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Einladungswettbewerb | 01/2014

Mülheimer Platz

2. Preis

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

kleyer.koblitz.letzel.freivogel

Architektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Klärende Kanten
Eine präzise gesetzte steinerne Intarsie gibt den Mühlheimer Platz eine klar lesbare Kontur und eine neue Identität. Alt- und Neubau des Hauses der Bildung bekommen eine verbindende Adresse.

Der Mühlheimer Platz behauptet sich heute nur mit Schwierigkeiten im Reigen der attraktiven Stadtplätze Bonns: Er wird kaum als Platz wahrgenommen, fließt über in die angrenzenden Straßenräume. Die Linearität des Raums wird durch die Längsteilung der Garagenzufahrt erheblich gesteigert. Die Masse und grobe Gliederung der Kaufhausfassade wirkt unmaßstäblich in den Raum, die atmosphärische Qualität ist schlecht. Zudem stellt sich die Frage welcher Auftritt dem Haus der Bildung mit Alt- und Neubau gebührt.

Passepartout und Teppich
Ein klar konturierter Belag aus großformatigen Plattenbahnen belegt teppichartig den Platz. Allseitig wird er dabei von Pflaster umflossen. Das Kleinsteinpflaster des Bestandes, das die Bonner Innenstadt so stark prägt, wird hier zum verbindenden Medium mit dem angrenzenden Umfeld. Die Platten, im Umfeld gern als gliedernde Bänder und Raster verwendet, werden in ihrer flächenhaften Verwendung zum besonderen Merkmal des Mühlheimer Platzes. Vorgeschlagen werden Platten aus Betonwerkstein in changierenden Dunkel-Warmgrau-Tönen mit Bahnbreiten von 30 bis 60 cm.
Mit einer kleinen Geste wird der neue Eingang zum Haus der Bildung betont: Während zu den Gebäudefluchten eine durchgängige Saumbreite von 1,50 Meter eingehalten ist, wird im Bereich des Eingangs und der Gastronomie der Belag bis an die Gebäudekante geführt. Eine besondere Zueignung des Platzes zum Haus der Bildung wird so angedeutet.
Die Zufahrt zur Tiefgarage wird im selben Plattenmaterial hergestellt. Eine Aufkantung der Platzfläche von 3cm dient der Wasserführung, der Führung des Fahrverkehrs und der gegenseitigen Orientierung. Die Zufahrt wirkt wie eine leichte Einfräsung in den Belag.

Der Heckenblock
Im Zentrum des Platzes steht ein geschnittener Pflanzkörper aus Goldeiben. Er umgibt dreiseitig als asymmetrische Klammer die Einfahrt in die Tiefgarage. Mit seiner klaren kubischen Form und dem durchgängigen Schnitthorizont in 1m Höhe bildet er eine beruhigende vegetative Setzung. Die Absturzsicherung zur Abfahrt und die technischen Einbauten sind in der Pflanzung verborgen.

Neue und alte Bäume
In einen nordseitigen Einschnitt in den Heckenblock wird ein mehrstämmiger, aber hochschäftiger Solitärbaum gesetzt. Die Blumenesche setzt mit ihrem filigranen Laub und malerischen Wuchs einen reizvollen Kontrapunkt zur Strenge der Fassaden und des Eibenblocks. Vor die Kaufhaus-Front der Ostseite wird eine Reihe von lockerkronigen und aufrecht wachsenden Zieräpfeln (Malus tschornoskii) gepflanzt. Die Standorte sind abstimmt auf die Taktung der Fassade. Die Baumgruppe an der Einmündung der Münsterstraße wird erhalten und erhält einen neuen Zuschnitt der Pflanzflächen. Bäume (wie auch Heckenkörper) erhalten zum Erreichen der notwendigen Substratstärken auf Gebäudeteilen Aufkantungen bis zu 40 cm aus unbehandeltem Stahl.

Ausstattung
Besondere Aufenthaltsqualitäten werden an den offenen Platzköpfen gesehen. So werden unter den Kronen der Esche sowie unter den Bestandsbäumen an der Münsterstraße Bänke gestellt. Eine weitere Bank wird als Teil des Hochbauprojekts am Eingang des HdB platziert. Gastronomiestandorte mit mobiler Bestuhlung können wie vorgesehen am Kopf des Neubaus entstehen, aber auch an den Eckbereichen des Karstadt-Baus.
Der Bedarf an Fahrradständern wird in versetzter Aufstellung auf der Ostseite in der Baumreihe sowie in der Münsterstraße gedeckt. Für die Beleuchtung wird der in der Altstadt / Fußgängerzone verwendete Typ mit einer Masthöhe von 3,00 m vorgeschlagen und an den Platzrändern platziert. Die Effektbeleuchtung an Gebäuden beschränkt sich auf die Inszenierung des Unterschnitts im Eingangsbereiches des Hauses der Bildung.

Stadtboden
Als dominierender und übergreifender Stadtboden wird das Basaltpflaster interpretiert. Die Kopfbereiche des Platzes werden in den Anpassungsbereichen flächenhaft in Segmentbögen gepflastert. Schmückende Gliederungselemente wie Streifungen und Borten entfallen zugunsten großzügiger verbindender Flächen. Soweit möglich wird vorhandenes Material auch vom Platz wiederverwendet.
Zur Verkehrsführung in den Mischverkehrsflächen dienen in der Münsterstraße die Entwässerungslinien, die als offene Pflasterrinne ausgebildet sind.
Als Umbaubereich an der Münsterstraße wird als Minimum der Kopfbereich gegenüber der Eingangszone Cassiusbastei eingeschätzt. Wünschenswert ist ein Umbau zwischen Florentiusgraben und Poststraße.