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Offener Wettbewerb | 01/2014

Bahnhofsumfeld

Gesamtplan

Gesamtplan

ein 3. Preis

Preisgeld: 5.250 EUR

Stefan Resch

Architektur

Alexander Over Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

„Auf einer Spazierfahrt, bei der man nach Belieben
aussteigen kann, gibt es keine Ankunft, bei der
Eisenbahnfahrt aber wird der Unterschied von
Ankunft und Abfahrt geheimnisvoll schematisiert
durch eine Operation, die sich in den Bahnhöfen,
diesen ganz besonderen Stätten, vollzieht, die
sozusagen kein Teil der Stadt sind und doch die
Essenz ihrer Persönlichkeit so deutlich enthalten wie
sie auf dem Signalschild ihren Namen tragen."
Marcel Proust

Die Typologie Kolonnade als Übergang zwischen
Gebäude und Freiraum, Abgrenzung und Offenheit
steht symbolisch für dieses von Proust beschriebene
phänomenologische Spannungsfeld. Ankommen aus
der Ferne - Dazwischen - Eintritt in die Stadt. Die
Kolonnade als Wandelhalle wie sie in der
Kurort-Architektur von Karlsbad oder auch Bad
Kissingen jedem als eindrückliches Bild bewusst ist,
leistet hier zudem verschiedene andere wichtige
Dienste. Die raumbildende Definition des
Bahnhofplatzes als Fassung bei gleichzeitiger
Durchlässigkeit zum Einen - die gezielte Führung der
Besucher, eine Integration der Unterführung sowie
das Beherbergen von Wartenden oder der
Anbindung von Nutzung zum Anderen, kann durch
dieses großzügige Architekturelement bewältigt
werden. Die Kolonnade reagiert mit unterschiedlichen
Breiten auf Anforderungen im Gefüge. Die U-Form
als Geste - eine Willkommensgeste.
Dem Anreisenden eröffnet sich ein Raum. Dieser
Raum für ein mit Erwartungen gefülltes Durchatmen
wird durch die alte Eiche sowie den neuen Brunnen
besetzt. Die alte Eiche bleibt dem Platz als Charakterbaum erhalten.
Der Wurzelteller kann im Platzbereich
auf mind. 24 m² entsiegelt werden. Der Eingriff in den
Wurzelbereich kann auf wenige Punktfundamente am
äußeren Rand des zu erwartenden Wurzelbereichs
reduziert werden. Wurzel- und Baumschutzeinrichtungen
und ein Bewässerungssystem müssen
während der Bauzeit den Erhalt sicherstellen.

Der Chiemsee-Brunnen mit den Markierungen der
wichtigen Orte um und auf dem See ermöglicht eine
Orientierung und im übertragendem Sinne ein
Ankommen am See. Mit den nächsten Blicken
erschließen sich die Bäckerei Miedl mit den von
Süden und Westen sonnenbeschienen
Freisitzmöglichkeit vor und in der Kolonnade, der
Fahrradverleih, der Durchblick zum Busbahnhof und
nicht zuletzt die wartenden Taxis - vielleicht sogar die
neu platzierten kleinen Tierfiguren aus Bronze unter
der Eiche. Die Enden der Wandelgänge weisen den
Fußweg in den Ort oder die Passage. Man ist
angekommen - angekommen in Prien.
Das sich nördlich anschließende Baufeld wird durch
zwei Einzelbaukörper, die die Körnung der
Umgebung aufnehmen, besetzt. Die bestehenden
Bäume werden erhalten und der Kreuzungsbereich
erhält klare Raumkanten. Bewusst werden die
Neubauten entlang der Hochriesstraße mit einem
parallel zur Straße ausgerichtetem Dach positioniert.
Somit kommt dem mit seiner übergeordneten
Bedeutung versehenen, markanten Bahnhofsgebäude
die Sonderstellung mit dem singulär,
querstehenden Giebel zu. Die Stellplätze für die
Seitenflügel des Bahnhofes sowie die nötigen
Stellplätze für die neue Bebauung werden in einer
Tiefgarage untergebracht. Vorstellbare Nutzungen
sind Gastronomie oder Einzelhandel im EG und
Wohn- oder Büroflächen in den Obergeschossen.

Teilbereich 2
Der Entwurf sieht eine klare Trennung der
Verkehrsführung vor. Die Zufahrt für Taxis und die
Kiss & Ride Stellplätze wird getrennt von der Zufahrt
Busbahnhof und der Zufahrt zum Parkhaus bzw. den
Park & Ride Stellplätzen. Die Anbindung von
Busbahnhof an den Bahnsteig sowie die Wege vom
Parkhaus zum Bahnhof als auch zum Park sind klar
und übersichtlich. Die Bussteige erhalten eine
Überdachung und der Bahnhof wird zum
Straßenraum durch eine neue Bebauung abgegrenzt.
Der Straßenraum wird somit gestärkt.
Die Fassade vom Parkhaus weicht von der
Hochriesstraße zurück um einen Grünraum zur
gegenüberliegenden Bebauung herzustellen. Das
südlich folgende Gebäude nimmt die Flucht der
bestehenden Bebauung auf. Das Sparkassengebäude
begrenzt den Raum im Norden und wird
somit einbezogen. Das Wegesystem zielt auf eine
klare Orientierung. Die öffentlichen Gehwege greifen
das ortstypische Tonziegelpflaster auf und binden
das Planungsgebiet eng an den Ortskern an.
Bahnsteige und Verbindungswege zu den
öffentlichen Verkehrsmitteln werden mit
großformatigen Platten belegt. welche auch in den
witterungsgeschützten Kolonnaden weiterlaufen. Die
Vielzahl an Erschließungs- und Verkehrsfunktionen
bedingen einen relativ hohen Verdichtungsgrad.
Dennoch sind die versiegelten Flächen soweit als
möglich reduziert, um eine stärkere Durchgrünung
des Quartiers zu erreichen. Einseitige Baumreihen aus
rotblühenden Kastanien und Baumhaseln geben dem
Straßenraum Halt. Ein Wechsel der Baumart auf
Höhe der Wendelsteinstraße, verbunden mit einem
Wechsel der Straßenseite bricht die lange Flucht der
Hochriesstraße und markiert den Eintritt in das
unmittelbare Bahnhofsvorfeld.

Teilbereich 3
Das historisch nicht durch Bebauung besetzte Feld
wird weiter freigehalten. Die bestehende Situation wird als große Qualität betrachtet, welche genutzt werden soll um eine attraktive Grünfläche im Ort anzubieten. Der vorliegende Entwurf verbindet den
Wunsch nach mehr Grünfläche mit dem Bedürfnis
nach Stellplätzen in diesem innerörtlichen Bereich.
Der Beitrag versteht sich als Variante ohne eine
kostenintensive (Invest und Wartung) TG
auszukommen - diese aber nicht für immer
auszuschließen. Der Wendelsteinpark wird als grüne
Mitte zwischen Bernauer Straße und
Bahnhofsquartier erweitert und aufgewertet.
Erdskulpturen, kleine „Wendelsteine", seriell in der
Fläche verteilt werden artifizielle Stereotypen der
bayrischen Landschaft.
Sie strukturieren den Park und schaffen eine eigene
Identität. Montane Kiefern auf den Wendelsteinen
bilden einen perfekten Kontrast zu den bestehenden
Birken. Entlang der Wendelsteinstraße harmonisiert
eine Reihe aus schmalkronigen Hainbuchen die
Fassadenflucht und gibt dem Park eine grüne Kante.
Die neue Bebauung stärkt den Straßenraum, die
Kanten des neuen Parks und nimmt die Körnung der
gegenüber liegenden Bebauung auf. Für die Nutzung
sind hier Gastronomie oder Einzelhandel im EG und
Wohnen in den Obergeschossen vorstellbar.

Teilbereich 4
Der Bereich östlich der Bahn wird so gegliedert, dass
die Busse eindeutig der Schule zugeordnet sind.
Die Stellplätze für die Lehrer werden ebenfalls in
größtmöglicher Nähe platziert. Für diese besteht mit
einer Schranke die Möglichkeit unbefugten Gebrauch
unter der Woche zu verhindern. Gegenüber dem
Schulhof wird eine großzügige Grünfläche geplant.
Die linearen Grünstrukturen entlang der Bahnlinien
werden fortgesetzt und durch Sequenzen von
Baumreihen gestärkt. Bäume der Hart- und
Weichholzaue wie Weiden, Pappel und Eichen bilden
Vegetationsbilder des Ortes nach und zeigen dem
Reisenden das nahe Seeufer an.

Teilbereich 5
Um den Discountmarkt im Ort zu integrieren wird
einerseits vorgeschlagen, diesen am Straßenraum zu
platzieren, um so eine Raumbeziehung über die
Straße aufzubauen, andererseits wird eine
Aufstockung empfohlen, die es erlaubt Höhe und
Körnung der umliegenden Bebauung abzubilden.
Dieses erhöhte Baurecht stellt zugleich einen Anreiz
für den Eigentümer des Grundstücks dar. Der
Baukörper ist an der Straßenseite flächig und an den
anderen Seiten zu einem Großteil mit Öffnungen zu
gliedern. Die Anlieferung erfolgt überdeckt.
Der Parkplatz wird so gegliedert,
dass eine Begrünung möglich ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es handelt sich insgesamt um einen klar strukturierten Entwurf der sein Hauptaugenmerk auf die Gestaltung des Bahnhofvorplatzes legt unter Einbeziehung historischer Vorlagen, ein Kollonadenkonzept, das sich auch östlich der Bahn fortsetzt.

Die verkehrlichen Anlagen wie Busbahnhof und Parkhaus liegen richtig entlang der Bahn, der Busbahnhof wird durch ein Geschäftshaus zur Hochriesstrasse getrennt.
Der Wendelsteinpark wird im wesentlichen beibehalten, die Neubebauung im Nordosten wird durch Ihre Massivität kritisch gesehen
Im Osten wird der Supermarkt an die Seestrasse verlegt, eine wesentliche städtebauliche Verbesserung. Die Parkplätze und die Strassenführung sind richt positioniert.

Der poetische Entwurfsansatz des Bahnhofvorplatzes erscheint anfänglich reizvoll, dabei zeigt sich jedoch, dass der Zugang von Bahnhofstrasse und Postweg sich nicht organisch anfügt. Das Ankommen des Gastes erfährt eine enorme Aufwertung, auch Taxistellplätze, Fahrradstellplätze und kiss & ride – Plätze sind sehr gut positioniert. Die nördlich des Bahnhofsplatzes situierten Bauten ergeben unter Einbeziehung der Baukörper zusammen mit der bestehenden Bebauung ein gelungenes Ensemble

Der Busbahnhof ist funktionsfähig muß jedoch in Teilbereichen optimiert werden. Die Zufahrt zur Sparkasse, Parkplätzen und Parkdeck ist optimal gelöst. Die Stellplätze am Wendelsteinpark sind nicht vorstellbar. Das Parkhaus ist an dieser Stelle überdimensioniert.

Ein Schallschutz ist nur im Bereich des Parkhauses vorhanden. Eine ausreichende Wirtschaftlichkeit scheint gegeben. Eine Realisierung in Bauabschnitten ist gut möglich.
Perspektive Bahnhofsplatz

Perspektive Bahnhofsplatz

Schnitt Bahnhofsplatz

Schnitt Bahnhofsplatz

Schnitt Bahnquerung

Schnitt Bahnquerung

Wendelsteinpark

Wendelsteinpark

Nutzungsplan

Nutzungsplan