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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Neugestaltung der Oberen und Unteren Hauptstraße mit Seitenstraßen, Stadteingängen und Moosachöffnung

Anerkennung / Obere u. Untere Hauptstraße, Seitenstraßen u. Moosachöffnung

Preisgeld: 8.000 EUR

Büro für Städtebau und Architektur Dr. Holl

Stadtplanung / Städtebau

licht|raum|stadt planung gmbh

Lichtplanung

matthias braun

Kunst

Erläuterungstext

Städtebauliches Gesamtkonzept

Die eigene Welt der mittelalterlich geprägten Altstadt soll im Kontrast zum grünen Domberg herausgearbeitet werden. Ein durchgehender Stadtboden mit einem flächigen Pflasterplattenbelag aus Granit und die Reduzierung der Gestaltelemente im Straßenraum machen die differenzierte Baustruktur der Altstadt wieder erlebbar.
Mit Stadttor-Silhouetten mit Bodenmarkierung an den Altstadteingängen und Infotafel wird die historische Eigenheit der Altstadt um ein wesentliches Element ergänzt.
Das Alleinstellungsmerkmal, das Durchfließen der Altstadt durch Stadtbäche mit ihren Verzweigungen, wird in mehrfacher Hinsicht zum Thema der neuen Gestaltung. Im östlichen Teil des Straßenmarktes Obere Hauptstraße wird die Moosach großzügig geöffnet und auf 60m Länge für alle zugänglich gemacht. Am Wasser entsteht ein gut nutzbarer Aufenthaltsbereich mit Sitzstufen und Rampe für Rollstuhlfahrer.
Während man im östlichen Teil des Straßenmarktes zur Moosach hinuntersteigt, wird im westlichen Teil in einer Brunnenanlage das Wasser des unterirdischen Stadtbachs an die Oberfläche geholt.
Die teilweise Moosachöffnung lässt dem Straßenmarkt genügend Raum und Fläche für Märkte und Veranstaltungen. Bei größeren Veranstaltungen können die 3,20m breite Moosach und der Brunnen abgedeckt werden.
Durch die untere Hauptstraße wird eine 120cm breite gedeckte Formrinne als Abgrenzungs- und Leitlinie des Straßenraums geführt. Sie verweist auf den im Untergrund in einem Kanal fließenden Mühlbach, der früher im offenen Gerinne die Stadt durchzog.

Stadträume

In der Unteren Hauptstraße wird ein asymmetrischer Querschnitt vorgeschlagen. Auf der besonnten Seite entsteht ein Multifunktionsbereich mit einer Tiefe von 8-10m. Die breite Aufenthaltsfläche kann Freiraumgastronomie und Flächen für Warenpräsentation aufnehmen. Aber auch eine kleine Bühne ist unterzubringen.
Der sich zur östlichen Unteren Hauptstraße öffnende Marienplatz soll mit einem durchgehenden Pflasterbelag ohne Richtungswechsel zu einem ruhigen Platzraum umgestaltet werden, in dem die Mariensäule und der Marktbrunnen sowie die umstehenden Gebäude besser zur Wirkung kommen (Rathaus, Asamgebäude u.a.).
In der Oberen Hauptstraße entsteht ein neuer Aufenthaltsbereich um die Moosachöffnung. Mit Trittstufen und Sitzpodesten sowie gläsernen Brüstungen mit breitem Handlauf aus Flachstahl wird ein skulpturales Bodenrelief gestaltet. Die Mitte des Straßenmarktes wird freigehalten. Sie eignet sich zur Aufstellung eines Maibaumes. Am westlichen Ende des Straßenmarktes entsteht als Pendant ein Aufenthaltsbereich mit Brunnenanlage und Spuckfontänen, Sitzbänken und Spielgerät. Durch den Gitterrost des Brunnens hört man die im Untergrund fließende Stadtmoosach, die nachts imposant beleuchtet wird.
In den Gassenräumen wird der Pflasterbelag teils mit Mittelrinnen weitergeführt. In der Heiliggeistgasse wird dem historischen Lauf des Mühlbaches entsprechend die 120cm breite gedeckte Formrinne bis zur offenen Stadtmoosach weitergeführt. Am historischen Einlaufpunkt könnte der im Kanal laufende Mühlbach 1-2m unterirdisch im offenen Gerinne geführt werden, so dass er über einen Abdeckrost hörbar und sichtbar wird.

Stadttore

An den historischen Stadteingängen werden Stadttor-Silhouetten der historischen Tore in abstrahierender Form aufgestellt. In den Torgerüsten können an Stahlseilen bedruckte Banner eingehängt werden, die auf Events und temporäre Aktionen hinweisen. Die Tore bestehen aus in tiefen Betonfundamenten eingespannten Stahlprofilen, die einen bronzefarbenen Farbton durch eine Oberflächenbeschichtung mit einer Messing-Kupfer-Legierung erhalten.
Der Grundriss der Umfassungsmauern der Tore wird im Pflasterbelag markiert. Eine charakteristische Ansicht des ehemaligen Stadttores kann auf einer Bronzetafel dargestellt werden. Soweit im Untergrund noch Grundmauern vorhanden sind, können diese durch eine Glasüberdeckung – nachts beleuchtet – sichtbar gemacht werden.

Stadtboden

Die Gesamtgestaltung des niveaugleichen Stadtbodens ist so angelegt, dass zukünftig der gesamte Straßenraum von Hauswand zu Hauswand als Begegnungszone nach Schweizer Vorbild nutzbar ist. Die bestehenden Verkehrsregeln wie Einbahnstraßen und versenkbare Poller bleiben bestehen. Abgestellte Fahrräder schaffen transparente Grenzen. Der Straßenraum kann aber auch heute bereits temporär als reine Fußgängerzone genutzt werden.

Der die Altstadt durchziehende Stadtboden besteht aus einem Pflasterplattenbelag im einfachen Schiffsverband in gebundener Bauweise (siehe Detail). Als Belagsmaterial wird hellgrauer bis gelblicher Granit vorgeschlagen, der gut mit dem Farbcharakter der Altstadt harmoniert. Das gesägte und sandgestrahlte Material bietet für die gesamte Altstadt einen ebenflächigen Belag mit engen Fugen und bester Begehbarkeit (Barrierefreiheit).
Die Fahrbahn, der Gehweg und die Übergänge werden barrierefrei gemäß DIN 18040 ausgeführt. Der barrierefreie Übergang von Straßenseite zu Straßenseite ist über Mulden- und gedeckten Formrinnen möglich. Die Führung der Blinden und Sehbehinderten erfolgt gemäß DIN 32984 taktil über Gebäude und Rinnen und visuell über die farblich kontrastierenden Rinnen.
Die Bushaltestellen sind über Auffindestreifen (90cm Breite) im Einstiegsbereich angebunden. Der Ein- und Ausstieg erfolgt über ein Kassler Hochbord (Höhe 18cm).

Die Entwässerung wird über ein Rinnensystem entlang der meist bestehenden Einlaufpunkte geführt. Im Bereich der Oberen Hauptstraße sind es 30cm breite Muldenrinnen, in der Unteren Hauptstraße neben der o.g. 120cm breiten gedeckten Formrinne eine Schlitzrinne mit begleitendem Läuferstein (siehe Detail).

Beleuchtungskonzept

Das vorgeschlagene Beleuchtungskonzept hält den Stadtraum konsequent von Beleuchtungsmasten frei und unterstützt das Gesamtkonzept der Minimierung von Einbauten.
Es kommen überwiegend moderne Seilpendelleuchten mit LED-Technik und warmweißem Licht zum Einsatz, die hervorragend in ein Lichtmanagementsystem eingebunden werden können. Es werden weitgehend vorhandene Abspannpositionen in den Straßen verwendet.
Die gewählte Leuchtenfamilie, die situationsbezogen als Pendel-, Wand- oder Mastleuchte eingesetzt werden kann, fügt sich durch ihre formale Stringenz und vornehme Zurückhaltung bestens in die bestehende Architekturlandschaft ein.
Der Marienplatz wird von Strahlern, die an den Traufkanten der angrenzenden Gebäude montiert werden, spannungsvoll ausgeleuchtet. Hier ermöglicht das Lichtmanagementsystem auch unterschiedliche Lichtszenen.
Der inszenierte Hochpunkt der Marienkirche bildet weithin sichtbar das Zentrum ab.
Die gezielte Beleuchtung ausgewählter Fassaden repräsentativer Architekturen als Identität stiftende Objekte und von Fassaden an stadträumlich bedeutenden Orten stärken das Raumempfinden tragen zur Steigerung der Orientierung bei.
Die punktuelle Unterleuchtung von Bäumen unterstützt das Raum bildende Lichtkonzept.
Lichtpunkte im Belag markieren die Stufenanlagen zur Stadtmoosach und zeigen topographische Unterschiede in der Hauptstraße.
Stadttore als Lichtrahmen interpretieren die Vergangenheit. Die auf den Innenseiten über Streiflichter herausgearbeiteten Strukturen der „neuen“ Stadttore geben aus verschiedenen Blickwinkeln immer nur einen Teil der Beleuchtung frei. Der Betrachter erzeugt seine eigene Dynamik.


Möblierung

Entscheidender Bestandteil des neuen Gestaltungskonzeptes ist das Freiräumen des Stadtraums durch eine Reduzierung der Möblierung und Ausstattungselemente. Statt freistehender Beleuchtungsmasten sind in den engen Straßenräumen Überspannungen und Wandstrahler an den Hauswänden vorgesehen.

Die Vielzahl der geforderten Fahrradständer ist so konzipiert, dass bei Nichtbelegung nur Poller im Straßenraum stehen, die wenig augenfällig sind. Sie können bei Veranstaltungen leicht herausgenommen werden.

Die Fahrradabstellplätze sind in Gruppen zusammengefasst und an Stellen platziert, die im Straßenraum weniger im Blickpunkt sind. So sind die Fahrradständer in der Unteren Hauptstraße überwiegend an der konvex gekrümmten Straßenseite angeordnet. Die konkav gekrümmte Straßenseite wurde weitgehend freigehalten, da diese mehr im Blickpunkt ist.


Wichtiges Element in der neuen Altstadt sind die Bankgruppen als Ruhepunkte im öffentlichen Raum. Sie sind an den besonnten Plätzen aufgestellt. In der Unteren Hauptstraße sind den Bankgruppen Trinkwasserbrunnen zugeordnet, die in der Gestaltung die Formensprache des Marktbrunnens aufnehmen und thematisch fortsetzen.

Alle Möblierungselemente sollen in einem einheitlichen Erscheinungsbild gestaltet werden. Alle metallischen Teile erhalten einen bronzefarbenen Farbton durch eine Oberflächenbehandlung aus einer Messing-Kupfer-Legierung.

Ein optisch stark auffallendes Element in der Altstadt ist die Bestuhlung der Freiraumgastronomie. Es sollte ein durchgehender Material-Charakter, z.B. Holz und Metall, gefordert werden.

Grünelemente

Im Gegensatz zum grünen Domberg soll die Altstadt von Baumpflanzungen freigehalten werden. Eine Ausnahme bildet der Platz um das Roider-Jackl-Denkmal, der mit einem gezogenen Baumdach und wassergebundenen Rieseldecken zu einem intimen Aufenthaltsbereich in der Altstadt aufgewertet werden soll (einige seiner Gstanzl könnten auf einer Bodenplatte lesbar gemacht werden).

Zur Auflockerung der Raumwände sollen in der Altstadt durchgehend an den Ladeneingängen und besonderen Hauseingängen Pflanzgefäße mit Blumenschmuck aufgestellt werden. Die Pflanzgefäße sollten von der Stadtgärtnerei mit einheitlichem Flor bepflanzt und den Eigentümern gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Der Blumenflor kann jahreszeitlich wechseln. Ansonsten sollte auf Blumenkübel verzichtet werden. Auch die Freiraumgastronomie kann ohne Pflanzgefäße und sonstige Eingrenzungen auskommen.

Grünelemente

Im Gegensatz zum grünen Domberg soll die Altstadt von Baumpflanzungen freigehalten werden. Eine Ausnahme bildet der Platz um das Roider-Jackl-Denkmal, der mit einem gezogenen Baumdach und wassergebundenen Rieseldecken zu einem intimen Aufenthaltsbereich in der Altstadt aufgewertet werden soll (einige seiner Gstanzl könnten auf einer Bodenplatte lesbar gemacht werden).

Zur Auflockerung der Raumwände sollen in der Altstadt durchgehend an den Ladeneingängen und besonderen Hauseingängen Pflanzgefäße mit Blumenschmuck aufgestellt werden. Die Pflanzgefäße sollten von der Stadtgärtnerei mit einheitlichem Flor bepflanzt und den Eigentümern gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Der Blumenflor kann jahreszeitlich wechseln. Ansonsten sollte auf Blumenkübel verzichtet werden. Auch die Freiraumgastronomie kann ohne Pflanzgefäße und sonstige Eingrenzungen auskommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist gekennzeichnet durch ein einfaches, zurückhaltendes und damit der historischen Raumsituation angemessenes Gestaltungskonzept. Sie respektiert die historischen Gegebenheiten und Standorte der vorhandenen Elemente wie Denkmal und Marktbrunnen, wahrt die Sichtbeziehungen und stellt den Marienplatz in das ihm angemessene Zentrum des Raumgefüges.
Sie berücksichtigt dadurch auch das bedeutendste profane Baudenkmal Freisings – das Asamgebäude – und die beabsichtigte räumlich Beziehung zwischen Marienplatz und Domberg.
Positiv ist auch zu sehen, dass in der Unteren Hauptstraße bis zur Bahnhofstraße und im weiteren Verlauf in der Oberen Hauptstraße bis zur Bahnhofstraße keine vertikalen Gestaltelemente vorgesehen sind, was der historischen und architektonischen Bedeutung des Stadtraumes entspricht. Durch die einfache Führung von Pflasterbändern und Entwässerungsrinnen im Straßenverlauf wird die verkehrliche Funktion angenehm definiert und gleichzeitig die Leitfunktion zum zentralen Bereich erzeugt.
Im Bereich der Oberen Hauptstraße von der Bahnhofstraße nach Westen stellen die Verfasser die Funktion des Bereiches als Platz- und Veranstaltungsraum in den Vordergrund und nicht die Aufgabe der Moosachöffnung.
Insofern entsteht eine vielfältig nutzbare Fläche in welche die Teilöffnung der Moosach als Element der Platzgestaltung und weniger als sichtbarer Bachverlauf im Stadtraum wahrgenommen wird. Die in relativ weiter Entfernung im Westen des Bereichs vorgeschlagene Brunnenanlage vermag es nicht die Linienführung eines durchgängigen Bachverlaufs zu vermitteln.
Die gestalterische Ausbildung der Moosachöffnung mit beidseitigen Sitzstufen und Aufenthaltsbereichen am Wasser ist im Sinne der Definition der Moosachöffnung als Gestaltelement möglich. Im Sinne der Aufgabenstellung den historischen Bachlauf wieder zu öffnen ist dieser Ansatz kritisch zu werten. Die Reduzierung und gestalterische Ausbildung der Gestaltelemente stört allerdings den Gedanken eines großzügigen einfach gestalteten Platzraumes.
Das zurückhaltende Gestaltungskonzept wird unterstützt durch die Materialwahl die einen einfach und ganzheitlich erlebbaren Stadtboden erzeugt, wobei sie die historische Dimension der Freisinger Hauptstraße unterstreicht und nicht zu der historischen Bausubstanz in Konkurrenz tritt.
In diesem Zusammenhang ist es zu begrüßen, dass die Verfasser auf Baumpflanzungen im Verlauf der Hauptstraße und auf dem Marienplatz verzichten.
Dahingegen erscheint der Baumhain am Roider-Jackl-Brunnen als mögliche schattenspendende Aufenthaltsfläche im Freiraumgefüge sinnvoll.
Die vorgeschlagenen notwendigen Gestaltelemente wie Bushaltestellen, Sitzbänke etc. sind in ihrer Einfachheit im Sinne des zurückhaltenden Gestaltungskonzeptes konsequent.
Die notwendigen funktionalen Gegebenheiten sind sowohl in Bezug auf die Nutzbarkeit der Räume als auch in Bezug auf die zukünftige Verkehrsführung erfüllt.
Die vorgeschlagene technische Ausbildung des Stadtbodens und die einheitliche Verwendung von Granitplatten berücksichtigt Belange von Menschen mit Behinderung und zeigt einen sinnvollen technischen Aufbau.
Das Beleuchtungskonzept arbeitet konsequent mit Überspannungen, verzichtet auf den Stadtraum störende Masten und Stelen und unterstützt damit konsequent das Gestaltungskonzept.
Die Wirtschaftlichkeit ist sowohl beim Bau als auch Unterhalt der Anlage gegeben.
Die Arbeit erfüllt das geforderte Programm. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar, wobei insbesonders die gestalterische Zurückhaltung in Bezug auf die vorhandene architektonische und stadträumliche Gegebenheiten zu sehen ist.
Problematisch erscheint die zu zaghafte Öffnung der Moosach und deren Detailausbildung, die gestalterisch in verschiedenen Punkten nicht befriedigend ist.