auch das Kunstwerk „Münterhaus“ wird in seiner neuen Lage erlebbarer. Im Süden hingegen sorgen eine Baumhain sowie eine Mauer zum Burggraben hin für deutliche räumliche Definition. Durch das neue, einheitliche Niveau des Platzes entsteht eine klare Raumordnung, eine bessere Nutzbarkeit für die umliegenden Nutzungen wie Gastronomie und stärkt auch die Anbindung über den Höllgraben an die östlich angrenzende gute Stube Murnaus, den Oberen und Unteren Markt.
Bahnhofstraße
Auch die Bahnhofstraße wird funktional und räumlich neu geordnet und gestalterisch aufgewertet. Durch Verringerung der Fahrbahnbreite und Anordnung von Senkrechtparkern gelingt es, trotz einer leichten Erhöhung des Stellplatzangebotes die Bahnhofstraße mit einer wechselseitigen Baumreihe durchgehend zu durchgrünen.


Verkehr
Die erforderlichen Verkehrsfunktionen werden trotz erheblicher Reduzierung der Fahrverkehrsflächen auch in der Neugestaltung erhalten. Bahnhofstraße und Burggraben sind auch in der reduzierten Breite von 6,50 m in ihrer Funktion nicht beschränkt. Die Geschwindigkeit sollte trotzdem auf max. 30 km/ begrenzt werden, auch um die Überfahrt über den Platzbereich in der Geschwindigkeit zu dämpfen.
In der aufgelassenen Kohlgruber Straße sind trotz Rückbaus die erforderliche Andienung des Kulturzentrums sowie die Zufahrt zu den Garagen bzw. die temporäre Ausfahrt aus der TG gewährleistet. Die Stellplatzanzahl in der Bahnhofstraße kann durch wirtschaftliche Aufstellung um einige Plätze erhöht werden, am G.-Münter-Platz werden 8 Plätze angelegt. Die geforderten Behinderten-Stellplätze am Kulturzentrum sind in kurzer Entfernung erreichbar.
Die öffentlichen Bushaltestellen sind ohne Busbuchten angelegt, die Fahrgäste können an der Haltestelle in Richtung Norden das Vordach an der ‚Info-Kurve‘ als Wetterschutz nutzen. Reisebusse könne ihre Fahrgäste künftig direkt vor dem Kulturzentrum aussteigen lassen, der Weg zum Treff am Ludwig II Denkmal ist kurz.



Gestaltung
In der Bahnhofstraße werden die Seitenflächen mit einem Plattenbelag mit hohem Komfort für Fußgänger mit und ohne Einschränkungen gestaltet. Die Fahrbahn wird in wirtschaftlicher Art mit Asphaltdecke ausgeführt.
An den Einfahrten von Bahnhofstraße und Burgraben wird der Platzbereich durch Belagswechsel gekennzeichnet. Die Überfahrt wird hier im Material an die Seitenflächen angeglichen, jedoch durch die Art der Verlegung im Reihenverband senkrecht zur Achse gekennzeichnet. Im übrigen Platzbereich, Geh- und Seiten-flächen, wird das Pflaster ‚richtungslos‘ verlegt, so dass die Anschlüsse an Winkel, Rundungen etc. gut gelöst werden können.
Granitpflaster mit gesägter und gestockter Oberfläche bietet Gewähr für gute Nutz- und Begehbarkeit, auch für eingeschränkt mobile Mitbürger, und im Fahrbahnbereich dämpft es die Geräuschentwicklung.
Die neu definierte, erweiterte Parkzone wird auch durch den Belag sichtbar gemacht. Ein freundlich hell eingefärbter Asphalt liegt auf allen Erschließungsflächen, Park-wegen, Fahr-/ Rad- und Gehwegen sowie Zugangs- und Aufenthaltsflächen.
Die Wegeachse im Verlauf der alten Kohlgruber Straße führt künftig im Westen auf ein Landschaftsfenster an der abschließenden Mauer zu - eine Reminiszenz an die historische Verbindung nach Westen.
Die bestehende, gerundete Mauer im Norden wird gestalterisch und funktional aufgewertet. Die Funktion der Schaukästen wird in eine vorgesetzte Verblendung integriert, und diese gleichzeitig beleuchtet. Durch ergänzende Angebote wie Displays wird dieser Bereich zur ‚Info-Kurve‘ aufgewertet. Ein Vordach bietet Wetterschutz – auch für wartende Busfahrgäste – und sorgt für einen optischen und funktionalen Akzent an wichtiger Stelle des öffentlichen Platzraumes.


Grün
Die aufgelassene Kohlgruber Straße wird im Zuge der Anpassung an den Kurpark mit Bäumen stärker begrünt.
Der wertvolle Baumbestand mit der prägenden Blutbuche an zentraler Stelle wird herausgestellt. Einzelne Baumpflanzungen im Platzbereich ergänzen den Bestand so, dass eine räumliche Verzahnung/ Überlagerung zwischen Park und Platz erlebt wird.
Auf dem Münter-Platz wird das Grün in einem formalen Baumhain konzentriert neu angelegt.
Die Bahnhofstraße wird mit Pflanzung von Bäumen zwischen den Senkrechtparkern durchgehend begrünt. Auch der Parkplatz auf Fl.Nr. 1511/2 wird mit einem Baumraster überstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

"Das Konzept besticht durch Großzügigkeit und Klarheit. Mit einfachsten Mitteln versteht es der Verfasser, den Kurpark überzeugend an die Innenstadt anzubinden. Die gestalterische Handschrift ist sicher und einfühlsam. Besonders zu würdigen ist die schnörkellose Weiterführung der geschwungenen Parkwegeführungen, die den Eingangsbereich des Kultur- und Tagungszentrums mit einer einprägsamen Geste versieht. Park und Stadtplatz begegnen sich so spannungsvoll.

Positiv wird die Differenzierung in Straßenraum, fließenden Übergangsbereich und Stadtplatz gesehen. Die Arbeit überzeugt durchgängig durch einen sehr hohen Durcharbeitungsgrad und eine konsequente und logisch nachgewiesene Entwurfsqualität. Die schlichte Grundhaltung nutzt die Potentiale des Raumes geschickt. An allen Orten entstehen in den Subräumen neue Aufenthaltsqualitäten. Die Besonderheiten des Entwurfes – darunter die Neuinterpretation der Info-Ecke – zeugt von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Ort. Zusammenfassend
betrachtet entsteht ein öffentlicher Freiraum von hoher Qualität, frei von verwechselbaren und modischen Attitüden.
Kritisch wird bewertet, dass auf dem Gabriele-Münter-Platz die beiden geforderten Behindertenstellplätze nicht im direkten Eingangsbereich der Sparkasse nachgewiesen sind. Die zusätzlichen Parkplätze erscheinen dem Grundstückseigentümer zu weit entfernt. Eine bessere Zuordnung wäre von Seiten der Sparkasse wünschenswert, wenngleich anerkannt wird, dass auf dem Platz eine neue Imagequalität entsteht.
Die Arbeit lässt abgesehen von dem Stellplatzwunsch der Sparkasse keine funktionalen Mängel erkennen. Das angebotene Konzept ist tragfähig, hat einen großen Wiedererkennungswert und überzeugt durch seine Selbstverständlichkeit. Die Blickbezüge sind gut herausgearbeitet.
Die vorgeschlagenen Materialien sind angemessen, verleihen dem Freiraum eine überzeugende, angenehme Anmutung und liegen im durchschnittlichen wirtschaftlichen Rahmen. Der offene Raumcharakter lässt auf ein hohes Maß an öffentlicher Sicherheit schließen."
blick auf den gabriele-münter-platz

blick auf den gabriele-münter-platz

Perspektive

Perspektive

lageplan gabriele-münter-platz

lageplan gabriele-münter-platz

Lageplan und Erläuterung

Lageplan und Erläuterung

Detail und Geländeschnitt

Detail und Geländeschnitt

Gesamtplan

Gesamtplan