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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Festplatz und Rathausplatz

2. Preis

club L94

Landschaftsarchitektur

Röver Ingenieurgesellschaft MBH

Bauingenieurwesen, Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Im Übergangsbereich zu den gewerblich und industriell genutzten Bereichen der westlichen Innenstadt entsteht auf den ehemaligen Flächen der Dynamit Nobel AG und Hüls-Troisdorf Zentralverwaltungen ein neues Büro und Dienstleistungsquartier. Eines der ersten Bausteine gegenüber dem Rathaus ist die neue Stadthalle. Zusammen bilden die beiden Gebäude einen Kulturschwerpunkt im Westen Troisdorfs als Gegenüber zur Burg Wissem mit dem Portal zur Wahner Heide im Osten, verbunden durch die Kölner Straße als zentrales Rückgrat der Innenstadt.
Die künftige Verkehrsführung der Innenstadterschließung aus Westen sieht vor, die Mülheimer Straße (B8) direkt an den Sieglarer Weg anzuschließen, um die westliche Kölner Straße zu entlasten und zu beruhigen. Diese Änderung birgt großes Potential, um den Abschnitt der Kölner Straße zwischen Stadthalle und Rathaus als Entree für die Innenstadt zu gestalten und beide Bereiche miteinander zu verbinden.


Konzept

Das Umfeld der neuen Stadthalle soll mit dem vorgelagerten Festplatz als ein zusammenhängender Stadtraum wahrgenommen werden. Dem gegenüber stellt sich das Rathaus mit seinem parkartigen Umfeld und dem Vorplatz als gänzlich eigenständiger Freiraum dar, gegenwärtig getrennt von Festplatz und Stadthalle durch die Kölner Straße. Um diese unterschiedlichen Bereiche nicht nur durch ihre gemeinsame kulturelle Nutzung zu verbinden, sondern auch räumlich miteinander in Beziehung zu setzen, wird der vorgeschlagene Belag des Stadthallenumfeldes zum einen auf den Festplatz erweitert, und zum anderen über die Kölner Straße auf den Rathausvorplatz übertragen. Als „Gelenk“ oder Verbindungselement markiert der Belag über die Kölner Straße hinweg, einem steinernem Teppich gleich, die fußläufige Verknüpfung von Rathauspark und Festplatz.
Mit der Idee „ein Platz im Grünen“ – der Rathausvorplatz – und „Grün im Platz“ – ein grüner Teppich auf dem Festplatz - wird das Grün des Rathausparks thematisch auf den Festplatz übertragen und dem Festplatz auf in diesem Sinne auch eine grüne Prägung verliehen.
Ein Rahmen aus Bäumen fasst den Festplatz und bildet die fehlenden Raumkanten besonders nach Westen und Süden hin. Gleichzeitig wird der Rahmen nach Osten um die Stadthalle weitergeführt, auf diese Weise Festplatz und Stadthallenumfeld als räumliche Klammer miteinander verbindend.
Um das Bild des Rathausparks zu stärken wird der in Teilen vorhandene Charakter von baumüberstellten Rasenflächen durch Neupflanzung von Parkbäumen aufgegriffen und erweitert.

Entwurf

Festplatz
Ein Rahmen aus Kiefern als Referenz zum Kulturlandschaftsraum Wahner Heide fasst den Festplatz, verleiht dem Ort durch den markanten Wuchs des Baumes einen besonderen Charakter und bildet die fehlenden Raumkanten besonders nach Westen und Süden hin. Die lockere, hainartige Anordnung der Bäume erlaubt die selbstverständliche Integration des vorhandenen Mammutbaumes und bietet Öffnungen auf den Platz für große Zuschauerströme, Ausstellerfahrzeuge und Feuerwehr. Großzügig dimensionierte Baumscheiben aus wassergebundener Decke, formal an die Gestaltungssprache der Hochbeete um die Stadthalle angelehnt, schaffen Inseln aus entsiegelten Flächen.
Seine grüne Prägung erhält der Platz durch einen Teppich aus Schotterrasenstreifen, der die ökologischen Eigenschaften von Rasen mit der Belastbarkeit von befestigten Flächen kombiniert und auf diese Weise die Befahrbarkeit des Platzes garantiert. An der nördlichen Platzkante klappen sich diese Rasenstreifen nach oben und entwickeln sich zu Rasenliegen, die durch ihre Entfernung zur stark befahrenen Mülheimer Straße und Süd-West Ausrichtung besonders zum Aufenthalt und Sonnenbaden einladen. Darüberhinaus bieten sie bei Veranstaltungen den Zuschauern Sitzmöglichkeiten mit Blick auf die Bühne der Stadthalle. Die Liegen sind mit einem Rahmen aus Stahlblech gefasst, das farblich auf die Fassade der Stadthalle abgestimmt ist. Zusätzliche Sitzmöglichkeiten in Form von hellen Betonbänken mit Holz-Sitzauflage werden im lichten Schatten der Kiefernhaine angeboten. Im Bankkörper könnten die geforderten 4 Verteiler für Strom und Wasseranschluss integriert werden.
Die funktionale Beleuchtung des Stadthallenumfeldes über schlanke Lichtstelen mit modularem Aufbau wird im Bereich des Festplatzes weitergeführt. Entlang der westlichen Platzkante befinden sich mehrere Fahrradabstellmöglichkeiten.
Insgesamt ermöglicht die Platzgestaltung eine hohe Belastbarkeit der Flächen, eine multifunktionale Nutzung als Veranstaltungsfläche sowie Spiel- und Bewegungsraum, bei gleichzeitiger Aufenthaltsqualität im lichten Schatten der Kiefernhaine oder auf den sonnenbeschienenen Rasenliegen.

Rathausplatz
Der Vorplatzbereich des Rathauses ist als „Platz im Grünen“ von den Rasenflächen des Rathausparks umgeben. Die befestigte Platzfläche erhält eine klare, auf die Stadthalle und die Raumkante des 50er- Jahre-Hochhaus bezogene Kontur. Durch Neupflanzung von Parkbäumen wie Amberbaum oder Flügelnuss wird der vorhandene alte Baumbestand ergänzt und der Parkcharakter des Ortes gestärkt, gleichzeitig die dominanten Fassaden der Gebäudeflügel zur Kölner Straße hin abgemildert. Das Rathausgebäude wird so von Grün umflossen und der Eingang dezidiert auf den Straßenraum der Kölner Straße ausgerichtet.
Die Verkehrsberuhigung der Kölner Straße in diesem Abschnitt ermöglicht es, den Belag des Vorplatzes teppichartig über die Fahrbahn der Kölner Straße hinweg bis auf den Vorplatz der Stadthalle auszustrecken und auf diese Weise eine großzügige fußläufige Verknüpfung zwischen diesen beiden Gebäuden mit öffentlicher Nutzung zu schaffen. Der Belag auf der Fahrbahn wird in halbstarrer Deckschicht mit anthrazitfarbener Ortbeton-Oberfläche ausgeführt, um die Befahrbarkeit durch Busse zu garantieren. Dieses Material durchsetzt gleichzeitig den Betonplattenbelag auf den Vorplätzen selber, sodass durch diesen Wechsel aus Platten und Ortbeton-Streifen ein zusammenhängender steinerner Teppich entsteht. Die dunkle Färbung des Materials auf der Fahrbahn signalisiert den motorisierten Verkehrsteilnehmern, dass in diesem Bereich erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist und markiert in diesem Sinne gleichzeitig auch schwellenartig den Eingang in die Innenstadt.
Analog zu den Schotterrasenstreifen auf dem Festplatz entwickeln sich die Betonstreifen auf dem Rathausvorplatz zu skulpturalen Sitzobjekten in Form von geschwungenen Betonelementen mit Holz-Sitzauflage. Drei Kiefern setzen auch in diesem Bereich durch ihren markanten Wuchs einen Akzent auf dem Platz und schaffen durch ihren lichten Schattenwurf eine angenehme Aufenthaltsqualität. Auf der gegenüberliegenden Seite markiert eine Reihe aus hohen Fahnenmasten mit integrierter Mastleuchtenfunktion das Rathausentree und leitet zum Haupteingang hin.
Die erforderlichen 4 Pkw-Stellplätze werden außerhalb der Platzfläche entlang der Kölner Straße als Längsparker angeordnet. Eine Reihe Fahrradabstellbügel ist am östlichen Platzrand unter den Parkbäumen platziert. Auf diese Weise wird die Platzfläche von Verkehr freigehalten und steht für Versammlungen und als Aufenthaltsfläche zur Verfügung.


Verkehrskonzept

Knotenpunkt Mühlheimer Straße / Sieglarer Straße / Kölner Straße
Die sich durch die Verlegung der B8 zukünftig ergebenden Verkehrsbelastungen führen zur Beschilderung und Signalisierung einer abknickenden Vorfahrt. Die maßgebenden Verkehrsbelastungen führen von der Mühlheimer Straße als Rechtsabbieger in die Sieglarer Straße bzw. als Linkseinbieger von der Sieglarer Straße auf die Mühlheimer Straße. Die Kölner Straße weist ein entsprechend geringeres Verkehrsaufkommen auf und stellt zukünftig die untergeordnete Verkehrsbeziehung dar. Eine geschwindgkeitsreduzierende Ausweisung der Kölner Straße als „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ nach § 45 StVO ist anzustreben.
Aufgrund der räumlichen Nähe der Knotenpunkte Mühlheimer Straße / Sieglarer Straße / Kölner Straße und Mühlheimer Straße / Kaiserstraße sind die Schaltungen dieser Signalanlagen untereinander zu koordinieren.
Die Übereckbeziehungen Mühlheimer Straße / Sieglarer Straße beanspruchen aufgrund der hohen Verkehrsbelastung etwa die Hälfte eines normalen Umlaufes der Signalschaltung von 90 Sek.. Eine situationsabhängige (dynamische) Schaltung sichert dabei den Verkehrsfluss für alle Belastungsspitzen, ausreichende Grünzeiten für Radfahrer und Fußgänger und eine vorrangige Abwicklung des ÖPNV.
Alle Verkehrsströme erhalten im Knotenpunkt separate Spuren. Auch der Linksabbieger aus der Kölner Straße wird über eine eigene Spur abgewickelt, um dem hohen Busverkehrsaufkommen gerecht zu werden. Eine gemeinsame Spur kann trotz Vorrangschaltung für den Busverkehr in Spitzenzeiten zu Problemen führen, da ein zuvorderst stehender Linksabbieger den Abfluss des Geradeausverkehrs direkt beeinträchtigen würde. Gleichzeitig sind die Grünzeiten der Hauptströme anzupassen, was zu einer Verlängerung der Umlaufzeiten führt.
Für die Signalisierung stellen die Rechtsabbieger aus der Mühlheimer Straße sowie die Linksabbieger aus der Sieglarer Straße die maßgebenden Verkehrsströme dar und werden somit in der ersten Phase zeitgleich abgewickelt. Unterdessen können die Fußgänger und Radfahrer die Kölner Straße gesichert queren. Nach dem Queren des Fußgängers kann der Rechtsabbieger aus der Sieglarer Straße in die Kölner Straße abbiegen.
In der zweiten Phase fließen zunächst die Geradeausfahrer aus der Mühlheimer Straße sowie aus der Kölner Straße ab. Gleichzeitig wird dem Fußgänger in der Sieglarer Straße Grün signalisiert. Im Nachlauf kann der Linksabbieger aus der Kölner Straße abfließen.
Der aus der Mühlheimer Straße kommende Radfahrer wird entgegen der heutigen Lösung weiter auf dem Bordstein geführt, da das Kreuzen des Hauptstromes der Radfahrer mit dem Hauptstrom des Kraftverkehrs einen erhöhten Gefahrenpunkt darstellt. Erst hinter dem Knotenpunkt wird der Radfahrer auf die Fahrbahn der Kölner Straße geführt.
Auf der Kölner Straße werden die Radfahrer im Mischverkehr auf der Fahrbahn geführt. In Richtung Mühlheimer Straße fahrend, können sie den nach der Fußgängerquerung beginnenden Radweg nutzen.


Querschnitt Bushaltestellen Rathaus
Der Busverkehr erhält im Zuge der Kölner Straße separate Aufstellbereiche seitlich des zentralen Fahrbahnbereiches. Die verbleibende Fahrbahnbreite ist dabei so gewählt worden, dass der Begegnungsfall LKW / Radfahrer bei beidseitigem Halten von Bussen gewährleistet bleibt. Die Radfahrer können ihre Fahrt somit ohne Anhalten oder Ausweichen auf die fußläufigen Nebenanlagen ungefährdet fortsetzen.
Auch die PKW-Verkehre erhalten grundsätzlich die Möglichkeit bei reduzierter Geschwindigkeit an gleichzeitig wartenden Bussen im Begegnungsfall PKW / PKW vorbei zu fahren. Eine Beeinträchtigung des Verkehrsablaufes wird somit im Regelfall auch bei längeren Standzeiten von Bussen vermieden. Gleichzeitig stehen für die auf der Fahrbahn fahrenden Radfahrer ausreichende Breiten für eine sichere Verkehrsteilnahme zur Verfügung.
Es stehen ausreichende Längen für jeweils zwei haltende Gelenkbusse zur Verfügung, wobei das hintere Fahrzeug die Haltestelle ohne Beeinträchtigung durch das vorne stehende Fahrzeug verlassen kann.